Angst

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 21.09.2006, 22:35

Unruhiges Herz
schweig still!
Niemand weiß
um Deine Angst.

Wer sollte
Deine Sorgen teilen?
Wen schert es,
wo Du morgen
weilst?

Dem Einsamen
sind alle Wege
weit.

Gast

Beitragvon Gast » 21.09.2006, 22:44

Lieber Paul,

dieser Text spricht mich sofort an. Hier kann ich sofort einsteigen. Das unruhige Herz ist ein bekanntes aber kein verbrauchtest Bild, schlägt übrigens auch in meiner Brust, jaja.

Ich würde den Text fast als Lebensweisheit deuten wollen. Menschen scheren sich wirklich immer weniger um einander, weil sie es vielleicht nicht können, weil sie eigene Sorgen zu sehr drücken.

Lieber Gruß

Bea

rockandrollhexe

Beitragvon rockandrollhexe » 22.09.2006, 14:31

Lieber Paul,
du hast ein Thema sehr eindrucksvoll dargestellt, dass in unserer Gesellschaft leider immer mehr in den Vordergrund rückt - jeder ist sich nur noch selbst der Nächste. Die Menschen leben nebeneinander und doch weit von einander entfernt.
Ich lebe seit 18 Jahren in einem Haus mit 15 Mietwohnungen und trotzdem sind mir die Nachbran fremd. Wer allein ist, ist auf sich selbst gestellt.
Viele verkraften diese Situation nicht.

Liebe Grüsse
rockandrollhexe

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leonie
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Beitragvon leonie » 22.09.2006, 15:58

Lieber Paul Ost,

irgendwie erinnert dieses fast resignierende Gedicht mich an einen alten König, den ich einmal traf. Es könnte von ihm sein, scheint mir. Ich habe gern mit ihm diskutiert. Obwohl ich wusste, dass wir uns nie einig werden. Ich bin einfach ein wenig optimistischer, glaube ich...

Liebe Grüße
leonie

Max

Beitragvon Max » 22.09.2006, 16:14

Lieber Paul,

ich mag die nüchteren Betrachtungsweise des Gedichts und insbesondere die letzte Strophe
Dem Einsamen
sind alle Wege
weit.


finde ich sehr gelungen. Zumal es zunächst wie eine Vertauschung von ursache und Wirkung erscheint (nicht weil man einsam ist, sind die Wege weit, sondern weil die Wege einem zu weit sind, ist man einsam).

Was mir zud em auffällt ist, dass sich der Blickwinkel des Gedichts von Strophe 1 zu Strophe 3 zu verschieben scheint. In Strophe 1 trennt sich das lar. Ich noch von seinem Herzen und heißt es still zu schweigen, in Strophe 3 hingegen sind die beiden eins (so lese ich es jedenfalls) und die Ängste des Herzens, sind die Ängste des Ich (wie auch nicht). Oder versteh ich das verkehrt?

Liebe Grüße
Max

cali

Beitragvon cali » 22.09.2006, 16:46

Hallo Paul

dein Text nimmt mich mit im doppelten Sinne. bin ich doch der Ansicht, dass es nicht das Herz selbst ist, welches Mensch zu schaffen macht... sondern quälende Gedanken, die es beängstigen...


Dem Einsamen
sind alle Wege
weit.


gefällt!

Max schrieb:
finde ich sehr gelungen. Zumal es zunächst wie eine Vertauschung von ursache und Wirkung erscheint (nicht weil man einsam ist, sind die Wege weit, sondern weil die Wege einem zu weit sind, ist man einsam).


dem stimme ich eindeutig zu.

nix für ungut. :)

liebe Grüße
Charlotta

Trixie

Beitragvon Trixie » 22.09.2006, 17:52

Hallöchen Paul!

Auch ich finde dein Gedicht sehr gelungen. Obwohl und gerade wegen der wenigen Worte, die du benutzt. Es ist nicht überladen und doch imposant. Gerade, dass das LyrIch mit seinem Herzen spricht und nicht zu sich selbst, drückt noch einmal mehr die Angst aus, die es sich nicht selbst eingestehen will. Sich nicht selbst vielleicht ändern möchte sondern eher resigniert, habe ich das Gefühl. In diesem Fall sehe ich es nicht als befreiend an, wenn man weite Wege hat.
Ich habe gerade ein Gedicht zur gleichen Thematik abgeschlossen, vielleicht poste ich es auch mal...
Jedenfalls hat mich deines sehr beeindruckt und ich wüsste nichts daran zu ändern.

sommerwarme Grüße
Trixie

Dita

Beitragvon Dita » 22.09.2006, 18:04

Paul,

das ist wirklich groß!!!
Kein Wort zuviel und jedes wohl positioniert.
Ich bin beeindruckt und kann nur gratulieren.

Lieben Gruß,
Dita

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 22.09.2006, 19:00

Liebe Leserinnen und lieber Leser,

vielen Dank für die freundlichen Worte. Ein wenig überrascht bin ich schon, weil doch dieses Gedicht sehr schlicht daherkommt. Aber wenn es Euch gefällt, bin ich natürlich froh drüber.

Es ist, ähnlich wie "Abendgedanken", auf meiner Lieblingsspazierrunde entstanden. Manchmal gibt es aber so viele Sorgen, die mich bedrücken, dass ich gar nicht recht abschalten kann, auch wenn ich es sollte. Da gibt es dann schon einmal fruchtlose Appelle an das eigene Herz, welches ja nun auch nichts dafür kann.

Liebe Leonie,

Du verwechselst zwar immer noch den König mit dem Prinzen, aber es freut mich schon, dass Du Dich an die beiden erinnerst.

Grüße

Paul Ost


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