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moshe.c

Beitragvon moshe.c » 28.05.2008, 20:28

Wir

Sprache
erlebt
uns

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 29.05.2008, 09:34

moshe,

ein guter zug, die perspektive zu wechseln.

ich stecke gerade darin fest die position der sprache einzunehmen,
ihr sein und erleben zu erspüren...puuh.

keine einfache übung ;-)

salve
hakuin

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.05.2008, 12:57

Geht mir auch so, Hakuin,

ich möchte immer "Sprache belebt uns" lesen, aber das möchte Moshe m.E. ja nicht ausdrücken, zumindest nicht primär, auch wenn es doch darin enthalten ist.
Nach meiner Lesart entstehen verschiedene Formen von "Wir" durch differentes Erleben der Sprache. Da gibt es viele Möglichkeiten: ich assoziere mal wild und frei herum:
Sprache ist tot, ist lebendig.
Die Sprache erlebt uns ... als Spieler mit ihr, als Neuschöpfer von ihr, als Missbraucher von ihr, als Reformisten, als Schweiger, als mit den Händen Sprechende (Gebärdensprache), als Verweigerer in Form von Missachtung. Und auch das Gegenteil: als mächtiges Instrument Einsetzende (Rhetorik, Manipulation), dann die Formen der Sprache: Ironie, Sarkasmus, Zynismus, etc. etc.
Also: die Sprache (als Personifizierung) erlebt uns in allerlei Formen, was wiederum zu diversen Formen des "Wir", des Umgangs untereinander führt.

Sehr spannend und anregend, Moshe!
Saludos
Mucki, die noch weiter darüber nachdenken wird.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 29.05.2008, 13:49

Lieber Moshe,

ich mag es ja nicht sooo kurz, wei du weißt. Dennoch, da ist ja ganz viel drin.
Ey, Mann, vollphett :-)

Unglaublich, was wir mit der Sprache so anstellen. Was bleibt ihr übrig, als sich damit abzufinden.

gefällt mir!

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 30.05.2008, 21:10

Formt Sprache nicht zuallererst uns, bevor wir die Gelegenheit haben mit ihr in Kontakt zun treten auf der Basis sie zu verändern? Ist sie nicht wie eine Mutter?

Wem gehört die Sprache?

Wir benutzen sie, oft gedankenlos, wie eine Sklavin.

MlG Moshe

Mucki
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Beitragvon Mucki » 31.05.2008, 01:30

Ja, ich stimme dir zu, Moshe.
Deshalb hat das Wort "Muttersprache" auch eine sehr große Bedeutung, die oft unterschätzt wird.
Buenas noches
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 31.05.2008, 09:06

Lieber Moshe,

du schreibst:

Wir benutzen sie, oft gedankenlos, wie eine Sklavin.


Dann erlebt die Sprache uns aber nicht, sondern wird gequält :-)

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 31.05.2008, 13:20

moshe,

sprache und mutter im kontext...spielst du auf muttersprache an?

es hat auch viel mit KULTUR zu tun...
und mit der ART wie sprache instrumentalsiert wird,
sprache als kommunikationsmedium per se.

kennst du kommunikation nach rosenberg?

hier geht es darum sprache mit einer HALTUNG zu verknüpfen, jenseits von kultur- und sprachraum.

sozusagen als meta-sprach-modell.

es geht um gewaltfreie kommunikation.

wenn man es mal gut sein lässt mit der sprache und mal seinen senf bei sich behält, verändert sich vieles, im innern und im aussen ;-)

sprache ist ein medium in dem auch immer kontexte mitwirken. auch die soziologischen aspekte der sprechenden, werte, etc. wenn man das mal kapiert wird sprache über sprachräume und kulturräume hinweg zu einer großen sache...

denken als sprachvorstufe ist viel komplexer. sprache ist immer auch dadurch schon reduziert und auf einer zeitlinie. was ich denken kann, kann sequenziell sein. sprechen immer seriell...

ich kann sein, ohne sprache, mich ausdrücken ohne sprache, auch meine bedürfnisse. wird zwar schwieriger, doch es geht. es geht dann um symbole, wie gesten etc.

vielleicht braucht der mensch sprache nur bis zu einem bestimmten punkt und sollte sie dann wieder vergessen ;-)

salve
hakuin

Mucki
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Beitragvon Mucki » 31.05.2008, 17:28

Hallo Hakuin,
Hakuin hat geschrieben:sprache ist ein medium in dem auch immer kontexte mitwirken. auch die soziologischen aspekte der sprechenden, werte, etc. wenn man das mal kapiert wird sprache über sprachräume und kulturräume hinweg zu einer großen sache...

Stell dir mal vor, auf der ganzen Welt würde es nur eine Sprache geben und auch nur diese wirklich gesprochen werden, wäre das nicht eine traumhafte Vorstellung?
Ich finde schon.
Esperanto-Grüße
Mucki

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 31.05.2008, 20:46

Liebe Mucki!

