Beitragvon Sam » 12.06.2009, 16:13
Hallo Hakuin,
ich schließe mich ferdi und auch max insoweit an, als dass dieses Gedicht mir von all deinen bisherigen am besten gefällt.
In einem alten Schinken von Otto Knörrich über die deutsche Lyrik seit 1945 fand ich die Aussage, dass lyrischer Lakonismus mehr ist, als nur Abreviatur. Und genau so empfinde ich viele deiner Gedichte - als Verkürzung hin bis zu einer einzigen Note, die alle anderen Töne in sich enthalten soll (die ich aber meistens nicht höre)
Bei diesem Gedicht ist es etwas anderes. Hier finde Lakonie, also mehr ausgesprochen, als eigentlich gesagt.
Es gibt zwei Aussagen:
1. Erwarte von keiner Wüste, dass sie blüht wenn es regnet.
2. Erwarte von keiner Wüste, dass sie blüht, wenn es genug regnet.
Automatisch denke ich an Menschen, die immer sagen: Ja das mache ich wenn...
Solche, die das Notwendige hinausschieben auf den scheinbar günstigsten Zeitpunkt. Der wäre, wenn es regnet. Aber fallen dann ein paar Tropfen, sagen sie: Ja, wenn es GENUG regnet.
Es ist ein Abschieben der eigenen Verantwortung auf die Gunst der Stunde und der Umstände. Man könnte es auch einfach vom Wetter abhängig machen.
Nein!, man muss die Dinge selbst in die Hand nehmen. Wenn man will, dass die Wüste blüht, darf man nicht auf Regen und auch nicht auf genug Regen warten, man muss selbst bewässern.
Ein Gedicht mit einer moralischen Botschaft, aber so verpackt, dass es nicht aufstößt. Weil es auch ohne diesen Sinngehalt, vom ästehtischen Standpunkt aus gesehen, für sich besteht.
Liebe Grüße
Sam