warten auf den engel

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
wüstenfuchs

Beitragvon wüstenfuchs » 07.03.2009, 13:43

die weißen vorhänge fliehen im wind


unten im lorbeer
unten im oleander
spucken gassenkinder
auf die blutenden statuen der dichter

die schwere zieht den dichter
tief in den schlaf
in betäubende laken gehüllt
bietet die welt nichts mehr


die bitterkeit
die er fühlt
verfällt nur langsam im nichts

DonKju

Beitragvon DonKju » 07.03.2009, 16:44

Hallo Ben,

ja, so mag man sich als "Dichter" wohl manchmal selbst fühlen und atmosphärisch hast Du die Sache für mich, wieder einmal, sehr gut rübergebracht; Einzig die Zeile :

"die weißen vorhänge fliehen im wind" am Anfang wirkt auf mich ein wenig verloren und die blanke Iteration von

"unten im lorbeer
unten im oleander"

finde ich auch bedenkenswert; Die erste Zeile würde ich streichen, bei der anderen Passage vielleicht straffen :

"unten im lorbeer und oleander"

oder

"unten zwischen lorbeer und oleander"

und dann noch, sozusagen im Nachgang, statt :

"die bitterkeit
die er fühlt
verfällt nur langsam im nichts"

vielleicht :

"seine bitterkeit
verfällt nur langsam im nichts"

Mit 'nem Samstagsgruß von Bilbo

P. S. Eines frage ich mich allerdings schon : Wieviel Wert legst Du auf Kommentare zu Deinen Texten, die ggf. Änderungsvorschläge enthalten, weil Du jetzt zwar diesen neuen Text eingestellt, aber auf die Kommentare zu "mondfiebertage" und "Geister der Nacht" zumindest nicht schriftlich reagiert hast ? Bitte, das ist nicht böse gemeint, aber ich sehe wenig Sinn darin, Texte zu kommentieren, wenn es vom Autor so gar keine Rückmeldung dazu gibt.

wüstenfuchs

Beitragvon wüstenfuchs » 07.03.2009, 16:54

Hallo Bilbo, ich danke dir für das Kommentieren meiner Texte.
Sie werden ohnehin wenig aufgerufen und wenig kommentiert, so dass ich dir besonders dankbar bin.

Ich schreibe nun in diesem Forum aus einer gewissen Erstarrung heraus und beobachte oft sehr verwundert die Vorgänge hier.

Das läßt mich zuweilen verstummen, um nicht zu sagen, manches macht mich sprachlos, weil es völlig konträr zu meiner Sichtweise ist und ich halte meinen BLick nicht für völlig ungeschult.

Meine poetische Seele ist ein sensibles Instrument.

Und ich habe noch nicht abschließend herausgefunden, ob es sich für mich lohnt, hier weiterzuschreiben.

Nun können gewisse Leute hier ihre HÄme über mir ausschütten.

Viele Grüße
Benjamin

Ich denke über deine Vorschläge nach.

DonKju

Beitragvon DonKju » 07.03.2009, 17:23

... für die denn doch prompte Rückmeldung; Und es ist sicher nicht immer einfach, aber man wird wohl nie mit allem, was eben auch hier passiert, einverstanden sein können; Nur ich fände es sehr schade, wenn Du Dich entscheiden solltest, diesem Forum Ade zu sagen, weil für Dich sozusagen die Chemie nicht stimmt.

In diesem Sinne, Benjamin, sei gegrüßt von Hannes

Last

Beitragvon Last » 08.03.2009, 12:40

Ich schreibe nun in diesem Forum aus einer gewissen Erstarrung heraus und beobachte oft sehr verwundert die Vorgänge hier.


Das ist interessant! Ich fühle oft eine ähnliche Erstarrung bei deinen Gedichten. Wollte schon mehrmals einen Kommentar schreiben, habe es dann aber doch gelassen.


