Saltus
sprünge vom turm
schrauben
präzise gewinde
ach würde eine
den augenblick lang
wie ikarus stürzen -
mit flügeln schlagen
das menschliche taumeln -
aber sie zweifeln nicht
drehen sich, sirren und
schlagen am ende stracks
wie ein nagel ins holz
und hier auf schwedisch (dank einer Kooperation google + Irseer Mit-Dichterin):
saltus
hoppar från tornet
skruvar
precisa krans
ack skulle någon
ett ögonblick lång
liksom Ikarus falla -
med vingarna slå
det mänskliga svikta -
men de tvekar ej
roterar runt, surrar och
slår i slutet rak
som en spik i trädet
alte Version
Olympia
sprünge, salti
vom turm
schrauben
präzise gewinde
ach würde eine doch
den augenblick lang
stürzen: den sämann,
ikarus, die blinden -
mit den flügeln schlagen
das menschliche taumeln
aber sie zweifeln nicht
drehen sich, sirren und
schlagen am ende stracks
wie ein nagel ins holz
Olympia
irgendwie muss ich an die diskussion über´s kommentieren im café denken, wenn ich den text lese, räuber...
sagen kann ich zum text nicht viel. deine zeilen schaffen viele bilder. man (ich) kämpft aber immer mit der "angst", völlig am text vorbei zu lesen, sich in den worten zu versteigen.gerade auch im hinblick auf meinen interpretatorischen ansatzgedanken (klingt gut, oder?).....
aber sei dir sicher: dieser, wie viele deiner texte, faszinieren und werden oft gelesen um auch möglichst viele der kleinen schatzkästchen in diesem text zu finden...
liebe grüße: niko
sagen kann ich zum text nicht viel. deine zeilen schaffen viele bilder. man (ich) kämpft aber immer mit der "angst", völlig am text vorbei zu lesen, sich in den worten zu versteigen.gerade auch im hinblick auf meinen interpretatorischen ansatzgedanken (klingt gut, oder?).....
aber sei dir sicher: dieser, wie viele deiner texte, faszinieren und werden oft gelesen um auch möglichst viele der kleinen schatzkästchen in diesem text zu finden...
liebe grüße: niko
ich mag diese worte zu dem gedicht, niko, weil ich mich darin wieder finde, und genau deshalb möchte ich widersprechen, also eigentlich eher mir, als dir mut zusprechen. Das Gedicht, hat mal eine Kollegin gesagt, ist sobald ich es zur Diskussion freigebe, nicht mehr unter meiner Kontrolle. Es ist frei. Das heißt, es ist durchaus erlaubt, Interpretationen vorzunehmen, die u.U. an der Intention des Dichters vorbeigehen. Oder auch zu sagen, ich verstehe dieses Gedicht nicht. Auch das ist eine legetime (und für den Verfasser wichtige) Reaktion. Was ich aus deinen Worten lese (und natürlich schliesse ich da von mir auf dich), ist, dass du deine Möglichkeiten etwas zu interpretieren, zu verstehen, geringer schätzt, als die desjenigen, der das Gedicht geschrieben hat, dass du Angst hast, dich "lächerlich" zu machen.
Und weißt du was, weil ich das so gut nachempfinden kann, weil ich das so gut kenne, werde ich jetzt versuchen aufzuschreiben, was ich bei diesem (Resepekt einflössend schönem Gedicht) gedacht und empfunden habe (wohl wissend, dass ich riskiere, mich lächerlich zu machen, oder wenigstens vollkommen daneben zu liegen). In diesem Sinne; danke für die Ermunterung.
Und nun zum Gedicht. Olympia, das einschlägt "wie der nagel ins holz".
ich lese eine kritik an der gesamten veranstaltung, ich lese, dass bei dieser feier der leistung, der jugend, der sportlichen höchstleistung keine zweifel aufkommen, z.b. daran, ob der olympische gedanke so noch gewahrt ist. alles wird punktgenau ausgeführt und ebenso gewertet, zweifel und die schönheit des scheiterns sind aussgeschlossen aus diesem ereignis und was bleibt ist ein Punkt, ein Nagel, der ins Holz geschlagen wird, eine kleine Stelle, die trifft, statt eines Blickes auf das, was es auch noch gibt, (was nicht minder, sondern vielleicht sogar noch weitaus betrachtenswerter wäre, als das, was bei dieser Leistungsschau zu sehen ist).
