Willenlos

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
DasM

Beitragvon DasM » 17.09.2006, 14:57

Willenlos



Es bilden sich Schlangen
vor den Ausgabestellen
der Hoffnung.
Stehe hier seit Stunden
und nichts bewegt sich.

Vorne ist ein Mann
mit Strohhut an der Reihe,
aber er erinnert sich nicht
mehr daran,
warum er sich
angestellt hatte.

Eine Frau im hinteren Drittel
bekommt gerade ein Kind
und der Junge mit der
Leukämie, der vor mir stand,
ist verstorben.

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 17.09.2006, 15:00

Lieber DasM,

ein schöner Einblick in die Gefilde der Hoffnungslosigkeit, vielleicht sogar der Willenlosigkeit. Dies scheint mir Deine Intention zu sein, zu zeigen, dass sich marginalisierte, ausgeschlossene, kranke und schwache Menschen nicht einmal mehr gegen diesen Zustand auflehnen. Aber wer weiß, vielleicht liege ich ja auch ganz falsch.

Grüße

Paul Ost

DasM

Beitragvon DasM » 17.09.2006, 17:39

hallo paul,
ja, es geht hier um hoffnungslosigkeit.
bei meinem besten freund geht es im moment um sterben oder hoffnung ( krebs ), wir wissen noch nicht wer gewinnt.
als ich anseine situation dachte, fiel mir sowas wie eine ausgabestelle für hoffnung ein.
ich würde mich für ihn anstellen, auch wenn ich hier für immer stehen müsste.
das problem ist nur, das das leben, wie im text beschrieben, keine rücksicht darauf nimmt, was man selber vorhat.

liebe grüße
michael

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.09.2006, 19:26

Hallo Michael,

das ist bisher der beste Text, den ich von dir gelesen habe.
Ausdrucksstärker kann man die Hoffnungslosigkeit kaum darstellen. Gerade, weil du keine emotionalen Worte verwendest, diese Sachlichkeit, verstärken die Hoffnungslosigkeit umso mehr.
Stark!
Saludos
mag

DasM

Beitragvon DasM » 17.09.2006, 20:34

danke,
es ging mir hier um die hoffnung, wobei dann klar wurde, das das warten auf die eigene portion hoffnung meistens stillstand und hoffnungslosigkeit endet.


liebe grüße
michael

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 18.09.2006, 21:24

Einzelne Zeilen oder Worte auf die Goldwaage zu legen ergibt hier keinen Sinn, weil das Bild in sich so stimmig ist, dass ich dem nichts hinzufügen kann. Sehr gut auf den Punkt gebracht, Michael. Klasse.

Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

DasM

Beitragvon DasM » 19.09.2006, 16:59

hallo,
hier möchte ich einfach danke sagen für die durchaus guten kritiken zum text.
bin ich ja nicht so ganz gewohnt.


liebe grüße
michael


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