Sie werden ohnehin wenig aufgerufen und wenig kommentiert, so dass ich dir besonders dankbar bin.


Da besteht sicher ein Zusammenhang mit der Erstarrung. Vielleicht geht es anderen ähnlich wie mir.
Dass du dich, wahrscheinlich aufgrund deiner Zwiegespaltenheit hinsichtlich des Forums, etwas seltener und weniger ausführlich zurückmeldest als du vom Mitlesen hier präsent bist, überträgt sich auch auf andere Salonisten (und/oder andersherum).

Es liegt jedenfalls nicht daran, dass deine Texte oder dein Stil schlecht wären oder hier nicht reinpassen würden.

Das läßt mich zuweilen verstummen, um nicht zu sagen, manches macht mich sprachlos, weil es völlig konträr zu meiner Sichtweise ist und ich halte meinen BLick nicht für völlig ungeschult.


Ich sehe es hier so, dass ein Trend dazu besteht, lieber positive als negative Rückmeldungen zu geben. Und manchmal steigert sich ein Thread auch sehr dahinein. Das finde ich aber noch besser, als wenn sich ins Negative hineingesteigert wird. Wenn ein Text schlechter gemacht wird als er ist, das kann schonmal weh tun. Wenn ein Text besser gemacht wird als er ist, dann wird der Autor an den Rückmeldungen schon merken, ob sein Text, so wie er ihn erdacht hat, das überhaupt hergibt und sich seinen Teil denken.

Und dann hat der Salon, wie jedes Forum, seinen eigenen Geschmack. Texte über die Sprache und über Kindheit kommen eigentlich immer gut an.

Außerdem habe ich das Gefühl, dass, wenn man selbst ausführliche Kritiken gibt, sich die Leute dann dafür revanchieren.


Und ich habe noch nicht abschließend herausgefunden, ob es sich für mich lohnt, hier weiterzuschreiben.


Das wirst du letztlich selbst entscheiden müssen. Im Salon sind aber im Allgemeinen im Vergleich zu anderen Literaturforen Aufrufe von und Kommentare zu Texten besonders häufig (Ich kann mich noch an ein Forum erinnern, da hatte ich im Durchschnitt unter 10 Aufrufe, von denen 2 bis 3 von mir selbst waren, und wirklich ganz ganz selten einen Kommentar, der mir dann fast nichts gebracht hat, weil er so kurz war. Das hat dazu geführt, dass ich fast jeden Mist ins Forum gestellt habe, in der Hoffnung wenigstens einen Verriss zu bekommen. Das Verhältnis eigene Texte zu eigene Kommentare wurde immer schlechter und ich habe meine Position in diesem Forum damit nur noch verschlechtert.).

Von mir wirst du jedenfalls demnächst einen Kommentar bekommen, sobald ich deinem Stil noch etwas näher gekommen bin. Mir ist es wichtiger bei Kommentaren auf das einzugehen, was ich bei einem Autor wiedererkenne, als auf einmalige Stärken oder Schwächen eines einzelnen Texts. Dabei versuche ich mich an die Regel zu halten Kommentare so zu schreiben, wie ich mir Kommentare zu meinen Texten auch wünsche. Was eben wieder auf das Problem der Erstarrung führt.

Naja, ob dieser Kommentar dir jetzt irgendwie helfen kann, das weiß ich nicht. Aber ich möchte dir sagen, dass ich es schade fände, von dir keine Gedichte mehr zu lesen. (Ich bin mir auch sicher, dass ich da nicht der einzige bin. Dein Gedicht "Kaschmir" hat bei der Monatswahl drei Stimmen bekommen, das bedeutet, du hast damit bei drei Leuten einen bleibenden Eindruck hinterlassen.)

LG
Last

wüstenfuchs

Beitragvon wüstenfuchs » 08.03.2009, 14:00

Hallo Last, danke für deine ausführliche Antwort.
Es ist ein viel besseres Gefühl, als einfach nur übergangen zu werden.

