Vor der Kündigung

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Benutzeravatar
Amanita
Beiträge: 5748
Registriert: 02.09.2010
Geschlecht:

Beitragvon Amanita » 05.02.2011, 00:29

Verstecken ist aktiviert
Um diesen versteckten Text lesen zu können, mußt du registriert und angemeldet sein.




edit: Nur eine ganz kleine Änderung, das kursive "dort" war beim Kopieren hopps gegangen : -)
Zuletzt geändert von Amanita am 26.01.2013, 22:10, insgesamt 3-mal geändert.

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 16.02.2011, 09:58

Erschreckend klar, sehr gut strukturiert, lebendiger als ich gerade drüber nachdenken möchte.

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 16.02.2011, 13:40

Hallo Amanita,

die in der Story enthaltene Klimax hat etwas Skurril-Slapstickhaftes an sich, was einem jedoch im Halse stecken bleibt, weil das Ganze, obwohl überzogen dargestellt, eben doch für viele verdammt harte Realität ist.
Wie du die Story aufgezogen hast, gefällt mir sehr gut.

Saludos
Gabriella

Benutzeravatar
noel
Beiträge: 2666
Registriert: 04.08.2006

Beitragvon noel » 16.02.2011, 19:52

Am nächsten Tag war ich allein im Büro. Das heißt nicht ganz, denn mit dabei waren drei riesige Kartons, die mich bei meiner Arbeit stören würden. Meine Würde stören. Und dann wischte ich den Kaffeesee von meiner Tischplatte – wo ich doch nur Tee trink


nüchtern beschrieben & darob umso beklemmEnder & einDringlicher
alleine den durchstrichenen teil (s.o.) finde ich zu beschreibend, zu deutlich zu plakativ & gänzlich unnötig...
da deine situationswortmalerei es umschrieb ohne es direkt ausdrücken zu müssen.

grusz
noel
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Benutzeravatar
Amanita
Beiträge: 5748
Registriert: 02.09.2010
Geschlecht:

Beitragvon Amanita » 16.02.2011, 20:28

Diese Stelle würde ich nichtsdestotrotz gerne drin lassen.

Benutzeravatar
noel
Beiträge: 2666
Registriert: 04.08.2006

Beitragvon noel » 16.02.2011, 20:39

okidoki
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Quoth
Beiträge: 1853
Registriert: 15.04.2010
Geschlecht:

Beitragvon Quoth » 17.02.2011, 10:33

Hallo Amanita,
Mich hinterlässt der Text mit einem eindeutigen Gefühl: Ich beglückwünsche die Erzählerin, dass sie aus diesem verlogenen, von Heuchelei durchtränkten Laden endlich raus ist und ihre Kreativität nicht mehr für Präsentationen einer Firma prostituieren muss, die es wert wäre, dass sie lieber heute als morgen pleite geht. Lieber mit Hartz 4 in Freiheit, als mit dem Dreifachen in entwürdigender Sklaverei! :daumen:
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Gerda

Beitragvon Gerda » 17.02.2011, 11:15

Liebe Amanita,

deine Geschichte, die ich recht heiter erzählt empfinde, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich auf diesem Gebiet mich persönlich schlimmer treffende Erfahrungen gemacht habe, hat sehr viel Lob geerntet.
Ich kann mich insoweit dem Lob anschließen, dass ich sie flott erzählt finde. Bedrückung indes stellt sich bei mir schwerlich ein.

Vom Erzählstil und dem Erzählablauf erinnert sie mich sehr an die sogenannte, typische Frauenliteratur, die von vielen Autorinnen in den Neuzigern mit Erfolg verbreitet wurde: Frau hat alles im Griff, lässt sich durch nichts erschüttern.
(Erinnert mich ein wenig an Comedy).
Sollte die Geschichte in dieser Zeit spielen, könnte deine Schilderung, ist die Protagonistin jung genug, zutreffend sein. Damals war es noch relativ einfach den Job zu zu wecheln...
Sollte sie das nicht, fehlt der Geschichte m. M. n. ein Bruch.

Die Geschichte lässt keinen Rückschluss zu in welcher Zeit diese Ereignisse geschehen sind, genau das wäre aber m. E. nötig um lebensecht zu erscheinen. So, hat das ganze etwas Unbestimmtes und fühlt sich für mich an, wie um der Pointe willen geschrieben, so nach dem Motto, dem (Chef) werd ich's zeigen. (Kann sich heut kein AN mehr leisten)

In der Gegenwart funktioniert das längst nicht mehr (wissen wir doch - oder?) und deshalb finde ich es wichtig, unter der Vorraussetzung, dass die Geschichte authentisch ankommen soll, sie zeitlich zu verankern und auch der Protagonisten ein jungendliches Alter zu geben. Über vierzig kann sie nämlich kaum sein.

Insofern finde ich, die Geschicht zwar amüsant, aber sie erheitet mich nicht. Zu glatt das Ganze.

