AIKA

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Max

Beitragvon Max » 27.03.2009, 21:54

Das folgende ist Teil eines gemeinsamen Projekts mit Lisa. Zusammen basteln wir gerade an einer Art Kinderbuch mit Extrapointen für Erwachsene ;-). Davon würden wir gerne hier etwas vorstellen.

Damit man dieses Kapitel (eines von 13) verstehen kann, hier ein schneller Überblick über die Handlung und ein paar Figuren:

Die beiden Hauptfiguren sind Wolkov Wolf, ein kleiner fünfjähriger Wolf, der fünf Mal im Jahr Geburtstag hat und jedes Mal fünf wird und sein bester Freund, der Handelefant Nino (ein Handelefant ist ein Elefant, den man aus einer Hand bildet, der Mittelfinger ist der Rüssel, die anderen Finger bilden Ohren und Beinen). Wolkov hat fünf Berufe: Kommissar, Professor für Wolfologie, Opernsänger (aus diesem Grund trägt er auch einen blauen Schal wie ein Opernsänger um seinen Hals geschlungen), Chocolatier und bester Freund von Nino. Sein Lieblingsgetränk ist Himbeersaft, den er für Cherry hält. Nino hat nur zwei Berufe (er ist ja auch erst drei, bester Freund von Wolkov und Handelefant). Seit einer nicht näher bestimmten Zeit leben sie bei den Kindern Anton und Louisa, die langsam erwachsen werden.


Bei Anton und Louisa erleben sie mit Freunden, die im Laufe der Geschichten zu ihren stoßen - darunter Pisocki, der aus einem alten Strumpf entsteht, in Wolkovs Felltasche lebt und ständig Lügen verbreitet
(wobei seine Nase wächst, was sich nur wieder reparieren lässt, wenn er ein paar Wahrheiten sagt) und Pustewürstchen, eine sprechende, leicht neurotische Wurst, die die Freundevom nachbarlichen Grill retten - Abenteuer. Eines ist das folgende.




AIKA


Als Wolkov an einem sonnigen Nachmittag mit einem Glas gekühlten Himbeersaft-Sherry in den Garten ging, um wenigstens kurz ein wenig frische Luft zu genießen und Nino dabei von seinem neuesten Plan zu erzählen, stand dieser im Gras und schwang seinen Rüssel im hohen Bogen durch die Luft.
„Nino, was machst du denn da?“, fragte Wolkov erstaunt
„Ich versuche einen Knoten in meinen Rüssel zu machen!“, erklärte Nino.
„Das scheint mir ein schwieriges Unterfangen!“, antwortete Wolkov, der sich dabei vorstellte, er müsste es schaffen, einen Knoten in seine Nase zu bekommen. „Und wieso versuchst du einen Knoten in deinen Rüssel zu machen?“
„Ich möchte vorsorgen!“, gab Nino Auskunft.
„Was möchtest du?“, Wolkov war irritiert.
„Ich möchte vorsorgen. Dass ich etwas nicht vergesse.“
„Und was möchtest du nicht vergessen?“, hakte Wolkov nach.
„Dass ich mir das nächste Mal ein Taschentuch einstecke. Denn weil ich kein Taschentuch dabei habe, muss ich mir einen Knoten in den Rüssel machen.“
„Ja, aber was wolltest du denn nicht vergessen?“
Wolkov hatte noch immer nicht verstanden.
„Na, das weiß ich doch nicht mehr, weil ich doch kein Taschentuch habe!“ gab Nino schließlich zu.
„Mhm“, murmelte Wolkov, schaute etwas verlegen im Garten umher und rührte in seinem Himbeersaftsherryglas. Doch dann konnte er mit seinem Vorhaben nicht länger an sich halten. „Nino, es ist an der Zeit berühmt zu werden!“
„Oh, ja!“ Nino war sofort Feuer und Flamme. Dann überlegte er. „Wolkov, was ist ‚berühmt’?“
„Berühmt ist man, wenn man Ruhm hat!“, erklärte Wolkov mit seiner typischen Professorenmiene.
„Und was ist ‚Ruhm’?“ Nino wollte es genau wissen.
„Ruhm hat man, wenn man berühmt ist“, versuchte Wolkov eine Erklärung, fand aber dann selbst, dass er sich ein bisschen im Kreis drehte. Daher unternahm er einen neuen Versuch. „Wenn einen jeder kennt, dann ist man bekannt. Wenn dich aber auch in vielen Jahren noch jeder kennt und wenn die Leute deinen Namen ein wenig andächtig aussprechen, dann bist du berühmt.“
Nino sinnte nach. „Wolkov“, murmelte er vor sich hin und „Nino“. Und er versuchte dabei seine Stimme ganz andächtig klingen zu lassen. Er malte sich große Plakatwände aus, auf denen „Wolkov und Nino“ geschrieben stand, Menschen, die ihn fragten: „Nino, bist du das?“. Und er stellte sich vor, wie ein Flugzeug in großen Buchstaben und Wolkenfarbe „Nino“ in den Himmel schrieb.
„Und was macht man so, wenn man berühmt ist?“, fragte Nino dann, denn er versuchte sich es ganz genau vorzustellen, wollte er doch später, wenn er und Wolkov berühmt waren, nichts verkehrt machen.
„Allerlei“, sagte Wolkov leichthin. „Zum Beispiel entdeckt man Amerika!“
„Amerika?“ Nino staunte. „Wieso entdeckt man Amerika, wenn man berühmt ist?“
„Columbus hat Amerika entdeckt, weil er berühmt war!“, erklärte Wolkov. „Vielleicht hätte er es auch sonst entdeckt, man weiß es nicht, aber dann würde es heute niemand mehr kennen.“ Das leuchtete Nino ein.
„Weißt du was, Wolkov“, sagte er nach einer Weile tiefen Nachdenkens. „Lass uns auch Amerika entdecken!“
„Das ist eine gute Idee!“, stimmte Wolkov zu, der sich auch schon mit diesem Gedanken getragen hatte. „Ich hole noch Pisocki-Wolf und du fragst Pustewürstchen. Wenn man Amerika entdecken möchte, braucht man eine große Mannschaft!“ Und so machten sich die beiden auf den Weg.
Während es Wolkov dabei leicht hatte – Pisocki saß wie meist in Wolkovs Felltasche und vergnügte sich damit, seine Nase wachsen und wieder schrumpfen zu lassen, indem er die unglaublichsten Lügen erzählte und danach ein paar offensichtliche Wahrheiten von sich gab – war Pustewürstchen wieder einmal nicht aufzufinden. Eigentlich wusste niemand, wo genau sie wohnte, sie schien aufzutauchen und wieder zu verschwinden, wie es ihr gefiel. Das machte es sehr schwierig, sie zu suchen und noch schwieriger war es, sie zu finden.