Ich finde das spannend, dass du die Erstarrung bei meinen Texten fühlst.
Das ist ein interessanter Faden, mal damit zu spielen.

Die Erstarrung bewußt einfließen zu lassen oder zu übertreiben,

Ich habe auch verschiedentlich gute Rückmeldungen über pn bekommen.

Es ist auch nicht einheitlich in den Foren, ich war auch in einem Forum, wo zwei der hochgelobten Lyriker hier die umgekehrte Position inne hatten und nur lächerlich gemacht wurden ohne Ende.

Man fragt sich halt, was ist dann wirklich Sache? Ganz oben oder ganz unten, alles nur Frage des Geschmacks im jeweiligen Forum oder dann vielleicht doch eher Sympathiesache. In den Foren findet ja eine Art Konsensus der tragenden Mitglieder statt, wen sie gut finden.

Die Allgemeinheit schließt sich dann meist an.

Außenseiter kippen raus.

Eine Art konsensuelle Abstimmung der Führungsclique sozusagen, die es auch nicht groß stört, wenn sie unter sich im vertrauten Rahmen bleiben, dann rührt sich wenigstens nichts.

Also noch einmal Dank für deine Zeilen,
GRüße
Benjamin

Last

Beitragvon Last » 08.03.2009, 14:36

Ich kenne relativ viele Foren und war von allen ausnahmslos enttäuscht, außer vom Salon, der mich umso mehr begeistert. Das liegt wohl auch daran, dass ich woanders nie wirklich Beachtung gefunden habe, aber hier sehr viel Beachtung bekomme.

Es hat halt auch damit zu tun, wohin man sich entwickeln will. Ich kenne eine Forum, da finden sie Form sehr wichtig. Plötzlich dreht sich die gesamte Textarbeit um Jambus und Trochäus und alle Gedichte sehen aus wie Goethe-Kopien. In anderen Foren sind alle Autoren auf der Jagd nach der einen ausgefallenen Metapher oder der einen sprachlichen Ungewöhnlichkeit. Es ergibt sich nicht nur ein Wertemaßstab aus dem Konsens, sondern es gehen auch bestimmte Texte daraus hervor. Wer dazu halt nicht passt und nicht passen möchte, der hat schlechte Karten.

Was ich aber auf jeden Fall dem Salon zu Gute halten kann: Es wird hier intensiv gearbeitet, wie sonst nirgendswo (jedenfalls habe ich das nie irgendwo gesehen).
In anderen Foren wird ein Text oft nur 2-3mal überflogen und dann, dem Konsens gemäß, ein schneller Kommentar mit Verbesserungsvorschlägen gemacht. Dann werden die dort geschriebenen Gedichte irgendwie auch zu 5-Minuten-Texten (und interessanter sind sie meistens auch nicht).
Hier ist die Lesezeit deutlich höher und Kommentare werden auch gerne mal etwas länger. Texte werden auch nicht vergessen, sondern bleiben oft in Erinnerung und werden mit späteren Texten des Autors verglichen. Es wird also nicht nur der einzelne Text sondern auch der Autor gelesen, und dass ist ganz wichtig, wenn man sich zumindest einbildet einen eigenen Stil zu haben oder ihn entwickeln zu wollen.
Der Nachteil ist natürlich, dass die Forums-Ideologie verstärkt wird, je mehr sich Kommentare auf den Autor anstatt auf einen einzelnen Text beziehen.

Ich denke es geht für einen Internetforen-Autor auf Forensuche darum zu erkennen ob eben der Konsens eines Forums, was Quantität und Qualität der Textarbeit und den Geschmack angeht, zu einem passt oder nicht. Kurz, ob man es mit sich selbst vereinbaren kann, dieser Gruppe anzugehören und dadurch auch beeinflusst zu werden. Mehr kann man halt nicht erwarten, weil die anderen auch keine Literaturpäpste sind (aber es genau so gerne wären).

