frieden zu finden
in hohlwangigen gesängen
formlos ausgebeutet
vom wind
und einem untragbaren
singsang
nicht zu fragen wovon
die durchdringlichkeit eines traums
den man aus lauter ehrgeiz
nicht loslassen kann
wäre ich makellos fehlerhaft
dem leiblichen verhaftet
ein traumloser vogel
ein hirngespinst
das sich vernetzt
mit dem namen der tage
unsere kühnen wünsche, der inbegriff der vergänglichkeit
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liebe xanthippe,
erschließt sich, nimmt mich jedoch nicht gleich gefangen. das ende sagt mir dann mehr zu. nach einiger beschäftigung dann auch die themen-architektur.
am anfang bleibe ich hängen: ohne bedeutung erscheint mir das "zu", das so prominent inmitten des ersten verses steht; analog würde ich auch das zweite streichen. im titel striche ich das erste "der" (oder auch den ganzen zweiten teil; er nimmt soviel vorweg, was im folgenden text dadurch nicht mehr so gefühlsnah ausgelöst werden kann)
die 'rollenverteilung' /-abfolge der reflektierenden instanz erzeugt bei mir fast eine langeweile - könnte mir vorstellen, nicht nur nach innen zu drehen, sondern "man" und "ich" zu tauschen, um die bewegung auch nach außen gehen zu lassen, nicht nur zum 'ich'.
die metaphern in s1 bleiben mir etwas schal, packen mich nicht - vielleicht zu viele auf einmal? auch ob "gesänge" und "singsang" so nah beieinander stehen sollen, weiß ich nicht.
heftigstes bild sind die 'hohlwangigen gesänge', für mich ein grenzgang (> kz -assoziationen; ich denke, das bild ist hier zu stark.)
s2 hat etwas 'tagebuchartig' erklärendes an sich, vorbereitet durch den titel (teil 2) erhält dieser aspekt durch sonder- und mittelstellung der strophe hier noch zusätzlich gewicht - leser bleibt weniger zu spüren. (bei bedarf geringfügig abmilderbar durch streichen von "lauter")
zum ende hin scheint mir der text ausdruckssicherer, ruhiger als zu beginn, konziser, geht für mich tiefer.
die s3 einleitende passage "wäre ich makellos fehlerhaft / dem leiblichen verhaftet" gefällt mir; das folgende "ein traumloser vogel / ein hirngespinst / das sich vernetzt / mit dem namen der tage" ist mir insgesamt zu viel/unterschiedlich der bilder (ein gespinst, das sich auch noch vernetzt, bedingt eine begriffliche auflösung/verschiebung, hier wohl nicht beabsichtigt)
(die frage 'welches ist wohl der name der tage?' darf sich m.e. ohne weiteres stellen, und stehen bleiben)
bei längerer beschäftigung wird der text für mich runder; zwar auch dadurch, dass ich auf meine weise 'dahinter' steige, nicht überall am 'ausgestellten' bleibe, aber es ist immerhin eine wirksame annäherung an eine thematik, die mir hier gleichermaßen als tragend wie randnotizhaft vorgestellt wird; dieser gehalt des textes geht für mich auf - auch zusammen mit den anderen gegenüberstellungen, die nach meinem verständnis ebenso reale wie scheinbare widersprüche abbilden. in dieser mischung aus flüchtigkeit von wesentlichem und harren in bei fokussierung substanzlosem, wo näherung gleichzeitig hinderung bedeutet, ist eine bewusstseinsgrenze nachvollziehbar angesiedelt und ausgeführt. in diesem sinn ein gelungener grenz-gang. nur die bilder tragen zu sehr auf.
liebe grüße!
edit: vermutlich nicht mehr dein text (auch nicht 'meiner'.-), doch um ein wenig rumzuprobieren:
unsere kühnen wünsche
frieden finden
in hohlwangigen gesängen
formlos ausgebeutet
von wind und untragbarem
singsang
die durchdringlichkeit eines traums
den ich aus ehrgeiz
nicht lasse
wäre man makellos fehlerhaft
dem leiblichen verhaftet
ein traumloser vogel
ein gespinst
mit dem namen der tage
Zuletzt geändert von aram am 16.11.2014, 04:04, insgesamt 1-mal geändert.
