zwei gedichte | wer trennt sie

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 22.07.2008, 16:13

 

zwei gedichte | wer trennt sie


zwischen kiefernnadeln trockenästen sitzt der kuckuck
ruft mich wach. draußen ein boot
der sturm hält die segel straff
es neigt sich. reißt mich hinaus. ich schmecke das salz

gegen den wind. die gischt spritzt mich mutig. lebendig. gespannt

noch und immer ist nichts gewiss

wer lehnt sich hinaus. zu weit. zu schnell. es kippt
zur angst. wer berechnet genau
hält aus. was kommt oder könnte

sucht. die leuchtenden türme. hafenklang
wende

das meer trotzt auf braungewühlt
seetang spuckend. steine verschluckend
halte ich am ufer stand

fischgeruch. dort eine tiefe. höhlenblau
es grollen die wellen ein schäumendes band
darin harrt der adler eingerollt. blickumschlossen
fang ich ihn auf. trockne die flügel mit der sonne

steigt er auf. trägt meinen schrei. im schnabel das band
der wind flaut ab. eine kühle brise

streicht über meine arme, die haut
erfindet geschichten, sonnensatt
lachen kinder im pusteblumenflug
zieht das leben weiter, am ersten grün; frühlingstau

zwischen matten kieseln meerglasschimmern
gerundete scherben, zahme ränder, strandgeflunker
mit sand unter den nägeln und süßem im bauch
sammle ich flaumworte für die schlafenden liebe


 

jondoy
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Beitragvon jondoy » 24.07.2008, 23:38

Hallo smile,

kein versuch der trennung, oder doch der beginn,

mich überrascht, dass es in Meernähe einen zwischen kiefernadeln trockenästen sitzenden Kuckuck geben soll, der das LI wachruft. Aus einem Traum?
der sturm. sonnensatt.
am ersten grün; frühlingstau. pusteblumenflug. das alles passt zum kuckuck.

Gruß,
Stefan

jondoy
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Beitragvon jondoy » 24.07.2008, 23:51

zwischen kiefernnadeln trockenästen sitzt der kuckuck
ruft mich wach.

blickumschlossen
fang ich ihn auf. trockne die flügel mit der sonne

steigt er auf. trägt meinen schrei. im schnabel das band

sonnensatt
lachen kinder im pusteblumenflug
zieht das leben weiter, am ersten grün; frühlingstau

darin harrt der adler eingerollt.

ein seeadler?
lebendig.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 25.07.2008, 09:48

Hallo Stefan,

mich überrascht, dass es in Meernähe einen zwischen kiefernadeln trockenästen sitzenden Kuckuck geben soll,


normalerweise finde ich diese Erklärung furchtbar :pfeifen: , da es sich hier aber um eine ornithologisch geografische Frage handelt, kann ich ja auch mal sagen: Das war aber so. ;-)

Ich war gespannt, wie der Titel wirkt, verstanden wird. Er war nicht als Aufforderung gedacht, tatsächlich die Gedichte/ Stimmungen zu trennen, meine Hoffnung war vielleicht eher im Gegenteil, dass der Leser zu dem Schluss kommt, dass sie zusammengehören.

Danke für deine Komms. die unkommentierten Gedichte sehen immer so traurig aus. Bild

liebe Grüße smile

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 25.07.2008, 10:32

Liebe smile,

du weißt ja, wie sehr ich deine Texte liebe, aber hier ist mir alles zusammen zuviel. Vielleicht sollten die zwei eben doch getrennt bleiben? Auch scheinen mir die Punkte recht willkürlich diesmal (einmal ja-einmal nein) gesetzt. Kuckuck und Adler und das LI und die Wellen und das Boot und die Kinder.
Es sind wahnsinnig viele Bilder. Geschrieben ist es aber wunderschön. Mir eben zuviele Sachen angesprochen. Wie immer, reine Geschmacksache.

Das finde ich unglaublich schön:

noch und immer ist nichts gewiss

wer lehnt sich hinaus. zu weit. zu schnell. es kippt
zur angst. wer hält aus.

was kommt oder könnte

das meer trotzt auf braungewühlt
seetang spuckend. steine verschluckend
halte ich am ufer stand



Lieben Gruß
ELsa
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 25.07.2008, 18:57

Liebe Elsa,

Vielleicht sollten die zwei eben doch getrennt bleiben?

Vielleicht hast du wirklich Recht. Ich hatte das ein wenig befürchtet. Als Autor sind einem die Bilder ja immer sehr vertraut und irgendwie scheinen sie dann unverzichtbar für die Aussage, das Gedicht. :rolleyes: Einmal in die Welt geschrieben mag man halt keines mehr hergeben. Aber mal schauen, ob mir da noch irgendeine Lösung einfällt.

Ich nehme auch die Punkte nochmal genau unter die Lupe, danke für den Hinweis, und fürs trotzdem wunderschön finden. :blumen:

liebe Grüße smile

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 26.07.2008, 10:36

Liebe smile,

wie ich erwähnte, es ist halt Geschmacksache, ob ein Text so viele Bilder verträgt oder ncht.
Mir geht es oft so, du weißt, dass ich Redewendungen verwende, die anderen unklar bleiben oder nicht die Bilder transportieren, die ich im Hirn hab :-)

Du zeigst hier sehr deutliche Bilder, vielleicht zu deutlich?

Dass man keins wieder hergeben will, achja, wie gut fühle ich dir das nach ....

Herzliche Grüße
ELsa
Schreiben ist atmen


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