Sie will geben

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 22.05.2011, 13:18

Sie will geben

abgeben ... Sie will anderes
angeben ... Sie will mehr
aufgeben ... Sie will nicht
begeben ... Sie wird gefügt
beigeben ... Sie ergänzt
dreingeben ... Sie gönnt
durchgeben ... Sie sagt
eingeben ... Sie blitzt
ergeben ... Sie bleibt
hergeben ... Sie öffnet die Faust
herausgeben ... Sie druckt
hingeben ... Sie lutscht
mitgeben ... Sie klatscht
rückgeben ... Sie zahlt
vergeben ... Sie lächelt
vorgeben ... Sie führt

zergeben ... Sie sandet

Gerda

Beitragvon Gerda » 22.05.2011, 13:42

Hi Pjotr,

"Mitgeben" möchte ich dir, dass solche Fingerübungen sehr nützlich sind und den Wortschatz kolossal erweitern können.
(drangeben, rausgeben, reingeben, weggeben, fallen mir spontan noch ein, aber wahrscheinlich hast du keine erschöpfende Bearbeitung vorgesehen) ;-)

Einen schönen Sonntag dir
Gerda

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 22.05.2011, 15:12

Hi Gerda,

als Fingerübung sehe ich das nicht. Es ist eine Reise in die Tiefe einer uralten, gewachsenen Sprache. Die Reise bringt vieles auf einen einfachen Nenner; am Nenner angekommen, explodiert ein Fass voll neuer Möglichkeiten.

Die von Dir vorgeschlagenen Vorsilben habe ich bewusst weggelassen, weil sie keine besondere eigene Bedeutung haben außer einer Raumrichtung. Hingegen kann beispielsweise "angeben" eine großkotzige Bedeutung haben und "vergeben" eine großzügige -- also ein Gefühl bezeichnen anstatt eine Raumbewegung.


Salute

Pjotr

Gerda

Beitragvon Gerda » 22.05.2011, 15:32

Hi Pjotr,

interessant, aber ich komme nicht wirklich dahinter, was du meinst.

Ich nehme mal willkürlich Kombinationen heraus - ich nehm mir 'was heraus ;-)
(Nehmen ist ähnlich mit Vorsilben zu gebrauchen, wie geben).

abgeben ... Sie will anderes

Eine SIE, die "abgibt", weshalb sollte sie anderes wollen?
Sie kann etwas abgeben ohne, dass icsie sich etwas anderes wünschte oder benötigte.

herausgeben ... Sie druckt

Damit habe ich auch Schwierigkeiten, weil "Drucken" nicht mit "Herausgeben" gleichzusetzen ist.

vorgeben ... Sie führt
Damit kann ich auch nicht recht etwas anfangen. Warum sollte eine Person, die etwas vorgibt, führen?
Die Führung kann entstehen, dann wenn ihrer Vorgabe andere folgen, aber doch nicht zwangsläufig, weil etwas vorgeben, ja auch die Bedeutung hat, jemanden täuschen.

Möglicherweise verstehe ich nicht den Sinn dahinter.

Sonnige Grüße
Gerda

PS, Frage am Rande hast du mal wegen der (In)Formation nachsehen können? Bei mir geht es wieder.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 22.05.2011, 15:44

Ja, abgeben kann man sowohl im Fußball und sonstigen Räumen, und dann zufrieden lose zurückbleiben. Abgeben kann man auch etwas, das nicht mehr gut für einen ist, das durch etwas besseres ersetzt wird. Natürlich funktionieren da rein raumtechnisch auch Begriffe wie weg-, heraus-, hinausgeben. Aber würdest Du im Schwimmbad beim Bademeister Deine Uhr weggeben, herausgeben, hinausgeben? Oder doch lieber abgeben? Würdest Du ein Bub im Kindergarten abgeben oder weggeben?

Herausgeber ist meist ein Begriff in der Verlags- und Druck-Brangsche.

Vorgeben. Sie macht die Vorgabe. Sie gibt vor. Sie führt. Sie bestimmt. Ja, täuschen geht auch, als alternative Bedeutung. Und gar nicht mal so unähnlich zu "führen" und "bestimmen".

Weißt Du, der Nenner ist der: Das, was die Welt zusammenhält, sind Kräfte. Unsere Sprache ist im Prinzip ganz einfach; wir habe drei vier Kräfte und eine Menge Kraftrichtungen. Die kombinieren wir und beschreiben damit alles. Zillionen von Vorgängen. Aber eigentlich geht es immer nur um Kraftrichtungen. Es geht um fein-nuancierte Vektoren.


Sonnigst

Pjotr



P.S.: Nein.

