Maniana, maniana...

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Louisa

Beitragvon Louisa » 04.06.2006, 20:20

Die Liebe war
schon gestern
ein totgeborenes Kind.

Seine Augen waren
vom Strahlen
Deiner Stimme blind.

Sag, hoffst Du mit mir?

Morgen, morgen
streift Dein Mund
an meinen und wir sind

Sonnentrunkene
Myrtesträucher
zwischen Piniendüften

Wir erwecken
schon morgen
das reglose Kind

wenn sein Handgelenk pocht
und wir die Gelegenheit fangen

wenn wir nacheinander tasten
und seine ersten Atemzüge fassen.

Morgen, morgen wir beide...
Zuletzt geändert von Louisa am 10.06.2006, 18:44, insgesamt 5-mal geändert.

Louisa

Beitragvon Louisa » 05.06.2006, 13:56

Hallo leonie!
Das tut mir schrecklich leid. Ich wollte Dich auf keinen Fall verletzen und diese furchtbare Erfahrung auch nicht benutzen.

-Es ging mir nur um das Sprichwort (was ich mal wieder wörtlich nehmen musste).

Und: Eigentlich ist es (wie Du sagst) eine Unmöglichkeit jemand ins Leben zurück zu holen, aber (wie Du auch schon geschrieben hast) glaube ich ja immer noch, dass die Liebe so etwas kann.

Ich hoffe, dass man das alles auch im übertragenen Sinne lesen kann, aber ich verstehe Deine Empfindungen sehr gut. Mir geht es auch immer so, wenn jemand von "Amputationen" oder "Herzleiden" spricht.

Trotzdem meine ich, dass es an sich kein schlechtes Bild für die gestorbene Hoffnung ist.

Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe, dass Du wieder ein bisschen Glück in Deinem Leben gefunden hast. So etwas muss wirklich schrecklich sein.

Liebe Grüße, louisa

steyk

Beitragvon steyk » 05.06.2006, 16:29

Liebe Louisa,
ich möchte bei diesem Text nicht viel sagen, nur, daß er mich tief bewegt hat.

Liebe Grüße
Stefan

Iris

Beitragvon Iris » 05.06.2006, 16:39

liebe louisa, ich habe jetzt alle privaten bezüge weitesgehend gelöscht, danke für deine rückmeldung, wie gesagt, wir können gern in der cafeecke uns über die schwierigen lebenslagen austauschen, das hilft manchmal, doch mit kleingedruckten texten hier ist das galub ich ungünstig, da es um textarbeit geht vorrangig und wir die grenzen zum privatbereich damit empfindlich überschreiten, private nachrichten wären vielleicht noch besser ... ich wäre interessiert daran ...

dann kommt man plötzlich zu inhaltlicher kritik an den texten, wo es einem nicht mehr zusteht, weil sich privat und text zu sehr vermischt und man eigentlich nur helfen will mit mitfühlenden worten fürs leben, die aber nicht mehr wirklich gut tun bei der textarbeit ...

liebe grüße iris

Louisa

Beitragvon Louisa » 05.06.2006, 16:49

Hallo Iris!

ja, eigentlich sollte das auich niemand (außer einer gewissen Person) lesen... aber vielleicht war das gerade reizvoll für euch O:) .

-ich komme auf Dein "privates" Angebot zurück. (Obwohl ich vielleicht ein bisschen introvertiert bin.)

Lieber Steyk: Vielen Dank! §blumen§

Liebe Grüße, louisa

claire.delalune

Beitragvon claire.delalune » 05.06.2006, 17:20

liebe louisa,
ich habe jetzt nicht alle kommentare gelesen, sondern mich in der hauptsache auf dein gedicht beschränkt.
ein kleingedrucktes brauche ich nicht um zu verstehen, daß da jemand persönlich angesprochen ist. ein hoffen, suchen, sehnen spüre ich in den worten. auch ein drängen - und dennoch offen lassen dessen, was kommt und wird.

für mich ein ganz besonderer text. weil er mir worte gibt für ein empfinden, das auch mich manchmal befällt.
danke.

mit lieben grüßen,
kathrin


ps, weil ich jetzt doch noch einige kommentare überflogen habe: ich habe diese redewendung "wie ein totgeborenes kind" sofort als von vornherein aussichtslose liebe verstanden. hoffnungslos von anfang an.
daß frauen, die tatsächlich eine solche erfahrung machen, das viel unmittelbarer lesen und verstehen, kann ich jedoch auch nachvollziehen.
Zuletzt geändert von claire.delalune am 05.06.2006, 17:31, insgesamt 1-mal geändert.

