Stolz

Der Anonymus bietet Mitgliedern die Möglichkeit, ein Werk sowohl anonym einzustellen, als auch anonym (auf die Rückmeldungen) zu antworten. Bitte lest euch die FAQs gut durch, bevor ihr etwas in diese Rubrik einstellt.)
Gast

Beitragvon Gast » 23.01.2008, 20:08

Ein kleines Boot liegt dicht am Ufer
treu und gut vertaut, mit stillem Stolz
in vergangenen Stürnen aufgebaut,
wartet auf die eine, sich're Hand,
die vertraute, um in höchster Not
zu retten den sinkenden Rufer.

Louisa

Beitragvon Louisa » 25.01.2008, 00:23

In "Stürnen" ist es erbaut worden :smile: ?

Wenn Du das Ding am Kopf meinst, könnte man an einen Ingenieur denken :smile: !

Wieso wartet es denn auf EINE Hand? Man braucht bei einem traditionellen "Boot" zwei Hände zum Rudern, es sei denn man lebt in Venedig, hach ja Venedig... :wub:

Wieso muss die Hand denn vertraut sein? ich glaube dem Boot macht es auch nichts aus, wenn ein Fremder es "benutzt" - Das findet es vielleicht ganz aufregend und verrucht :smile: ...

Ich finde das Werk insgesamt sehr witzig, ohne das es das sein möchte!

Es braucht nicht immer ein Boot, um einen Sinkenden zu retten! Dafür wäre zum Beispiel ein Tau nicht schlecht oder ein Rettungsring!

Ich mache nämlich zufällig gerade eine Ausbildung zum Rettungsschwimmer :smile: ...

Mm...schade, schade... Ich glaube die Logik ist mir hier wieder einmal den Reimen zum Opfer gefallen...

Land in Sicht!
l

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 25.01.2008, 00:41

Ich sehe hier eine seltsame Spannung zwischen zwei Bedürfnissen.

Einmal das kleine Boot, das gut und sicher vertaut (ich glaube, man sagt eigentlich "vertäut") am Ufer wartet und gern endlich zu Wasser gelassen werden möchte. Kann ich gut verstehen.

Und warum möchte es zu Wasser gelassen werden? Um jemanden zu retten, der gerade am Ertrinken ist!

Da frage ich mich doch sofort, wie ist eigentlich die aktuelle Situation? Der Beginn des Gedichts wirft ein sehr stilles Bild auf, ein am Ufer liegendes Boot, das gern schwimmen würde, und am Schluss geht es offenbar um Leben und Tod.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass da gar niemand in Not ist, sondern das Boot begierig darauf wartet, dass endlich jemand in Not geriete. Wie der Feuerwehrmann, der ein Haus ansteckt, damit er endlich ausrücken darf. Über das Thema gibt es viele Anekdoten.

Die Gegensätzlichkeit der evozierten "Nöte" finde ich aber eigentlich sehr spannend.

Spannend auch, dass das Boot in Stürmen (ich nehme mal an, das ist gemeint) gebaut wurde, aber nun anscheinend in Flautenzeiten herumliegt. Da scheint das klassische Dilemma zu herrschen: Hat man Wein, fehlt der Becher; hat man 'nen schönen Römer, ist die Flasche leer.

Gefällt mir recht gut - weil so vieles aufeinanderprallt, was zusammenpassen sollte, aber nicht will, weil gerade nicht die Zeit dafür ist.

lG Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)


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