Ebbe
Erneut sehe ich den toten Kranich am Strand
Das Meer hat ihn angespült
fortgetragen
und wieder angespült
wie die Nacht meinen wiederkehrenden Traum
Vorbei die Zeit
als ich in Sand schrieb
Mein Wort bleibt ungesagt
Ich schnüre die Schuhe doppelt
Der Sand seufzt
Mein Schritt spurt schwer
Bis zur Flut
Ebbe
Hi Max,
da muss ich Lisa zustimmen. Deine feinsten Gedichte sind wirklich die vom Meer inspirierten. Beim neuen Monatsthema werde ich mal gezielt nach diesen suchen. Wer weiß, vielleicht finde ich da einen "Musentext" von dir für mich..gif)
Saludos
Mucki
da muss ich Lisa zustimmen. Deine feinsten Gedichte sind wirklich die vom Meer inspirierten. Beim neuen Monatsthema werde ich mal gezielt nach diesen suchen. Wer weiß, vielleicht finde ich da einen "Musentext" von dir für mich.
.gif)
Saludos
Mucki
Oh, Scarlette .. entschuldige .. ich habe das auf einem 10 Zoll Bildschirm gelesen, da passt dann nur eintrag drauf, wenn ich ihn noch lesen können soll.
Ich schreibe gleich was dazu (muss gerade erstmal in die Uni)
Danke
Max
Ich schreibe gleich was dazu (muss gerade erstmal in die Uni)
Danke
Max
Zuletzt geändert von Max am 01.10.2009, 15:49, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Scarlett,
nun komme ich dazu, Deinen Kommentar auch richtig zu würdigen. Entschuldige - wenn ich auf dem Netbook mit dem kleinen Display schreibe, flutschen mir wirklich manchmal Kommentare durch.
Ich habe den Eindruck, Du und Leonie, Ihr habt aus dem Gedicht sehr viel herausgeholt, mehr vielleicht, als ich bewusst hineinlegen konnte. Das freu mich außerordentlich ... wirklich.
DANKE
Max
nun komme ich dazu, Deinen Kommentar auch richtig zu würdigen. Entschuldige - wenn ich auf dem Netbook mit dem kleinen Display schreibe, flutschen mir wirklich manchmal Kommentare durch.
Ich habe den Eindruck, Du und Leonie, Ihr habt aus dem Gedicht sehr viel herausgeholt, mehr vielleicht, als ich bewusst hineinlegen konnte. Das freu mich außerordentlich ... wirklich.
DANKE
Max
Liebe Lisa,
Du hsat den Finger genau auf die Stelle gelegt, an der ich selbst lange überlegt habe. Sind die Wiederholungen zu viel oder nicht? Mir gefiel das "Auftaktige" an "erneut". Will es aber gerne noch einmal überdenken.
Liebe Lisa, liebe Mucki,
ach, das ist schön, die Meergedichte gehören auch zu meinen liebsten. Vielleicht ließe sich eh einmal eine Meersammlung editieren ...
Liebe Grüße
Max
Du hsat den Finger genau auf die Stelle gelegt, an der ich selbst lange überlegt habe. Sind die Wiederholungen zu viel oder nicht? Mir gefiel das "Auftaktige" an "erneut". Will es aber gerne noch einmal überdenken.
Liebe Lisa, liebe Mucki,
ach, das ist schön, die Meergedichte gehören auch zu meinen liebsten. Vielleicht ließe sich eh einmal eine Meersammlung editieren ...
Liebe Grüße
Max
Lieber Max,
mir ist es nicht zuviel (und das will bei mir was heißen!) an Wiederholung, weil ja jedesmal das Subjekt ein anderes ist.
Dass das Meer den Kranich wieder und wieder anspült, ist die eine Sache. Dass der Traum wiederkehrt, eine anderen. Dass das lyrIch beides wahrnimmt, die andere.
Es ist ein Weg. Der Traum aus dem Unbewussten bringt es ans Licht, ins Bewusstsein. Nur deshalb nimmt das lyrIch den sich wiederholenden Kranich als Symbol wahr (es ist eine Art selektive Wahrnehmung) und es nimmt dann sich selbst wahr darin, dass es die Wiederholungen wahrnimmt. Sie sagen ihm nämlich alle auf verschiedenen Bewusstseins-und Wahrnehmungsebenen: Du bist in einer (Trauer)schleife. Es wird Zeit aufzubrechen und weiterzugehen. Leicht wird es nicht. Aber es muss gegangen werden.