Louisa

Beitragvon Louisa » 05.06.2006, 17:28

Salut claire!

Merci beaucoup! C´est très gentil de toi.

Danke, dass Du nur mein Gedicht gelesen hast!

Morgen sieht (hoffentlich) auch Deine Welt wieder schöner aus!

Liebe Grüße, louisa

PS: Hat Dein Name überhaupt eine Verbindung zu Frankreich?

claire.delalune

Beitragvon claire.delalune » 05.06.2006, 17:34

Louisa hat geschrieben:
PS: Hat Dein Name überhaupt eine Verbindung zu Frankreich?


liebe louisa,
jain - nur so viel, als es dieses lied von debussy gibt - das ich zum zeitpunkt meiner nicknamen-erwählung gar nicht kannte. erst hinterher, als ich gefragt wurde ob es da einen zusammenhang gibt, wurde ich auf das lied aufmerksam gemacht.
und französisch kann ich im grunde auch nicht, habe es nie gelernt. verstehe daher auch nur den ersten teil deiner französischen antwort, und muß mir den zweiten erraten. *lächelt*
wie es dann doch zu diesem nick kam - meine melancholie, die "liebe" zu mond und nacht und der klang des namens claire - irgendwie alles zusammen.

vielleicht sollte ich das in meine autorenvorstellung mit aufnehmen? *grübel*

lieben gruß,
kathrin

Gast

Beitragvon Gast » 06.06.2006, 00:50

Hallo Louisa,

endlich schreibe ich dir etwas zu deinem Gedicht.
Ich tue dies unabhängig von dem, was meine "Vorschreiber" geschrieben haben.
Ich fange mal beim Titel an, den ich doppeldeutig lese, einmal das span. manana= morgen , kombiniert mit span. mania= Manie.
Passt sehr gut, die Beschwörung des morgigen Tages und gleichzeitig wird die Manie. reflektiert.
Dieser Titel macht dann auch neugierig auf das Gedicht.
Du hast wieder toll gezaubert mit deinen Gedankenbildern.
Echt. Vielleicht zeigen dir meine detaillierten Anmerkungen ein wenig das auf, wo du noch feilen könntest.

Vers 1
Kann die Liebe in deinem Gedicht nicht besser schlicht totgeboren sein, statt ein totgeborenen Kind?
(Ein totgeborenes Kind ist zwar eine gängige Redensart, für Dinge, die zu Ende sind bevor sie richtig begonnen haben, aber für die schwärmerisch romantische Liebe scheint mir diese Metapher nicht gut gewählt).
Wie wäre:

gestern schon
tot geboren
unsere Liebe

der Vorteil ist hierbei auch, dass der Reim (Kind blind sind) wegfällt, den ich störend finde.

Vers 2, die Augen blind vom Strahlen der Stimme???
Wie kann etwas so schönes, wie das Strahlen einer Stimme Augen zum Erblinden bringen?

Vers 3 Sag, hoffst du mit mir?

Vers 4 + 5 zusammen gefasst
Sonnentrunkene klingt nicht gut auch zu passiv.
Lass sind am Ende weg und fahre
ohne die Myrtensträucher fort, das ist zu dick aufgetragen…

Morgen, morgen
streift dein Mund
an meinen
und wir trinken Sonne
zwischen Piniendüften

Vers 6 (Nicht Kind und nicht schon)

Morgen,
ja morgen
wecken wir die Tote

Vers7
wenn ihr Puls pocht ( Handgelenk, hört sich wenig lyrisch an)
fangen wir die Gelegenheit

Vers 8
ertasten uns nach und nach
fassen ihre ersten Atemzüge

Vers 9

Wunderbar, aber drei Pünktchen hinter
beide...

Ich finde, dass dein Gedicht mehr Kraft bekommt wenn du die aktive Präsenzform benutzt.

Liebe Grüße

Gerda

Louisa

Beitragvon Louisa » 06.06.2006, 13:14

Hallo Gerda!

Vielen Dank für Deine Ratschläge! Eigentlich mochte ich aber den Reim, weil er eine gewisse Dynamik in die Zeilen legte (dachte ich):

-Vielleicht sollte ich es aber wirklich ändern. Mich würden die Stimmen der anderen interessieren.

Außerdem kommt mir Deine Version grammatikalisch etwas merkwürdig vor, obwohl es sich vielleicht besser anhört. Ich weiß nicht genau.