Gerda

Beitragvon Gerda » 22.05.2011, 18:22

Lieber Pjotr,

mir scheint es so als ob du das komplizierte der Sprache (und nicht nur unserer) was das Zusammenleben der Menschen, bestimmt, herunterbrechen auf eine einfache Basis. Das mag sogar möglich sein, allein, ich kann es nicht beurteilen.
Ich schätze Menschen die in der Lage sind komplizierte Vorgänge in einer Sprache (Art und Weise, die Wortwahl betreffend), zu vermitteln, die auch ich verstehen kann, selbst wenn es sich um das Fachchinesisch der Mediziner handelt.
Da ich nur meinen hoffentlich einigermaßen gesunden Menschenverstand zur Verfügung habe und nicht auf Studien zurückgreifen kann, verstehe ich ehrlich gesagt nur Bahnhof.
Warum sollten ausgerechnet jene, von dir geschriebenen Beispiele deine These unterstützen oder gar bestätigen?
So einfach ist es nicht, weil die Bedeutung eines Wortes fast immer nur klar ist wenn du den Kontext dazu hast. Es klingt mir zudem ein wenig verdächtig nach Esoterik - ohne dir daraus nun einen Vor(An)?wurf machen zu wollen ;-)

Pjotr hat geschrieben:Ja, abgeben kann man sowohl im Fußball und sonstigen Räumen, und dann zufrieden lose zurückbleiben. Abgeben kann man auch etwas, das nicht mehr gut für einen ist, das durch etwas besseres ersetzt wird. Natürlich funktionieren da rein raumtechnisch auch Begriffe wie weg-, heraus-, hinausgeben. Aber würdest Du im Schwimmbad beim Bademeister Deine Uhr weggeben, herausgeben, hinausgeben? Oder doch lieber abgeben? Würdest Du ein Bub im Kindergarten abgeben oder weggeben?


Hier kommt es doch sehr stark darauf an, ob ich in Deutschland Deutsch spreche, oder dieses jemand beispielsweise in Österreich oder der Schweiz tut.
In der Schweiz, in der man selbst einen Kaffee "einspannt" ... gehen noch ganz andere Wendungen, da hab ich schon manchmal Rad geschlagen (innerlich) und gedacht, wie "falsch" ;-) sie doch sprechen.
Inzwischen habe ich eine WörterBuch Schweizer Deutsch.
Ach noch eins fällt mir (oder zu?) Wenn Schweizer umziehen, dann "Zügeln" sie.
Meine Kinder habe ich übrigens zum Kindergarten gebracht, "abgegeben" habe ich sie dort nie ;-)
Sind ja Kinder und keine Sache.

Interessant, nur ich bin leider ein wenig abgekommen, was deinen Text angeht.
Ich hoffe, das macht nichts.

Wieder sonnig - nach Gewitter
LG Gerda

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Beitragvon Pjotr » 22.05.2011, 18:31

Bah Esoterik. Ich bin der größte Feind der Esoterik.

Zusammenleben der Menschen. Ja. Aber das ist ja nur ein Teil der Welt. Ich glaube nicht, dass die Welt allein mit Menschheit gefüllt ist. Es geht mir um die Beschreibung vielerlei Sachen, nicht nur menschlicher Sachen. Mag sein, dass dazu mindestens ein Mensch anwesend sein muss, aber nicht notwendig weitere.


Sonne

Pjotr

Gerda

Beitragvon Gerda » 22.05.2011, 18:45

Pjotr hat geschrieben:Bah Esoterik. Ich bin der größte Feind der Esoterik.
Pjotr
:daumen:

Erstmal - natürlich weißt du nicht wie groß der größte Feind sein müsste um der größte zu sein. ;-)
Aber gut.
Ich brauche ein Päuschen von diesen Betrachtungen weg ... (@ Essen anrichten)
LGG

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Beitragvon Pjotr » 22.05.2011, 19:49

Doch, ich habe den zweitgrößten getroffen. Der war kleiner.

quilibrium

Beitragvon quilibrium » 15.07.2011, 15:59

Hallo Pjotr;

ich finde deine Idee sehr interessant.

Weißt Du, der Nenner ist der: Das, was die Welt zusammenhält, sind Kräfte. Unsere Sprache ist im Prinzip ganz einfach; wir habe drei vier Kräfte und eine Menge Kraftrichtungen. Die kombinieren wir und beschreiben damit alles. Zillionen von Vorgängen. Aber eigentlich geht es immer nur um Kraftrichtungen. Es geht um fein-nuancierte Vektoren.


Für mich der Kernpunkt deiner impliziten Aussage, die, wie ich finde, einen wahren Kern hat, jedoch meiner Meinung zu reduktionistisch gefasst ist. Ich bin der Meinung, dass die Strukturaussagen, die du triffst, sehr wohl für die ursprüngliche, am Anfang der Sprachevolution stehende Unterhaltungsform zutreffen könnte, und ich glaube, das sie sicherlich bedeutenden Anteil an ihrer Entwickelung und Verbreitung gehabt haben könnte. Sie korrespondiert in gewisser Weise mit dem "sprachdarwinistischen" Druck, Ausdrucksvermögen in Hinblick auf Wortzahl zu maximieren(eben durch struktierierte, gewissermaßen logische Kombination atomarer Begriffe), was gerade in den anfänglichen Phase einer Sprache sicherlich entscheidend war.

Ich glaube jedoch, dass sich dieser Einfluss im Laufe der Geschichte und gerade nach dem Eintritt der Sprache in das kollektive Bewusstsein eher verflüchtigt hat; er ist zwar noch dort und hier als ehemaliges Skelett zu erkennen ( wie du es an dem sicherlich sehr alten Wort "geben" getan hast), jedoch nicht mehr wesentlich. Ich glaube die Sprache hat sich nun in gewisser Weise an das undurchsichtige Chaos des menschlichen Gehirns angepasst, und sich damit erst einmal unserem rationalen Zugang entzogen. ;)

Und noch einmal der Neugier wegen: Du hast von drei oder vier Kräften gesprochen. Welche genau meinst du ? Kannst du das konkretisieren?

Mfg,
quilibrium


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