Herbstanfang

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Max

Beitragvon Max » 17.09.2006, 13:01

Herbstanfang

Dein Schritt probiert
ob der dünne Laubteppich trägt
Gleichwohl leben die Bäume
spannen einen Baldachin
gegen den feinen Regen

Ein Wind verheißt Ernte

Schon schüren sie
die Kartoffelfeuer

Du hebst den Kopf
und gehst weiter

Noch
trägst du im Herzen
den Sommer

Erstfassung (geändert auf Pauls, Leonies, Lisas und Gerdas Vorschlag):

Herbstanfang

Schon probiert dein Schritt
ob der dünne Laubteppich trägt
Doch noch leben die Bäume
noch spannen sie einen Baldachin
gegen den feinen Regen

Ein Wind verheißt Ernte

Schon schüren sie wieder
die Kartoffelfeuer

Du hebst den Kopf
und gehst weiter

Noch
trägst du im Herzen
den Sommer
Zuletzt geändert von Max am 30.09.2006, 16:29, insgesamt 3-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 17.09.2006, 13:49

Lieber Max,

hm, ich finde, das ist ein Herbstgedicht, aber nicht nur ein Herbstgedicht. Meinst Du das? Oder warum ist es eigentlich kein Herbstgedicht?

In jedem Fall finde ich es sehr schön. Die Bilder, die Du ausgewählt hast, gefallen mir. Sie sind was für die Sinne.
Ich bin selbst erstaunt, dass mich das dreimalige „noch“ nicht stört. Jedes passt genau. Einzig das „wieder“ würde ich vielleicht rausnehmen.
Sachliche Überlegung: Die Bäume leben ja eigentlich auch, wenn sie keinen Baldachin mehr spannen. Ist für Dich der Baldachin das Bild für „leben“? Dann wäre es verständlich für mich.

In jedem Fall sehr gern gelesen!

Liebe Grüße

leonie

rockandrollhexe

Beitragvon rockandrollhexe » 17.09.2006, 14:22

Lieber Max,
ich finde auch, dass ein Herbstgedicht ist.
Ein schönes dazu.

Liebe Grüsse
rockandrollhexe

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 17.09.2006, 14:42

Lieber Max,

mich spricht Dein Noch-nicht-ganz-Herbstgedicht an. Allerdings würde ich vielleicht, im Gegensatz zu leonie, einige Worte kürzen.

Herbstanfang

Schon probiert dein Schritt
ob der dünne Laubteppich trägt
Noch leben die Bäume
spannen einen Baldachin
gegen den feinen Regen

Ein Wind verheißt Ernte

Schon schüren sie
die Kartoffelfeuer

Du hebst den Kopf
und gehst weiter

Trägst im Herzen
den Sommer



Ansonsten ein schönes, besinnliches Gedicht.

Grüße

Paul Ost
Zuletzt geändert von Paul Ost am 17.09.2006, 15:06, insgesamt 1-mal geändert.

Louisa

Beitragvon Louisa » 17.09.2006, 15:04

Hallo Max!

Bei Pauls Version dachte ich eben das "Ansonsten ein schönes, besinnliches Gedicht" gehört zum Text...

Ich finde Pauls Version eingentlich noch dichter und besser...Aber das "...wieder die Kartofelfeuer" hat mich nicht gestört.

(Was sind eigentlich Kartoffelfeuer?)

Sonst ist das für mich zwar ein Herbstgedicht :smile: , aber ein sehr schönes. Den Anfang finde ich auch sehr gut, es klingt als könnte man sonst in die Erde einbrechen.
Auch die Schlusspointe ist sehr schön!

(Man kann sich richtig gut vorstellen wie Du das liest. Es ist ein Max-Gedicht, glaube ich :smile: )...

Liebe Grüße, l.

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 17.09.2006, 15:08

Liebe Louisa,

ich hoffe, das neue Arrangement erleichtert Dir die Differenzierung zwischen Text und Kommentar.

Grüße

Paul Ost

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 17.09.2006, 16:31

Grüß dich Max!

Ich denke, du schaust unter dem Blätterberg, der voll mit Formeln ist, mal wieder hervor und fragst dich, ob es nun auch noch Blätter gibt, auf die du treten kannst, weil es inzwischen Herbst geworden ist.

Ansonsten steht dein Leben im Früh-Sommer wie meines im Spät-Sommer.

Gern gelesen.

Kartoffelfeuer sind Feuer, bei denen man das Kartoffelkraut verbrennt und Kartoffeln darin bäckt.

Guten Appetit!

moshe.c

Max

Beitragvon Max » 17.09.2006, 18:37

Liebe alle ;-),

danke für diese positiven Rückmeldungen.