Da sie sich aber häufig im Geräteschuppen aufhielt, suchte Nino an diesem Ort zuerst. Und tatsächlich entdeckte er sie dort auch, als sie gerade ihren Mund an das Ventil eines alten Fahrradschlauches hielt.
„Was machst du da?“, fragte Nino ein wenig erstaunt.
„Ich versuche mich nützlich zu machen!“, erläuterte Pustewürstchen keuchend, wobei sie ihren Mund immer nur für wenige Wörter von dem Schlauch losriss.
„Ich kam hier zufällig am Schuppen vorbei und da sah ich, dass dieser Schlauch halb tot war, fast erstickt – und nun versuche ich ihn mit Mund-zu-Mund-Beatmung wiederzubeleben.“
„Aha“, erwiderte Nino und versuchte dabei einen verständigen Gesichtsausdruck aufzusetzen. In Wahrheit aber war ihm die Sache nicht ganz geheuer. Dass man Fahrradschläuche beatmen musste, hatte er noch nie gehört. Da er aber auch vieles andere noch nie gehört hatte, hielt er es zumindest für möglich.
„Wolkov und ich, wir könnten auch deine Hilfe gebrauchen!“, fügte er dann hinzu. „Bei uns könntest du dich auch nützlich machen.“
„Und wie könnte ich das tun?“ fragte Pustewürstchen, die dabei immer noch den Schlauch beatmete.
„Wir wollen Amerika entdecken und berühmt werden wie Columbus“, beschrieb Nino das Vorhaben der beiden Freunde. „Und wir brauchen noch eine schlagkräftige Mannschaft.“
„Und was könnte ich dabei machen?“ wollte Pustewürstchen wissen.
„Du könntest zum Beispiel die Köchin sein“, fiel es Nino nach etwas Überlegen ein. „Wolkov ist doch Vegetarier und bei dir ist sicher, dass bestimmt kein Würstchen auf den Tisch kommt.“
Das leuchtete Pustewürstchen ein und sie ließ von dem Fahrradschlauch ab, der daraufhin mit einem ähnlich zischenden Geräusch, wie Pustewürstchen es auch beim Sprechen machte, die ganze Luft wieder von sich gab. Pustewürstchen, die sah, dass ihre ganze Mühe umsonst gewesen war, ahmte den Fahrradschlauch empört nach und zuckte mit den Schultern.
„Lass uns gehen!“, zischelte sie dann.

Als die beiden mit Wolkov und Pisocki-Wolf zusammentrafen, setzen sie sich alle zusammen auf einen Stein, um sich zu beraten.
„Wie entdeckt man Amerika?“, wollte Nino als erstes wissen.
„Die Wahrheit ist: Amerika gibt es gar nicht!“, meldete sich Pisocki zu Wort, aber da alle sahen, dass seine Nase dabei wuchs, nahm niemand ernst, was er sagte, und alle lachten.
„Amerika liegt auf der anderen Seite eines großen Meeres“, begann Wolkov dann seinen Plan zu erläutern. „Also benötigen wir ein Schiff, um nach Amerika zu fahren. Und jedes Schiff braucht einen Kapitän. Ich schlage also vor, dass wir als erstes einen Kapitän bestimmen.“
Die anderen stimmten zu.
„Ich schlage Wolkov vor!“, sagte Nino, der sich niemand anderen als Kapitän hätte vorstellen können, selbst wenn alle Kapitäne der Welt zur Auswahl gestanden hätten. Auch die anderen fanden dies eine gute Idee und daher wurde Wolkov einstimmig zum Kapitän ernannt. Wolkov, der auch fand, dass die Wahl einen würdigen Kapitän hervorgebracht hatte, obschon er Kapitän nicht zu seinen Berufen zählte, begann sogleich aus einem Stück Papier einen Hut zu falten.
„Das ist meine Kapitänsmütze“, erklärte er dabei. „Sie wird jedermann deutlich machen, dass ich der Kapitän bin. Das ist besonders wichtig, wenn wir auf die Ureinwohner Amerikas treffen“, erläuterte er weiter. Danach begann er, die Mannschaft einzuteilen.
„Nino, du bist der Steuermann!“, beschloss er und bastelte auch Nino eine Papiermütze, damit jeder erkennen konnte, dass Nino der Steuermann war.
„Pustewürstchen ist der Smutje“, teilte er den anderen seinen nächsten Entschluss mit. Nino, der fand, dass sich ‚Smutje’ ein wenig schmutzig anhörte, sich aber weiter nichts darunter vorstellen konnte, hakte nach: „Was macht ein Smutje?“
„Ein Smutje ist der Schiffskoch“, wusste Wolkov und Nino strahlte, weil er richtig vorhergesagt hatte, was Pustewürstchen denn machen könnte. Auch Pustewürstchen bekam von Wolkov eine Papiermütze, mit der man sie als Smutje erkennen konnte.
Schließlich entschied Wolkov, dass Pisocki-Wolf als der Leichteste von allen in den Ausguck gehen sollte.
„Das ist eine ganz besonders wichtige Aufgabe“, erklärte er ihm, „wenn du nicht gut acht gibst, werden wir an Amerika vorbeisegeln und Delmenhorst entdecken!“
Ebenso wie die anderen wusste auch Wolkov nicht genau, wo Delmenhorst lag, er fand nur, dass es vergleichsweise weniger beeindruckend klang – und eines wusste er ganz sicher: „Noch niemand, der berühmt war, hat Delmenhorst entdeckt!“ Dabei fabrizierte Wolkov eine letzte Papiermütze, die den Ureinwohnern von Amerika sagen würde, dass Pisocki-Wolf im Ausguck saß und daher besonders wichtig war.
Als sie nun alle mit ihren Papiermützen nebeneinander saßen, fand Nino, dass sich Wolkovs Kapitänsmütze wenig von dem Papierhut des Ausguckpostens unterschied und seine Steuermannmütze beinahe ebenso aussah wie die Kopfbedeckung, die Wolkov für Smutje Pustewürstchen gebastelt hatte. Aber er sagte nichts, denn bestimmt gab es dafür gute Gründe, die er nur nicht gleich erkannte.

