Duell

Der Anonymus bietet Mitgliedern die Möglichkeit, ein Werk sowohl anonym einzustellen, als auch anonym (auf die Rückmeldungen) zu antworten. Bitte lest euch die FAQs gut durch, bevor ihr etwas in diese Rubrik einstellt.)
Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 28.02.2008, 19:00

Und so kämpfe ich Tag für Tag
mit mir gegen Wut, Egoismus, Neid
duelliere mich mit meiner Gier.
Abends, wenn ich vom Schlachtfeld
komme, es stille wird, nur Teewasser
singt, atme ich auf.

Wieder einmal gewonnen!

Louisa

Beitragvon Louisa » 28.02.2008, 22:04

Das singende Teewasser gefällt mir. Die anderen Worte sind mir zu unpersönlich. Zu jedem gibt es ein Bild, zu jedem gibt es eine Geschichte. Das würde mich fesseln.

Beispiel: "Wut" kennt jeder. Aber meine Mutter hat meinem Cousin mal eine Vase an den Kopf geworfen, als er Kirschen verbrannt hat.

=> Das kennt nicht jeder :smile: !

=> Das ist Poesie für mich :mrgreen: ! Wirklich...

Wenn es nach mir ginge könnte man diese abstrakten Worte alle aus den Duden streichen. Das sind hohle Nüsse für mich, leere Obstschalen!

Gute Nacht!
l

PS: Und das "Ich" geht jede Nacht brav schlafen? Das ist ja noch langweiliger :smile: ...

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.02.2008, 00:14

Mir ist der Text eher zu persönlich, hat m.E. Tagebuchcharakter, ist 1:1 lesbar und hätte genauso gut in Prosaform geschrieben werden können. Es ist nichts zwischen den Zeilen geschrieben, keine Metaphern oder Bilder. Wäre eher etwas für den Prosalog gewesen. So berührt er mich nicht. Ich lese ihn und ziehe weiter.
Mucki

scarlett

Beitragvon scarlett » 29.02.2008, 22:42

Dass in diesem Text keine Metaphern enthalten sein sollen, das sehe ich entschieden anders.
Sich mit der eigenen Gier duellieren oder vom Schlachtfeld heimkommen - das kann ja wohl kaum 1:1 gelesen werden.

Diese Zeilen transportieren für mich ein Menge an Lebenserfahrung und sie zeugen von einer fast shcon schmerzhaften Ehrlichkeit und Einsicht.
HIer spricht ein LI, das weiß, dass der Kampf gegen "die kleinen Teufel in uns" täglich aufs Neue druchgefochten werden muss und dass es einer ganze Menge an Gelassenheit bedarf, am Ende eines Tages sich in Stille mit singendem Teewasser zu bescheiden.
Das hat nichts mit Langeweile zu tun sondern mit Vertrauen, Demut (der Kampf könnte ja auch anders enden!) und einem Bewußtseinszustand, der - zugegebenermaßen - erst einmal erreicht werden muss.
Das Aufatmen nach einem solchen Tag gelingt auch nur einem reflektierenden und in sich selbst ruhenden Ich, das weiß, dass ihm nichts geschenkt wird.

Für mich sind das gelungene, intensive, rhythmisch eingängige Zeilen, die ich mir lediglich in einer anderen Setzung wünschen würde, mit anderen Zeilenumbrüchen, um den Inhalt noch eindringlicher zu gestalten.

Statt schwammiger Bilder ziehe ich persönlich "abstrakte" Worte allemal vor: im passenden Kontext, im geschickten Arrangement lassen sie sich durchaus mit konkretem Inhalt füllen.
Offenbar sieht das die Dudenredaktion ähnlich und bewahrt ihren Platz. Gott sei Dank!

scarlett

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.02.2008, 23:02

Hi Monika,
HIer spricht ein LI, das weiß, dass der Kampf gegen "die kleinen Teufel in uns" täglich aufs Neue druchgefochten werden muss

Wem geht das nicht so, frage ich mich. Jeder trägt seiner inneren Schlachten aus, "kämpft gegen seine inneren "Dämonen". Deshalb sehe ich hier keinen besonderen Bewusstseinszustand oder eine Demut oder sowas, um abends, kaputt vom alltäglichen Kampf, eine Tasse Tee zu trinken und aufzuatmen und sich zu sagen: "wieder einen Tag geschafft". So ist das Leben. Deshalb meine Meinung: Tagebucheintragcharakter.
Saludos
Mucki

scarlett

Beitragvon scarlett » 29.02.2008, 23:15

Hi Mucki,

tja ... ich glaube nicht, dass sich jeder dessen bewußt ist, dass die Ruhe, die Ausgeglichenheit, dass jeder Tag im Grunde "erkämpft" werden muss - für das persönliche (Mensch) Sein.
Gekämpft wird natürlich schon, mit Ellenbogen wenns sein muss, für materiellen Erfolg, fürs Weiterkommen, für all den schnöden Tand usw. Aber das, glaube ich, ist hier nicht gemeint.
Liebe Grüße,
scarlett

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.02.2008, 23:26

Hi Monika,

ich meine auch nicht die Ellenbogen, den materiellen Erfolg etc. Und sehe es wie du, davon sprechen die Zeilen gar nicht. Es geht um die inneren Kämpfe, das sind andere Schlachten.
Muss man diejenigen, denen nicht bewusst ist, dass innere Ausgeglichenheit jeden Tag erkämpft werden muss, beneiden oder bemitleiden? Puh, keine Ahnung.
Ich jedenfalls kenne es gar nicht anders. Vielleicht liegt es daran, dass mir der Text zu trivial ist? May be.
Saludos
Mucki


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