Ein Ausstieg aus dem Massaker

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
RubinLohja

Beitragvon RubinLohja » 08.02.2015, 12:41

Unberechenbar die Folgen, die Konsequenzen des leeren Kelches,
nicht zu vergessen, darin bleibt öfters Tropfen der Erkenntnis zurück.
Übrigens ist es nicht glaubwürdig, zu wissen oder zu spekulieren,
wer da durstig in die Leere uriniert und es darauf ankommen lässt.
Der da- der wird schon wissen, wie man hinein- und hinauskommt
und das zeigt außerdem noch unser triebgesteuerter Glaube an.

Dass alle leben, beeinflusst den Rausch meiner kranken Seele,
Glaube, Sinn und Unsinn, wann fange ich endlich an zu weinen?
Ich gehöre nicht dazu, die alles wollen und die nur Nichts wollen.
Und doch werden täglich Menschen sterben und am nächsten Tag,
da keine neue, mit ohne Macken und ohne Fehler geboren werden,
da gibt es einen weisen Schüler, und ich bin da, der ist, verschwinde!

Warum muss gerade ich da sein und wieso begehe ich ständig Mord?
Wieso läuft alles gut bei mir, aber auch bei den anderen, ist das fair?
Kann ich all dem ein Ende setzen, Selbstmord... an einem anderen Ort.
Eine Fahrt in die Wirklichkeit, der Traum hört auf, ohne Wiederkehr...
Das Massaker geht weiter, ab ins System, wo alle das tun, was sie sollen,

aber nicht mit vollen Zügen genießen wollen, wie eine Zigarre, immer wieder...



Durch jede Ader und Vene, ein und aus, jeder Atemzug, jeder Peitschenhieb,

jede Fahrt in die Hölle, hin und zurück, jedes Abendmahl, jeder Schrei, nein,
jeder Klick, klick und klack, jeder Herzschlag, tausend Tode, die Toten warten,
jedes Wort, tausende Sünden, jeder Bissen, eine Qual, das Ende wartet,
die letzte Sekunde, für meine Seele eine lange und schmerzende Ewigkeit.

Quoth
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Beitragvon Quoth » 10.03.2015, 22:01

Hallo RubinLohja,
einen verdammt anspruchsvollen Text hast Du da gepostet, einen sehr jugendlichen Text, wie ich finde, weil er fast alles zugleich will und in Frage stellt. Außerdem ist er in Langzeilen geschrieben, die heutzutage recht unpopulär sind, was ich persönlich bedaure (bin Walt-Whitman-Fan). An manchen Stellen könnte man ihn etwas leichter lesbar machen:
- Du: darin bleibt öfters Tropfen der Erkenntnis zurück - mein Vorschlag: darin bleibt öfters ein Tropfen Erkenntnis zurück
- Du: Ich gehöre nicht dazu, die alles wollen und die nur Nichts wollen. Mein Vorschlag: Ich gehöre nicht zu denen, die ...
- Du: da keine neue, mit ohne Macken und ohne Fehler geboren werden. Mein Vorschlag: da keine neuen, mit oder ohne Macken, mit oder ohne Fehler geboren werden
- Du: wieso begehe ich ständig Mord? Mein Vorschlag: warum morde ich ständig?
- In der Selbstmordzeile muss es irgendwo ein Fragezeichen geben.
- Du: aber nicht mit vollen Zügen. Besser: aber nicht in vollen Zügen
- Du: jeder Bissen, eine Qual. Mein Vorschlag: jeder Bissen eine Qual
Ich brauche nur Radio oder Fernsehen anzustellen, dann begreife ich, dass die Welt Dir wie ein Schlachthaus vorkommt! Schrecklicher Weise habe ich mich daran gewöhnt und glaube mit einem gewissen heiteren Zynismus an den "Gott des Gemetzels" - hast Du den Film von Polanski gesehen?
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

RubinLohja

Beitragvon RubinLohja » 15.03.2015, 11:28

Lieber Quoth,

ich nehme mir Deine Vorschläge zu Herzen. Danke, das hat mich sehr geehrt, dass Du mich verstehen kannst.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 15.03.2015, 23:05

Hallo RubinLohja!

Deine Gedanken sind mir nicht fremd, besonders spricht mich die Zeile an

"... ab ins System, wo alle das tun, was sie sollen" (mit allen schaurigen Konsequenzen).


Eine - eher nebensächliche - Frage habe ich:
Du hattest mich mal darauf angesprochen, dass meine Strophen (oft) eine unterschiedliche Zeilenzahl haben.
Hier bei Dir fehlt - wenn man so will - die letzte. Ist das bewusst so gesetzt?

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nera
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Beitragvon nera » 15.03.2015, 23:53

sorry. aber nein! der text hat gute ansätze, aber dann verhallt er wieder in selbstmitleid und unausgegorenem. das lyrische ich hadert immerzu mit seinem glauben. für mich ist das hier eine tagebucheintrag, kein lyrischer text. und die reaktion des autors" dass du mich verstehen kannst" spricht bände. wieder sorry, rubin.. es genügt nicht, alles in langzeilen aufzuschreiben, was einem so im kopf spinnert. es ist immer blöd, so hart auf einen text zu reagieren, weil man sich eigentlich als schreiber gar nicht dazu aufrichten will etwas zu "richten". (achherrje, zweimal richten) aber, der text berührt mich nur negativ.er appeliert an mein helfersyndrom und das mag ich nicht.