„Nun brauchen wir noch ein Schiff!“, sagte Wolkov und Nino bewunderte ihn dafür, wie gut er den Überblick behielt. „Weiß jemand zufällig, wo wir ein Schiff herbekommen könnten?“ Wolkov hielt dies für eine rhetorische Frage, denn er hatte selbst schon vergeblich darüber nachgegrübelt. Umso erstaunter war er, als sich Pustewürstchen meldete.
„Ich weiß, wo wir ein Schiff finden“, meldete sie aufgeregt. „In dem Schuppen, bei dem platten Fahrradschlauch, ist ein Schiff!“
„Da soll ein Schiff sein?“ Wolkov staunte. „Der ganze Schuppen ist kleiner als ein Schiff!“
„Ja“, gab Pustewürstchen zu. „Wir müssten es erst aufblasen!“
„Dann lasst uns nachschauen gehen!“ Auf dieses Kommando Wolkovs begaben sich die Freunde zum Schuppen.

„Es ist kein sehr großes Schiff!“, gab Pisocki-Wolf zu bedenken, als sie das Boot inspiziert hatten. „Und außerdem ist es ziemlich platt.“
„Umso besser kann man es transportieren!“, entschied Wolkov.
„Und um das Aufblasen werde ich mich kümmern!“, fiel Pustewürstchen ein.
„Dann nehmen wir es!“, sagte Nino schnell, denn er hatte Angst, dass er sonst ein Boot bauen müsste und war sich sicher, dass sie mit einem von ihm selbstgebauten Boot untergehen, so nicht Amerika entdecken und somit nicht berühmt werden würden.
„Und wo lassen wir es zu Wasser?“, wollte Pisocki wissen.
„In der Nähe ist ein kleiner Bach, dort werden wir ablegen“, beschloss Wolkov.
„Aber führt denn der Bach auch nach Amerika?“, fragte Pustewürstchen skeptisch.
„Alle Bäche führen in Flüsse und alle Flüsse in Ströme und alle Ströme ins Meer. Und alle Meere sind untereinander verbunden“, verkündete Wolkov und hoffte dabei sehr, dass er Antons Atlas genau genug studiert und sich alle Dinge richtig gemerkt hatte. Also trug die Mannschaft ihr Schiff zu dem kleinen Bach und als Pustewürstchen es fertig aufgeblasen hatte, wollten sie es schon zu Wasser lassen.
„Halt!“, protestierte Wolkov. „Die wichtigsten Dinge fehlen ja noch!“
„Was fehlt denn?“, erkundigte sich Nino und fand, dass das quietschgelbe Schlauchboot doch eigentlich seetüchtiger aussah, als er befürchtet hatte.
„Zum Beispiel fehlt ein Name“, stellte Wolkov fest. „Jedes Schiff hat einen Namen.“
Nino wollte schon vorschlagen, es „Nino“ zu nennen, weil er das einen sehr schönen Namen fand, dachte dann aber, dass dies vielleicht zu Verwechslungen führen könnte. Da die anderen aber durch ähnliche Bedenken daran gehindert wurden, ihre Vorschläge zu nennen, schwiegen alle.
„Wie hieß denn Columbus’ Schiff?“, wollte Pustewürstchen schließlich wissen.
„Ich glaube, es hieß ‚Manta Sangria’“, gab Wolkov Auskunft.
„Was heißt Manta Sangria?“, fragte Nino nach.
„Ein Manta ist ein Fisch, der wie die Vögel mit ihren Flügeln durch die Luft mit seinen Flossen durchs Wasser fliegt“, erklärte Wolkov. „Und Sangria ist etwas zu Trinken, das kann man auf See immer gebrauchen, denn Meerwasser darf man nicht trinken!“
„Dann ist ‚Manta Sangria’ ein vortrefflicher Name für unser Schiff!“, urteilte Pisocki und da das die anderen auch fanden, beschlossen sie, ihr Boot auf diesen Namen zu taufen.
„Eigentlich lässt man ja bei der Schiffstaufe eine Flasche an der Schiffswand zerschellen“, wusste Wolkov, „aber wir haben nur eine einzige Flasche dabei und die ist unser Proviant und außerdem würde sie wohl an der Wand eines Schlauchbootes eher nicht kaputt gehen!“ Dabei verschwieg er, dass es sich bei dieser einzigen Flasche um seine Notration Himbeersaft handelte, die er in seinem kleinen Rucksack mit sich trug und die er sehr ungern an einer Schiffswand hätte zerschellen sehen. Er schraubte sie aber auf und träufelte einen kleinen Tropfen Himbeersaft über die Bootswand.
„Ich taufe dich auf den Namen ‚Manta Sangria’!“, sprach er dabei und allen war ganz feierlich zumute.
„Und fehlt noch etwas?“, frage Pisocki-Wolf vorlaut in die Stille.
„Ja, zum Beispiel ein Mast, auf dem du im Ausguck sitzen kannst“, gab Wolkov zur Antwort und Pisocki sah ein, dass es wenig Sinn haben würde, wenn er als der Kleinste der Freunde ohne Mast Ausschau hielt. Ein passender Ast war schnell gefunden – Nino trug ihn aus dem nahe gelegen Wäldchen heran – aber wie konnten sie ihn in einem Gummiboot befestigen?
„Wir sollten ein Loch in den Schiffsboden bohren und ihn darin versenken!“, schlug Pisocki vor und kam dabei mit seiner spitzen Nase der Gummihaut des Bootes schon gefährlich nahe.
„Nein!“, gellte Pustewürstchens Schrei. „Du wirst es zerstören und wir werden alle untergehen!“
Wolkov hatte sich eine andere Lösung überlegt.

