Transformer (Eine Erzählung von Vicente, meinem Bruder)

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Klimperer

Beitragvon Klimperer » 19.08.2014, 09:54

Unlängst schickte mir Vicente, mein in Guayaquil lebender Bruder folgende, von ihm geschriebene Erzählung, die ich hiermit ins Deutsche übersetze, wobei ich alles Selbstverständliche übergehe und das Ganze stark verkürze:



TRANSFORMER



Lucia wälzt sich, schlaflos, in ihrem Bett. Vor fünf Wochen bereitete sie sich darauf vor, ihren Geburtstag (sie ist jetzt 12) und gleichzeitig den Grundschulabschluss zu feiern.
Lucia ist die Tochter von wohlhabenden Eltern, das Einzige, was ihr für ihr vollkommenes Glück fehlte, waren Geschwister, aber Ana, ihre Mutter, versuchte Alles für sie zu sein. Sie machte sie allerdings auch mit dem Elend bekannt, indem sie sie zu dem Weisen Haus mitnahm, in dem sie ab und zu ehrenamtlich arbeitete. Lucia fragte sie, warum diese Kinder so traurig aussahen. Ana antwortete, dass niemand vor dem Unglück ganz sicher ist, und dann geschah es, dass sie, kurz vor Lucias Geburtstag, plötzlich starb.
Sechs Tagelang weinte Lucia, die sich weigerte ihr Zimmer, ihr Bett zu verlassen. Dann sprach Pablo, ihr Vater, zu ihr und sagte, Tochter, sei nicht traurig, deine Mutter ist nicht ganz tot, sie lebt noch, in einer anderen Form lebt sie noch. Woher willst du das wissen? -fragte Lucia.
Gib mir Zeit und ich werde es dir beweisen. Schau, wir werden morgen eine kleine Reise unternehmen, sieh zu, dass du dann bereit bist.
Sehr früh am nächsten Tag verließen sie das Haus, sie wollten aufs Land fahren, aber vorher gingen sie zu dem einzigen großen Park der Millionenstadt, wo Pablo ihrer Tochter etwas Wichtiges zeigen wollte.
Schau, hier auf dieser Bank lernte ich deine Mutter kennen. Ich war damals 26, sie 18. Ich kam oft hierher um zu lesen…
……………………………………………………………………………………………………………………….

Pablo hörte sich nähernde Schritte und hob die Augen von seinem Buch, sah ein wunderschönes Mädchen, das ihn anstarrte ... Ich schaue nicht Sie an, sagte das Mädchen, sondern den Schmetterling auf ihrer Schulter. Da flog der Schmetterling weg, aber nicht weit, setzte sich auf die Banklehne. Pablo fing ihn und wollte ihn dem Mädchen geben, es wollte aber nicht, er sollte ihn freilassen. So hatten sich Pablo und Ana kennengelernt, und das wollte Pablo seiner Tochter zeigen.
Jetzt konnten sie ihre Reise fortsetzen. Sie fuhren zu einem Ökologischen Zentrum für Touristen und nahmen ein Zimmer in dem Hotel. Sehr früh am nächsten Tag verließen sie das Hotel und betraten den Wald. Stundenlang liefen sie bis sie zu einer Lichtung kamen, mit grünem Gras und Blumen um die viele Monarca-Schmetterlinge herumflogen, dieselbe Sorte, die damals Ana auf Pablos Schulter gesehen hatte. Pablo fing an etwas im Busch zu suchen, während Lucias große Augen ihm folgten. Das wiederholte sich drei Tage lang bis er fand was er gesucht hatte, kleine Würmer, die er in einen Glasbehälter einsperrte, mit winzigen Löchern, damit sie atmen konnten.
Sie fuhren dann nach Hause zurück und Pablo setzte die Würmer auf einem Topf mit einer Pflanze, deren Blätter Nahrung für sie sind. Lucia beobachte sie ständig und, eines Tages, stellte sie fest, dass sie gestorben waren. Verliere nicht die Hoffnung, sagte ihr Vater, ich werde schon mein Versprechen einhalten.
Nun, sechs Tage später weckte Pablo seine Tochter und sagte zu ihr, sie solle zu der Pflanze mit den toten Würmer kommen, da sah sie wie die Haut der Würmer sich öffnete und daraus Schmetterlinge hinausflogen, ihr Flug war am Anfang etwas unsicher, dann setzte aber das Ballet ein. Da spürte Lucia die Anwesenheit von Ana, ihrer Mutter.


Ich fragte meinen Bruder, woher er die Idee für diese Geschichte gehabt hatte. Er sagte, er habe alles in einem Traum gesehen, einige Monate nach dem Tod unserer Mutter.

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5438
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 19.08.2014, 22:51

das finde ich unheimlich schön und berührend.
bräuchte allerdings noch etwas feinschliff, meine ich ... aber das würde sich lohnen.
und ich weiß nicht, aber vielleicht wäre es doch interessant, das gesamte zu zeigen?
aber das liegt natürlich an dir als übersetzer, lieber carlos, du wirst ja vermutlich nicht umsonst gekürzt haben :smile:
saludos
diana
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 19.08.2014, 23:15

Liebe Diana!

Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir helfen würdest.

Ich danke dir.

Carlos

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5438
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 19.08.2014, 23:58

aber ja, sehr gern, lieber carlos. :smile:
kann allerdings etwas dauern..
lg, diana
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste