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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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nera
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Beitragvon nera » 20.05.2015, 02:19

tanze mich weiter
zum rand des feldes
wie fliegen
den tauben
folgen mit blicken
flugschritte über rapsfelder

"und im anfang einer großen verstörung"
sagt die bachmann
oder: "die leicht fliegen, werde ich nicht beneiden"

tanze mich ins grün
folge ich dir

ich fliege nur
zwischen unseren grenzen

schreibst du in die felder
wir begegnen engerlingen
wenn wir
tiefer scharren

tanzen wir
stumm
und picken uns augen
aus dem wissen
Zuletzt geändert von nera am 23.05.2015, 11:35, insgesamt 2-mal geändert.

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birke
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Beitragvon birke » 21.05.2015, 17:03

gefällt mir sehr, nera, durch deine zeilen tanzt leichtigkeit und schwere gleichzeitig … es ist, als hielte etwas das lyrich am boden, wo es doch eigentlich gern abheben würde.
ein paar sprachliche dinge vielleicht zum überdenken:

am
zum rand des feldes

hier würde ich mich für eine präposition entscheiden.


und :
"und im anfang einer großen verstörung"

ein „und“ streichen?

ich tanze mich ins grün
folge ich dir

hier würde ich das zweite „ich“ streichen.

ansonsten: JA! :)

lg
birke
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

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nera
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Beitragvon nera » 22.05.2015, 00:13

danke birke:)

deinem ersten einwand folge ich. ich streiche das "am".

bei dem zitat muß bin ich unsicher. ich hatte es zuerst ohne das zweite, zitierte "und" und dann hat es mir gefehlt. es ist mir wichtig, dass dieses zitat mit diesem "und" beginnt. vielleicht kann ich das erste"" ersetzen.

dann dieses doppelte ich. oder besser dreifachen. das fällt mir jetzt erst auf. shame.
die ersten zwei sindmir aber wichtig. in dem sinn: ich tanze mich ins grün, wenn ich dir folge..
das dritte wird gestrichen.
nein, das geht auch nicht. ich möchte diese zeile dem lyrischen ich und dem lyrischen du zuordnen?


vielleicht sollte ich auch mehr platz lassen zwischen den zeilen, um das zaghafte, zögerliche zu unterstreichen?

merci, evi

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birke
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Beitragvon birke » 22.05.2015, 09:55

fein, ja, schau mal mit dem rest ... den "unds" und den "ichs" ;-)
so, mit dem zusätzlichen zeilenabstand, finde ich es schon besser, der raum dort tut dem text gut!
lg
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nera
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Beitragvon nera » 22.05.2015, 11:47

ja, denke ich auch, dass der raum gut tut. den rest muss ich durchkauen. (vielleicht kommt mir die lösung be beim kompostsieben) ;)
nochmal danke!

Niko

Beitragvon Niko » 22.05.2015, 15:53

hallo nera,

grundsätzlich mag ich den text. allerdings blockiert er sich an ein paar stellen selbst, wie ich finde. gerade im bezug auf die tatsache, dass du eine zaghafte, zögerliche stimmung aufbauen willst. das funktioniert allerdings nicht so, wie du es wünschst. bei meinem lesen... sehr bildreich und unerschöpflich im auslösen von eigenen querverbindungen. ich hab mal einfach drin rumgepfuscht. die "ich" entfernt und ein "und" - ansonsten ist alles geblieben. nur anders ;-) zu überlegen wäre zudem, ob, wenn ich mich tanze, wie fliegen tanze, oder wie eine fliege.....naja bei....."wie fliegen den tauben folgen mit blicken" funktionierts ja schon....

wie wäre es so?

tanze mich weiter
zum rand des feldes
wie fliegen den tauben
folgen mit blicken
flugschritte über rapsfelder

"und im anfang einer großen verstörung"
sagt die bachmann
oder: "die leicht fliegen, werde ich nicht beneiden"

ich:
tanze mich ins grün
folge dir
fliege nur

zwischen unseren grenzen

schreibst du
in die felder wir
begegnen engerlingen
wenn wir
tiefer scharren
tanzen wir
stumm und picken
uns augen aus
dem wissen

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nera
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Beitragvon nera » 23.05.2015, 12:12

auch dir herzlichen dank! niko
und ja, das ist zu überlegen...wie fliegen tanzen, oder wie fliegen;)
auch die tauben sind zweideutig, wobei ich (einerseits habe ich so eine taubeninvasion auf einem feld beobachtet, andererseits setzt tanzen in der regel eine hörbare melodie voraus, selbst wenn man sie nur im kopf hört. ich weiß, dass es taube gibt, die nach vibrationswellen tanzen, aber hier hatte ich die vorstellung, dass ich gelegentlich in einer bestimmten situation, in einer bestimmten landschaft mich sehr intensiv an eine bestimmte musik erinnere, sie höre. das ist natürlich absolut privat und die "anderen" können dafür nur taub sein., ich habe allerdings auch mit den drosseln liebäugelt, statt der tauben, aber dann wäre mir die verbindung zu dem "stumm" am ende verloren gegangen?)
deshalb möchte ich den zeilensprung, die pause zwischen fliegen und tauben beibehalten.
dieses andere veränderte enjambement "in die felder wir" verstehe ich nicht?

ich habe nun ein "und" und ein "ich" gestrichen. die verbleibenden sollten auch verbleiben. sie haben so oder so gelesen etwas bockiges, egoistisches und das passt, ebenso wie die anhäufung der "wir" am ende für mich einerseits etwas von einer beschwörungsformel hat und gleichzeitig desillusionierend wirkt.

also nochmal, vielen dank niko, dein kommentar hat mich ebenso wie birkes weitergebracht!
lg


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