Ich denke, du weißt wie im Salon gearbeitet wird und auch vom Geschmack hast du ein Urteil. Meiner Ansicht nach passt du hier ganz gut rein, weil deine Texte Anlass bieten, länger als 5 Minuten durchdacht zu werden und auch vom Stil her passen. Dann müsstest du halt schauen, dass du dich auch aus der Erstarrung ein wenig löst. Das wird hier sicher nicht unbeachtet bleiben.

LG
Last

Max

Beitragvon Max » 08.03.2009, 21:04

Lieber Fux, (auch lieber Last),

ich habe mit großem Interessen Eure Analyse des Forums gelesen. Da steht einiges Wahres drin.

Ich möchte nur betonen, das Dich, Fux, hier niemand absichtlich mobt. Ich denke, wenn Du wirklich hier weniger Rückmeldungen bekommen solltest als andere (das ist mir nicht klar), dann liegt das an einer Kombination verschiedener Faktoren.

Zum einen sind Deine Texte komplex. Das ist - wenn überhaut - ein positives Werturteil, sagt aber, dass man Zeit un Arbeit investieren muss, die man manchmal nicht hat.
Zweitens kann es trotzdem sein, dass man den Zugang nicht findet. Bei diesem Text ist es beispielsweise so, dass mir die ersten Strophe bildlich und vor allem rhythmisch gut gefällt. Bei der Frage, warum die Präpostion vor den Pflanzen denn "Unter" heißßt, fällt mir aber auf, dass ich den Text eventuell nicht verstehe. Bei den weiteren Strophen wir mir dann klar, dass ich die Bilder zwar genießen, aber nicht umsetzen kann .. was auch immer eine Interpretation sein könnte.
Dies ist zum dirtten etwas, was ich anderen vielleicht noch schriebe, Dir aber eher ungern, da ich ... ich könnte es nicht dahoc belegen, aber suchen gehen, wenn Du willst ... den Eindruck im Hinterkopf habe, dass Du auf socherart kritische Kommentare eher allergisch reagierst (was mir übrigens bei meinen Texten ähnlich geht .. das ist aber nicht bei allen hier im Salon so).
Schlussendlich ist das ganze hier auch eine soziale Veranstaltung und Du bist nicht gerade für übermäßiges Kommentieren hier bekannt. Du kannst es verdammen oder es hinnehmen, daber wer mehr kommentiert, bekommt hier auch mehr Feedback.

Das sind so ein paar spontane gedanken.
Max

ecb

Beitragvon ecb » 09.03.2009, 14:18

lieber benjamin,
mir ist natürlich nicht unbekannt, wie arrogant man mit siebenundzwanzig sein kann, schließlich war ich das selber auch mal ... :pfeifen: aber wenn man sich in einem öffentlichen zusammenhang über seine leser oder deren ausbleiben beklagt - sollte man dann vielleicht nicht doch bedenken, daß sich das nicht gut ausnimmt, weil ... naja, es könnte ja auch an den eigenen texten liegen, nicht?

ein bißchen mehr abstand zu sich selbst und geduld und zurückhaltung könnten hilfreich sein, finde ich.

lg eva

wüstenfuchs

Beitragvon wüstenfuchs » 09.03.2009, 16:37

Hallo Max, danke für deine Ausführungen, ich kann mir einiges mitnehmen und werde das überdenken.

Hallo ecb, die Arroganz ist nicht meine Triebfeder. Auch glaube ich nicht, dass es an meinen Texten liegt, weil sie in anderen Räumen anders aufgenommen werden. Kürzlich hatte ich eine ausführliche Rezension in dem Literaturcafe von einem Rezensenten, der das dort profimäßig macht. Es gab auch was zu bemängeln, aber mit dem Tenor konnte ich zufrieden sein.


Mich interessiert das ernsthaft und ich möchte nicht nur den Rolladen runterlassen oder einfach abhauen, sondern meiner ehrlichen Betroffenheit Ausdruck verleihen.

Viele Grüße
Benjamin

Sam

Beitragvon Sam » 09.03.2009, 17:59

Hi Ben,

wir haben uns hier zwar schon gezofft, aber wenn ich jetzt etwas schreibe, dann bestimmt nicht, um Hähme über dich auszuschütten.

Ich habe Maltes Kritik zu deinen Mutter/Vater-Texten gelesen und es hat mich für dich gefreut, dass sein Kommentar so positiv ausgefallen ist. (Ich hab ihm auch schon mal einen Text geschickt, den er aber bis jetzt nicht besprochen hat. Und wenn, dann wird die Kritik wahrscheinlich nicht so gut ausfallen).

Ich glaube lange genug in den unterschiedlichsten Foren unterwegs zu sein, um zu wissen, dass ein jedes ein bischen anders tickt. Das liegt vorallem daran, dass sich immer nur eine sehr überschaubare Menge an Leuten aktiv beteiligt und dass natürlich auch mit der Zeit ein gewisser Konsens einschleicht, da oftmals ein "Ich tu dir nichts, du tust mir nichts" Verhalten zu Tage tritt. Oder sich ein Forum geschmacklich langsam nivelliert. Bei Foren mit einer größeren Anzahl von Usern werden Texte nur von wenigen wirklich gelesen, es gibt mehr oder weniger inhaltsreiche Wahrnehmungsbekundungen, mehr aber nicht. Oder aber es herrscht allgemein ein doch sehr rauher Ton.

Natürlich gibt es auch hier im Salon ein gewisses soziales Geflecht. Einige kennen sich persönlich, andere sind schon seit dem Anfang des Forums hier zusammen. Und es gibt auch, sagen wir, geschmackliche Mehrheiten. Aber es gibt keine "Übereinstimmung" in die Richtung, alles, was nicht ins bevorzugte Schema passt, aus dem Salon durch Nichtbeachtung, Häme oder schlechte Besprechungen zum Gehen zu veranlassen.

Klar, nicht jeder Text bekommt die Beachtung, die er verdient. Schau dir an, wie gut Xanthippes Gedicht bei der letzten Wahl abgeschnitten hat, und wieviele Kommentare sie bekommen hat. Ich habe sie auch gewählt, aber es nicht geschafft, einen Kommentar zu schreiben. Also die Zahl der Kommentare oder der Klicks sind weder ein Qualitätsmerkmal noch ein Hinweis auf Forentendezen gegenüber einem bestimmten Autor.

Die Frage ist natürlich auch, welche Art von Aufmerksamkeit man haben möchte. Und was man von den Kommentaren erwartet. Geht es einem NUR um Selbstbestätigung (nicht, dass ich dir das jetzt unterstelle), dann ist man natürlich arm dran. Solche sind es ja dann auch, die bald wieder gehen, weil der erwartete Aplaus ausfällt.
Ist das Ziel aber, jemanden zu finden, der die eigenen Texte aufmerksam liest und seine Meinung dazu äußert, dann ist der Salon wirklich nicht der schlechteste Ort. Und er wird noch besser, wenn man erkennt, dass man durch das Kommentieren der Texte anderer nicht eine Art Networking betreibt, sondern immer auch etwas für sich und seine eigene Schreiberei lernen kann.

Ich glaube, keiner im Salon wird ausmnahmslos gelobt oder verissen. Sicher, der eine bekommt mehr, der ander vielleicht weniger Kommentare. Aber es kommt nicht auf Anzahl an. Besser ein Kommentar, der zeigt, dass jemand sich mit dem Text auseinandergesetzt hat, als zehn, die nur sagen :Super! in der Hoffnung, möglich das gleiche Feedback unter den nächsten eigenen Text zu bekommen.