Als kleine Erklärung am Rande: Der Untertitel war eigentlich als kleine Provokation gemeint, weil ja so viele andere Gedichte hier gerade Herbstgedichte sind, er bezieht sich einerseits darauf, dass es eben nicht NUR ein Herbstgedicht ist (richtig Leonie, danke!) und andererseits auf die letzte Zeile (es ist ein Sommergedicht :-) ).

Die Kartoffelfeuer hat Moshe ja schon schön erklärt, danke!

Und ja, Leonie, ich habe das Leben und den Baldachin als synonym gesehen - hm, biologisch stimtm das wohl nicht ...

Zu den Verbesserungsvroschlägen: Paul, das erste "noch" werde ich gern in Deinem Sinne ändern und nach längerem Überlegen auch das "wieder", denn es ergibt gar keinen Sinn, mein lyr. Ich erlebt ja nur einen Sommer, einen Herbst. An dem zweiten "noch" aber hängt mein 8darunetr auftretendes) Herz, denn es wird vielleicht nicht immer so sein.

Dank auch Dir Moshe, wir sind schon zwei Sommerkinder.

Liebe Grüße und danke an alle
max

scarlett

Beitragvon scarlett » 17.09.2006, 19:37

Lieber Max,

ein sehr ansprechender Text, die vorgenommenen, sanften Änderungen machen ihn noch besser, daß am zweiten "noch" dein Herz hängt, das kann ich sehr gut nachvollziehen ;-)

Und daß es nicht nur ein Herbstgedicht ist, ist auch ohne deine Angabe selbstredend- so wie es ja auch nicht nur ein Sommergedicht ist... :smile:

Mir gefallen die Kartoffelfeuer - hast du das selbst mal erlebt?- und der Baldachin gegen den feinen Regen, der mit fortschreitender Zeit wohl auch nicht fein bleiben wird - ein sehr eindringliches Bild für die (Lebens-) Jahreszeiten.

Von einer Herbstbegeisterten sehr gerne gelesen!

Gruß,

scarlett

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leonie
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Beitragvon leonie » 17.09.2006, 19:49

Lieber Max,

ich empfinde es nicht als problematisch, das, denke ich, für viele der Baldachin ein Zeichen des Lebens ist und der entlaubte Baum ein Zeichen für das Sterben (obwohl er lebt). Es war vielleicht ein wenig kleinlich von mir, ich wollte einfach sichergehen...

Liebe Grüße

leonie


Hm, Kartoffelfeuer riechen so gut....

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 17.09.2006, 20:22

Du verstehst es, mit deinem Gedicht den Übergang beider Jahreszeiten ineinander in eine bildhafte Sprache umzusetzen, die mich sehr anspricht.

Ach, der Somherbst hat doch was...!

Herzlichst, KÖ

Max

Beitragvon Max » 17.09.2006, 20:35

Liebe Leonie,

nun habe ich ganz überschlagen zu sagen, dass das weglassen des "wieder" ja von Dir vorgeschlagen wurde .. entschuldige. Ich bin fahrig - und fahrend ;-) weil ich derzeit nur so 3-4 Nächte zu Hause bin und sonst die Holländer nachmachen darf.

Danke und liebe Grüße vom .. Pellkartoffelfeuer ;-)

Max

Max

Beitragvon Max » 17.09.2006, 20:37

Liebe scarlett,

ja Kartoffelfeuer habe ich als jemand, der doch eher ländlich aufgewachsen ist, erlebt ... Ich muss gerade bei der Erinnernung lächeln.

Danke für Dein Lob

Liebe Kö,

auch dein Lob freut mich sehr - es ist doch wichtig so viel Sommer wie möglich mit in den Winter zu nehmen.

Liebe Grüße
max

Gast

Beitragvon Gast » 17.09.2006, 23:10

...und wie verräuchert roch man dann erst wenn man sich auf den Heimweg machte...
Ja, ich mochte diese Feuer im Feld auch sehr, eine schöne Erinnerung, komisch, das ich darüber noch nie etwas geschrieben habe, danke, lieber Max.
Noch duftet es hier aber eher nach gärendem Obst, späten Rosen und Heu, aber das Gedciht spricht mich dennoch an weil es diese bestimmte Stimmung transportiert. .

Ich kann nur noch sagen, das mich die 2 "noch" nicht stören, aber dieses "doch noch" halte ich dann doch ;-) für keine glückliche Kombination, eher so en bisschen prosamäßig.
Evtl., wenn du das "doch" beibehalten willst, würde ich ein Komma dahinter machen, und dann mit dem "noch" in einer neuen Zeile beginnen.

Liebe Grüße
Gerda


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