So schön, wie die Bilder sind, so wenig menschlich sind sie, was hier als menschliche Größe verkauft wird, ist ein Höchstmaß an Kontrolle und Leistung. Welche Größe hat dagegen das Scheitern eines Ikarus...
Xanthi
Und weißt du was, weil ich das so gut nachempfinden kann, weil ich das so gut kenne, werde ich jetzt versuchen aufzuschreiben, was ich bei diesem (Resepekt einflössend schönem Gedicht) gedacht und empfunden habe (wohl wissend, dass ich riskiere, mich lächerlich zu machen, oder wenigstens vollkommen daneben zu liegen). In diesem Sinne; danke für die Ermunterung.
Und nun zum Gedicht. Olympia, das einschlägt "wie der nagel ins holz".
ich lese eine kritik an der gesamten veranstaltung, ich lese, dass bei dieser feier der leistung, der jugend, der sportlichen höchstleistung keine zweifel aufkommen, z.b. daran, ob der olympische gedanke so noch gewahrt ist. alles wird punktgenau ausgeführt und ebenso gewertet, zweifel und die schönheit des scheiterns sind aussgeschlossen aus diesem ereignis und was bleibt ist ein Punkt, ein Nagel, der ins Holz geschlagen wird, eine kleine Stelle, die trifft, statt eines Blickes auf das, was es auch noch gibt, (was nicht minder, sondern vielleicht sogar noch weitaus betrachtenswerter wäre, als das, was bei dieser Leistungsschau zu sehen ist).
So schön, wie die Bilder sind, so wenig menschlich sind sie, was hier als menschliche Größe verkauft wird, ist ein Höchstmaß an Kontrolle und Leistung. Welche Größe hat dagegen das Scheitern eines Ikarus...
Xanthi
- allerleirauh
- Beiträge: 766
- Registriert: 26.06.2010
- Geschlecht:
hallo franz,
ich bin nicht der große sportfan, habe in diesem jahr aber familienbedingt etliche olympia-sequenzen miterleben können.
und: eineN habe ich straucheln sehen, kein schöner moment. wir waren sehr froh, dass matthias steiner den unfall nahezu unbeschadet überstanden hat.
ganz generell und vorausgesetzt, "eine" bezieht sich auf eine sportlerin, kann ich daher den wunsch des lyrICH, "eine" möge stürzen, nicht ganz nachvollziehen. dass menschen / sportler unvollkommen sind und auch ein wettkampf eine gratwanderung, ein ausloten der menschlichen kräfte, sein kann, weiß ich und muss ich nicht bestätigt bekommen.
es fällt mir schwer, die bezüge zu ikaros oder dem sämann (lukas 8 ?) herzustellen. die flucht von dädalos und seinem sohn war eine technische und wohl auch sportliche meisterleistung. und der sämann war, trotz erheblicher misserfolge, in der lage, eine ernte einzubringen. gehts also ums (mögliche oder teilweise?) scheitern?
in der letzten strophe funktioniert für mich die nagel-metapher nicht. (obwohl ich schön finde, wie das handwerkliche/technische bild aus strophe eins fortgeführt wird-"präzise gewinde") die sportler, ich habe, dank der ersten zeilen, turmspringer vor augen, "schlagen", nach gelungener kür, ins wasser (ein) "wie ein nagel ins holz". nur: der nagel ins holz WIRD eingeschlagen. er ist passiv. die turmspringer führen ein resultat aktiv herbei.
lga
ich bin nicht der große sportfan, habe in diesem jahr aber familienbedingt etliche olympia-sequenzen miterleben können.
und: eineN habe ich straucheln sehen, kein schöner moment. wir waren sehr froh, dass matthias steiner den unfall nahezu unbeschadet überstanden hat.
ganz generell und vorausgesetzt, "eine" bezieht sich auf eine sportlerin, kann ich daher den wunsch des lyrICH, "eine" möge stürzen, nicht ganz nachvollziehen. dass menschen / sportler unvollkommen sind und auch ein wettkampf eine gratwanderung, ein ausloten der menschlichen kräfte, sein kann, weiß ich und muss ich nicht bestätigt bekommen.