So deute ich es: Wenn Du verstehst, was ich meine.
Liebe Grüße
leonie
mir ist es nicht zuviel (und das will bei mir was heißen!) an Wiederholung, weil ja jedesmal das Subjekt ein anderes ist.
Dass das Meer den Kranich wieder und wieder anspült, ist die eine Sache. Dass der Traum wiederkehrt, eine anderen. Dass das lyrIch beides wahrnimmt, die andere.
Es ist ein Weg. Der Traum aus dem Unbewussten bringt es ans Licht, ins Bewusstsein. Nur deshalb nimmt das lyrIch den sich wiederholenden Kranich als Symbol wahr (es ist eine Art selektive Wahrnehmung) und es nimmt dann sich selbst wahr darin, dass es die Wiederholungen wahrnimmt. Sie sagen ihm nämlich alle auf verschiedenen Bewusstseins-und Wahrnehmungsebenen: Du bist in einer (Trauer)schleife. Es wird Zeit aufzubrechen und weiterzugehen. Leicht wird es nicht. Aber es muss gegangen werden.
So deute ich es: Wenn Du verstehst, was ich meine.
Liebe Grüße
leonie
Liebe scarlett,
also mir ging es nur daran, dass ich es doppelt erzählt/betont finde, wenn da zu Beginn einerseits (1) steht, dass das lyr. Ich den Kranich erneut sieht und zugleich (2) erzählt wird, dass er nagespühlt wurde, wieder fortgetrieben und wieder angespühlt wurde. Ich finde das Motiv der Ebbe und Flut ohne das "erneut" stärker.
liebe Grüße,
Lisa
also mir ging es nur daran, dass ich es doppelt erzählt/betont finde, wenn da zu Beginn einerseits (1) steht, dass das lyr. Ich den Kranich erneut sieht und zugleich (2) erzählt wird, dass er nagespühlt wurde, wieder fortgetrieben und wieder angespühlt wurde. Ich finde das Motiv der Ebbe und Flut ohne das "erneut" stärker.
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Scarlett,
ich kann das nachvollziehen, weil ich bei dem "Erneut" wirklich ein Wort suchen musste, weil ich "wieder" nicht noch einmal verwenden wollte - weil es bei dem "wieder angespült" auch vorkommt ...
ich bin nur nicht sicher, ob ich das als Argument kräftig genug finde, gegen den Klag, der spröder wird, wenn ich das "erneut" weglasse.
Liebe Grüße
max
ich kann das nachvollziehen, weil ich bei dem "Erneut" wirklich ein Wort suchen musste, weil ich "wieder" nicht noch einmal verwenden wollte - weil es bei dem "wieder angespült" auch vorkommt ...
ich bin nur nicht sicher, ob ich das als Argument kräftig genug finde, gegen den Klag, der spröder wird, wenn ich das "erneut" weglasse.
Liebe Grüße
max
Hallo Max,
für mich ist das ein Gedicht, das von seiner Idee lebt, aber nicht von seinen Worten. Zwar entsteht ein sehr nachvollziehbares Bild, aber das lebt mehr im Hintergrund und losgelöst vom eigentlichen Gedicht.
Vor allem die erste Strophe klingt doch sehr ungelenk. Aber auch diese Zeilen...
...in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft erzeugen eine Schwere, als wäre das Gedicht aus Beton. Natürlich kann eine solche Statik spannend sein, vorallem wenn sie den Inhalt stützt. Aber Ebbe und Flut sind nicht statisch, sondern voll Bewegung. Und um Bewegung geht es doch eigentlich auch in dem Gedicht. Es gibt das ständig Wiederkehrende und den Kampf dagegen. Nichts wird mehr in den Sand geschrieben, wo es einfach von der nächsten Flut davongewaschen wird, sondern bleibt ungesagt. Aber auch das Ungesagte findet seinen Abdruck auf dieser flüchtigen Matrize - durch die Fußabdrücke.
Nichts ist von Bestand im ständigen Wellengang der Zeit.
Natürlich könnte ich jetzt versuchen, mich selbst zu widerlegen, indem ich behaupte, das Sperrige in dem Text ist ein Symbol für den Versuch, diese Flüchtigkeit und Unbeständigkeit aufzuhalten. Vielleicht ist dem so.
