Momentaufnahmen

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Rosebud

Beitragvon Rosebud » 03.08.2013, 12:50

Gelöscht.
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Nifl
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Beitragvon Nifl » 04.08.2013, 15:28

Hallo Rosebud,

ich finde sehr viele schöne dicht gezeigte Momente in dem Text, insgesamt ärgert mich aber, dass ich nicht genau verstehe, wie die Verwandtschaftsverhältnisse sind.
Ich pflüge einfach mal lieblos durch den Text.

Momentaufnahmen


schöner Titel


Ich entschuldige mich dafür, ihn wegen meiner Erkältung nicht in die Arme zu nehmen,


klasse


zwei Tage vor der OP will ich ihn nicht anstecken. Wir geben uns die Hand. Bevor er vom Sofa aufstehen kann, setze ich mich neben ihn.


Zwei Tage vor einer OP sitzt er noch Zuhause auf dem Sofa?

Sein Sohn auf die andere Seite.


Hm finde ich perspektivisch komisch, würde man nicht "Mein Bruder oder Halbbruder" sagen?
Sowas trägt schon früh zur Verwirrung der Verhältnisse bei, beim ersten Lesen bin ich da überhaupt nicht durchgestiegen. Absicht?

Ob wir sie wollen?


wollten

Nein, bald gibt es Mittagessen bei seiner ersten Exfrau die gegenüber wohnt auf demselben Grundstück.


Die Erzählerin ist also die Tochter der zweiten Exfrau?


Ich fotografiere Vater und Sohn, während sie über die OP am Montag sprechen. Martin hat seine Augen, dasselbe Blau. Jetzt, da Vater vom Alkohol nicht mehr aufgedunsen und übergewichtig ist, sieht man ihre vielen Ähnlichkeiten abseits der Augen. Das ständige Klicken der Blende. Es unterbricht sie nicht im Gespräch. Sie sind es gewohnt, dass ich ihre Familie fotografiere, ihre Distanzen, ihre Haustiere, bevor sie sterben.


Hier bin ich wieder raus. Es ist doch auch ihre Familie?

Mein Blick fällt auf den Türrahmen, der zur verglasten Veranda führt. Dort hängt noch die Leine von Cräcker, dem ewig bellenden Berner Senne meiner Schwägerin.


Also die Frau von Martin?

Bei Vater bekam er jeden Morgen seine Leberwurstbrote, nachdem er Christine laut und nochmal laut in die Arbeit verabschiedet hatte. Vater und Tochter wohnen Tür an Tür.


Jetzt doch Schwester und nicht Schwägerin oder Schwiegertochter? Das nervt.

Wir alle dachten damals, dass Christine mit dem Einschläfern zu lange gewartet hat.


Das nimmt mich mit, ganz groß im Gesamtkontext des Sterbens in diesem Text.

Von meinem Sitzplatz auf dem Bett kann ich Cräckers Grab sehen.


Jetzt sitzt sie plötzlich auf dem Bett?


Eine halbe Stunde nach uns kommen zwei der drei S: Sönke und Sören, Martins und Christines Halbbrüder.


Ich gebe auf.

“Schöner als die Shell-Tiger”, sage ich. Martin lacht, Sören und Sönke sind zu jung, um sich an diese Werbung erinnern zu können.


Ein Versuch noch, die Erzählerin ist also älter und trotzdem ist die erste Ex von Nebenan nicht ihre Mutter?

Ich lasse Vater mit Ziehtochter allein.


Ich breche zusammen.


Mutter hat den großen Tisch gedeckt.


Ah, also doch die Mutter.


Wie immer beim Essen fehlt mir ein Weitwinkel-Objektiv.


Schön eigentlich, aber sie fotografiert doch schon die ganze Zeit drinnen. Ach ja, weiter oben noch, die Blende macht keine Geräusche.

Christine bringt ihn zurück in sein Haus, gibt ihm die Spritze zur Blutverdünnung.


Dafür gibt es doch Tabletten?

Grille, ihr Rauhhaardackel, posiert für die Kamera.


o, das Foto habe ich vor Augen

Gruß
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 04.08.2013, 16:54

Ich kann Nifl verstehen. Schon zwei Mal habe ich die Geschichte sehr aufmerksam gelesen, weil sie mir sehr gut gefällt.

Die Beziehungen der Menschen zueinander fühle ich wie eine Herausforderung.

Ich wollte erst später antworten, aber ich will nicht, dass jemand mir zuvorkommt: Ich wage zu sagen, dass die Erzählerin doch die Frau von Martin ist.

Ich schreibe etwas ab:

"Der alte Mann, dünn, größer als ich, sagt zu Martin: SIE HAT ABGENOMMEN".
"Nein", widerspreche ich, "Weihnachten hatte ich vier Kilo weniger als jetzt". Er beharrt auf das Gegenteil. Ich gebe ihm Recht. Er redet ja nicht über meinen Körper.

"Er redet ja nicht über meinen Körper".

Das ist der Schlüsselsatz dieser Geschichte.

Rosebud

Beitragvon Rosebud » 04.08.2013, 19:04

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Zuletzt geändert von Rosebud am 26.06.2015, 14:18, insgesamt 1-mal geändert.

Rosebud

Beitragvon Rosebud » 04.08.2013, 19:10

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Zuletzt geändert von Rosebud am 26.06.2015, 14:18, insgesamt 1-mal geändert.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 04.08.2013, 19:42

Hallo Rosebud,

Ohne Weitwinkel kriegt die Erzählerin keinen großen Esstisch mit 8 Leuten in den Sucher in einem Raum, der zu klein ist, um genug Abstand von den Leuten zu bekommen, um sie alle aufs Bild zu kriegen.


ja klar, aber das Wohnschlafzimmer ist ja auch eng, da hätte ich auch schon ein Weitwinkel erwartet.


Die alte Canon ist eine analoge Kamera und klickt.


Bei einer Spiegelreflexkamera macht der wegklappende Spiegel ein Geräusch, sowie der Verschluss, der auf und zu geht. Ach und der Filmtransport. Die Blende macht keinen Mucks.

Was die Patchworkfamilienstruktur angeht (die ich selbst mit deiner Gliederung nur schwer nachvollziehen kann)(es ist einfach zu konzentriert und wirr für diesen kurzen Text und mich) habe ich beim Lesen leider das Gefühl, dass es artifiziell vorsätzlich verkompliziert wird, als würde man zusätzlich mutwillig hinters Licht geführt.

Gruß
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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nera
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Beitragvon nera » 04.08.2013, 20:00

hi, nur mal was zu den spritzen. marcumarspritzen gibt es nicht. aber es ist richtig, dass macumar vor einer op abgesetzt werden muss und dafür wird dann heparin gespritzt. es setzt woanders in der gerinnung an.

zur camera. es ist so wie nifl es sagt.

lg

Rosebud

Beitragvon Rosebud » 04.08.2013, 20:43

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Zuletzt geändert von Rosebud am 26.06.2015, 14:17, insgesamt 2-mal geändert.

Rosebud

Beitragvon Rosebud » 04.08.2013, 20:53

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