„Nino, du als Steuermann musst den Mast festhalten. Er unsere wichtigste Orientierungshilfe!“, entschied er.
„Und haben wir denn nicht mehr Proviant als das eine Fläschchen Himbeersaftsherry?“, fragte Pustewürstchen, als die Mannschaft das Schiff schließlich bestieg. Sie wollte zeigen, dass sie ihre Aufgabe als Smutje ernst nahm. Wolkov öffnete erneut seinen Rucksack und entnahm ihm je eine kleine Portion Chipsschokolade und Schokoladenchips und übergab sie Pustewürstchen.
„Wir sollten aber nicht gleich zu sehr prassen!“, sagte er dabei. „Man weiß nie, wie lange so eine Überfahrt dauert. Amerika zu entdecken ist ein Abenteuer voller Gefahren und Entbehrungen.“
Dann zog er noch einen kleinen Kohlkopf aus dem Rucksack, der dem auf der Flagge von Humpelchen und Häkelchen sehr ähnelte.
„Sollen wir etwa zwischendurch Ball spielen?“, frage Nino.
„Das ist ein Kohlkopf!“, erläuterte Wolkov. „Er verhindert, dass wir unterwegs Skorhut bekommen.“
„Skorhut?“, fragte Nino skeptisch.
„Ja“, überspielte Wolkov seine Unsicherheit. „Wenn wir Skorhut bekommen, wächst jedem von uns ein hässlicher Hut, der nicht mehr abgeht!“ Den anderen lief ein Schauder über den Rücken.

So, mit einem Ast als Mast, den Nino festhielt und an dessen Spitze Pisocki-Wolf im Ausguck saß, vorne Kapitän Wolkov und hinten Smutje Pustewürstchen stach das quietschgelbe Schlauchboot Manta Sangria in See, genauer gesagt in einen kleinen Bach, damit seine Mannschaft Amerika entdecken konnte.
Die erste Strecke legten sie gut zurück und bemerkten so gar nicht, wie sich Wolke für Wolke langsam der Himmel zuzog. Sie schwammen mit der Strömung des Baches und nach einiger Zeit mündete der Bach in einen etwas größeren Fluss. Wenn das Boot nicht von allein in die richtige Richtung fuhr, steuerte Nino, indem er seinen Rüssel ins Wasser hielt. Er machte seiner Steuermannsmütze alle Ehre. Nach einiger Zeit, Anton hätte gesagt nach einer ganzen Weile, floss der Fluss in ein noch größeres Gewässer. Da inzwischen dichter Nebel herrschte, wussten die Freunde nicht, ob es ein See oder vielleicht schon das Meer war. Wolkov hielt prüfend einen Finger in die Luft:„Ich glaube, wir sind am Meer!“, beschloss er, „die Luft riecht salzig.“ Das stimmte, die Luft roch für ihn tatsächlich salzig. Nur haben Wölfe so feine Nasen, dass Wolkov die Luft roch, die eine Brise viele Kilometer vom Meer entfernt herbeigetragen hatte.
„Wenn dies das Meer ist“, so argumentierte er, „dann liegt Amerika auf der anderen Seite. Wir müssen es überqueren!“ Und mit den Händen paddelte er das Boot langsam immer weiter vom Ufer fort. Bald schon waren die Freunde in dicke Nebelschwaden eingehüllt. Nino hätte gerne noch ein wenig gesteuert, aber er hielt nur gelegentlich den Rüssel ins Wasser, um seine Pflicht zu tun, denn auch er hatte keine Ahnung, welcher der richtige Weg war. So trieben sie auf dem großen Wasser und auch wenn es niemand zugeben mochte, so fürchteten sich alle doch ein bisschen.
„Kommt Amerika bald?“, wollte Nino wissen. Und Pisocki-Wolf erkundigte sich: „Gibt es hier Wale?“ Währenddessen dachte Pustewürstchen schon weiter:
„Sind Wale Vegetarier?“
Wolkov fühlte sich als Kapitän verantwortlich und versuchte, seine Mannschaft zu beruhigen.
„Amerika kann nicht weit sein“, begann er etwas zögerlich. „Wenn es zu weit weg wäre, um es zu entdecken, hätte es ja auch Columbus nicht entdeckt!“, sagte er und war froh, dass ihm dieses Argument eingefallen war, denn es überzeugte ihn selbst ein bisschen, dass sie nicht in Gefahr waren. „Zudem gibt es hier bestimmt keine Wale!“, fuhr er fort. „Und wenn, dann fressen sie keine Würstchen, sondern nur Krill!“. Das hatte Wolkov von Louisa und Anton erfragt, als er zur Vorbereitung Erkundigungen über die Gefahren einer längeren Seereise eingezogen hatte. Pustewürstchen, die fand, dass Krill beinahe so klang wie Grill, fand das wenig beruhigend.
Wolkov befahl ihr eine Ration Chipsschokolade und je ein Blatt von dem Kohlkopf an alle auszugeben. Das würde seine Mannschaft bestimmt einen Moment ablenken. Dann paddelte er weiter, um Entschlossenheit zu demonstrieren – aber auch er wusste nicht, ob sie in der Richtung, die sie eingeschlagen hatten, jemals Amerika entdecken würden. Nino, der auf seine Intuition vertraute, rührte mal hier, mal dort mit seinem Rüssel im Wasser, so dass das Boot einen Zickzackkurs zu fahren schien. Dazwischen erhob er sein Riechorgan in die Höhe und trompetete aus vollen Backen in den Nebel.
„Vertreibt das die Wale?“, wollte Pustewürstchen wissen.
„Vielleicht“, antwortete Nino stolz, auch einmal etwas erklären zu können. „Aber eigentlich ist es ein Nebelhorn. Es warnt die kleineren Schiffe, damit sie nicht mit uns zusammenstoßen!“ ergänzte Nino und stieß wie zur Bestätigung noch einmal ein durchdringendes Tröten aus.
Während Pustewürstchen überlegte, welches Schiff auf dem Meer noch kleiner sein könnte als das ihrer Mannschaft, dümpelten sie weiter durch den Nebel.
Mit der Zeit ließ sogar Wolkov seine Hoffnung sinken. Amerika schien wie vom Erdboden verschluckt. Columbus, so dachte er, hatte ganz schön großes Glück gehabt. Gerade überlegte er, wie er seine Mannschaft auf eine harte Passage voller Entsagungen vorbereiten könnte, als Pisocki-Wolfs Stimme aus dem Ausguck erklang: „Land in Sicht!“
Seine rechte Hand zeigte Richtung Steuerbord, doch schauten alle zunächst auf seine Nase. Die aber war keinen Millimeter länger geworden, es musste die Wahrheit sein! Alle liefen zum Steuerbord, so dass ihr kleines Schiff sich gefährlich in diese Richtung neigte.
Nach wenigen Sekunden, die allen wie Stunden vorkamen, konnte auch die restliche Mannschaft der Manta Sangria die Umrisse einer Küste sehen und sie steuerten direkt auf die Mündung eines kleinen Flusses zu.
„Ein amerikanischer Fluss!“ rief Nino begeistert.
„Wooden!“, stimmte Wolkov zu, der nun wieder die Sicherheit eines Kapitäns ausstrahlte. Breitbeinig stand er im Schlauchboot und kommandierte:
„Wir wollen versuchen, die Mündung des Flusses zu erreichen und diesen ein wenig stromaufwärts fahren, dort sind wir sicherer!“
Nino, der nun endlich wieder wusste, wohin er fahren sollte, steuerte die Mündung des Flusses genau mittig an und die anderen Freunde halfen paddeln. Als sie den Fluss erreicht hatten, lichtete sich auch der Nebel, die Wolken verschwanden und die Sonne kam wieder hervor. Die Manta Sangria fuhr noch ein wenig landeinwärts, um eine gute und sichere Anlegestelle zu finden. Sie bogen in einen Bach, wo sie mit dem Schlauchboot an einem kleinen Sandstrand anlegten.
So entdeckte an einem denkwürdigen Spätsommernachmittag die Mannschaft der Manta Sangria Amerika.
Mit wackeligen Füßen sprangen die Freunde an Land und bestätigten sich gegenseitig, dass man sich nach so langer Zeit auf See erst einmal wieder an das Festland gewöhnen müsse. Nachdem Pisocki-Wolf aus dem Ausguck geklettert war, ließ sich Wolkov von Nino den Mast geben, den dieser die ganze Fahrt über so tapfer gehalten hatte. Dann nahm er seine papierne Kapitänsmütze vom Kopf und zog einen Stift aus seinem Rucksack.
„Was machst du?“, wollte Nino wissen.
„Wir tragen uns als Entdecker ein!“, erklärte Wolkov. „Wer auch immer hier nach uns landet, soll wissen, dass wir die Entdecker Amerikas sind. Das machen alle berühmten Leute so.“
Er faltete seinen Hut auseinander und begann den Namen des neuen Kontinents und der Mannschaft darauf zu notieren. Leider hatte „Amerika“ nur das „K“ aus „Wolkov“ und das „I“ aus „Nino“ an bekannten Buchstaben. Außerdem kannte Wolkov das „A“, weil es der erste Buchstabe des Alphabets war. Also schrieb er „AIKA“ auf den Zettel und darunter „WOLKOV & NINO“. Dass Pustewürstchen und Pisocki-Wolf damit auch zur Mannschaft gehörten, fand er selbstverständlich, sie konnten ja sowieso nicht lesen. Anschließend heftete er den Zettel an den Mast und steckte diesen tief in den Sand. Andächtig standen alle um ihre Entdeckerfahne herum.
„Was hast du geschrieben?“, erkundigte sich Pisocki.
„Ich habe geschrieben: Heute hat die Mannschaft der Manta Sangria unter Kapitän Wolkov und Steuermann Nino Amerika entdeckt!“
„Oh“, sagte Pustewürstchen und alle fanden, dass das ein sehr bedeutungsschwerer Satz war für die wenigen Zeichen. Dann beschlossen sie ihr Schlauchboot zusammenzufalten und Amerika zu erkunden.

Als sie um die erste Ecke bogen, begannen die Freunde zu staunen. Noch aber wagte niemand etwas zu sagen. Pustewürstchen machte wenig später den Anfang und fragte vorsichtig:„Wolkov, leben in Amerika eigentlich auch Menschen?“
„Ja“, antwortete Wolkov. „In Amerika leben Indianer.“
Als sie um die nächste Ecke bogen, konnte sich auch Pisocki-Wolf nicht länger zurückhalten und sagte:
„Die Indianerdörfer sehen ja genau so aus wie unsere Dörfer!“
„Das stimmt!“, pflichtete ihm Wolkov bei, der sich ebenso wunderte wie die anderen.
Als sie schließlich um eine weitere Kurve bogen, beschlich auch Nino ein heimisches Gefühl.
„Wolkov“, rief er dann voller Begeisterung, „sieh nur, die Indianer haben auch unser Haus gebaut und unseren Schuppen, vielleicht gibt es auch eine Indianer-Louisa und einen Indianer-Anton!“
Und wirklich sahen sie am Ende einer Straße ein Haus ganz wie das ihre daheim und so liefen sie schnell sie konnten darauf zu und es wunderte sie auch nur wenig, als in diesem Haus keine Indianer wohnten, sondern Anton und Louisa im Garten saßen und ein Eis löffelten. Die Freunde begrüßten sie stürmisch.
„Wo wart ihr denn?“, wollten Louisa und Anton wissen, da sie die zerzausten Haare und die vor Aufregung glühenden Gesichter der Freunde sahen und ahnten, dass diese gerade ein Abenteuer erlebt hatten.
„Oh“, sagte Nino bescheiden, „an keinem besonderen Ort, wir haben nur Amerika entdeckt!“ und alle mussten lachen.
Wer aber heute an den Bach in der Nähe des Hauses kommt, der kann dort noch eine Entdeckerfahne sehen. Auf der steht „AIKA“ und darunter „WOLKOV & NINO“ und das heißt so viel wie: Heute hat die Mannschaft der Manta Sangria unter Kapitän Wolkov und Steuermann Nino Amerika entdeckt! Und so sind Wolkov und Nino auch heute noch ein ganz klein wenig berühmt.

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Sethe
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Beitragvon Sethe » 28.03.2009, 18:23

Och, schade. Die Illustrationen würde ich gerne sehen.
Ich überlege und probiere schon die ganze Zeit wie man aus einer Hand einen Handelefanten macht. Meine Hand/Finger sind nicht sehr kooperativ.
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)

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Beitragvon leonie » 28.03.2009, 19:32

Lieber Max,

publicus heißt eigentlich, die Kritik ertragen zu müssen ohne Stellung zu nehmen, oder?

Ich will diesen Satz hier erläutern.
Ich weiß wie Du und Lisa normalerweise Kritik an ihren Texten aufnehmen, wie Ihr darüber nachdenkt und an Euren Texten feilt. Deshalb ist das für mich schwer vorstellbar, dass das bei diesem Text nicht mehr geschehen wird, den ich (und ich denke, da bin ich nicht die Einzige) für einen der weniger guten halte und das mit wie ich glaube guten Argumenten und einiger Erfahrung im Hintergrund.

Er war keineswegs unverschämt gemeint. Nur, dass für mich schwer vorstellbar ist, dass Ihr diese Kritik hier nicht mehr aufnehmen wollt.

Ich wollte DIch nicht entmutigen, hier etwas zu zeigen. Allerdings denke ich schon, dass es wichtig ist, zu überlegen, ob man soviel Distanz zum Text hat, dass man auch harte Kritik ertragen kann.

Ich meine den Text, nicht Dich und Lisa persönlich. Dazu seit Ihr mir viel zu wichtig geworden und ich schätze Euch dazu auch viel zu sehr.

leonie

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Beitragvon Elsa » 28.03.2009, 20:25

Lieber Max,

jetzt bin ich ziemlich von den Socken und auch enttäuscht über deine Reaktion.

Was ich hier habe schon aushalten müssen, mit Prosatexten, von denen ich vollkommen überzeugt war, auf die ich irrsinnig stolz war und musste dennoch ertragen, dass sie nahezu vernichtet wurden.
Trotzdem habe ich nie nie nie so reagiert wie du eben.
Ich habe stets unterschieden zwischen mir und meinen Texten, die Kritik eben vertragen müssen.

Sehr traurige Grüße
ELsa
Schreiben ist atmen

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Sethe
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Beitragvon Sethe » 28.03.2009, 21:14

Das folgende ist Teil eines gemeinsamen Projekts mit Lisa. Zusammen basteln wir gerade an einer Art Kinderbuch mit Extrapointen für Erwachsene

(von mir fett unterlegt)

Eine Art Kinderbuch.
Dies läßt auch den Schluß zu, daß es sich hier überhaupt nicht um ein Buch handelt, welches sich ausschließlich an die Zielgruppe Kinder richtet, sondern an Erwachsene.

Ein Buch, welches Geschichten aus der Kindheit erzählt. Geschichten, die sich Kinder ausgedacht haben, erlebt haben, durchgespielt haben. Diese nun erwachsenen Kinder schreiben die Geschichten ihrer Kindheit auf.

Dafür spricht meiner Meinung nach die "Versuchsanordnung".
Die Hauptfiguren leben bei zwei Kindern Anton und Luisa. Die eine Hauptfigur ist 5 Jahre alt, die zweite 3 Jahre alt. Anton ist zum Zeitpunkt der hier vorgestellten Geschichte AIKA 5 Jahre alt, und Luisa 3 Jahre alt (na ja vielleicht auch umgekehrt, aber das "Draufgängertum" und das mehr an Wissen von Wolkow spricht mehr für den Jungen, als für das Mädchen, ja ja die Klieschees ;- ).
In der Einleitung steht, Anton und Luisa werden allmählich erwachsen. Dies dürfte sich in den anderen Kapiteln bemerkbar machen.