Hallo Xanthi,
ich bin ein wenig hin- und hergerissen. Die hohlwangigen Gesänge beispielsweise sind ein starkes Bild, das sofort präsent ist, dann aber mit dem „formlos ausgebeutet“ für mich völlig aufgelöst wird. Auch weil das Wort „ausgebeutet“ für mich nicht zum Wind passt, ihn nicht ergänzt oder näher beschreibt, ihm kein „Gesicht“ gibt, oder eine Beziehung. Vermutlich ist es für mich das Zusammenwirken und die Häufung dieser Worte: Vergänglichkeit, formlos ausgebeutet, untragbar, durchdringlichkeit, fehlerhaft, verhaftet, die das Gedicht auf seltsame Weise unnahbar und abwehrend wirken lassen, als hätte man einen Gesetzestext vor das Gefühl geschoben. Die Bilder stehen für mich teilweise lose daneben, obwohl eine Anknüpfung durch ein Verschieben möglich wäre. Ich frage mich, ob diese fehlende Vernetzung des letzten Absatzes damit aufgegriffen wird und ob diese Gratwanderung zwischen Ausschluss und Aufzeigen hier funktionieren kann, und was diese sich stark entgegenstehenden Sprachen für den Text bewirken können, ob es sie braucht.
Hier nur zum Anschauen, wo ich die Querbezüge (Vernetzungen) innerhalb des Textes sehe, und wo ich vielleicht für dich ganz an deinen Gedanken vorbeilese.
Die Vernetzung mit dem Gespinst ist für mich kein Stolperstein, das kann ich „sehen“, eher "stört" mich die Nähe von Gesänge und Singsang.
Das „dem leiblichen verhaftet“ bleibt für mich blass, sagt mir nichts, (obwohl ich vermute, dass das ein Kerngedanke ist), vor allem, wenn darauf ohne ein „oder“ das „hirngespinst“ folgt, als würden auch sie sich gegenseitig aufheben (müssen).
Liebe Grüße
Flora
ich bin ein wenig hin- und hergerissen. Die hohlwangigen Gesänge beispielsweise sind ein starkes Bild, das sofort präsent ist, dann aber mit dem „formlos ausgebeutet“ für mich völlig aufgelöst wird. Auch weil das Wort „ausgebeutet“ für mich nicht zum Wind passt, ihn nicht ergänzt oder näher beschreibt, ihm kein „Gesicht“ gibt, oder eine Beziehung. Vermutlich ist es für mich das Zusammenwirken und die Häufung dieser Worte: Vergänglichkeit, formlos ausgebeutet, untragbar, durchdringlichkeit, fehlerhaft, verhaftet, die das Gedicht auf seltsame Weise unnahbar und abwehrend wirken lassen, als hätte man einen Gesetzestext vor das Gefühl geschoben. Die Bilder stehen für mich teilweise lose daneben, obwohl eine Anknüpfung durch ein Verschieben möglich wäre. Ich frage mich, ob diese fehlende Vernetzung des letzten Absatzes damit aufgegriffen wird und ob diese Gratwanderung zwischen Ausschluss und Aufzeigen hier funktionieren kann, und was diese sich stark entgegenstehenden Sprachen für den Text bewirken können, ob es sie braucht.
Hier nur zum Anschauen, wo ich die Querbezüge (Vernetzungen) innerhalb des Textes sehe, und wo ich vielleicht für dich ganz an deinen Gedanken vorbeilese.
Die Vernetzung mit dem Gespinst ist für mich kein Stolperstein, das kann ich „sehen“, eher "stört" mich die Nähe von Gesänge und Singsang.
Das „dem leiblichen verhaftet“ bleibt für mich blass, sagt mir nichts, (obwohl ich vermute, dass das ein Kerngedanke ist), vor allem, wenn darauf ohne ein „oder“ das „hirngespinst“ folgt, als würden auch sie sich gegenseitig aufheben (müssen).
Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Für mich handelt das Gedicht von dem immerwährenden Wunsch nach Askese, Disziplin, der Essenz des Lebens, die sich in religiösen Übungen ausdrückt; und der nicht gelebt werden kann, weil dem sprechenden Ich jene fraglose Eindimensionalität abgeht, die dafür Voraussetzung zu sein scheint.
Ich vermute dies nur, denn für mich verwirren und widersprechen sich die Begriffe in der letzten Strophe - "makellos fehlerhaft dem leiblichen verhaftet / ein traumloser vogel"" und "hirngespinst" gehen für mich nicht zusammen.
Aber vielleicht geht mein Eindruck in eine ganz falsche Richtung?
Liebe Grüße
Eva
Ich vermute dies nur, denn für mich verwirren und widersprechen sich die Begriffe in der letzten Strophe - "makellos fehlerhaft dem leiblichen verhaftet / ein traumloser vogel"" und "hirngespinst" gehen für mich nicht zusammen.
Aber vielleicht geht mein Eindruck in eine ganz falsche Richtung?
Liebe Grüße
Eva
vielen dank für eure eindrücke, die mir in all ihrer Unterschiedlichkeit doch klar machen, dass ich ein wenig unüberlegt mit Begriffen um mich geworfen habe. Muss das erst mal sacken lassen und dann Zeit finden, um zu überlegen, was ich damit mache.
Besten Dank!
Xanthi
Besten Dank!
Xanthi
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