zwischenwort

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Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 27.02.2008, 12:28

zwischen dein wort und meines
schob sich ein fremdes viel
versprechend an blauen silben

ich aber möchte nicht
leben im zwischenwort

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.02.2008, 22:37

Machtwort

Für mich klingen diese Zeilen wie ein Machtwort, das der Autor an sich selbst und auch an andere spricht. Ich kann nicht umhin, bei "an blauen silben" an den Blauen Salon zu denken und dass der Autor sich hier nicht wohlfühlt, weil zu viel Fremdes, also Unbehagliches hier geschieht, evtl. auch zuviel versprochen wurde oder aber der Autor sich zuviel versprochen hat, seine Erwartungen enttäuscht wurden. Man könnte das "ein fremdes viel versprechend an blauen silben" auch 1:1 lesen: Ein Störenfried hat sich oft versprochen, also die falschen, vielleicht kränkenden Worte gewählt, etwas in dem Sinne. So fühlt sich der Autor außen vor und möchte hier nicht mehr bleiben. Oder auch: jemand hat ein Wort nicht gehalten.
Es kann natürlich auch absolut nichts mit dem Blauen Salon zu tun haben, keine Frage, aber diese Gedanken drängen sich mir auf, wenn ich die Zeilen lese.
Mucki

Gast

Beitragvon Gast » 27.02.2008, 23:41

Ein Machtwort lese ich ganz und gar nicht, sondern vielmehr die Enttäuschung über etwas, das sich fremd von Außen in eine Beziehung geschoben hat.
Das kann eine Partnerschaft, Liebesbeziehung, Freundschaft sein, in der sich Lyrich und Lyrdu ein Versprechen gegeben haben, das zwar nicht gebrochen, aber durch äußeren Fremdeinfluss in Frage gestellt wird.
Lyrich möchte (kann) nicht in einem Zwischenstadium leben, sucht vielleicht nach einer Lösung, die nicht im "Zwischenwort" für es liegt. Vom Du erfährt der Leser indirekt, dass es sich wohl in der "Zwischenlösung" eingerichtet (aber ich möchte nicht leben im zwischenwort) und anscheinend die Situation, in der sich die Beteiligten befinden heraufbeschworen hat, deren Auflöung zugleich Erlösung für das Lyrich wäre.

Ich meine, dass hinter er dem Wortspiel genügend Tiefe und Substanz zu finden ist.
"zwischen dein wort" und "zwischenwort" finde ich klug gesetzt.

Gefällt mir und ist m. A. nach rund.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.02.2008, 00:29

Die Enttäuschung habe ich auch klar herausgelesen, Gerda.
Vielleicht bin ich inzwischen "vom Salon bekloppt", dass ich Zeilen oder Worte, die mit Blau zu tun habe, mit dem Blauen Salon assoziiere,-)
Aber ich schrieb ja auch, dass der Text absolut nichts mit dem Salon zu tun haben kann.

Sag, wie würdest du "an blauen silben" interpretieren? Vielleicht im Sinne von Lügen? (an das Sprichwort angelehnt: das Blaue vom Himmel erzählen) Könnte passen, oder?
Saludos
Mucki

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 28.02.2008, 00:56

Hallo Mucki!

Ich hatte Gedanken, die den deinen auffallend ähneln - wenn, dann sind wir also beide "bekloppt" ;-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Anton

Beitragvon Anton » 28.02.2008, 01:42

Finde ich ungeheuer gelungen.

'Zwischenwort' –

"und sie heucheln und reden aus
zwiespältigem Herzen..."


Gruß
Anton

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.02.2008, 01:43

Hi Ferdi,

na, das beruhigt mich ja ein bisschen *kicher*
Saludos
Mucki

Gast

Beitragvon Gast » 28.02.2008, 09:11

"vielversprechend an blauen silben", deute ich in folgende Richtung:

Blau ist die Farbe der Hoffnung, das also, was sich in die Beziehung schob, ließ sich zunächst gut an, machte auch Lyrich hoffen ... vielleicht gab es positive Impulse, mehr Lebendigkeit, eine tiefere Wahrnehmung ... hätte sich weiterentwickeln können ...