In diesem Sinne sei herzlich gegrüßt

Sam

wüstenfuchs

Beitragvon wüstenfuchs » 09.03.2009, 20:38

Danke Sam, dein Kommentar freut mich sehr.
Ich denke auch, dass der Salon diese Vorteile durch die Begrenzung der Teilnehmer bietet und das hält mich auch hier.
Ich war vorher in Foren mit rauem Ton, wo vieles verrissen wurde oder bespöttelt wurde (auch eben einige der Autoren, die hier gut wegkommen)

Ich habe es lange ausgehalten, kam einigermaßen durch.
Es gab ständig grobe Witzeleien und viele wurden nicht ernst genommen von der künstlerischen "Elite" dort.

Davon habe ich mich auch noch nicht richtig gelöst.

Ich werde es mal weiter probieren,

viele Grüße
Benjamin

Max

Beitragvon Max » 09.03.2009, 20:58

Hallo Fux,

ein Nachtrag noch, das habe ich gestern vergessen zu schreiben (ich bin eben keine 27 mehr ;-) ).

Ich finde, das Last hat in sehr vielem Recht was er schreibt, vor allem auch darin, dass Deine Texte hier entgegen Deinem Gefühl recht gut aufgehoben sind. Ich denke, es gibt sehr viele Literaturforen im Netz, aber nachdem ich kürzlich mal ein wenig in einige reingelesen habe, mag es ein paar geben, die besser sind als wir, aber die meisten sind es nicht und ich habe selten eine solch intensive Textarbeit gesehen. Ich glaube, dass sie hier auch Dir zugute kommt (und noch mehr könnte, ich weiß).

Liebe Grüße
Max

Last

Beitragvon Last » 10.03.2009, 00:52

Hallo Fuchs,

ich bin es wieder. Aber diesmal zum Glück ohne Haarspaltereien über den Betrieb von Internetforen, dafür mit einem Textkommentar, den ich mir nicht verkneifen kann. Er wirft nämlich -wie ich finde- auch ein Licht auf die Erstarrung von der ich gesprochen habe.

Max sagt, dass du sehr komplex schreibst, und meint damit, dass sich verschiedene Reflexionsebenen deiner Texte eröffnen, von denen keine still steht. Im Textverlauf entwickeln sie sich, wobei sie interagieren und sich immer wieder gegenseitig überlagern. Der Leseeindruck geschieht daher auf einer Ebene, die zwar distanziert ist, aber rein emotional orientiert bleibt. Aus dieser Perspektive heraus reduziert das Gedicht die anfänglich evozierten Gefühle bis Etwas über bleibt, das so abstrakt ist, dass es keinen Inhalt mehr hat („verfällt nur langsam im nichts“).

Ich versuche nun diesen Leseeindruck zu beschreiben indem ich verschiedene Reflexionsebenen und die Prozesse, die dort geschehen, benenne und sie durch den Textverlauf verfolge.

Auf der Bildebene findet eine Mysthifizierung statt. Der Titel gibt ihr ein Ziel, das die Schlusszeile aber vermissen lässt, es bleibt beim Warten auf den Engel Die gedankliche Möglichkeit eines Engels zieht jedoch ihren Schatten über das Gedicht.
Neben der Mysthifizierung erkenne ich auch eine Erotisierung, die immerzu unter Vorbehalt mitschwingt.

„die weißen vorhänge fliehen im wind“

Hier öffnet sich der Text auf die Weise, die er anschließend beizubehalten pflegt, beinahe nebensächlich, nur ein Hauch einer Öffnung lässt den Leser einen kurzen Blick in die Welt des Dichters erhaschen und andersherum. Voyeurismus und Exhibitionismus flackern kurz auf, bleiben gerade lang genug um bemerkt zu werden, Scham zu spüren und sich von dem Gesehenen zu distanzieren, dass einen Moment begehrt wurde.
Durch diese Interaktion zwischen Autor und Leser tut sich eine Metaebene auf: es geschieht ständige, beidseitige Reflexion auf Grundlage der schon erwähnten Entwicklungen auf der Bildebene. Der Dichter wird zum Objekt der Betrachtung, die Außenwelt zum Subjekt des Betrachtens und andersherum. Jeder Seite wird eine Strophe gewidmet.

