Versuch eines modernen Haikus

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
königindernacht

Beitragvon königindernacht » 17.08.2006, 22:01

Geschlossenes Tor
Staubnetze auf der Werkbank-
Die Spinne webt noch

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 18.08.2006, 09:33

Hallo königindernacht,

bei dem geschlossenen Tor denke ich an ein Werkstor, der Betrachter steht draußen, kann nicht rein, sieht also nicht, was drinnen passier bzw. nicht mehr passiert. Danach wechselst du die Perspektive, befindest dich in der verlassenen Werkstatt bzw. Produktionshalle. Ich würde auf jeden Fall versuchen, eine einheitliche Perspektive zu wählen, also alles sich in der verlassenen Halle abspielen lassen.
Ein "offengelassenes" oder "unverschlossenes" bzw. "aufgebrochenes" Tor, durch das der Betrachter die verlassene Werkbank sehen kann, wäre hier m. E. besser. Auf die genaue Silbenzahl kommt es da nicht so sehr an.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen.

Liebe Grüße
Marlene

steyk

Beitragvon steyk » 18.08.2006, 09:53

Hallo KÖ,
ich finde, dein "Versuch" ist dir gut gelungen. Ich habe auch an dem Text,
so wie er jetzt dort steht, nichts auszusetzen oder vorzuschlagen.
Ein geschlossenes Tor sieht von außen und innen.

Gruß Stefan

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 18.08.2006, 11:30

Kurze Zwischenfrage: Wie wäre es ohne das 'Die'?

Louisa

Beitragvon Louisa » 18.08.2006, 12:02

Hallo Frau Königin!

ich mag das und man könnte vieles hinein interpretieren. Gibt es schon den Begriff: "Die fleißige Spinne" ?

Aber ich würde das "die" nicht streichen...wieso denn?

Aber: Ich habe dieses Tor auch von außen gesehen und mir war die Perspektive nicht ganz klar...trotzdem kannst Du es als allwissende Dichterin auch so lassen!

Liebe Grüße, louisa

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 18.08.2006, 14:50

Habt vielen Dank für eure Reaktionen.

Ich war während des Urlaubs im wunderschönen Saarland, viele Werktore haben sich dort geschlossen, wie auch hier im Osten. Die Arbeitslosigkeit ist besonders in Brandenburg hoch. So enstand das (auch gesellschaftskritische) Bild:
(NUR) Die Spinne webt noch...

Da ich die 5/7/5 Silben pro Vers einhalten möchte, werde ich das "DIE" auch stehen lassen.
Marlene. deine Gedanken zur Perspektive finde ich wichtig, teile aber den Standpunkt von steyk, zumal der Schwerpunkt des Textes auf der 3. Zeile liegt.

Ich freue mich, dass ihr diesen Versuch als modernes Haiku akzeptiert,

herzlichst, KÖ

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 18.08.2006, 17:09

Hallo Königin

Diesen Versuch akzeptiere ich mit Überzeugung. Und dieser Haiku ist durchaus eine Naturbeobachtung. Die geschlossene Werkstatt ist der ideale Lebensraum der Spinne und die Dichterin beobachtet und beschreibt.

MfG

Jürgen

Max

Beitragvon Max » 18.08.2006, 22:30

Lieber Moshe

ohne "die" wäre es kein Haiku, aber auch schön.

Bei Tor musste ich gar nicht an ein Werkstor denken .. so unterschiedlich die Assoziationen, bei mir tauchte immer ein Tor einer Burg vor dem geistigen Auge auf.

So oder so, solche Gedichte versöhnen mich mit der form des Haiku.

Liebe Grüße
max

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 19.08.2006, 09:14

Lieber Jürgen,

inzwischen gibt es mehrere Arten von Haikus, neben der traditionellen Form, die Momentaufnahmen in der Natur festhält: Großstadt- Haiku und Gesellschafts- Haiku. Das ist auch kein Wunder, wenn wir in das moderne Japan schauen. Interessant war, dass du es dennoch als Natur- Haiku liest.

Lieber Max,

jetzt freue ich mich aber, dass du versöhnt bist mit dieser Gedichtform. Ich finde sie extrem anspruchsvoll und habe fast Ehrfurcht vor ihr. Desto fröhlicher bin ich, dass es hier gelungen ist,

herzlichst, KÖ


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