Aber die Beziehung verharrt unter diesem Einfluss, entwickelt sich nicht über das Stadium hinaus welches Lyrich überwinden oder die Beziehung beenden möchte.

Louisa

Beitragvon Louisa » 28.02.2008, 09:29

Huhu!

"Blau" finde ich meistens nicht originell als Farbe in heutiger Lyrik. Jedenfalls, wenn man sie so einsetzt wie hier. Da gibt es Adjektive, die um einiges bild- und bedeutungskräftiger sind.

Es gibt auch noch mehr Farben, als "Blau" :smile:

"..............ein fremdes viel
versprechend an blauen Silben"

finde ich insgesamt etwas umständlich formuliert. Wieso nicht:

"schoben sich fremde Silben"

Das könnte man noch etwas extremer ausarbeiten - Sodass man am Ende denkt ´ne Silbe ist eine Stechmücke :smile:

*räusper*

DIe letzten zwei Zeilen finde ich gelungen. Hört sich ein bisschen nach Bibelsprache an "ICH ABER..."

Aber das ist ganz spannend. MAn kann sich viel vorstellen. Fein.

Bonne journée!

l

Gast

Beitragvon Gast » 28.02.2008, 22:25

Liebe Louisa,

findest du nicht dass die Kombination von "Silben" und "Blau" noch interessant genug ist, um es in "heutiger Lyrik" zu verwenden?? ;-)

Außerdem sollen wir im Anonymus, doch nicht immer wieder Verbesserungsvorschläge machen *hüstel*, sondern nur vom Leder ziehen ;-)

Liebe Grüße an die Blaue Küste
Gerda
Zuletzt geändert von Gast am 29.02.2008, 23:12, insgesamt 1-mal geändert.

Louisa

Beitragvon Louisa » 28.02.2008, 23:27

Huhu Gerda!

Zu Deiner Frage: *überlegt kurz* - JA :smile: ! Ich meine: Es sind jetzt nicht gerade zwei Worte, die man selten in Gedichten findet. Beide zusammen machen das Gesamtergebnis nicht unbedingt attraktiver :smile: ...

Nicht verbessern :smile: ? Mm... wenn ich verbessere ist das ungefähr dasselbe wie vom Leder ziehen :smile: !

Aber danke für den Tipp!
l

Maija

Beitragvon Maija » 29.02.2008, 16:41

Also ich sehe das so wie Mucki am Anfang alles las und kann mich an den 'blauen Silben' nicht wirklich erfreuen. Falsche Wortwahl, erinnert mich zu sehr an: "Blauen Salon" Möglich aber das dies so nicht bestimmt war.

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 29.02.2008, 21:55

Hallo,

also, so blau mir der Bildschirm entgegenstrahlt, den Salon entdecke ich nicht.

zwischen dein wort und meines
schob sich ein fremdes viel
versprechend an blauen silben


Ich lese eher eine negativ besetzte Einwirkung auf ein Paar durch eine dritte Person (schob sich ein fremdes). Versprechend an blauen Silben - das klingt nach etwas zuviel: Es sprach mit blauen Silben???

ich aber möchte nicht
leben im zwischenwort


Da wird alles Wichtige gesagt.

MfG

Jürgen

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 01.03.2008, 00:40

Blau ist die Blume der Romantik

Großes wird oft verkündet, aufgeblasen.
Statt beim einfachen Wahrnehmen und Verstehen des Dus zu bleiben, wird dann von Versprechungen gefaselt. Blau verbrämt die Silben, romantische Ergüsse. Alles hohl und leer, denn es ist der Alltag, der gelebt werden muss. Taten, die getan werden müssen.

Das ist es, was sich dazwischen schiebt und dem LI nicht genügt, denn es will Wahrheit leben, real leben ohne Getue und Gefasel.

Ich finde die blauen Silben daher sehr passend, wie auch den ganzen Text. Den Rest der Geschichte kann ich mir gut dazureimen.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen


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