Klischee

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Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 05.02.2008, 17:08

Du hast sie entblättert
die Rose

jetzt ist sie das
was sie vorher nicht war:

ein Klischee

aram
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Beitragvon aram » 05.02.2008, 17:21

bei diesem text verstehe ich die bildsprache nicht - eine "rose" wurde durch "entblättert werden" zum "klischee".
vielleicht können mir andere kommentatoren ja weiterhelfen.

Nicole

Beitragvon Nicole » 05.02.2008, 17:52

Hi Aram,
nun, ob ich Dir helfen kann, weiß ich nicht, aber ich kann ja mal versuchen zu verstehen, was uns der Autor sagen möchte.
Eine Rose, so wie sie im Garten am Strauch wächst ist für mich nicht kitschig, erfüllt noch kein Klischee. (Ich habe einen großen Rosenbusch von Augen, viele Blüten, viele Dornen, viele Blätter)
Wenn du da jetzt einen langen Zweig abschneidest und die Blätter (nicht die Blütenblätter) abmachst, hast Du hinterher so einen traurigen Stengel mit Blüte. Nicht mehr "wild", sonder "zivilisiert", halbkahl gebändigt. Ähnlich wie eine Baccara Rose (DAS Klischee unter den Rosen, langer Stil, kerzengerade, übergroße, fast schon unnatürlich rote Blüte...)
Ich denke, das Bild dieses Gedichts soll in diese Richtung funktionieren.

Nicole

aram
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Beitragvon aram » 05.02.2008, 18:00

hallo nicole, hm.

ich vermute, der autor will etwas anderes sagen - "du hast sie entblättert" weist für mich in richtung einer persönlicheren ebene. und bei "entblättert" dachte ich tatsächlich eher an die blütenblätter - doch u.a. deshalb habe ich zu "klischee" auch keine assoziation.

danke!

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.02.2008, 18:01

Hm, also spontan kam mir eine ganz andere Interpretation in den Sinn, vielleicht völlig abwegig, aber ich lese dies als einen Vorwurf an die "Nicht-Romantiker", evtl. sogar an dieses Forum. Dass der Autor nicht mehr frei und unbeschwert über Rosen schreiben kann, da sie (hier im Forum) als Klischee angesehen wird, es aber für den Autor vorher nicht war, nun aber so ist, sprich, die Rose wurde entblättert, ihr wurde das "Kleid des Romantischen" genommen.
Mucki

Maija

Beitragvon Maija » 05.02.2008, 18:02

Ich versuchs auch mal:

Ich sehe eine stolze Rose in voller Blüte (Junge Frau) Dann kam so ein Kerl daher gelaufen und schnitt sie ab ( Sie haben sich geliebt) Nun ist die Rose, wie jede andere auch, sie welkt dahin...(ein Klischee ) Sie ist "verbraucht" ...
Es muss eine Autorin gewesen sein, die diese Zeilen schrieb.(Oder der Autor ist ein gerissener Hund ;-)) )

Gruß, Maija

aram
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Beitragvon aram » 05.02.2008, 18:18

hallo mucki, genau darüber, das eine derartige bildlogik (egal mit welchen inhalten) m.e. nicht klappt, bin ich ursprünglich gestolpert - denn dabei wäre es ja genau umgekehrt:
'du hast in ihr ein klischee gesehen, und sie damit entblättert'
- im text ist aber davon die rede, dass die entblätterte rose klischee ist, und zu dieser darstellung finde ich keine assoziation.

liebe maija, ich verstehe dein 'klassisches beispiel' (sah ein knab...) - es scheint mir aber doch ziemlich unabhängig vom konkreten text.
Zuletzt geändert von aram am 05.02.2008, 18:21, insgesamt 1-mal geändert.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 05.02.2008, 18:18

Hallo,

vielleicht ist es zeitzufällig, aber es könnte auch - salonintern betrachtet - hiermit zu tun haben:

http://www.blauersalon.net/online-liter ... php?t=7186

Auf den text folgte eine kleine Diskussion zum Kitsch, was ja auch Ähnlichkeiten zum Klischeecharakter der Rose aufweist oder zumindest eine Schnittmenge hat.

Könnte man das "entblättert" vielleicht auch als Bezug auf das Schreiben lesen? Das fände ich aber etwas "heftig" eingesetzt.


Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Maija

Beitragvon Maija » 05.02.2008, 18:30

Ich bin mit meinem Latein am Ende... :16: Ja Aram, aber... ;-)

Max

Beitragvon Max » 05.02.2008, 18:31

Mir geht es ähnlich wie Aram:

Das Gedicht benutzt ein Bild, das meines Erachtens nicht aufgeht. Eine Rose zu entblättern hat ja durchaus eine reale Bedeutung, ihr eben die Blätter auszureißen, was dann entsteht, ist aber eben gerade nicht das Klischee. Das Klischee ist vielmehr die Rose, die erblüht, vielleicht auch die, die in voller Blüte steht.
Sicherlich lassen sich andere Interpretationen finden, nur denke, ich, dass man nicht vergessen sollte, dass das, was man schreibt, auch eine (in diesem Falle sehr starke Erst-)Bedeutung hat.

Liebe Grüße
Max

Nicole

Beitragvon Nicole » 05.02.2008, 18:51

Hi Max, hi aram,
genaus deswegen blieb für mich ja nur die eine "logische" Erklärung um von einer Rose durch Entblättern zum Klischee zu kommen...

Hi Lisa,
Deine idee, das mit der Klischee Diskussion in Verbindung zu bringen, liegt nahe. Allerdings, da stimme ich Dir zu, ist der Weg von Rose übers Schreiben (auf Blättern, vielleicht daher das "entblättern"?) zum Klischee dann ein sehr gewagter...

Nicole

Niko

Beitragvon Niko » 05.02.2008, 19:00

es ist doch alleine schon spannend, wieviel diverse ansätze sich durch die paar zeilchen auftun. ich hab auch noch einen etwas spezielleren ansatz:
"die rose" ist ein allgemeiner begriff. er bezieht sich zum einen auf die pflanze, zum anderen auch auf dieses eine blütenästelein, was dichter auf der ganzen welt in heerscharen zu liebeslyrik beflügelt, was sie inzwischen als symbol zur liebe selbst entkräftet.
ein bischen aufs glatteis führt der verfasser den leser durch "entblättern". ich glaube, man denkt als erstes an die blütenblätter einer rose. ich denke aber (hier ist der autor vielleicht etwas ungenau) es sind die strauch/stock/busch-blätter gemeint. beim "zubereiten" eines rosen(blüten)stiels wird der stil unten angeschnitten und die unteren blätter entfernt. bei manchen "modellen" (langstielige baccara zb) kommt auf den ellenlangen stiel um so weniger blattpaare. ich glaube, dass der autor/die autorin dies mit "entblättern" meinte. und durch das vereinzeln und entblättern am stiel, der dann in die vase kommt, zu valentin (ist ja bald) oder als kleiner liebesgruß, zu dem klischee verkommt, was wir mittlerweile immer darin sehen.
eine rose ist eine rose, ist eine rose.....
mir fehlt es ein wenig an transparenz und ausdrücklichkeit. speziell bei der rose hätte man das gleiche thema, den gleichen hintergedanken auch anders ausarbeiten können. vor allem der mittlerweile nicht mehr vorhandene duft der rosen ließe sich gut verwenden. natürlich gibt es noch duftende rosen, spezielle freilandrosen oder die hundsrose, die aber als liebesgemüse nix taugt im landläufigen liebesblumenklischee. für die liebe werden aber eigens rosen gezüchtet. und die sind zu 95% duftlos. damit ist es für mich zb. keine rose mehr. sondern ein steriles etwas.
lieben gruß: Nko

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.02.2008, 19:45

Hi aram,
hallo mucki, genau darüber, das eine derartige bildlogik (egal mit welchen inhalten) m.e. nicht klappt, bin ich ursprünglich gestolpert - denn dabei wäre es ja genau umgekehrt:
'du hast in ihr ein klischee gesehen, und sie damit entblättert'
- im text ist aber davon die rede, dass die entblätterte rose klischee ist, und zu dieser darstellung finde ich keine assoziation.

Der Text ist ungenau geschrieben m.E. Man muss hier (wenn denn meine Interpretation überhaupt stimmt) das zeitlich sehen. Also nicht, dass die entblätterte Rose zum Klischee wurde, sondern:
zuerst wurde die Rose entblättert, daraufhin wurde sie für den Autor zu etwas, das die Rose vorher nicht war, nämlich zu einem Klischee, also: die Rose wurde zum Klischee durch die Entblätterung, wobei hier "Entblätterung" nicht wörtlich zu nehmen ist, sondern sinnbildlich als "Wegnehmen" des Romantischen".
Saludos
Mucki

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Beitragvon leonie » 05.02.2008, 21:31

Für mich macht Nikos Lesart am ehesten Sinn. Übertrage hätte ich an etwas gedacht wie "Du hast der Rose ihr Geheimnis genommen, damit sie massentauglich wird: zum Klischee!
Aber so wie es da steht, ist es schwierig zu verstehen, was der Autor jetzt wirklich sagen will...

Liebe Grüße

leonie


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