Quoth
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Beitragvon Quoth » 17.03.2015, 08:20

nera hat geschrieben:sorry. aber nein! der text hat gute ansätze, aber dann verhallt er wieder in selbstmitleid und unausgegorenem. das lyrische ich hadert immerzu mit seinem glauben. für mich ist das hier eine tagebucheintrag, kein lyrischer text. und die reaktion des autors" dass du mich verstehen kannst" spricht bände. wieder sorry, rubin.. es genügt nicht, alles in langzeilen aufzuschreiben, was einem so im kopf spinnert. es ist immer blöd, so hart auf einen text zu reagieren, weil man sich eigentlich als schreiber gar nicht dazu aufrichten will etwas zu "richten". (achherrje, zweimal richten) aber, der text berührt mich nur negativ.er appeliert an mein helfersyndrom und das mag ich nicht.


Hallo Nera, ich finde, einem 17-jährigen Autor darf man Selbstmitleid und Unausgegorenes zugestehen. Dass Du aber einem Text, nur weil er nicht in den von Dir favorisierten Kurzzeilen geschrieben ist, absprichst, lyrisch zu sein, ist mir völlig rätselhaft. Sogar Prosa kann lyrisch sein. Mein Vorschlag wäre, da wir gerade am Umstrukturieren sind, hier ein Unterforum für Nachwuchsautoren aufzumachen. Dann können wir Älteren weiter ungestört im eigenen kurzzeiligen (aber nur selten kurzweiligen) Saft schmoren und müssen uns nicht mit Helfersyndromen u.Ä. auseinandersetzen! :-).
Gruß
Quoth
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nera
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Beitragvon nera » 17.03.2015, 19:09

lieber quoth,
tja, dass der autor 17 ist, kann ich nicht wissen oder könnte es vielleicht, wenn ich im profil des autors gelesen hätte. habe ich aber nicht. sorry. vielleicht sollte ein nachwuchsautor sich unter umständen als solcher zu erkennen geben, statt erschreckt zurück zuweichen oder zu schmollen? das würde eventuell gnadenlose(?) kommentare verhindern?
wegen der langzeilen musste dir keine sorgen machen und auch nicht rätseln. die sind mir genauso lieb wie kurzzeilen. vielleicht hääte ich schreiben sollen, dass es nicht genügt in versform zu schreiben. aber ja, dann wäre sicher das argument mit der lyrischen prosa....;)


lieber rubinlohja,
entschuldige, wenn ich so daher poltere. ich möchte dich nicht erschrecken, sondern anregen, nochmal an dem text zu arbeiten. für mich liest es sich eher wie ein tagebucheintrag.
lg

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Beitragvon Amanita » 17.03.2015, 19:58

nera, den Eindruck des Tagebucheintrags teile ich - der stört mich aber überhaupt nicht.

Störende Details würde ich durchaus finden (angefangen bei der Überschrift), aber das könnte man ja noch anhängen :)

Quoth
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Beitragvon Quoth » 18.03.2015, 12:39

Hallo Nera, ja, ein Blick ins Profil kann durchaus nützlich sein - dafür haben wir es ja!

Was die Arbeit an diesem Text betrifft, zeigt ein Blick in die ebenfalls im Profil angegebene Seite des Autors, dass dort eine andere Version des Textes steht.

Er hat also an diesem Text bereits gearbeitet, hat ihn für das Einrücken hier umgeschrieben und umgeformt.

Was mir gefällt an diesem, aber auch an anderen Texten auf seiner Seite, das ist der durchgehend klagend-psalmodierende Ton, in dem sich zwar vieles wiederholt, aber das ist ja genau das Formprinzip eines Lamento. Dass das bei Autoren, die Lyrik mit Reduktion fast gleichsetzen, nicht unbedingt gut ankommt, kann ich verstehen. Aber wäre ein bisschen Offenheit für andere sprachliche Äußerungsweisen nicht wünschenswert? Ich mag die Fülle, die RubinLohja hier ausschüttet! Mich erinnert sie an die Mahnung des Theaterdirektors im Faust:
Die Masse könnt ihr nur durch Masse zwingen,
Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus.
Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen,
und jeder geht zufrieden aus dem Haus.


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Gruß
Quoth
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nera
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Beitragvon nera » 18.03.2015, 14:00

quoth, für mich steht hier erstmal ein text und sonst gar nichts. und begebe mich dann nicht auf die suche nach einem profil und einer webseite, um zu erfahren, wie alt der autor ist und ob sich anhand von eingestellten texten textarbeit erkennen lässt. also bitte. und ich habe nirgends geschrieben, dass mir die zeilen zulange sind. ich bin hier jetzt draußen.
ich habe mich jetzt oft genug entschuldigt.
(und habe gerade mal wieder gehörig die nase voll, mich mit texten zu beschäftgen, die mich nicht ansprechen.)


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