[ohne Titel]

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Benutzeravatar
Amanita
Beiträge: 5747
Registriert: 02.09.2010
Geschlecht:

Beitragvon Amanita » 22.02.2025, 12:30

ich reise gern
an unbekannte Orte
die hinter Hecken hinter Wänden
namenlos und unbedeutend
in meinem Innern schlummern

ich gehe auf der Lebensstraße
weiß: sie führt mich hin –
nicht suchen muss ich
einfach warten
verschwiegen
wie ein unerforschter Ort

jondoy
Beiträge: 1640
Registriert: 28.02.2008

Beitragvon jondoy » 09.04.2025, 20:19

amanita, ein text,

der erste teil enthält die aussage, dass das lyrische ich gern reist, an unbekannte orte, die in seinem inneren schlummern.

ich frag mich wie das gehen soll, lass mal psychologisch anvisierte selbsterforschungswege außer acht, ob die zu völlig unbekannten orten im Innern, oder nicht bloß zu vergessenen, nicht mehr zu verortenden orten führen, mag dahingestellt bleiben,

kann mir beispielsweise vorstellen, dass das lyrische ich plötzlich ideen hat, die es noch nie gehabt hat, aber das ist kein zielgerichtetes reisen an unbekannte orte im inneren ,
vielleicht meint das lyrische damit seine phantasie, eine ausgeprägte fantasie reist von alleine, da kannst du eigentlich nur zugucken, und manchmal darüber lachen. was die mitunter für kirre einfälle hat...
hier reist das lyrische ich, scheint mir, jedoch bewusst, zielgerichtet gern an solche orte....
und sicherlich nicht mittels gewissen Hilfsmitteln,

sofern ich die intension der ersten zeilen richtig interpretiere...

dann folgt der zweite teil,
der erwähnt die lebensstraße,
hier würde ich den begriff "reisen" für angebrachter halten,
menschen reisen von natur aus, nicht nur durch ihre lebensabschnitte....selbst wenn sie nur warten, im bett, auch noch wenn sie im koma liegen, körperlich oder geistig sich bewegen...

ich denk jedoch, dem text gings um was anderes....ich reise....und ich gehe......und ich warte....nicht suchen muss ich, wie das beschreibende adjektiv es hübsch illustriert, "verschwiegen wie ein unerforschter Ort", an unbekannte orte...

OscarTheFish
Beiträge: 231
Registriert: 08.11.2015
Geschlecht:

Beitragvon OscarTheFish » 21.04.2025, 20:21

Das Warten als Form des Sich-Treiben-Lassens? Vieles kann man nicht erzwingen, es kommt, wenn die Zeit reif dafür ist. "Einfach warten" halte ich für gewagt. Der Ritter, der einen retten soll, wohnt in uns. Wir führen das Schwert des Befreiens. Die Dynamik des Stillstandes: Das Auto steht, die Straße darunter bewegt sich. Alles eine Frage der Perspektive.
Ein paar ausgewählte Werke zur Stillung weiterer Neugier:
AKUTES ABDOMEN, OBWOHL WIR BLIND SIND, SCHMUSEREI, MUCH ADO ABOUT FUJI.
Gedichte von: Der beste Dichter der Welt und XRayFusion.


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste