Landschaftsbildung

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 30.10.2009, 17:14

:rolleyes: :rolleyes:
Zuletzt geändert von Renée Lomris am 28.07.2011, 03:29, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 01.11.2009, 17:13

Liebe Renée,

so, hier bin ich, wie versprochen.
Mit deiner Geschichte habe ich ein wenig Probleme. Der Anfang und vor allem der Schlusssatz gefallen mir sehr gut.
Doch der ganze, große Mittelteil ist mir zu lang. Er wirkt auf mich wie Geologie-Unterricht. Nicht uninteressant, aber kein Stoff, um eine Geschichte zu erzählen, in die ich eintauchen kann, die mich mitnimmt, zu sachlich, zu erklärend, eben wie aus einem Lehrbuch der Geologie.
Daher würde ich diesen erklärenden Teil deutlich kürzen und wesentlich mehr von dem LI und dem Nachbarsjungen, dem ich übrigens einen Namen geben würde, erzählen, die Geschichte somit lebendiger gestalten, so dass ich als Leser mehr mitnehmen kann als geologische Erklärungen, wie die Berge entstanden sind, sondern in die Welt der beiden eintauchen kann.
Soweit mein Eindruck.

Saludos
Mucki

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 02.11.2009, 10:11

Liebe Mucki, der Nachbarjunge ist erst kurz vor Fertigstellung in die Geschichte eingedrungen, und zwar weil ich versuchte, das "wir" mit konkreten Personen zu füllen. Der Schluss ist mehr eine Pirouette, als ein wirklicher Schluss. Dieser hier geschriebene Teil könnte eine längere Novelle einleiten. Streichen würde ich nicht viel, weil der langsame Schritt, der langsame Ton mir notwendig erscheint.
Also: ja, über den Nachbarjungen würde ich evtl.mehr schreiben, auch den Schluss ändern, den geologischen Exkurs finde ich notwendig.
Ich hatte mir allerdings vorgestellt, den Text vorzulesen, mit gefilmten Photos jener Berge und Kindern in Siedlungsstraßen.

Wenn jemand Lust hat, mir bei einem solchen Projekt zu helfen?

ich könnte alle Photos beschaffen.

lG

Renée
PS meine Stimme erlaubt keine Tonaufnahme

DonKju

Beitragvon DonKju » 02.11.2009, 10:35

... und Hallo Renée,

muss ich feststellen, daß mich das Lesen längerer Texte am Bildschirm irgendwie arg strapaziert. Aber dachte ich nach den ersten drei, vier Absätzen noch ähnlich wie Gabriella, der Text sei doch etwas langatmig geraten, so hielt sich diese Ansicht nicht sehr lange. Die Absätze ermöglichen dem Leser das Innehalten zwischendurch, ein Wiederaufnehmen des Fadens nach individuell setzbaren Lesepausen. Allerdings würde auch ich der zweiten Ebene des Textes, also "Dir" und dem "Nachbarsjungen", vielleicht namens Jerome, unbedingt mehr Raum geben. So weit mein Leseeindruck

mit lieben Grüßen dazu vom Hannes

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.11.2009, 14:06

Liebe Renée,

du schreibst:
Ich hatte mir allerdings vorgestellt, den Text vorzulesen, mit gefilmten Photos jener Berge und Kindern in Siedlungsstraßen.

Dann geht das Ganze doch eher Richtung Sachtext, hm?
Die geologischen Informationen sind ja auch super interessant. Eigentlich dürften sie nicht beschnitten werden. Nur schreibst du auch, dass dieser Teil der Anfang einer Novelle sein könnte. M.E. beißt sich das aber. Na, mal schauen, was andere Kommentatoren dazu meinen. ;-)

Saludos
Mucki

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 02.11.2009, 14:18

keine geologischen Photos, ich dachte an etwas anderes, Photos der Siedlung, der Kinder, der Zwillingsberge ...

danke
lG
R

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 02.11.2009, 22:09

lieber Bilbo,
hab großrn dank, ja, der J. .. ich üebrlegs mir
danz liebe Grüße
Renéd

Sam

Beitragvon Sam » 03.11.2009, 17:35

Hallo Renée,

leider nur kurz. Mir gefällt die Geschichte sehr gut. Diese Verbindung von "Sachtext", wie Mucki es nennt und einer darin verwobenen Geschichte ist wirklich gelungen.