Liebe Grüße
Gerda

Benutzeravatar
Amanita
Beiträge: 5748
Registriert: 02.09.2010
Geschlecht:

Beitragvon Amanita » 17.02.2011, 16:59

Au wei, Frauenliteratur. Da hatte ich (wenn überhaupt) ganz andere "Vorbilder".

Steht da irgendwo, dass sie eine neue Stelle hat??

In der Gegenwart funktioniert das längst nicht mehr
.

Stimmt, Gerda, in der Gegenwart funktioniert bisweilen sehr wenig. Meine Geschichte orientiert sich denn auch an einem Fall anno 2011. Aber in den 90ern fing es an, da hast Du recht. Auch aus dieser Zeit kenne ich abstruse Mobbing-Fälle.

Das (scheinbar) "Glatte" war mir in diesem Fall näher als das Schmerzvolle. Der Text wollte nicht plakativ darüber lamentieren, wie Menschen zum Teil nach über 20 Dienstjahren behandelt werden. Die Protagonistin sollte und wollte den Kopf oben behalten - und wenn der Humor eine Art Galgenhumor ist.

Gerda

Beitragvon Gerda » 17.02.2011, 17:09

Hallo Amanita,

ich habe auch nicht geschrieben, dass du diese sog, Frauenliteratur zum Vorbild genommen hast, sondern dass mich deine Art der Themabewältigung daran erinnert.
(Nebenbei, auch mir ist diese Art zu schreiben kein Vorbild)
Ja, für mich geht aus deiner Geschichte eindeutig hervor, dass deine Protag. eine neue Stelle hat:

Amanita hat geschrieben:Ich habe eine andere Beschäftigung gefunden.
(Letzter Satz der Geschichte)
Was sollte das sonst bedeuten?

Liebe Grüße
Gerda

Benutzeravatar
Amanita
Beiträge: 5748
Registriert: 02.09.2010
Geschlecht:

Beitragvon Amanita » 17.02.2011, 17:39

Sie weiß, dass sie "beschäftigt" sein wird - wie, bleibt offen.

Gerda

Beitragvon Gerda » 17.02.2011, 17:52

Ach, Amanita, das klingt jetzt allerdings wenig bis gar nicht überzeugend...denn unter "beschäftigt sein", kann ich in diesem Kontext nur verstehen, dass sie eine neue Stelle hat, bzw. sich um ihren Lebensunterhalt nicht sorgen muss.
Nichts für ungut.
LGG

Benutzeravatar
Amanita
Beiträge: 5748
Registriert: 02.09.2010
Geschlecht:

Beitragvon Amanita » 17.02.2011, 18:20

Gerda, ich habe doch einige Wörter/ Formulierungen drin, die man so oder so verstehen kann ... und glaub mir, ich habe das Wort "Beschäftigung" ganzganzganz bewusst eingesetzt.

Sam

Beitragvon Sam » 20.02.2011, 13:37

Hallo Amanita,

dein Text zeigt einmal mehr, wie schwer es ist, über das Thema Arbeit, bzw. Verhältnisse am Arbeitsplatz zu schreiben.
In der Regel findet man drei Arten, dies zu tun: Als Drama, Satire oder Comedy. Das Thema kommt ohne eine Übertreibung nach der ernsten oder der spaßigen Seite nicht aus. Zumindest dann, wenn das Geschehen sich rein auf die Vorgänge am Arbeitsplatz konzentriert. Ansonsten kann es schnell als flach oder gar banal empfunden werden. Es sei denn, es wird eine Sprache benutzt, die unabhängig von dem Gegenstand, den sie beschreibt, den Leser fasziniert. Aber auch das würde ich unter die Übertreibungen einreihen.

Angesichts der oben angeführten Kriterien, empfinde ich deinen Text auch als flach (nicht banal!), wobei ich es nicht so negativ meine, wie es klingt. Die Thematik des älteren, langsam aus der Firma herausgedrängten Arbeitsnehmers ist durchaus berührend und auch nicht wenig aktuell. Und die Versinnbildlichung dieses Hinausdrängens durch den sprichwörtlichen Verlust des Arbeitsplatzes, in dem er immer mehr von anderen okkupiert wird, ist ein herausragendes Merkmal des Textes. Leider geht die Stärke dieses Bildes im Text verloren. Vermutlich, weil es keine Gegenbewegung, keine Aufbegehren und Sichwehren gibt und die Geschichte mit der Aufgabe endet. Die andere Beschäftigung, die die Erzählerin gefunden hat, ist abstrakt. Das kann von Trotzhaltung über einen neuen Job bis hin zum Kochbuchschreiben, wie der ehemalige Chef, alles sein oder für alles stehen.

Wie gesagt, das tatsächliche Abhandenkommen des Arbeitsplatzes finde ich ein ungeheuer starkes Bild. Es kommt aber nicht wirklich zur Geltung, weil der Rest der Geschichte für ein Bild in dieser "Größe", zu flaches Wasser führt.

Gruß

Sam


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste