im wolkengeflüster

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Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.03.2009, 00:55

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Endfassung:


im wolkengeflüster

die mitte denken
worte zu freundschaften rollen
die dunklen nicht leugnen
wahrheit leuchtet
auch die schwarze
gegenseitig bestäuben
im wolkengeflüster


Alternativ-Version:

im wolkengeflüster

die mitte denken
worte zu freunden formen
die dunklen nicht leugnen
wahrheit leuchtet
auch die schwarze
gegenseitig bestäuben
in den wolken


Ursprungsversion:


wolkengeflüster

die mitte denken
worte zu freundschaften rollen
die dunklen nicht leugnen
wahrheit leuchtet
auch die schwarze
gegenseitig bestäuben
im wolkengeflüster


© Gabriella Marten Cortes
Zuletzt geändert von Mucki am 24.03.2009, 12:59, insgesamt 2-mal geändert.

Lydie

Beitragvon Lydie » 23.03.2009, 08:17

Toll!

Lydie

scarlett

Beitragvon scarlett » 23.03.2009, 10:46

Liebe Mucki,

ganz toll die Formulierung
"worte zu freundschaften rollen".

In den Wolkenungetümen Worte sehen und maßhalten können, die Balance finden zwischen dunklen und hellen Seiten, ja selbst den dunklen etwas abgewinnen können - so lese ich deine Zeilen.

Ich frage mich nur gerade, ob Z3 nicht im folgenden irgendwie gedoppelt wird ... "auch die schwarze" und man das nicht anders, vll. zusammenfassend formulieren könnte.
Aber möglicherweise lese ich auch an deiner Intention vorbei.

Das "bestäuben" fällt mir allerdings aus dem Rahmen, dem bildlichen wie dem klanglichen.

Trotzdem: eine schöne Idee mit Eingangszeilen, die sich mir einprägen werden ...

LG,

Monika

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.03.2009, 12:32

Hallo Lydie und Monika,

ich freu mich, dass es euch gefällt. :-)
Den Titel und die Idee trage ich schon eine ganze Weile mit mir herum. Es kam so nach und nach immer ein Zeile hinzu.

Monika, ich meine hier keine Worte, die man in Wolkenungetümen sieht, sondern beschreibe hier etwas, was der Mensch, aufgrund seiner Natur, eigentlich nicht leisten kann, es aber sollte. Es ist sozusagen die Vision einer Utopie, daher der Titel "Wolkengeflüster". Mehr sag ich mal noch nicht.
Bei dem "bestäuben" habe ich lange überlegt. Mir fiel jedoch kein geeigneteres Wort ein. Ich möchte damit die gegenseitige, positive Beeinflussung ausdrücken.

Saludos
Mucki

Lydie

Beitragvon Lydie » 23.03.2009, 13:48

Hallo Gabriella!

Ich find das gut mit dem Bestäuben. Hat ja was von sich gegenseitigem Befruchten ohne dabei zu verschmelzen. Und ist eben "luftig" und leicht, aber sehr effizient. Auf Anhieb gefällt mir das Ineinander von dunkel und hell, das Zulassen vom Dunklen (die dunklen Worte, oder die dunklen Freundschaften? Du meinst eher die Worte?) in diesem unterscheidenden Beziehungsprozess. Ja, und dass die schwarze Wahrheit, auch diese, leuchtet. Das ist stark.

"Worte zu Freundschaften rollen". Muss ich noch in mir rollen lassen...

Wolken als "leicht", "verhüllend", gleichzeitig eben doch kommunizierend. Wolke geht Richtung Himmel und Spiritualität. Aber eben mit diesem wesentlichen Element des Verhüllens, Gegenteil von "nackt" oder "offenbaren". Irgendwas in dem ganzen ist tief freundschaftlich. Das war mir schon bei deinem "tanze"- Gedicht aufgefallen. Eine Bereitschaft und Fähigkeit zu freundschaftlichem Leben.

Die Mitte denken. Da kann ich nicht umhin, auf François Cheng, einen in Frankreich lebenden chinesischen Dichter, Denker und Kalligraphen zu verweisen, der in vielem auf Taoistisches zurückgreift, unter anderem mit dem Begriff des "vide médian". Der Gedichtband "Le livre du vide médian" ist noch nicht übersetzt, aber es gibt sein Buch "Fünf Meditationen über die Schönheit."

Ich werde dir per pn noch ein wenig Eigenes zum Thema "schwarz leuchtet" schicken. Ich kenne jemanden, der hat ganz leuchtende Venedig-Bilder auf scharzem Hintergrund gemalt. Das war sehr eindrücklich.

So weit erstmal.

Ach ja, und wolkengeflüster. Wonderful.

Danke für dieses Gedicht.

Lydie

Max

Beitragvon Max » 23.03.2009, 13:52

Liebe Mucki,

das finde ich eines Deiner überzeugendsten Gedichte. Es gibt kein Wort, das ich ändern würde, eventuell mit Ausnahem der Überschrift, die ja durch die letzte Zeile gedoppelt wird.

Liebe Grüße
Max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.03.2009, 14:22

Hallo Lydie,

ja, das mit dem Bestäuben liest du, wie ich es intendierte.
Auf Anhieb gefällt mir das Ineinander von dunkel und hell, das Zulassen vom Dunklen (die dunklen Worte, oder die dunklen Freundschaften? Du meinst eher die Worte?) in diesem unterscheidenden Beziehungsprozess.

jep, es bezieht sich auf die Worte.
Ja, und dass die schwarze Wahrheit, auch diese, leuchtet. Das ist stark.

Fein. Das ist für mich die zentrale Aussage des Textes.
Wolken als "leicht", "verhüllend", gleichzeitig eben doch kommunizierend. Wolke geht Richtung Himmel und Spiritualität. Aber eben mit diesem wesentlichen Element des Verhüllens, Gegenteil von "nackt" oder "offenbaren". Irgendwas in dem ganzen ist tief freundschaftlich. Das war mir schon bei deinem "tanze"- Gedicht aufgefallen. Eine Bereitschaft und Fähigkeit zu freundschaftlichem Leben.

auch hier liegst du meiner Idee sehr nah, was das freundschaftliche Leben angeht, auf jeden Fall. Zu den Wolken: diese sind hier als verhüllendes Element gemeint, das ist richtig, aber in dem Sinne, dass der 'utopische' Wunsch, den ich hier quasi ausdrücke, sich in ein "Wolkengeflüster" verkleidet, der Mensch sich verhüllt, eben nicht völlig offenbaren kann, sich 'versteckt'.
Ich werde dir per pn noch ein wenig Eigenes zum Thema "schwarz leuchtet" schicken. Ich kenne jemanden, der hat ganz leuchtende Venedig-Bilder auf scharzem Hintergrund gemalt. Das war sehr eindrücklich.

Sehr gern, da bin ich gespannt!

Hallo Max,

ui, da freu ich mich aber über dein Lob! :-)
Interessant, dass du die Verdoppelung ansprichst. Ich hatte überlegt, ob ich den Titel nicht noch einmal vor das Gedicht setze, sondern nur im Header des postings lasse, weil mir das auch nicht so gefiel.
Dann überlegte ich noch, ob es sinniger wäre, das Ende so zu gestalten:

gegenseitig bestäuben

wolkengeflüster

und denke immer noch darüber nach, ob das "im" vor "wolkengeflüster" Sinn macht. Ich möchte durch das "im" die Hoffnung ausdrücken, dass aus diesem "Wunsch" Realität wird, sprich, aus dem "bestäuben im wolkengeflüster" irdisches, wahres Sprechen wird, die Wolken sozusagen auf den Boden kommen, den Menschen berühren.

Danke euch beiden!

Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 23.03.2009, 18:50

Hallo,

ich würde nicht für eine Streichung plädieren, stimme allerdings Max Hinweis insofern zu, als ich den Titel "im wolkengeflüster" nennen würde. Das ist nicht nur stimmiger, sondern auch anlockender! (und gefällt mir sehr!

ich bin wohl die einzige, die mit der zeile "freundschaften rollen" schwierigkeiten hat - was hat das mit den wolken und was mit freundschaft zu tun? ich muss an teig rollen denken und bringe das nicht in den Bildkontext des Restes geordnet...ich würde mir ein wolken-gewittriges verb wünschen..

ansonsten stimme ich den anderen zu - ich finde auch, dass dieser text von dir mit zu deinen besten zählt!

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.03.2009, 19:49

Hallo Lisa,

ich freu mich sehr über deinen Kommentar! :-)
"im wolkengeflüster", ja, warum nicht.
Über die Idee, statt "rollen" ein anderes Verb zu suchen, werde ich nachdenken.
Man könnte, habe ich mir aufgrund deiner Zeilen überlegt, statt Freundschaften auch "Freunden" schreiben. Das würde besser passen.
Ich melde mich wieder, wenn mir ein Verb eingefallen ist.
Danke dir!

Saludos
Mucki

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Beitragvon Elsa » 23.03.2009, 23:03

Liebe Mucki,

Ich finde den Text auch glänzend!

Sehr still in Gedanken das LI, eine philosophische Betrachtung geradezu.

"im wolkengeflüster" ist perfekt als Titel, finde ich und am Ende streichen.

Liben Gruß
ELsie
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Beitragvon Mucki » 23.03.2009, 23:18

Liebe Elsie,

danke dir! Ich grübele noch. Statt "worte zu freundschaften rollen" gefällt mir inzwischen
"worte zu freunden formen" wesentlich besser. Den Titel werde ich ändern in "im wolkengeflüster", ja.
Aber das Streichen am Ende bereitet mir noch Kopfzerbrechen. Da fehlt dann etwas. Ich müsste dann auch den Vorsatz mit dem Bestäuben streichen, da sonst die Verortung fehlt. Also, im Moment schwanke ich zwischen diesen beiden Alternativen:

im wolkengeflüster

die mitte denken
worte zu freunden formen
die dunklen nicht leugnen
wahrheit leuchtet
auch die schwarze


oder

im wolkengeflüster

die mitte denken
worte zu freunden formen
die dunklen nicht leugnen
wahrheit leuchtet
auch die schwarze
gegenseitig bestäuben
im wolkengeflüster (oder ich schreibe hier: in den wolken)


Hm, schwierig, muss ich noch sacken lassen.

Saludos
Mucki

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Beitragvon Elsa » 23.03.2009, 23:21

Liebe Mucki,

In der Tat, nicht einfach.

Ich würde dann unten eher "in den wolken" nehmen.

worte zu freunden formen, gefällt mir auch besser.
Ach die Detailarbeit :-)

Lass es mal sacken, aber bleib dran! Das ist echt gut!

Lieben Gruß
ELsie
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Beitragvon Mucki » 23.03.2009, 23:28

Liebe Elsie,

ich stelle mal die zweite Version mit den Wolken (die erste ist mir zu abrupt beendet) oben als Alternative ein.
Vielleicht kommen ja noch mehr Kommentare. Ich kann mich nämlich nicht entscheiden. ,-)

Saludos
Mucki

Lydie

Beitragvon Lydie » 24.03.2009, 08:29

Hallo,

Votum meinerseits ohne wenn und aber: die Ursprungsversion.

LG

Lydie


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