es fällt mir schwer, die bezüge zu ikaros oder dem sämann (lukas 8 ?) herzustellen. die flucht von dädalos und seinem sohn war eine technische und wohl auch sportliche meisterleistung. und der sämann war, trotz erheblicher misserfolge, in der lage, eine ernte einzubringen. gehts also ums (mögliche oder teilweise?) scheitern?
in der letzten strophe funktioniert für mich die nagel-metapher nicht. (obwohl ich schön finde, wie das handwerkliche/technische bild aus strophe eins fortgeführt wird-"präzise gewinde") die sportler, ich habe, dank der ersten zeilen, turmspringer vor augen, "schlagen", nach gelungener kür, ins wasser (ein) "wie ein nagel ins holz". nur: der nagel ins holz WIRD eingeschlagen. er ist passiv. die turmspringer führen ein resultat aktiv herbei.
lga
Hallo,
danke für die Rückmeldungen - mir geht's wie Xanthippe, dass mich vor allem die Leseeindrücke interessieren - was kommt an, was passiert, was gefällt und was irritiert. Mir ist sehr bewußt, dass selten Texten bis ins letzte nachgespürt wird, das ist völlig ok, in der freien Wildbahn hat ein Text noch schlechtere Karten als hier im Forum, insofern ist auch ein 'klingt interessant, aber mir fehlt ein verlässlicher Ansatzpunkt' hilfreich.
Mit der Bilderfolge bin ich nicht so ganz glücklich, es waren die, die mir beim Betrachten der Turmspringerinnen so einfielen (van Gogh' Sämann und Piet Breugels Sturz des Ikarus sowie 'die Blinden führen die Blinden' - u.a. wegen der ausholenden Gestik in diesen Bildern) Die Wörter schienen mir das richtige zu tun, so dass man die konkreten Gemälde, die ich vor Augen hatte, nicht erraten bräuchte, war meine Hoffnung ...
Unfälle wie den von Steiner (näher läge noch der Rückenklatscher eines deutschen Turmspringers, der ebenfalls sehr unschön aussah) wollte ich nicht herbeiwünschen, von dieser Seite her hatte ich mehr die Sehnsucht nach Kunst/Ausdruck/Tanz, so wie es Bilder enthalten, anstelle immer weiter technisierter Akrobatik ausdrücken wollen.
Schöne Grüße
Franz
danke für die Rückmeldungen - mir geht's wie Xanthippe, dass mich vor allem die Leseeindrücke interessieren - was kommt an, was passiert, was gefällt und was irritiert. Mir ist sehr bewußt, dass selten Texten bis ins letzte nachgespürt wird, das ist völlig ok, in der freien Wildbahn hat ein Text noch schlechtere Karten als hier im Forum, insofern ist auch ein 'klingt interessant, aber mir fehlt ein verlässlicher Ansatzpunkt' hilfreich.
Mit der Bilderfolge bin ich nicht so ganz glücklich, es waren die, die mir beim Betrachten der Turmspringerinnen so einfielen (van Gogh' Sämann und Piet Breugels Sturz des Ikarus sowie 'die Blinden führen die Blinden' - u.a. wegen der ausholenden Gestik in diesen Bildern) Die Wörter schienen mir das richtige zu tun, so dass man die konkreten Gemälde, die ich vor Augen hatte, nicht erraten bräuchte, war meine Hoffnung ...
Unfälle wie den von Steiner (näher läge noch der Rückenklatscher eines deutschen Turmspringers, der ebenfalls sehr unschön aussah) wollte ich nicht herbeiwünschen, von dieser Seite her hatte ich mehr die Sehnsucht nach Kunst/Ausdruck/Tanz, so wie es Bilder enthalten, anstelle immer weiter technisierter Akrobatik ausdrücken wollen.
Schöne Grüße
Franz
Hallo Räuber,
du schreibst:
Mir ist sehr bewußt, dass selten Texten bis ins letzte nachgespürt wird, das ist völlig ok, ...
Das erscheint mir sehr bedenklich, weil es Texte aller Art freizusprechen scheint von der Aufgabe, dieses "letzte Nachspüren" aus ihrem Wert heraus vom Leser / Hörer einzufordern. Anders: Ein wirklich guter Text vermag es, den Leser bis "ins letzte" zu führen und zu ziehen. Und wenn er das nicht vermag, dann ist er eben kein wirklich guter Text, sondern einer, der auf den guten Willen von Mitforisten angewiesen ist.
