letzter ausdruck

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Hakuin

Beitragvon Hakuin » 04.06.2008, 09:34

letzter ausdruck

der gehalt
eines pickels

© hakuin08

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.06.2008, 12:35

Unser Zenmeister auf Abwegen?
Hakuin, was machst du da mit uns?
Soll das humoristisch sein (dann falsche Rubrik).
Also, ganz ehrlich, Kurzlyrik ist das für mich nicht. Wo ist hier die Lyrik? Welche Aussage soll das hier haben? Es ist für mich ein banales Wortspiel mit "Pickel ausdrücken"
Wenn du hier etwas "Tieferes" im Sinn hast, so erschließt er sich mir leider überhaupt nicht. Ich sehe hier nur (ich stelle mir immer alles bildlich vor), wie Eiter aus einem Pickel rausfließt und das finde ich nicht gerade ästhetisch.
grübelnde Mucki

Albert

Beitragvon Albert » 04.06.2008, 20:04

Lieber Hakuin,
liebe Mucki!

Du fragst dich also, welche Aussage das Gedicht haben soll, sprich, was es ausdrücken soll? Mir scheint, Kurzlyrik im Besonderen drückt doch eher das aus, was man ihr zusprechen will, oder? (die Aussage ist dann das, was zurückkommt ;-) )

Aber wo wir schon bei Ausdruck sind - man sagt ja auf solch eher rezeptionsästhetische Anmerkungen gerne, dass Lyrik ja dann alles bedeuten könne, was man in sie hineinliest - fände ich doch ganz gut, wenn man dem Ganzen mal ein etwas widerliches Gesicht geben könnte und ihn mit der narzistischen Praxis der Gesichtspflege in Verbindung bringt - sprich: was ein Gedicht mir sagt, ist doch letztlich eh nur das, was ich mir da mit mir selbst ausdenke, was ausgedrückt wird ist höchstens Ausdruck meiner Selbstbeschäftigung - poetische Akne eben. (Ich fang jetzt mal nicht an, wie man das wieder selbstbezüglich deuten kann - immerhin ist das Gedicht ja selbst Gegenstand dieser Clearasil-Auslegung!)

Nee, ganz so einfach ist es natürlich nicht, würd ich sagen (hallo Hakuin, hier nochmal). Immerhin reden wir ja noch gemeinsam über Gedichte und finden darin Sinn oder nicht. So ganz losgelöst von allen anderen geht das wohl nicht und deshalb gebe ich dir hier auch ganz gern Recht: Beliebigkeit wird hier meiner Meinung nach leider nicht verhindert, dafür ist mir Pickel-Ausdruck zu dominant - das "letzter" scheint mir zwar durchaus Andeutungspotenzial zu besitzen, könnte aber z.B. durch einen etwas anderen Titel durchaus noch entwickelt werden, finde ich - andererseits mag ich Kurzlyrik eh nicht so.

Liebe Grüße,
Albert

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.06.2008, 20:29

Albert hat geschrieben:poetische Akne eben


ich kipp mich wech, Albert! :spin2:
Schmunzelgruß
Mucki

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 04.06.2008, 20:42

mucki,

was das ZEN angeht, ich bin weder autorisiert noch leite ich irgendwen an. ich bin ein zen-forscher, eher...

zur lyrik, da geht es mir um die deutigkeit und den transfer der worte. HIER mal - an einem salopp gesagt, etwas pickligem bild.

ich beschäftige mich gerade mit der frage, wohin mich mein schreiben und auch andere künste bringen werden, eher in diesem kontext. doch ich kann hier noch keinen versuch in den kommentaren finden, der sich der einzelnen worte genauer annimmt.


albert,

den find ich wirklich gelungen:
"was ein Gedicht mir sagt, ist doch letztlich eh nur das, was ich mir da mit mir selbst ausdenke, was ausgedrückt wird ist höchstens Ausdruck meiner Selbstbeschäftigung - poetische Akne eben"

und weiter:
"Beliebigkeit wird hier meiner Meinung nach leider nicht verhindert, dafür ist mir Pickel-Ausdruck zu dominant - das "letzter" scheint mir zwar durchaus Andeutungspotenzial zu besitzen, könnte aber z.B. durch einen etwas anderen Titel durchaus noch entwickelt werden"

da wünsch ich mir noch eine nähere erläuterung zu....beliebigkeit wird nich verhindert...,hmm???
und in welche richtung könnte der titel gehen, was meinst du...?

ach ja, vielleich doch eher ein aphorismus....hmmm?

danke euch fürs schreiben,

salve
hakuin

Albert

Beitragvon Albert » 04.06.2008, 21:06

Hallo Hakuin,

naja, ich sehe das persönlich so. Man liest ein Gedicht und es öffnen sich einem Räume, in denen man zu einem gewissen Teil legen kann, was man will - das scheint mir ziemlich notwendig für funktionierende Kunst. Aber ebenso notwendig scheint mir, dass ich dazu angeregt werde, mich auch anzustrengen, nur ganz bestimmtes hineinzulegen - eben nichts Beliebiges. Letztlich gibt dein Text ja nur eine Form an:

lA
G(P)

wobei nun A und G in einem sehr starken Sinne "äquivalent" sind. Das heißt, ich kann mir letztlich alle möglichen Inhaltsebenen suchen und sie nach diesem Gedicht anorden. Ausdruck könnte ja z.B. auch ein Bild aus dem Drucker sein, dann kann ich mir überlegen, dass der Pickel der Computer ist. Oder man nimmt Gesichtsausdruck, dann ist es eine physiognomische Polemik. Man kann natürlich auch von Pickel ausgehen, setzt den mit irgendeinem anderen eruptiven Gegenstand gleich und kommt zu anderen Vorstellungen - letztlich ziemlich beliebig, die Hauptsache ist nur, dass zwischen A und G eine Äquivalenz statthat. Ich fände es spannender, wenn ein zweiter "materialer" Bezug gesetzt würde, z.B. durch den Titel (was das sein könnte, keine Ahnung :-) )