Pustewürstchen ein wunderschönes Einfall, und kein Wunder das sie etwas neurotisch ist, wer wäre das nicht, wenn er kurz vor dem Verzehr vor dem Grillen gerettet worden ist. Vielleicht ist besagtes Würstchen vom Grill gefallen, und die beiden Kinder Anton und Luisa haben es aufgehoben und zu ihrem Freund gemacht. So was in der Art.

Da die Geschichten rückblickend aus der Sicht der nun erwachsenen Kinder erzählt werden, passen natürlich auch die Pointen für Erwachsene.
Wenn sich hier über jemand lustig gemacht wird, dann machen sich die Erzähler liebevoll "lustig" über ihre eigene Kindheit.

Eine Art Kinderbuch also.

viele Grüße
Sethe
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.

(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)

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Beitragvon Lisa » 28.03.2009, 21:17

Hallo,

ich melde mich als Administratorin. Max und ich haben beschlossen, dass dieser Faden geschlossen werden soll, da wir uns nicht in der Lage sehen, hier nach den Regeln des Publicus zu agieren, was allerdings auch daran liegt, dass wir persönlich (mit Fragen, Tonfall und Vorschlägen) angesprochen wurden (siehe hierzu genauso die idee des Publicus)- dass wir nicht regelkonform gehandelt haben, tut uns Leid. Alles andere vielleicht ist besser auf PN-Ebene auszuhandeln, allerdings lohnt es sich mit Max erst in ein paar Tagen Kontakt aufzunehmen, da er erst einmal für ein paar Tage Abstand vom Salon nimmt.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Beitragvon Lisa » 30.03.2009, 14:52

Und nochmal hallo,

in Absprache mit Max machen wir auf Wunsch verschiedener Mitglieder diesen Faden wieder auf ( :rolleyes: :icon_redface2: :pfeifen: :smile: ) und verschieben ihn in den Prosabereich, um mit euch alle offenen Fragen und Kritik besprechen und diskutieren zu können. Allerdings werden wir, trotz einer so offenen, wie es uns möglich ist, geführten Diskussion, den Text selbst nicht mehr (grundsätzlich) ändern. Ich hoffe, das ist in Ordnung.

Ganz wichtig: Bitte aufgrund des Verlaufes dieses Fadens nicht zögerlich sein mit weiterer Kritik, wir haben diesen Faden nun nicht nochmal aufgemacht, damit sich jetzt keiner mehr traut oder nur noch positiv gestimmte Stimmen sich zu Wort melden - wir sind ja hoffentlich lernfähig :smile:

:richtig:

liebe Grüße,
Lisa (und Max)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Trixie

Beitragvon Trixie » 30.03.2009, 14:56

Hm, Mist, jetzt wollte ich schon damals, er noch offen war, einen positiven Kommentar verfassen, mangels Zeit hatte ich das verschoben, dann war der Faden gesperrt und jetzt, wo er wieder offen ist, ist etwa Positves nicht mehr erwünscht :-). Na, wasnu :a050: ?!
Tztztzt... :spin2:
Also, wenn positive Kritik ebenfalls freigegeben ist, dann leg ich los, ja?
;-)

:hide: wartende grüße
trix

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 30.03.2009, 15:02

lach, natürlich! so war das nu auch nicht gemeint! (wir lechzen doch .-) ).
Ich wollte halt nur betonen, dass wir den Faden nicht wieder aufmachen, damit sich jetzt nur noch die Befürworter melden.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 30.03.2009, 15:22

Hi Max und Lisa,

ich finde das sehr gut, dass ihr erstens den Faden wieder geöffnet habt und zweitens nun in eine Rubrik verschoben habt, in der wir uns austauschen können.

Mir brennen Fragen auf der Zunge:

Die wichtigste:
Welches ist die von euch anvisierte, konkrete Zielgruppe des Buches?

2. Welches Kapitel ist das obige (Max schrieb: eines von 13)?

Ich frage das, weil sich evtl. durch vorherige Kapitel einige Dinge und Zusammenhänge viel besser erklären und sich Fragen gar nicht erst auftun, die sich durch diesen Auszug gestellt haben.

Saludos
Mucki

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 30.03.2009, 17:35

Genau das hätte ich auch gern gewusst: die Zielgruppe.
Das Alter der handelnden Figuren kommt nicht in Frage, dafür ist die Sprache nicht einfach genug - drei und fünf ist ja beinahe noch Bilderbuchalter.
Mich überzeugt, was hier schon vorgebracht wurde - dass nämlich der Text eigentlich für Größere gedacht ist, deren Spielfiguren handeln, ähnlich wie bei Pu der Bär. Die Figuren finde ich übrigens sehr originell.
Später hoffentlich mehr ...
Gruß von Zefira
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(Ikkyu Sojun)

Max

Beitragvon Max » 30.03.2009, 19:35

Liebe Fragende,

ja, ich habe immer ein wenig Probleme mit Altersangaben, zumal ich mich an die Schneiderbücher erinnere und dass ich halt mit 5 die für 8jährige und mit 8 die für 12jährige gelesen habe etc.

Natürlich ist als Zielgruppe nicht 3-5 jährige, sondern es ist so, wie Zefi und Sethe (u.a. ) schreiben. Wir haben nun mal "ab 8" ins Exposé geschrieben, wobei ich denke, dass man vieles mit 8 versteht und anderes später anders .. das halte ich aber auch nicht für schlimm. Winnie-the-Pooh ist da beispielsweise tatsächlich ähnlich. Lest einmal den ersten Absatz (nur als Beispiel), in dem Pooh kopfüber die Treppe herunterkommt, wie immer, und ahnt, es müsste noch eine zweite Art geben, die Treppe hinunter zu kommen, wenn er nur für einen Moment nicht mit dem Kopf auf die Stufen schlagen würde. Winnie-the-Pooh ist mit einenm Lesealter von 6 angegeben, ein 6jähriger versteht auch irgendetwas in dieser Szene, aber ein erwachsener liest sie anders. Ähnlich finde ich beispielsweise die Brüder Löwenherz immer wieder lesenswert, auch für Erwachsene, mnur verstehen die Tod bis zu ihrem eigenen wohl ständig anders etc.