Na ja, zum eigentlichen Text: Ikarus, Sämann, Blinde waren mir eine Spur ins Nichts, wodurch mich der Text dann verloren hat.
Ferdigruß!
du schreibst:
Mir ist sehr bewußt, dass selten Texten bis ins letzte nachgespürt wird, das ist völlig ok, ...
Das erscheint mir sehr bedenklich, weil es Texte aller Art freizusprechen scheint von der Aufgabe, dieses "letzte Nachspüren" aus ihrem Wert heraus vom Leser / Hörer einzufordern. Anders: Ein wirklich guter Text vermag es, den Leser bis "ins letzte" zu führen und zu ziehen. Und wenn er das nicht vermag, dann ist er eben kein wirklich guter Text, sondern einer, der auf den guten Willen von Mitforisten angewiesen ist.
Na ja, zum eigentlichen Text: Ikarus, Sämann, Blinde waren mir eine Spur ins Nichts, wodurch mich der Text dann verloren hat.
Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)
Hallo Ferdi,
das scheint mir eine sehr idealistische Sicht der Dinge - eine magische Macht wird ja oft Texten zugeschrieben und guckt man genauer, ist viel Mode dabei: die Leser wollen sich mit etwas beschäftigen, weil es in, hip ist. Viele sehr gute Gedichte (was nicht auf meine oder gar speziell das obige bezogen ist) finden diese Unterstützung durch negativ formuliert Mode, positiv formuliert ein kreatives Geistesleben nicht und bleiben für die Leserschaft eine unverständliche Zumutung (meine Kinder gehen jedem noch so guten Gedicht in kürzester Zeit verloren, leider ...).
Ich will sagen, ich kann sehr hohe Anforderungen an meinen eigenen Text stellen - und an Rückmeldungen wie deinen letzten Zeilen etwas lernen - aber ich möchte nicht Anforderungen an Kommentare anderer stellen oder gar Kommentatoren attakieren in Richtung 'nicht genau gelesen' etc. und darauf bezog sich dieses 'ist ok'.
Schöne Grüße
Franz
das scheint mir eine sehr idealistische Sicht der Dinge - eine magische Macht wird ja oft Texten zugeschrieben und guckt man genauer, ist viel Mode dabei: die Leser wollen sich mit etwas beschäftigen, weil es in, hip ist. Viele sehr gute Gedichte (was nicht auf meine oder gar speziell das obige bezogen ist) finden diese Unterstützung durch negativ formuliert Mode, positiv formuliert ein kreatives Geistesleben nicht und bleiben für die Leserschaft eine unverständliche Zumutung (meine Kinder gehen jedem noch so guten Gedicht in kürzester Zeit verloren, leider ...).
Ich will sagen, ich kann sehr hohe Anforderungen an meinen eigenen Text stellen - und an Rückmeldungen wie deinen letzten Zeilen etwas lernen - aber ich möchte nicht Anforderungen an Kommentare anderer stellen oder gar Kommentatoren attakieren in Richtung 'nicht genau gelesen' etc. und darauf bezog sich dieses 'ist ok'.
Schöne Grüße
Franz
Ich habe das Gefühl, das Gedicht jetzt besser zu verstehen, wo die Aufzählung der Bildbezüge reduzierter ist.
Andererseits hat das Gedicht jetzt selbst etwas von der Präzision einer Schraube ... gerade die Bildbezüge wirkten wie seitwärts ausgeworfene Schmetterlingsnetze; jetzt wird nur noch in die Tiefe gearbeitet.
Das soll keine Kritik sein; wie gesagt finde ich jetzt leichter Zugang dazu.
Grüße von Zefira
Andererseits hat das Gedicht jetzt selbst etwas von der Präzision einer Schraube ... gerade die Bildbezüge wirkten wie seitwärts ausgeworfene Schmetterlingsnetze; jetzt wird nur noch in die Tiefe gearbeitet.
Das soll keine Kritik sein; wie gesagt finde ich jetzt leichter Zugang dazu.
Grüße von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
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