Das ist ein guter Gedanke, denn er ist garnicht soweit von der Wirklichkeit entfernt, als man glaubt.
Wenn man in ein Sprachgebiet kommt, dessen Sprache man nicht beherrscht, kann man sich meiner Erfahrung nach doch recht gut verständigen mittels Gebärden und einfachen Lauten, wie MUH für Rindfleisch bei einem Fleischer im Gegensatz zu MÄH für das Schaf. :cool: :idee:

Auch wenn ich mich nun der Gefahr ausetze, ggf. unverrückbare Positionen hier einzustellen, die ich selbst aber lediglich als einen Beitrag in Diskusionen verstanden wissen möchte (Ich fühle mich nicht unschuldig), so gestehe ich, doch immer wieder sehr von Hegel beeinflußt worden zu sein.
So auch an dieser Stelle. Ich erlaube mir ein Zitat:
--------------------

G.W..F. Hegel

Vorlesung über die Ästhetik:


a. Die poetische Sprache überhaupt

Die Kunst soll uns in allen Beziehungen auf einen anderen Boden stellen, als der ist, welchen wir in unserem gewöhnlichen Leben sowie in unserem religiösen Vorstellen und Handeln und in den Spekulationen der Wissenschaft einnehmen. In betreff auf sprachlichen Ausdruck vermag sie dies nur, insofern sie auch eine andere Sprache führt, als wir sonst schon in jenen Sphären gewohnt sind. Sie hat deshalb nicht nur auf der einen Seite das in ihrer Ausdrucksweise zu vermeiden, was uns in das bloß Alltägliche und Triviale der Prosa herunterziehen würde, sondern darf auf der anderen Seite auch nicht in den Ton und die Redeweise der religiösen Erbaulichkeit oder der wissenschaftlichen Spekulation verfallen. Vor allem muß sie die scharfen Sonderungen und Relationen des Verstandes, die Kategorien des Denkens, wenn sie sich aller Anschaulichkeit entkleidet haben, die philosophischen Formen der Urteile und Schlüsse usf. von sich fernhalten, weil diese Formen uns sogleich aus dem Gebiete der Phantasie in ein anderes Feld hineinversetzen. Doch läßt sich in allen diesen Rücksichten die Grenzlinie, an welcher die Poesie aufhört und das Prosaische beginnt, nur schwer ziehen und ist überhaupt mit fester Genauigkeit im allgemeinen nicht anzugeben.

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 04.06.2008, 10:48

Sprache
erlebt
uns


moshe,

womit du die sprache dann irgendwie mit SINNEN oder einer AUSSTATTUNG anreicherst, die sie nicht hat.

sprache kann nicht erleben. sie IST. auch rein physikalisch....was ist sie DENN?
metaphorisch, kann sprache was NOCH sein?....hmmm?

eher: sprache ist wir....oder so.

sprache erlebt uns - geht mir nicht schlüssig auf.

hab drüber nachgedacht ;-)

salve
hakuin

ps, hmmm... wenn du ursache und wirkung verdrehst, ok dann könnte man ihr etwas zusprechen. sprache entschlüpft unserem atem, überstömt flächen und bänder, erlebt über diesen strom der luftmoleküle...wenn du sowas im sinn hattest....und prasselt dann auf flächen und bringt letztendlich dann im ohr was in bewegung, bis die getragene information dann energetisch nicht mehr zur verfügung steht...wie die wasserkreise bahnen ziehn...

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 05.06.2008, 22:03

Lieber Hakuin!

Junge Forscher haben immer etwas Unwiderstehliches.

Zumal sie so gern im Physikalischen sich bewegen und
im Sandkasten einen Pudding bauen, den man nicht essen kann.

Daß es da sehr viele unsichtbare Komponenten gibt, die man weder sieht, noch defienieren kann, in diesem Alter, macht den Reiz aus für viele Mysthisysmen.

Das Wesen von Sprache kann man nicht sehen, ihren Körper nur schwer überblicken, wie die ganze Verwandschaft.

Dennoch ist sie da sehr lebendig in uns, schon nach dem ersten Brabbeln.

Mit bestem Gruß

der Moshe,

der immer wieder staunt, in wieviel Unsichtbarem wir leben.

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 06.06.2008, 08:27

moshe!

es gibt keine sprache.

wo war die sprache vor DIR?

salve
hakuin

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.06.2008, 11:35

Hallo Hakuin,
du schreibst so apodiktisch:
es gibt keine sprache.

Wieso soll es keine Sprache geben?
Definiere Sprache, definiere "vor dir"
Sprache ist doch nicht gleich: Worte aussprechen. Sprache ist doch viel mehr?
Saludos
Mucki


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