Helle Winternacht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
hei43

Beitragvon hei43 » 05.01.2010, 18:46

Helle Winternacht

Weiße Kristalle
tauchen tänzerisch
ins Violette der Nacht
erliegen dem Charme
kleiner Schatten
die zur Erde
schweben

den Mond
in seiner Helle
zu einem Lächeln
verführen.

© Heidrun Gemähling

Max

Beitragvon Max » 05.01.2010, 20:47

Liebe Heidrun,

ich habe mit dem Text zwei prinzipiele Probleme.

Zum einen ist es die Perspektive. Der Text nimmt den Leser (und auch den Erzähler) nicht mit ins Bild, das heißt, ich lese, wie die Nacht ist, aber ich empfinde es nicht ... das liegt m.E. an Wörtern wie "tänzerisch", "Charme", "verführen", die von außen/oben bechreiben.

Zweitens: Die Beschreibung ist völlig ungebrochen.

Hierdurch erinnert mich der Text ein wenig an naive Malerei - wenn das beabsichtigt ist, ist es sehr gut gemacht, ansonsten würde ich versuche die Perpsektive etwas zu verschieben.

Liebe Grüße
Max

hei43

Beitragvon hei43 » 05.01.2010, 22:46

Hallo Max,

schade, dass Du nicht in den Text des Bildes gelangen kannst, um die Momente des Schneefalls zu empfinden. Ist es nicht wunderbar, wenn man Momente von außen betrachten kann???
Ich werde meine Perspektive so lassen wie sie ist, denn meine Beobachtungen sind so, wie ich sie empfunden habe. Schneefall bei Vollmond war romantisch und schön. Vielleicht fehlt Dir diese Romantik?
Naive Malerei ist eine eigene Art sich auszudrücken und so kann es gerne mit meinem Text gesehen werden.

Heidrun

Max

Beitragvon Max » 05.01.2010, 23:00

Liebe Heidrun,

ich habe gerade den Eindruck, dass wir auf verschiedenen Ebenen argumentieren. Es geht mir nicht darum, ob Schneefall bei Mondschein romantisch ist oder nicht, sondern um den Text.

Liebe Grüße
Max

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 06.01.2010, 10:29

mich erinnert das gedicht so ein bisschen an diese japanischen dinger, diese haikus, es ist ja so eine naturbeschreibung, und als solche funktioniert das ganze schon. mein vorschlag wäre nur, vielleicht einmal zu sehen, ob man nicht irgendwo noch kürzen, verdichten könnte, aber das ist auch ganz subjektiv (und vor allem unromantisch :pfeifen: )
so würde ich z.b. die kleinen kristalle ins violette der nacht tanzen lassen und auf die adjektive verzichten
und wie die kristalle dem charme kleiner schatten die zur erde schweben erliegen, ist mir nicht ganz klar, diese schatten sind die flocken selbst, oder? also erliegen sie sich selbst, ihrem eigenen charme?
so viel konfuses gedankengut von mir

Max

Beitragvon Max » 06.01.2010, 10:44

Liebe Xanthi,

für mich besteht schon ein Unterschied zum Haiku. Ich denke (auch wen ich da überhaupt kein Experte bin), im Haiku wäre "tänzerisch", "erliegen dem Charme" oder "verführen" in diesem Kontext nicht erlaubt, da sie werten.

Liebe Grüße
Max

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 06.01.2010, 11:06

Hallo Heidrun,

ich finde hier Klänge, die mir sehr gefallen
der Charme der kleinen Schatten
Kristalle tauchen tänzerisch


Das romantische Naturbeobachtungs-Gefühl will sich bei mir trotzdem nicht einstellen. Zum einen habe ich auch Verständnisprobleme (Kristalle-Schatten-Charme und wer oder was verführt den Mond und warum soll er lächeln?) und ein wenig geht es mir auch wie Max.

(Das Argument "Es war aber so" ist zwar verständlich, nützt dem Text jedoch nichts, wenn es durch ihn für den Leser eben nicht so wird. Und er schafft das hier für mich auch nicht.)

Hier mal ganz frech, was ich mir daraus mitnehmen würde (sicher eine ganz andere Perspektive .-), aber manchmal hilft es ja auch, das Eigene einmal durch andere Augen anzusehen)

dem Charme kleiner Schatten erliegen

Kristalle tauchen tänzerisch
ins Violett der Nacht
schweben mich
zur Erde

Ich will den Mond
verführen


Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 06.01.2010, 11:13

Hallo Max,
ja klar, natürlich ist das kein Haiku, aber hier wird eben auch versucht die Natur zu beschreiben und ja, ich glaube ich meine das selbe wie Du, wenn ich vorgeschlagen habe zu verdichten und auf die Adjektive zu verzichten z.B., das war mir nicht so klar, aber ich denke es stimmt, dass es das wertende daran ist, was mir nicht so gut gefällt.


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