Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

scarlett

Beitragvon scarlett » 01.10.2009, 21:26

doch er steht schon
vor der tür

lugt hin und wieder
über unsere schultern
begehrt einlass
wenn wir uns sicher wähnen
spuckt er uns
in die warme suppe
und wir atmen ahnung

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.10.2009, 01:03

lass ich ihn ein
bezeugen wölkchen
aus meinem mund
sich kringelnd schwindend
mein sein
komm und bleib

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 02.10.2009, 12:06

.


      Oktober

      Wölkchen aus meinem Mund, aus dem Schornstein träggraue Schwaden,
      Wirklich alles steigt - bis auf die Temperatur.


.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.10.2009, 00:22

weine ich im regen
damit es niemand sieht
erwärmen sich vielleicht die tropfen
die mit meinen gehen

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 14.10.2009, 21:13

damit es niemand sieht

reiße ich die Augen bis zum Kleidchen auf
dass das Kleidchen aufreißt
und das so fortgeht mit dem Aufreißen

Dass es so fortgeht
in das Dunkel der Wälder aus Füchsen, Rehen und Krähen


Rauch auf den Spuren von Rauch*



[align=right]*Andre Heller[/align]
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 19.10.2009, 22:58

.


        Menschsein bedeutet doch auch,

        In das Dunkel der Wälder aus Füchsen, Rehen und Krähen
        Sehenden Auges, nein! sehnenden Auges zu gehn,

        Daraus zu steigen wie Rauch.


.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.10.2009, 16:18

.


              Unfassbarkeit Mensch

              Manche werde ich nie begreifen.
              Manche sind mir unbegreiflich.

              Menschenskinder.

aram
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Beitragvon aram » 22.10.2009, 20:21

[align=left]rauch und sandelholz, brennendes fleisch
fällt von knochen, das gerippe bäumt sich auf
das trockene kracken
wenn die hitze den schädel sprengt
in schwaden von süße und ätzung
gelingt der abschied[/align]

Nifl
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Beitragvon Nifl » 22.10.2009, 20:32

Immer über die Leere
Graffiti auf der Zunge
schlucken
später farbig ekeln
Die kalte Badheizung
Nimm einen anderen Gang
den um die Hüften
den mit den großen Füßen
den um das Weh zu zerlaufen
dann treffen wir uns als Menschenkinder
vielleicht an der Kasse
vielleicht auf der Lichtung
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Rala

Beitragvon Rala » 24.10.2009, 22:24

Und dann gehst du
klinkst dich aus
ich falle
ins weiße Rauschen
und niemand wechselt
das Programm.

Und dann kommst du
schaltest den
Fernseher aus
und fragst dich
wo ich bleibe.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.10.2009, 02:56

Schautest du kurz
in mein Leben hinein,
nur ganz kurz,
wüsstet du, warum ich
erst aufstehe, wenn
du gehst.

Herby

Beitragvon Herby » 28.10.2009, 23:44

er hatte sich oft gewünscht
sie wäre fort
eines tages ging sie
still
blieb
laut

da verstand er nicht mehr

Mucki
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Beitragvon Mucki » 30.10.2009, 00:13

eines tages ging sie
laut
so schrecklich laut
er verstand weder sie
noch die stille
diese schreckliche stille
die bei ihm einkehrte
bis er sie zurückbat
laut
so wunderbar laut
und sie ihn still umarmte

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 30.10.2009, 23:38

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        Eine schreckliche Stille entsteht und vergeht, und danach dann -
        Stille, schrecklich vielleicht, doch sie entsteht und vergeht.



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Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)


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