Ein gewisse Ähnlichkeit zu Pooh, dem alten Bären, ist moir übrigens auch beim schreiben aufgefallen (so nach der 6 oder 7. Geschichte, die ja nicht linear hintereinander entstanden sind), danach habe ich versucht aufzupassen .. ich denke auch, unsere Figuren haben schon einen eigenen Charakter.

Die Geschichte, Mucki, ist die 11. von 13 (eigentlich 14, die letzte haben wir wegen einer gewissen thematischen Verwandschaft zu einer der ersten 13 auf einen späteren "Band" verschoben, obwohl sie zu meinen Lieblingsgeschichten gehört). Falls gewünscht, stellen wir Kurzbeschreibungen der anderen Kapitel ein (in diesem Falle würde ich aber gerne die geschichte von außen unsichtbar machen). Ich kann - wenn ich wieder auf einen normalen rechner (ich habe gerade nur mein Minilaptop) und damit auf die Blauen Daten zugreifen kann, Skizzen von Wolkov und Nino hochladen.

Liebe Grüße
Max

Trixie

Beitragvon Trixie » 30.03.2009, 20:11

Hm, aus euch, Lisa und Max, bekannten Gründen bin ich zur Zeit nicht in der Lage, einen "qualifizierten" Kommentar zu schreiben,
aber ich möchte dennoch einwerfen,
dass ich Winnie-the-Pooh, dtv Junior Verlag, übersetzt von Harry Rowohlt, zur Zeit lese. Ich habe das Buch geschenkt bekommen, als ich etwa 10-11 Jahre alt war. Ich konnte damit nichts anfangen, weil ich dachte, das ist ein Kinderbuch. Und jetzt, mit 22 Jahren, lese ich es unglaublich gerne. Es ist, meiner Meinung nach, ziemlich anspruchsvoll, die Schreibe ich beispiellos genial, da kann man sich einiges abgucken, der Inhalt super schön durchdacht, mit Pointen, die man zwar erwartet, aber dennoch gerne verfolgt und ich freue mich, wenn ein Kapitel "gut ausgeht". Allein die Titel der Kapitel sind schon genial.
Ich bin zur Zeit total begeistert von "Pu der Bär" und dann las ich eure Geschichte und dachte "Juhu, noch so was in der Art" - ich dachte nicht "Nachmacher" oder so, ich las auch von vorneherein "eine Art Kinderbuch" und für mich war es, naja, perfekt. Ich hab super gerne gelesen und war ganz drin in eurer Geschichte und fand, dass sie genau den richtigen Ton trifft, für Leute wie mich, von denen es sicherlich noch mehr da draußen gibt, aber das sollte man dann vielleicht auch genau darauf auslegen und kommunizieren, bzw. sich vielleicht entscheiden, wen man ansprechen möchte, weil sonst ist man unsicher und das ist nie gut, wenn man ein Buch in die Hand nimmt, finde ich.

So, ich hoffe, ihr könnt was (positives) aus dem lesen, was ich da runtergeschrieben habe ;-).
Hat mich gefreut, mich würden auch weitere Geschichten freuen.

Liebe Grüße
Trixie

Max

Beitragvon Max » 30.03.2009, 20:19

Liebe Trix,

ich kann leider nichts zu meinen Pooh Bär- Erlebnissen als Kind sagen, weil ich es erst als 30Jähriger kennen gelernt habe.
Milner ist auch schon eine ganz schön große Nummer, um mit ihm verglichen zu werden. (Ich denke, dass ihn ein 6Jähriger (der Verlag sagt wirklich "ab 6" ich habe es extra nachgeschaut) anders liest (aber vielleicht auch gerne - vielleicht ist gerade die Zeit von 10-15 die zeit,, wo man wenig damit anfangen kann) als ein Erwachsener), daher freut mich allein schon deer Vergleich.

Danke!
max

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Beitragvon Zefira » 30.03.2009, 20:29

Ich kann mich erinnern, dass ich, als ich "Pu das Bär" las - ich muss damals unter 10 gewesen sein -, das Buch nicht wirklich verstanden habe. Ich habe alles, was mit Christoph Robin zusammenhing, also die Rahmenebene sozusagen, einfach ausgeblendet und nur die Binnengeschichte gelesen. Überhaupt habe ich damals vieles in dieser Art gelesen - das, was ich nicht verstand, nahm ich einfach nicht mit. Das ist mir erst klar geworden, als ich einige meiner Kinderbücher als Erwachsene noch einmal las.
Überhaupt ist das Leseverständnis von Kindern eine faszinierende Sache - ich habe als Kind ein- oder zweimal "Heidi" gelesen, aber darüber geweint habe ich erst als Erwachsene. Die entsetzlichen Bitterkeits- und Einsamkeitspassagen habe ich als lesendes Kind einfach nicht wahrgenommen.
Der leicht ironisierende Blick auf die Hauptfiguren in "AIKA" wird wahrscheinlich um so besser verstanden, je älter die Leser sind. Ich würde mal annehmen, Kinder, die selbst schon flüssig lesen können (und möchten), kommen auch gut damit zurecht. Die Janosch-Geschichten zum Beispiel habe ich im Verdacht, dass sie trotz ihrer "frühkindlichen" Aufmachung am meisten von Leuten gemocht werden, die über das Bilderbuchalter hinaus sind.
Ich sehe schon, ich muss mir mal wieder den Pu besorgen. Bin ja demnächst in Irland, vielleicht finde ich ein Exemplar in Englisch.

Schönen Gruß von Zefira
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