Aus dem Fenster des Dichters heraus schwenkt der Blickwinkel nun hinunter auf die objektive Außenwelt, die eine emotionale Unterwelt ist: „unten im lorbeer/ unten im oleander“ ereignet sie sich.
Der Lorbeer und der ihm ähnliche Oleander (=Rosenlorbeer) mysthifiziert Poetik und Außenwelt zu einer gemeinsamen Sphäre:
Hintergrund: Die Nymphe Daphne verwandelte sich in einen Lorbeerstrauch um den Nachstellungen des Apolls zu entgehen, dieser trug anschließend einen Lorbeerkranz als Zeichen seines Kummers über die nicht erwiderte Liebe.
Die Geringschätzung der Gassenkinder wiederum ist ein Sich-abwenden vom Voyeurismus, ihre Scham projizieren sie auf die Kunst.
Nun vollzieht sich der nächste Schritt auf dem Weg der Mysthifizierung, die Statuen der Dichter bluten. Dieses Wunder erhebt die Kunst in dem Moment in dem sich die Welt von ihr abwendet zu religiösem Geschehen. Der hier nur als Statue, als Gegenstand vorkommende Dichter (Plural Statuen: gemeint ist eher die Kunst als der Dichter, der sich wiederum in diese hinein projiziert) wird kurzzeitig zum Märtyrer.

Das Märtyrerbild setzt sich in der nächsten Strophe fort, durch die betäubenden Laken, wenn die Assoziation zum Grabtuch geschieht. Es wechselt aber die Perspektive von außen zurück nach innen. Hier ist die religiöse Gemütslage, das Märtyrergefühl eine aus dem Geschehen der vorigen Strophe resultierende Schwere, die den Dichter anzieht (Exhibitionismus), aber als Depression eine Last wird, die dazu führt, dass sich der Dichter wieder in sich selbst zurückzieht, sich abschottet.
Die Abschottung ist auch ein Prozess der Selbstwerdung, es ist nun von einem Dichter die Rede (vielleicht noch als Typ zu verstehen, oder schon ganz als Individuum?), nicht mehr von den Dichtern.

Die weißen Vorhänge haben sich also auf den verschiedenen Ebenen fast wieder geschlossen. Doch beim Dichter bleibt noch eine Bitterkeit zurück. Mit dieser Bitterkeit ist er völlig allein („die er fühlt“). Die Projektionsereignisse der Dichtung sind vorbei. Jetzt ist er aber auch fast völlig Subjekt (dritte Person singular).
Auf der objektiven Ebene der Welt ist dafür das Nichts erreicht. Die Leser-Autor-Beziehung ist vorüber. Es ist ein abstraktes Nichts, das als vage Erinnerung an das fast verdrängte Aufblitzen einer Bedeutung von beinahe religiösem Ausmaß überbleibt. Es wird wohl nur so lange halten, wie die Bitterkeit noch spürbar ist, denn an sie war es von Anfang an geknüpft:
Der sich öffnende Vorhang floh. Das Geschehen des Moments, den das Gedicht beschreibt, war kein Zufall sondern die Flucht vor dem Nichts in die ersehnte Bedeutung hinein, in das Zusammensein von Innen- und Außenwelt, das so erschreckend ist, dass man auch davor wieder fliehen muss ("warten auf den engel").

So, ich hoffe halbwegs verständlich geblieben zu sein und nicht bloß mit ein Paar Begriffen um mich geworfen zu haben. Das hier ist nämlich auch wieder nur ein Teil meines Leseeindrucks, den ich gerade parat machen konnte.
Ich hoffe, dass du damit etwas anfangen kannst. Wie du dir Textkommentare vorstellst, weiß ich ja nicht.

LG
Last


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