"letzter" scheint mir allerdings, das sollte ich nochmal betonen, durchaus schon so eine etwas "determinierende" Funktion zu haben - nur verstehe ich sie nicht, deshalb mein Verdikt der Beliebigkeit, das man natürlich auch als Eingeständnis der Verständnislosigkeit lesen sollte (ich dachte, das wäre so gang und gäbe in der Diskussion über Lyrik ;-) )

Liebe Grüße,
Albert

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 04.06.2008, 23:52

albert,

nach deinen ausführungen würde ich dich eher EINSTEIN nennen ;-)

ja, was die beliebigkeit angeht habe ich jetzt verstanden. und der titel...hmmm, es geht mir wirklich um die aussagekraft von "letzter",, das steht mit diesem hier in zusammenhang:

beschäftige mich gerade mit der frage, wohin mich mein schreiben und auch andere künste bringen werden


ich sollte wohlmöglich diesen aspekt noch genauer in dem text abbilden, gleichzeitig aber die interpretationsvarianz beibehlaten.

schlaf jetzt mal drüber.

danke
hakuin

aram
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Beitragvon aram » 05.06.2008, 00:41

hakuin, na, das wäre doch ein schöner titel.


beschäftigt mit der frage, wohin mich mein schreiben und auch andere künste bringen werden.

letzter ausdruck
gehalt
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.06.2008, 01:40

Hallo Hakuin,
Hakuin hat geschrieben:doch ich kann hier noch keinen versuch in den kommentaren finden, der sich der einzelnen worte genauer annimmt.

Du legst also Wert auf das Wort "letzter ausdruck", vor allem auf "letzter".
Wenn ich diese Worte lese, denke ich an den Gesichtsausdruck eines Toten, der im Sarg liegt. Was dieser Ausdruck aussagt. Ist er friedlich, ist er griesgrämig, etc.

Du könntest aber auch mit "letzter ausdruck" den letzten Eindruck meinen, also den Eindruck, den derjenige als letztes ausgedrückt hat für die anderen oder für sich selbst. Und mit

der gehalt
eines pickels

wäre dies ein ziemlich bitterer, sinnloser, den derjenige hinterlassen hätte oder, wenn es aus der Ich-Perspektive gemeint ist, ein sehr resignierendes Fazit des Ich.

Da gäbe es noch eine Möglichkeit: "letzter ausdruck" wörtlich zu nehmen, also: was hat LI als letztes ausgedruckt. Und der Wert dieses letzten Ausdruckes entspricht für LI dem Gehalt eines Pickels, also kein Gehalt, auch bitteres Fazit.
Saludos
Mucki

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 05.06.2008, 11:27

ausgedrückte
künste

bis auf die knochen



so ein versuch, eben....hmm?

was meint ihr?

gruß
hakuin

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.06.2008, 16:34

Hallo Hakuin,

diese Version spricht mehr zu mir als die "Pickelversion". Kurioserweise erinnern mich deine Zeilen an die Ausstellung "Körperwelten", obwohl bei diesen "Kunstobjekten" ja sämtliche Organe des Menschen zu sehen waren. Vielleicht ist es aber gerade dieses "bis auf die Knochen", das ich symbolisch lese, also im Sinne von: 'bis zum letzten'
Saludos
Mucki

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 06.06.2008, 08:25

mucki,

bei wortwechseln verändert sich nun jetzt auch die lesart....

ich denke vielleicht geht es um dann um einen text mit mehreren strophen:

letzter ausdruck

auf messers
schneide

ausgerutscht

@aram

dein titelvorschlag in ehren ;-)
mir geht es HIER inhaltlich darum, doch ich brächte es lieber auf EINEN punkt, diese AUFLÖSUNG des künstlerischen ausdrucks.

was bleibt, wenn der künstler ALLES zum ausdruck gebracht hat, was kommt DANACH?

einen schönen morgen
salve
hakuin

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.06.2008, 10:21

Hallo Hakuin,

ja, anscheinend ist dies wirklich eine Sequenz von Strophen, da sich dein Text bewegt, verändert.
was bleibt, wenn der künstler ALLES zum ausdruck gebracht hat, was kommt DANACH?

Dies wäre ein ganz anderer Fokus. Bisher las ich deine Zeilen egal jetzt welche Version, immer als eine Betrachtung, wie der letzte Ausdruck von LI gesehen wird. Nun geht es um das Danach. Vielleicht entsteht eine Leere oder ein Fall im Sinne eines Absturzes (wenn es für den Künstler nichts mehr zum Ausdrücken gibt) oder eine Suche nach etwas Neuem oder ein in sich ruhendes Zurücklehnen. Da gibt es viele Möglichkeiten.
Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 06.06.2008, 11:34

lieber Hakuin,


was bleibt, wenn der künstler ALLES zum ausdruck gebracht hat, was kommt DANACH?


ich glaube nicht, dass das jemals der Fall ist.

oder sagen wir, um in deinem Bild zu bleiben: wenn er meint, alles zum ausdruck gebracht zu haben, wächst eine kruste drüber und er geht die nächste wundenproduktion an..

liebe Grüße,
Lisa
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