Aber dann bleibt immer noch die erste Strophe...
Du siehst Max, eigentlich wäre ich gern begeistert, bin es aber irgendwie (leider!!) dann doch nicht.
Liebe Grüße
Sam
für mich ist das ein Gedicht, das von seiner Idee lebt, aber nicht von seinen Worten. Zwar entsteht ein sehr nachvollziehbares Bild, aber das lebt mehr im Hintergrund und losgelöst vom eigentlichen Gedicht.
Vor allem die erste Strophe klingt doch sehr ungelenk. Aber auch diese Zeilen...
Mein Wort bleibt ungesagt
Ich schnüre die Schuhe doppelt
Der Sand seufzt
Mein Schritt spurt schwer
...in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft erzeugen eine Schwere, als wäre das Gedicht aus Beton. Natürlich kann eine solche Statik spannend sein, vorallem wenn sie den Inhalt stützt. Aber Ebbe und Flut sind nicht statisch, sondern voll Bewegung. Und um Bewegung geht es doch eigentlich auch in dem Gedicht. Es gibt das ständig Wiederkehrende und den Kampf dagegen. Nichts wird mehr in den Sand geschrieben, wo es einfach von der nächsten Flut davongewaschen wird, sondern bleibt ungesagt. Aber auch das Ungesagte findet seinen Abdruck auf dieser flüchtigen Matrize - durch die Fußabdrücke.
Nichts ist von Bestand im ständigen Wellengang der Zeit.
Natürlich könnte ich jetzt versuchen, mich selbst zu widerlegen, indem ich behaupte, das Sperrige in dem Text ist ein Symbol für den Versuch, diese Flüchtigkeit und Unbeständigkeit aufzuhalten. Vielleicht ist dem so.
Aber dann bleibt immer noch die erste Strophe...
Du siehst Max, eigentlich wäre ich gern begeistert, bin es aber irgendwie (leider!!) dann doch nicht.
Liebe Grüße
Sam
Lieber Sam,
ich kann nicht wirklich nachvollziehen, was Du mit ungelenk meinst, weil Du es nicht erklärst.
Die Schwere ist vielleicht beabsichtigt. Dass Du nicht magst, scheitn mir auf einem anderen Blatt zu stehen. Es geht ja eben auch in der Strophe nicht um Ebbe und Flut ... und die Gezeiten sind eben auch nur dann bewegt, wenn Du sie auf einer großen Zeitskala betrachtest. Ebbe ist eben Ebbe, wenn man sie lokal betrachtet. Vielleicht steht in dem Text einfach etwas anderes als das, was Du lesen willst?!
Für mich ist das Gedicht stimmig - es ist schade, dass es Dir nicht gefällt.
Liebe Grüße
Max
ich kann nicht wirklich nachvollziehen, was Du mit ungelenk meinst, weil Du es nicht erklärst.
Die Schwere ist vielleicht beabsichtigt. Dass Du nicht magst, scheitn mir auf einem anderen Blatt zu stehen. Es geht ja eben auch in der Strophe nicht um Ebbe und Flut ... und die Gezeiten sind eben auch nur dann bewegt, wenn Du sie auf einer großen Zeitskala betrachtest. Ebbe ist eben Ebbe, wenn man sie lokal betrachtet. Vielleicht steht in dem Text einfach etwas anderes als das, was Du lesen willst?!
Für mich ist das Gedicht stimmig - es ist schade, dass es Dir nicht gefällt.
Liebe Grüße
Max
lieber max,
schöner text.
kleine einwände: nach meinem geschmack entweder "erneut" oder "toten", aber nicht beides - ich nähme "toten" raus, schwächt eher.
"wiederkehrenden" stört mich: wird im vorangehenden vergleich bereits erzählt
"mein schritt spurt schwer", damit tue ich mir auch schwer -
1. geht es etwas in richtung 'originelle formulierung'. einerseits glaube ich zu verstehen, was gemeint ist, andererseits bei näherer betrachtung - mein schritt? spurt? -- doch selbst, wenn ich mich dafür entscheide, dies nicht unfreiwillig komisch, sondern als gelungene zeile zu lesen, die dann zeug zur 'lieblingszeile' hätte, nähme ich sie letztlich raus, weil sie mir
2. zuviel sagt - etwas, das schon ausgedrückt ist in der schlussstrophe. dadurch legt sich etwas von gewollter schwermut über den text, etwas leicht 'insistierendes'.
