Tragödie im Theatercafé

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Schwarzbeere
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Beitragvon Schwarzbeere » 28.05.2009, 00:05

Seine stolze Siegerpose
wird vom Schrecken schnell gehemmt,
spürt er: in der Unterhose
ist ein Stückchen Mann verklemmt!

Sucht er mit versteckten Gesten
dies Gefängnis aufzubrechen,
im Theater andern Gästen
muss dies in die Augen stechen.

Drum, du Unterhosenträger,
richte dein Gestell zu Hause,
dass kein Blick der Fallenjäger
höhnisch mustert dich zur Pause.
Zuletzt geändert von Schwarzbeere am 29.05.2009, 22:43, insgesamt 2-mal geändert.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 29.05.2009, 11:54

Hallo Schwarzbeere!

Hm, ich weiß nicht, das klingt in meinen Ohren ein wenig steif, so als würden sich deine Sätze in deinen Versen nicht wohl fühlen :-) (Macht z.B. hinter "Sürt er" ein Doppelpunkt Sinn? Würde dem Leser jedenfalls das Verständnis erleichtern)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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Schwarzbeere
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Beitragvon Schwarzbeere » 29.05.2009, 17:30

Hallo Ferdi,

du hast durchaus Recht, steif ist vielleicht besser als verdreht anzusprechen, könnte aber so gesehen werden , dass der unrühmliche Tragöde seine Beschämung in einer Umgebung erlebt, die an sich bereits etwas verdreht sein dürfte, weshalb das Sprachstelzengetue wiederum als angepasst gelten könnte.
Den Doppelpunkt habe ich gleich und gern übernommen und ich danke dir dafür.

Freundliche Grüße. Schwarzbeere

Herby

Beitragvon Herby » 29.05.2009, 19:39

Hallo Schwarzbeere,

ich kann es jetzt nicht auf Ferdis unnachahmlich reizende Art ausdrücken, aber er hat Recht: der etwas holprige Satzbau ist doch arg dem Reim geschuldet. Den Doppelpunkt nach "spürt er" find ich schon mal hilfreich (trägst du ihn oben noch nach? ;-) ).

Für die folgende Stelle

im Theater andern Gästen
muss dies in die Augen stechen.


suche ich noch nach Alternativen und kam bisher nicht weiter als

"muss dies den Theatergästen
... in die Augen stechen"


Die drei Punkte sind der Knackpunkt. Es muss ja, willst du den Trochäus erhalten, ein zweisilbiges Wort (oder zwei einsilbige Wörter?) mit Betonung auf der ersten Silbe sein. Doch da fallen mir immer nur Füllwörter ein, was unbefriedigend. Vielleicht hast du noch eine Idee.

Schön finde ich den Begriff der "Tragödie" des Titels, der angesichts des tatsächlichen Ungemachs den Leser zunächst in die Irre führt und den Schmunzeleffekt am Ende erhöht.

Lieben Gruß
Herby

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Schwarzbeere
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Beitragvon Schwarzbeere » 29.05.2009, 23:27

Lieber Herby,

dein Vorschlag zeigt die Richtung an, wenn du sagst

"muss dies den Theatergästen
... in die Augen stechen“


und ich versuche

wird/kann/muss dies den Theatergästen
unchön/schändlich/schmachvoll in die Augen stechen bzw.
in gesenkte/verwirrte/verschämte/mokante Augen stechen

Mir scheint die Fassung

kann dies den Theatergästen
in mokante Augen stechen


brauchbar zu sein, und der Tipp mit den Theatergästen ist wirklich gut.

Schönen Dank, Schwarzbeere

Herby

Beitragvon Herby » 30.05.2009, 00:31

Hi Schwarzbeere,

deine angedachten Alternativen scheinen mir bis auf "mokante Augen" nicht zu dem im letzten Vers erwähnten "höhnisch mustert" zu passen. Allerdings bin ich mir unsicher, ob mokant = spöttisch von der Wortbedeutung her nicht zu eng bei "höhnisch" liegt. Mit anderen Worten: sind die beiden Begriffe nicht redundant :12:

Nachtgrüße
Herby


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