Zur Stimme: Na, es ist ja bekannt wie erblindet die Verliebten sind. Die Liebe (bzw. das Kind) ist blind...ich wollte mir mit Hilfe eines Bildes erklären woran es erblinden könnte.

Dazu fällt mir noch ein (das hat einmal jemand gschrieben):

Die Liebe ist blind, aber sie sieht von Weitem.


-Die Myrtesträucher und Pinien sollen eine Verbindung zum spanischen Titel-Ambiente aufbauen.

-Ich meinte übrigens auch nur den Morgen, aber es ist interessant, was du alles daraus lesen kannst.

Wenn es für alle "zu dick aufgetragen" -es kommt immer auf den Belag an O:) - ist, werde ich es sofort ändern (habe das auch schon befürchtet):

-Mit dem "Handgelenk" hast Du recht, aber ich fand es ein plastischeres Bild und Puls zu abgenutzt. AUch das kann ich aber noch ändern O:) .

Vielen Dank, dass mir die Pünktchen gewährt werden!

Danke auch für Deine guten Vorschläge und die fleißige Textarbeit. Ich werde alles ändern oder auch wenig, sobald sich fremde Stimmen zu Wort gemeldet haben.

Dafür einen Koboldstrauß: §blumen§ und ein Tässchen :coffee: .

Liebe Grüße, louisa

Gast

Beitragvon Gast » 06.06.2006, 13:32

Liebe Louisa, lass es doch bitte auf dich wirken, bevor du änderst...
Gib dir Zeit...
Und, nicht die Meinung, die die meisten Stimmen auf sich vereinigt ist die "richtige"...
Du forderst zum Abstimmen über DEINEN Test auf, das kann ich nicht zu lassen :sad: ;-) :smile:
Richte dich nach dem, was du fühlst und lass die Argumente für oder gegen erst einmal auf dich resp. den Text wirken. Du musst niemandem versprechen etwas zu ändern.
Mir fällt mir oft auf, dass du meinst du müsstest fremden "Ansprüchen" möglichst nachkommen...
Dein Anspruch zählt und aus den Bemerkungen kannst du vielleicht profitieren.
Was die Grammtik meiner Vorschläge betrifft, bei Lyrik kein problem.
Man ist nicht gzwungen in ganzen Sätzen zu schreiben.
Das ist genau das, weswegen deine Gedichte meist etwas mehr zur lyr. Prosa hin tendieren, auch wenn sie in Verse gefasst sind.

Liebe Grüße
Gerda

Louisa

Beitragvon Louisa » 06.06.2006, 13:37

Hallo Gerda!

Du hast recht, aber ich kann mich ja auch irren. Jetzt meine ich, das man es auch so stehen lassen könnte.

Aber wenn mir fünf Menschen unabhängig voneinander sagen, dass Deine Version um vieles besser ist, würde ich es ändern.

Ich denke noch einmal lange darüber nach und ändere es dann vielleicht: Maniana, maniana... O:)

Oft helft ihr mir immer sehr viel weiter und verbessert Wortwendungen, auf die ich alleine nicht gekommen wäre.

Dank und Gruß O:) , louisa

Gast

Beitragvon Gast » 06.06.2006, 14:11

Vielen Dank auch noch für den Koboldstrauß und die Tasse Kaffee :smile:

LASS ES DIR GUT GEHEN

Louisa

Beitragvon Louisa » 06.06.2006, 14:24

Das ist aber freundlich von Dir, Gerda!

(Es geht mir immer gut, wenn es den Menschen, die ich gern habe, gut geht. -Aber ich bemühe mich. O:) )

Ich hoffe es scheint bei Dir die Sonne, sodass Du heute so aussiehst: :cool: . -Nur schöner!

Liebe Grüße, louisa

Iris

Beitragvon Iris » 06.06.2006, 16:57

Liebe Louisa,

ich möchte gerda zustimmen, was zeit, reifen und auf sich selbst und in sich hinein hören bei all der wohlmeinenden kritik betrifft, gute hinweise sind deshalb oft gut, für mich jedenfalls, weil ich inhalte und form überprüfen kann und auch eigene mir gemäße formulierungen für änderungen finden kann, wenn mir das wichtig ist. ich finde es legitim auch mal eine gute idee anzunehmen und einzubauen in den eigenen text, bei kleinen änderungen ohne probleme ...
bleib bei dir ...

liebe grüße iris


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