Sie saßen sich gegenüber und betrachteten sich stumm
Jeder sah im anderen die Erfüllung von so vielen Träumen
Sah Löcher in sich gefüllt
Sie wussten, dass der andere sich was erhoffte
Wussten, dass sie es nicht halten können
Haben doch auch nichts versprochen
Trotzdem die Enttäuschung, als das Ende kam
Geradezu betrogen hat man sich gefühlt
Vom anderen
Der nur stumm gegenüber saß.
Schweigendes Versprechen
Liebe Dita,
das erinnert mich an Kästners "Sachliche Romanze", bestimmt kenst Du es:
Erich Kästner << ~ >>
Sachliche Romanze
Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.
Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wußten nicht weiter.
Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.
Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.
Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend saßen sie immer noch dort.
Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.
Das ist auch von so einer traurigen Wahr- und Schönheit.
Liebe Grüße
Max
das erinnert mich an Kästners "Sachliche Romanze", bestimmt kenst Du es:
Erich Kästner << ~ >>
Sachliche Romanze
Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.
Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wußten nicht weiter.
Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.
Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.
Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend saßen sie immer noch dort.
Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.
Das ist auch von so einer traurigen Wahr- und Schönheit.
Liebe Grüße
Max
Liebe Dita,
kannte das angesprochene Gedicht von Kästner nicht
und habe es auch nicht in Max' Kommentar gelesen,
um "neutral" zu sein.
Ich finde dein Gedicht ausgesprochen gelungen, wobei
auch ich einige Schwierigkeiten mit den "Löchern" habe.
Vielleicht "Furchen", Risse" o.ä.
So jetzt lese ich Kästner..gif)
Liebe Grüße
Stefan
PS. Was das Lesen betrifft bin ich ziemlich ungebildet. Meine Vergangenheit gab mir nie genügend Zeit oder Gelegenheit viel zu lesen. Das hole ich erst jetzt langsam nach. Das hat für mich übrigens auch einen kleinen Vorteil. Ich habe keine Vorbilder, denen ich nacheifern könnte/wollte.
kannte das angesprochene Gedicht von Kästner nicht
und habe es auch nicht in Max' Kommentar gelesen,
um "neutral" zu sein.
Ich finde dein Gedicht ausgesprochen gelungen, wobei
auch ich einige Schwierigkeiten mit den "Löchern" habe.
Vielleicht "Furchen", Risse" o.ä.
So jetzt lese ich Kästner.
.gif)
Liebe Grüße
Stefan
PS. Was das Lesen betrifft bin ich ziemlich ungebildet. Meine Vergangenheit gab mir nie genügend Zeit oder Gelegenheit viel zu lesen. Das hole ich erst jetzt langsam nach. Das hat für mich übrigens auch einen kleinen Vorteil. Ich habe keine Vorbilder, denen ich nacheifern könnte/wollte.
Liebe Dita,
mir bereitet die zeitliche Struktur in Deinem Gedicht Probleme.
Sie saßen sich gegenüber und betrachteten sich stumm
Jeder sah im anderen die Erfüllung von so vielen Träumen
Sah Löcher in sich gefüllt
Sie wussten, dass der andere sich was erhoffte
Wussten, dass sie es nicht halten können
Haben doch auch nichts versprochen
Trotzdem die Enttäuschung, als das Ende kam
Geradezu betrogen hat man sich gefühlt Vom anderen
Der nur stumm gegenüber saß.
Die markierten Stellen fallen aus dem sonst im Präteritum geschriebenen Text heraus. Dafür kann ich keinen Grund erkennen. Gibt es einen?
Vielleicht würde ich auch die Syntax und Satzstruktur ein wenig ändern. Gelegentlich wirkt Dein Gedicht eher wie Prosa ohne Satzzeichen. Vielleicht so:
Sie saßen sich gegenüber,
betrachteten einander stumm.
Hatten einst ineinander
die Erfüllung ihrer Träume gesehen,
gewusst, was der andere wollte,
und dass sie ihr Versprechen
nicht würden halten können.
Hatten sich, wenn man es
Recht betrachtet,
kaum Hoffnungen gemacht.
Aber als das Ende kam,
waren sie dennoch enttäuscht.
Fühlten sich vom anderen betrogen,
der nur stumm gegenüber saß.
So hundertprozentig ist das auch nicht.
