im Südosten
liebliche Landschaften
die man hier nicht vermutet
auf den Hügeln
hab ich mich sattgesehen
das Schwarz abgeschüttelt
den Staub aus meinem Gesicht
die Rückkehr nach Norden
steht an – nicht ganz
bis zu den stählernen Riesen
die Feuer spucken
ists weit
im Südosten
Das Bild: Perfekt, wie ich finde. Multi-sinnlich. Es gibt Licht, Geruch, und -- Hautberührung, dank des in Szene gesetzten Leinwandtextils, das den Dunst buchstäblich verinnerlicht und greifbar macht; die Ansicht fühlt sich an wie wohltuende Kleidung auf der Haut, und gleichzeitig bleibt die landschaftliche Raumtiefe eine große Weite. Ein schöner, spannender Zustand zwischen Eingehüllt und Ausgehüllt.
Zum Text: Die Stimmung kann ich nachempfinden.
Ein paar irrelevante Kleinigkeiten:
Das Wort "hier" konnte ich anfangs nicht klar zuordnen, wusste nicht, ob ein Vergleich mit dem "Herkunftsort hier" gemeint war -- also das Ich erzählt während es wieder zuhause im Norden ist -- oder der Blick "hier im Süden". Das klärt sich erst beim Weiterlesen. Ich würde das überflüssige "hier" streichen, vielleicht sogar die ganze Zeile bezüglich der "Vermutung" -- warum sollte man liebliche Landschaften da nicht vermuten? Was für eine geistige Stimmung soll diese "Vermutung" vermitteln?
Die Worte "nicht ganz" verstehe ich nicht ganz. Ist damit der bevorstehende Abfahrt-Zeitpunkt gemeint oder die nicht ganz so weite räumliche Entfernung zur Heimat -- oder beides? Oder liegt die Heimat ein kleines Stück südlich der stählernen Riesen, also nicht ganz so weit nördlich? Am Ende heißt es allerdings, sie seien weit weg; also sind schon sie das Ziel. Oder sind das keine stählernen Riesen im Rohrpott sondern welche in Bayern, die auf dem Weg zum Bahnhof liegen? Ich verstehe, dass diese textuellen "Mehrfach-Bezüge" Absicht sind. Aber vielleicht sind sie ein wenig unklar für die Leser? Auch da frage ich wieder: Was für eine geistige Stimmung sollen die Worte "nicht ganz" vermitteln?
Statt "ists" würde ich "ist es" schreiben. "Ists" klingt für mich nach Weihnachtsgedicht -- was an sich nicht schlecht ist, aber verglichen mit dem Vorbau wirkt es ein bisschen wie ein Stilbruch.
Das ist mein erster Eindruck. Vielleicht ändere ich meine Meinung noch ... :-)
Ein paar irrelevante Kleinigkeiten:
Das Wort "hier" konnte ich anfangs nicht klar zuordnen, wusste nicht, ob ein Vergleich mit dem "Herkunftsort hier" gemeint war -- also das Ich erzählt während es wieder zuhause im Norden ist -- oder der Blick "hier im Süden". Das klärt sich erst beim Weiterlesen. Ich würde das überflüssige "hier" streichen, vielleicht sogar die ganze Zeile bezüglich der "Vermutung" -- warum sollte man liebliche Landschaften da nicht vermuten? Was für eine geistige Stimmung soll diese "Vermutung" vermitteln?
Die Worte "nicht ganz" verstehe ich nicht ganz. Ist damit der bevorstehende Abfahrt-Zeitpunkt gemeint oder die nicht ganz so weite räumliche Entfernung zur Heimat -- oder beides? Oder liegt die Heimat ein kleines Stück südlich der stählernen Riesen, also nicht ganz so weit nördlich? Am Ende heißt es allerdings, sie seien weit weg; also sind schon sie das Ziel. Oder sind das keine stählernen Riesen im Rohrpott sondern welche in Bayern, die auf dem Weg zum Bahnhof liegen? Ich verstehe, dass diese textuellen "Mehrfach-Bezüge" Absicht sind. Aber vielleicht sind sie ein wenig unklar für die Leser? Auch da frage ich wieder: Was für eine geistige Stimmung sollen die Worte "nicht ganz" vermitteln?
