wer

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Hakuin

Beitragvon Hakuin » 02.11.2006, 11:23

wer

warst du
gestern
der du heute
[align=right]nicht[/align]
bist und
morgen
[align=right]nicht[/align]
sein wirst


© hakuin06

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.11.2006, 12:48

Hallo Hakuin,

eine sehr tiefgründige Eigenreflexion, die den Leser selbst zum Nachdenken anregt.
Gelungen!
Saludos
Gabriella

Max

Beitragvon Max » 03.11.2006, 19:55

Liebe Hakuin, liebe Gabriella,

ich lasse lieber von anderen denken ;-)

Was mir gefällt ist das Erinnern an die verlorenen Träume - das Nachzeichnen, des enger werdenden Pfades.

Gern gelesen
Max

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 03.11.2006, 20:42

Lieber Hakuin,
kennst du (den mir liebsten) Film: Der Himmel über Berlin?

Daraus der Auftakt:

Als das Kind Kind war,
war es die Zeit der folgenden Fragen:

[...]

Wie kann es sein, daß ich, der ich bin,
bevor ich wurde, nicht war,
und daß einmal ich, der ich bin,
nicht mehr der ich bin, sein werde?


Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 03.11.2006, 21:14

Schnappte ich gestern auf:

'Wohin wir auch gehen, wir sind immer da.'

Moshe

Max

Beitragvon Max » 04.11.2006, 15:57

Und das ist auch gut so ;-)

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 04.11.2006, 22:32

Lieber Hakuin!

Du setzt hier auf eine statische Person, die von ihrer Wandlung überrascht sein sollte. Dies ist eine typische Angst vor dem Spektrum einer Person, die ich so nur aus dem germanischen Raum kenne.
Ich bin gestern und heute und morgen immer der Gleiche. Auch als Schauspieler, auch als Würstchen oder als Kasimir von Hoffmansthal.

Ich war gestern der, der ich heute bin und morgen sein werde.

Was sonst?

Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.11.2006, 00:25

Veto, lieber Moshe,

das sehe ich völlig anders. Der Mensch befindet sich in einem ständigen Veränderungsprozess, ob er nun will oder nicht. Was soll das mit dem germanischen Raum zu tun haben? Nee, das ist die Natur des Menschen.
Ich war gestern nicht die, die ich heute bin und morgen sein werde, nein. Es sind oft gravierende Veränderungen, oft nur winzige Nuancen, aber die Veränderung ist da, und das ist auch gut so. Wären alle Menschen statisch, oje --> Horrorvorstellung.

"Wohin wir auch gehen, wir sind immer da"

Das ist doch eine ganz andere Aussage, als die, die Hakuin darstellen will.
Saludos
Gabriella

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 05.11.2006, 20:17

einen großen dank für eure zeilen,

den film, liebe lisa: hab ich vielleicht schon mal gesehen, der titel kommt mir bekannt vor (ich habe mir ein sehr selektives gedächtnis angewöhnt...das ist mal gut mal nicht so gut....je nach dem ob die infos für welche kontexte auch immer interessant wären ;-)

und moshe vs. magic:
ich bin näher an deiner aussage dran magic.... dazu gibt es auch einen zenspruch:
wer warst du vor der geburt deiner eltern?

grundsätzlich ist es doch die frage nach dem ICH
-woher kommt ein ich
-was macht ein ich aus
-wer ist der denker
-woher die gedanken
-wenn ich die gedanken beobachte
bin ich dann zweimal vorhanden? (was meinst du moshe?)
-und ist ein ich nicht DAS, was aufgrund von nachahmung und sozialsation und werthaltungen entstanden ist?
-was wenn ich das ALLES mit einem HIEB abschneide, wer bin ich dann?

he und max: soll das heissen, dass du der bist den den vermutest zu kennen, dadurch dass du dir sozusagen feedback geben lässt über dich?

grüße herzlich in die abendrunde
ahoh,
hakuin

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 05.11.2006, 21:50

'Der Himmel über Berlin' ist ein sehr schöner Film, vor allem durch die Darsteller!

Lieber Hakuin!

'Bin ich den zweimal vorhanden?'
Zweimal mindestens: Im 'Wachsein' und im 'Schlafen'.

Ansonsten haben wir in meinen Augen, je nach Persönlichkeit, ein Spektrum von Aspekten, manche mehr, manche weniger.

Erst wenn wir unser eigenes Spektrum wieder erfüllen können, können wir darüber hinausgehen.

Den Zenspruch finde ich sehr richtig, weil er auf den eigenen Kern verweist, und der ist bei Erkenntnis nur sehr bedingt durch die Oberfläche, der so viel Gewicht beigemessen wird, zu beeinflußen.

Das habe ich selbst sehr teuer erfahren müßen.

Die Veränderung geschieht in meinen Augen erst nur in Richtung auf die Erkenntnis des eigenen Spektrums, wie des allgemeinen, über sich hinausgehenden.
Nur danach ist Veränderung möglich und nur mittels Krisen, die das bisherige Selbstverständnis aufheben.

Dazu ist kein Wollen, kein Handeln oder Arbeiten, im klassischen Verständnis, richtig, sondern ein Zulassen, ein Wieder-Erkennen, auch ein Zulassen der noch nicht beschrittenen Wege. Denn alles war schon.

Das ist aber nur eine sehr unzureichende Antwort.


Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.11.2006, 23:42

Hallo Hakuin, Vater des Zen-Buddhismus,

wenn du im Lotussitz meditierst, gelingt es dir, diese Frage zu beantworten oder kannst du deinen Geist völlig ausblenden?

Bist du DANN nicht "zweimal vorhanden", auf zwei Ebenen?

grundsätzlich ist es doch die frage nach dem ICH
-woher kommt ein ich
-was macht ein ich aus
-wer ist der denker
-woher die gedanken
-wenn ich die gedanken beobachte
bin ich dann zweimal vorhanden?


Saludos
Gabriella
P.S. Himmel über Berlin mit Bruno Ganz ist wahrlich ein grandioser Film.


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