Echtzeit

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Gast

Beitragvon Gast » 15.01.2008, 00:24

Echtzeit

Gestern war vor 20 Minuten
da war ich noch eine andere
Heute bin ich nachts

Der Mond nimmt zu
Ich kann nichts dagegen tun
wenn ich wollte

Morgen werde ich
gewesen sein
was ich jetzt noch nicht bin

(Manchmal ist das zum Verzweifeln
und manchmal macht das Sinn
wie die Umgangssprache, der ich mich bediene –
in der Hoffnung, dass ich diejenige bin, die sie benutzt)

Gestern war vor 22 Minuten
da war ich ein Fließband
wie jetzt

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.01.2008, 01:18

panta rhei

Alles fließt, so auch das Leben. Manchmal fließt es uns zu schnell, mal zu langsam. Wir sind uns dessen oft nicht bewusst. Doch im Bewusstwerden des Fließens erleben wir den so schnell schwindenden Augenblick anders, betrachten uns selbst innerhalb dieses Flusses, klare Eigenreflexion findet statt, die zur Verzweiflung aber auch zu der richtigen Wahrnehmung führen kann. Wir können es nur hinnehmen. Doch gerade in diesem Annehmen liegt die Weisheit, das Wahre.

Diese Zeilen halte ich für sehr gelungen. Sie sprechen direkt zu mir, berühren mich durch die gewählten einfachen und deshalb authentischen Worte.
Ein sehr schönes Gedicht, das in mir eindringlich nachhallt, meine Gedanken sofort fließen lassen.
Saludos
Mucki

Nachtrag: Auch ist der Titel sehr gut gewählt. Einmal, weil das Gedicht in Echtzeit geschrieben wurde, wie man an der Uhrzeit erkennen kann und zum zweiten, weil LI die "Echtzeit" des Lebens wahrnimmt, über sie schreibt.


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