Statt "ists" würde ich "ist es" schreiben. "Ists" klingt für mich nach Weihnachtsgedicht -- was an sich nicht schlecht ist, aber verglichen mit dem Vorbau wirkt es ein bisschen wie ein Stilbruch.
Das ist mein erster Eindruck. Vielleicht ändere ich meine Meinung noch ... :-)
Danke, das hilft mir ein bisschen weiter.
Das hier (und auch das vermutet) kann man nur aus dem Kontext verstehen, es geht um das Ruhrgebiet, um Erinnerung, Kindheit. (Daher auch das Bild aus Kohlestaub dazu).
Das nicht ganz hatte ich auch schon gestrichen, dann aber wieder reingenommen. Nicht ganz nach Norden, nicht ganz bis zu den stählernen Riesen ... ja, ich weiß, dann ist die letzte Zeile grammatisch unkorrekt. Vielleicht könnte ich die auch streichen? Oder anders? War schon bei so weit, aber dann spucken die Riesen das Feuer so weit, das geht auch nicht ...
Bin dankbar für jede Idee!
Das hier (und auch das vermutet) kann man nur aus dem Kontext verstehen, es geht um das Ruhrgebiet, um Erinnerung, Kindheit. (Daher auch das Bild aus Kohlestaub dazu).
Das nicht ganz hatte ich auch schon gestrichen, dann aber wieder reingenommen. Nicht ganz nach Norden, nicht ganz bis zu den stählernen Riesen ... ja, ich weiß, dann ist die letzte Zeile grammatisch unkorrekt. Vielleicht könnte ich die auch streichen? Oder anders? War schon bei so weit, aber dann spucken die Riesen das Feuer so weit, das geht auch nicht ...

Bin dankbar für jede Idee!
Also ich sehe mindestens 4 "hier"-Bezüge:
Hier, die Ruhrpott-Menschen:
1) Die Ruhrpottler hier vermuten nicht, dass in Bayern so liebliche Landschaften existieren.
2) Die Ruhrpottler hier vermuten nicht, dass im Ruhrpott so liebliche Landschaften existieren.
Hier, die Ruhrpott-Landschaft:
3) Man vermutet nicht, dass hier im Ruhrpott so liebliche Landschaften existieren.
Hier, die Bayern-Landschaft:
4) Man vermutet nicht, dass hier in Bayern so liebliche Landschaften existieren.
Kurzgesagt: Die beiden Wörter "hier" und "vermuten" übermitteln keine literarisch nutzbare Information.
Warum nicht konkreter, zum Beispiel so? (Nur Beispiele.)
"die man im Norden nicht findet"
Oder:
"ich vergaß ihre Wirklichkeit"
...
Irgendwas, das den "eigentlichen" Gedanken dem Leser übermittelt. Und am besten ohne "man", sondern konkrete bildhafte Subjekte, Objekte und Verben.
Edit:
Ach so, das ist das südöstliche Ruhrgebiet, nicht das südöstliche Deutschland? Bei dem Bild, kombiniert mit dem Titel, dachte ich spontan an bayrische Berge
Warum nimmst Du als Titel nicht den Namen dieses südöstlichen Ruhrgebiets?
Hier, die Ruhrpott-Menschen:
1) Die Ruhrpottler hier vermuten nicht, dass in Bayern so liebliche Landschaften existieren.
2) Die Ruhrpottler hier vermuten nicht, dass im Ruhrpott so liebliche Landschaften existieren.
Hier, die Ruhrpott-Landschaft:
3) Man vermutet nicht, dass hier im Ruhrpott so liebliche Landschaften existieren.
Hier, die Bayern-Landschaft:
4) Man vermutet nicht, dass hier in Bayern so liebliche Landschaften existieren.
Kurzgesagt: Die beiden Wörter "hier" und "vermuten" übermitteln keine literarisch nutzbare Information.
Warum nicht konkreter, zum Beispiel so? (Nur Beispiele.)
"die man im Norden nicht findet"
Oder:
"ich vergaß ihre Wirklichkeit"
...
