Geschenke

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
hwg

Beitragvon hwg » 27.07.2006, 11:46

von der Moderation gelöscht

Orit

Beitragvon Orit » 02.08.2006, 22:36

Lieber hwg!

Du fängst an zu erzählen, es plätschert so ein bißchen vor sich hin, es läßt etwas
ahnen ... und dann kommt dieser Schlußsatz !!! Toll !!!
Dazu fällt mir mein Eierkocher ein. Der 30 Jahre lang sein Dasein in seiner Verpackung fristete, ohne ein einziges Mal in Betrieb zu sein. Ein fachmännisch ausgewähltes Geschenk meiner Eltern an die Großeltern. Mein Opa gestand mir, daß er lieber die Eier traditionell koche und das gute Stück nun seit 15 Jahren im Schrank stehe. Ob ich ihn brauchen könnte.
In seiner Frage lag eine Bitte, die ich ihm nicht abschlagen wollte. Die nächsten 15 Jahre stand das gute Stück in meinem Schrank, ist zweimal mit umgezogen.
Dann hab ich ihn neben die Mülltonnen gestellt. Dort blieb er wochenlang. Ob er heute noch dort steht weiß ich nicht, ich bin umgezogen.

Liebe Grüße
Orit

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 09.08.2006, 22:59

Hihi,
ich habe sowohl über deinen Schlussgeschenkesatz als auch über oeits Kommentar gerne gelacht :-)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

hwg

Beitragvon hwg » 10.08.2006, 07:58

Hallo Orit!

Dein Kommentar "schlägt" geradezu meine Glosse. Köstlich. Habe mich bestens amüsiert.
Lieben Gruß aus der Steiermark!

Gast

Beitragvon Gast » 10.08.2006, 08:49

Lieber hwg,
mein Kommentar hat jetzt nicht direkt mit deiner Geschichte
zu tun, aber ich pflichte dir bei, und habe ich sie gern und mit Schmunzeln gelesen.
Ich schenke gern, wenn das Geschenk keine Verpflichtung darstellt. D. h. der Beschenkte, in einer Beziehung zu mir steht, die mir es möglich macht von Herzen und mit Intuition zu schenken.

Alle wohlüberlegt geschenkten, prakitschen Dinge betrachte ich nicht als Geschenk.

Ein Brillantring ist ggf. eine Vermögensalange, aber als Geschenk... hm kommt drauf an, wenn der Schenkende daran keine Ansprüche knüpft, dann ja. (Bei meiner Schwiegermutter habe ich solches erlebt).
Küchengeräte, Bett- und Tischwäsche in einer Gesellschaft, die eh alles besitzt zu verschenken, halte ich für ziemlich einfalllos von Ausnahmen abegesehen...

Ansonsten sind mir Kleinigkeiten, die erkennen lassen, dass derjenige, der mich beschenkt, meine Interesse treffen wollte am alllerliebsten.
Von einer Freundin bekam ich einfach so, eine Praline in einer kl. Herzschachtel.

Für solch "üble" Geschenke wie der von Orit erwähnte Eierkocher, habe ich in Hessen ein Spiel kennen gelernt.
Es heißt "Krusch" - hoffentlich richtig geschrieben.
(Krusch= Krims krams, überflüssiges was nur rumsteht zu nichts Nutze)
Man lädt gute Freunde ein, jeder muss irgendeinen Gegenstand aus dem Haushalt mitbringen, eben "Krusch" der zuvor gut eingepackt packt, den Inhalt nicht Preis gibt.
Alle diese Überraschungseier für Erwachsene ;-) werden auf einen Berg geschichtet und dann beginnt das Würfelspiel um diese Dinge.
Jeder würfelt z. B. 2 x und jede 6 gewinnt, d.h . hat frei Auswahl. Entscheidend für das Gelingen ist der Spaß, den das Auspacken der gewonnenen Dinge macht, und das was dazu kommentiert wird.
So hat dieser Krusch, der durchaus oft in gutgemeineten Geschenken, die nie ihrer Verwendung nie zugeführte wurden bestehen kann, noch einen indirekten Nutzen, er sorgt für Spaß bei einem harmlosen Vergnügen.

Ich hatte bei diesem Spiel, zu dem ich das erste Mal von einer Gruppe Frauen aus einem Fortbildungslehrgang eingeladen wurde, sehr viel Spaß.

Empfehlenswert :daumen:

Liebe Morgengrüße
Gerda

Max

Beitragvon Max » 10.08.2006, 18:13

Lieber HWG,

das ist nicht nur mitten aus dem Leben gegriffen, sonder sogar mitten aus meinem Leben erzählt.

Es spülte spontan eine Erinnerung an ein Weihnachten meiner Jugend wieder hoch, an dem mein Vater schon Stunden vor dem Weihnachtsschmaus in der Küche auf und ab lief - was sonst gar nicht seine Art ist (nicht das laufen und schon gar nicht die Küche) - und meine Stiefmutter immer und immer wieder fragte: na, wie willst du die Gans denn schneiden. Sie wurde - warum auch immer nicht argwöhnisch - und verwies immer wieder auf die Geflügelzange. Bis mein Vater seine Ungeduld nicht mehr bezähmen konnte und sein Weihnachtsgeschenk, eine elektrische Geflügelschere hervorzauberte. Meine Mutter, die Tieren gegenüber eh schon skeptisch und dem Kochen und Verzehren derselben eher widerwillig eingestellt ist, und die im begeisterung heucheln zudem eher unbewandert ist, freute sich wie über eine extra Woche Putzen.

Sehr gern gelesen
Max


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