Aber ich lasse es mal stehen.
@ Max, das ist natürlich ein toller Kästner, den jeder kennt. Aus dem Bauch heraus, hätte ich dieses Gedicht bei Benn gesucht. Schön, dass Du es hervorgekramt hast. Denn: "Die Erinnerung ist ein Hund, der sich hinsetzt wo er will." (Jess Jochimsen)
Grüße
Paul Ost
mir bereitet die zeitliche Struktur in Deinem Gedicht Probleme.
Sie saßen sich gegenüber und betrachteten sich stumm
Jeder sah im anderen die Erfüllung von so vielen Träumen
Sah Löcher in sich gefüllt
Sie wussten, dass der andere sich was erhoffte
Wussten, dass sie es nicht halten können
Haben doch auch nichts versprochen
Trotzdem die Enttäuschung, als das Ende kam
Geradezu betrogen hat man sich gefühlt Vom anderen
Der nur stumm gegenüber saß.
Die markierten Stellen fallen aus dem sonst im Präteritum geschriebenen Text heraus. Dafür kann ich keinen Grund erkennen. Gibt es einen?
Vielleicht würde ich auch die Syntax und Satzstruktur ein wenig ändern. Gelegentlich wirkt Dein Gedicht eher wie Prosa ohne Satzzeichen. Vielleicht so:
Sie saßen sich gegenüber,
betrachteten einander stumm.
Hatten einst ineinander
die Erfüllung ihrer Träume gesehen,
gewusst, was der andere wollte,
und dass sie ihr Versprechen
nicht würden halten können.
Hatten sich, wenn man es
Recht betrachtet,
kaum Hoffnungen gemacht.
Aber als das Ende kam,
waren sie dennoch enttäuscht.
Fühlten sich vom anderen betrogen,
der nur stumm gegenüber saß.
So hundertprozentig ist das auch nicht.

@ Max, das ist natürlich ein toller Kästner, den jeder kennt. Aus dem Bauch heraus, hätte ich dieses Gedicht bei Benn gesucht. Schön, dass Du es hervorgekramt hast. Denn: "Die Erinnerung ist ein Hund, der sich hinsetzt wo er will." (Jess Jochimsen)
Grüße
Paul Ost
Ui, jetzt habt ihr mich überrascht. Da habt ihr aber tief im Kistchen des Blauen Salons gekramt. Ich musste es gerade wieder lesen, um mich selbst zu erinnern. Erstmal: Danke.
Paul, Du hast Recht. Damals fand ich es sehr gelungen, nun, nochmals damit konfrontiert, schlage ich die Hände über dem Kopf zusammen...
Die Form habe ich dabei völlig außer Acht gelassen. Ich werde darüber tüffteln, bitte aber um Zeit, da ich gerade an einem Projekt sitze. Aber ich freue mich schon auf die Auseinandersetzung damit. Und die "Löcher" werde ich berücksichtigen.gif)
Lieben Gruß,
Dita
Paul, Du hast Recht. Damals fand ich es sehr gelungen, nun, nochmals damit konfrontiert, schlage ich die Hände über dem Kopf zusammen...
Die Form habe ich dabei völlig außer Acht gelassen. Ich werde darüber tüffteln, bitte aber um Zeit, da ich gerade an einem Projekt sitze. Aber ich freue mich schon auf die Auseinandersetzung damit. Und die "Löcher" werde ich berücksichtigen
.gif)
Lieben Gruß,
Dita
Liebe Dita,
während du noch am Projekt brütest, gestatte ich mir ein kleines Gewurschtele auf englisch!
Across from each other
they silently observed
the fulfillment of their
dreams in the other
The expectation of
an emptiness filled
KnOwInG FuLl WeLl
ThAt ThErE iS No hOpE
Didn’t promise anything
and in the end
still were disappointed
even felt cheated by
the other silently
sitting across the table
just a thought 
während du noch am Projekt brütest, gestatte ich mir ein kleines Gewurschtele auf englisch!
Across from each other
they silently observed
the fulfillment of their
dreams in the other
The expectation of
an emptiness filled
KnOwInG FuLl WeLl
ThAt ThErE iS No hOpE
Didn’t promise anything
and in the end
still were disappointed
even felt cheated by
the other silently
sitting across the table


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