ähnlich geht es mir mit "mein wort bleibt ungesagt", auch das empfinde ich als zu viel, zu explizit nach "vorbei die zeit / als ich in sand schrieb"
Ebbe
erneut sehe ich den Kranich am Strand
das Meer hat ihn angespült
fortgetragen
und wieder angespült
wie die Nacht meinen Traum
vorbei die Zeit
als ich in Sand schrieb
ich schnüre die Schuhe doppelt
der Sand seufzt
bis zur Flut
das hat mich sehr angesprochen. danke, max.
schöner text.
kleine einwände: nach meinem geschmack entweder "erneut" oder "toten", aber nicht beides - ich nähme "toten" raus, schwächt eher.
"wiederkehrenden" stört mich: wird im vorangehenden vergleich bereits erzählt
"mein schritt spurt schwer", damit tue ich mir auch schwer -
1. geht es etwas in richtung 'originelle formulierung'. einerseits glaube ich zu verstehen, was gemeint ist, andererseits bei näherer betrachtung - mein schritt? spurt? -- doch selbst, wenn ich mich dafür entscheide, dies nicht unfreiwillig komisch, sondern als gelungene zeile zu lesen, die dann zeug zur 'lieblingszeile' hätte, nähme ich sie letztlich raus, weil sie mir
2. zuviel sagt - etwas, das schon ausgedrückt ist in der schlussstrophe. dadurch legt sich etwas von gewollter schwermut über den text, etwas leicht 'insistierendes'.
ähnlich geht es mir mit "mein wort bleibt ungesagt", auch das empfinde ich als zu viel, zu explizit nach "vorbei die zeit / als ich in sand schrieb"
Ebbe
erneut sehe ich den Kranich am Strand
das Meer hat ihn angespült
fortgetragen
und wieder angespült
wie die Nacht meinen Traum
vorbei die Zeit
als ich in Sand schrieb
ich schnüre die Schuhe doppelt
der Sand seufzt
bis zur Flut
das hat mich sehr angesprochen. danke, max.
Lieber Max,
ich habe diese Diskussion mit großem Interesse verfolgt, weil mir sehr viel daran liegt, die Textarbeit an einem Gedicht zu verstehen. Auch hier ging es mir so, dass ich letztlich die ursprüngliche Fassung am stimmigsten fand. Nun hat Aram die Worte von einer anderen Perspektive her betrachtet. (Hast du die letzte, obige Version angesprochen, oder war das ein Vorschlag von Aram?)
Jedenfalls, um optisch etwas von der Wellenbewegung wieder zu finden, schlage ich eine andere Stropheneinteilung vor :
Ebbe
erneut sehe ich den Kranich am Strand
das Meer hat ihn angespült
fortgetragen
und wieder angespült
wie die Nacht meinen Traum
vorbei die Zeit
als ich in Sand schrieb -
ich schnüre die Schuhe doppelt
der Sand seufzt
bis zur Flut
- die zweite Strophe ist so nicht sehr schön, schade. Aber ich wollte so mal sehen.
Nichts für ungut.
Aber die veränderte Version gefällt nun sehr gut (die in Arams posting).
Nach wie vor ein sehr schöner Text
lG
Renée
ich habe diese Diskussion mit großem Interesse verfolgt, weil mir sehr viel daran liegt, die Textarbeit an einem Gedicht zu verstehen. Auch hier ging es mir so, dass ich letztlich die ursprüngliche Fassung am stimmigsten fand. Nun hat Aram die Worte von einer anderen Perspektive her betrachtet. (Hast du die letzte, obige Version angesprochen, oder war das ein Vorschlag von Aram?)
Jedenfalls, um optisch etwas von der Wellenbewegung wieder zu finden, schlage ich eine andere Stropheneinteilung vor :
Ebbe
erneut sehe ich den Kranich am Strand
das Meer hat ihn angespült
fortgetragen
und wieder angespült
wie die Nacht meinen Traum
vorbei die Zeit
als ich in Sand schrieb -
ich schnüre die Schuhe doppelt
der Sand seufzt
bis zur Flut
- die zweite Strophe ist so nicht sehr schön, schade. Aber ich wollte so mal sehen.
Nichts für ungut.
Aber die veränderte Version gefällt nun sehr gut (die in Arams posting).
Nach wie vor ein sehr schöner Text
lG
Renée
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