Irgendwas, das den "eigentlichen" Gedanken dem Leser übermittelt. Und am besten ohne "man", sondern konkrete bildhafte Subjekte, Objekte und Verben.
Edit:
Ach so, das ist das südöstliche Ruhrgebiet, nicht das südöstliche Deutschland? Bei dem Bild, kombiniert mit dem Titel, dachte ich spontan an bayrische Berge

Warum nimmst Du als Titel nicht den Namen dieses südöstlichen Ruhrgebiets?
liebe amanita, mir war gleich klar, dass es sich ums ruhrgebiet handelt, aber das mag am kontext liegen, bzw daran, dass ich um deine herkunft weiß und die damit verbundene kunst und dass ich selbst daher stamme.. das bild ist wunderbar, stimmig und in sich ruhend, die worte passend dazu, wobei ich dieses "nicht ganz" schön finde in seiner mehrdeutigkeit, nur am ende würde ich auch "ist es weit" schreiben.
einen lieben fast-weihnachtsgruß ;) diana
einen lieben fast-weihnachtsgruß ;) diana
Hallo Ama (noch keine Kommentare gelesen), ein großartiges Bild, erinnert mich an Niflheim.
Der Text überzeugt mich nicht gänzlich (aber fast).
uhh gruselig lieblich
entweder fehlt ein Verb (gewischt?) oder ich finde das Bild schräg, den Staub aus dem Gesicht zu schütteln.
Oder ist es eine Hundeperspektive?
ist mir irgendwie zu infantil
Grüße
Der Text überzeugt mich nicht gänzlich (aber fast).
liebliche Landschaften
uhh gruselig lieblich
das Schwarz abgeschüttelt
den Staub aus meinem Gesicht
entweder fehlt ein Verb (gewischt?) oder ich finde das Bild schräg, den Staub aus dem Gesicht zu schütteln.
Oder ist es eine Hundeperspektive?
die Feuer spucken
ist mir irgendwie zu infantil
Grüße
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Änderungen ... ein Versuch:
Ruhrgebiet, Südosten
Landschaften
die man hier nicht vermutet
auf den Hügeln
hab ich mich sattgesehen
das Schwarz, den Staub
aus meinem Gesicht geschüttelt
die Rückkehr nach Norden
steht an – nicht ganz
bis zu den stählernen, feuernden
Riesen
da wohne ich
Ruhrgebiet, Südosten
Landschaften
die man hier nicht vermutet
auf den Hügeln
hab ich mich sattgesehen
das Schwarz, den Staub
aus meinem Gesicht geschüttelt
die Rückkehr nach Norden
steht an – nicht ganz
bis zu den stählernen, feuernden
Riesen
da wohne ich
Oh -für mich- hat der Text so sehr gewonnen!
"Geschüttelt" ist okay, "gewischt" empfinde ich einen Ticken okayer (wenn auch langweiliger). Vielleicht, weil das Wischen Trauerarbeit ist, Tränen, schlechte Gedanken etc. Wobei abschütteln ja auch nicht ohne ist, also nur so dahingeschrieben von mir.
Dann hadere ich mit der letzten Zeile:
Bauern im Norden sagen: "Geh wo du wohnst"
"Geschüttelt" ist okay, "gewischt" empfinde ich einen Ticken okayer (wenn auch langweiliger). Vielleicht, weil das Wischen Trauerarbeit ist, Tränen, schlechte Gedanken etc. Wobei abschütteln ja auch nicht ohne ist, also nur so dahingeschrieben von mir.
Dann hadere ich mit der letzten Zeile:
Bauern im Norden sagen: "Geh wo du wohnst"
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
also, wenn das gedicht mit dem bild zusammen steht, dann brauche ich auch keine weitere bestimmung der landschaften. stünde das gedicht allein, fehlte mir allerdings schon eine nähere bestimmung. (mich hatte das "lieblich" übrigens nicht gestört. ist aber tatsächlich überflüssig, wenn man das bild vor augen hat.)
"gewischt" fände ich auch stimmiger als "geschüttelt", und ja, die letzte zeile, die finde ich auch noch überdenkenswert.
lg
"gewischt" fände ich auch stimmiger als "geschüttelt", und ja, die letzte zeile, die finde ich auch noch überdenkenswert.
lg
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