Meine Tochter hat gerade ein Praktikum in einer Behindertenwohngruppe hinter sich, und was sie erzählt, deckt sich nicht genau mit dem, was Du schreibst, Renée.
Natürlich hast Du auch nicht ganz unrecht, schließlich sprechen wir von "Behinderungen", also etwas, das den Alltag/ dessen "Ausübung" - mehr oder weniger - behindert. Eine Freundin von mir hat ein Down-Kind, das gar nichts "kann" außer Laufen; es ist also wirklich schwerstbehindert. Aber genau das kann uns allen, die wir hier im Forum aktiv sind, schon morgen passieren, sei es durch einen Schlaganfall. In einem gesellschaftlichen Klima, das so etwas nicht innerhalb von "Normalität" akzeptieren will, sondern, im Gegenteil, sogar das Durchschnittliche als nicht genügend schön/ attraktiv brandmarkt (und zu allen möglichen Verschönerungsmaßnahmen schubsen will), kriege ich Gruselgefühle - denn so müssen wir nicht nur Hirnblutung etc. selbst fürchten, sondern die Tatsache, dass wir der Gesellschaft eine Last sein werden, die sie sich möglichst vom Leibe halten will. Heißt: Die Diagnosemethoden werden immer differenzierter ausfallen - war nicht letztlich im Gespräch, dass man Alzheimer lange vor Ausbruch erkennen kann, ohne aber ein Mittel dagegen zu haben? -, wir werden also immer weiter in unsere individuelle medizinische Zukunft blicken können. Und dann? Zahlen die Krankenkassen nicht, wenn man "trotzdem" ... (lebt)? Was "darf" sein, was nicht?
Ich habe vier Kinder bekommen, und zwar deutlich jenseits der immer wieder gern verbreiteten Altersgrenze. Das Thema vorgeburtliche Diagnostik war also über Jahre präsent für uns. Wir haben uns dagegen entschieden, in erster Linie weil wir nicht an den "perfekten Menschen" glauben (wollen!) und es im übrigen eine Menge Fehldiagnosen - so oder so - gibt (von denen man ja nicht unbedingt immer erfährt). Es gibt hier ein Gedicht von mir -
viewtopic.php?f=43&t=11286 - das eine andere Seite zeigt, die m. E. oft vergessen wird. Ein gesundes Kind, das wegen einer Fruchtwasser-Untersuchung starb, kann ich auch noch "bieten", der Fall ereignete sich in meiner Bekanntschaft.
Bei o. g. Freundin hätte es eine Fehlgeburt werden sollen, aber der medizinische Fortschritt hat das verhindert: Sie musste monatelang liegen, es gab weitere Maßnahmen, das Baby zu halten.