Liebe Grüße

Sam

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 06.11.2009, 14:10

Liebe Renee,

ich hatte schon vorgestern einen Kommentar fast fertig, den hat dann ein Neustart meines Computers geschluckt, aber ich glaube, das war ganz gut so, weil der Kommentar irgendwie verkrampft war, weil dein Text sich ja auf einen meiner Texte bezieht und ich dann nicht wusste, wie ich ausdrücken kann, wie gut mir der Text gefällt, ohne mich selbst zu loben.
Mir gefällt vor allem, dass nicht gleich festzumachen ist, was eigentlich die Ähnlichkeiten der beiden Texte sind und ich doch eine Verbundenheit spüre - beide haben anstelle der Not den Gletscher gesetzt oder könnte man sogar sagen: alle vier Protagonisten schmiegen sich an etwas Kühles, bei mir, weil etwas verloren ist, und bei dir im Versuch sich zu bewahren.
Ich finde dein Text wird dem Kindgefühl sehr gerecht. Auch finde ich es ganz fein gezeichnet, wie zufällig in vielen Punkten die beiden Nachbarskinder sind, sie kennen sich eigentlichkaum und teilen doch das Tiefste miteinander (sehr schön in dem Bild, dass jeder für sich aus seinem Fenster auf die Zwillingsberge schauen, beschrieben). Überhaupt finde ich das intertextuell betrachtet sehr stimmig, meinem Paar zwei Kinder gegenüber zu setzen. Und auch die ganzen Beschreibungen der Bergschichte sind für mich notwendig für den Text, dass seine Stimmung sich entfalten kann.
Manchmal bin ich ja etwas krude: Aber da deine Geschichte zusätzlich noch die ERzählinstanz hat, die ganze im Alter rückblickend betrachtet, kam mir irgendwie die Idee, dass meine beiden Protagonisten nach allem, was sie erlebt haben, am Ende als zwei gejungalterte Kinder dort an ihren Fenstern sitzen könnten und erzählten, was deine Erzählerin erzählt.

Mich hat das berührt, am Text finde ich gar nichts zu ändern, ich mag ihn genau so wie er ist.
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 06.11.2009, 18:10

Hallo Sam,

danke für dein aufmerksames Lesen. Das ist doch immer kostbare Zeit, die dem Text geschenkt wird. An diesem Text habe ich sehr gründlich gearbeitet, der Ton ist vom "Weißen Band" (Haneke) und ein wenig von Sebald inspiriert. Und - ganz ungeheuer - von Lisas Gletscher Text. Ich habe den Begriff der "Bildung" und der "Wanderung" von Lisa aufgenommen, (noch vieles mehr) und habe auch beim "Wir" auf die "Wir" Debatte im Textbesprechungsfaden geantwortet, indem ich versucht habe Ton und "Wir" wenn möglich nicht vereinnahmend zu gestalten.


Liebe Lisa,

ich kenne das gut, dieses "Verkrampftsein" ... der andere spürt es möglicherweise nicht oder anders. Ich habe mich sehr gefreut, dass du den Text so in die Tiefe hinein gelesen hast. Ich befürchtete, dass er als "flach und platt" hätte empfunden können (oje, da stimmt die Grammatik nicht?). Was das "Kiindgefühl" angeht, freut es mich, dass es bei dir ankam. Dass du die Gletscher als Ausdruck der Not empfindest, ist sehr schön ... aber eigentlich sollten Hügel und Gletscher ausdrücken, wie sehr wir uns im "Seienden" geborgen fühlen können. Die Vorstellung solcher Naturerscheinungen tröstet so sehr: WInd, Blätter, Fell, Raum, Licht ... Dass sie trösten, heißt natürlich : Not war da...

Ich würde gern wissen, ob dieser Text ... "kindlich" wirkt ???

Mir fällt jedenfalls auf, dass ich an das erwachsene Menschenwesen, das (vermutlich durchaus :-) :12: ) auch in mir steckt, irgendwie nicht rankomme.

nochmals danke,

liebe Grüße

vom "UN"gespenst (hab noch mal die Geisterwesen hier im Forum abgeklopft)

Renée

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 07.11.2009, 21:18

Liebe Renee,
aber eigentlich sollten Hügel und Gletscher ausdrücken, wie sehr wir uns im "Seienden" geborgen fühlen können.


Ja, das kam bei mir auch so an - aber das ganze andere, die Eltern, die Umgebung die ist doch auch durch nichtseiendes (unseiendes) geprägt. In diesem Sinne war es für mich auch ein schutzsuchendes Anschmiegen an die Berge, was aber auch letztlich nicht (lange) genug schützen kann gegen die Strukturen der Welt, so las ich zumindest.

ch würde gern wissen, ob dieser Text ... "kindlich" wirkt ???


Wie meinst du das genau? Ich finde, dass die Erzählperspektive auf diese beiden Kinder ermöglicht etwas zu erzählen, was eine einfache, ungebrochene erwachsene Position nicht könnte, weil einfach nicht mehr da wäre, was erzählt werden soll. ich sehe es so: So wie die beiden Kinder aus ihren Fenstern auf die Berge schauen und dadurch etwas fühlen, so schaut auch die erwachsene Erzählinstanz hinaus auf ihren Berg, ihre Erinnerungen nämlich und kann dadurch etwas schauen, was sonst einfach so nicht mehr zu schauen ist.

Frag einfach bitte nach, falls ich deine Frage nicht verstanden habe.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
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