ohne Titel

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Gast

Beitragvon Gast » 27.12.2007, 15:15

Was hält, ist der Glaube, geliebt zu werden. Durchdringend fühlte sich die Kälte des regennassen Gehwegs durch seinen Mantel in sein Innerstes. Immer tiefer grub er seine Hände in die Taschen, presste die Ellbogen an seine Seiten und zog den Kopf ein. Es hätte längst schneien müssen zu dieser Jahreszeit, doch was vom Winter blieb, war Matsch, der den Schmutz der Strasse in sich aufsog. Es war spät und doch wurde es schon so früh dunkel, dass er sich jetzt daran gewöhnt hatte. Das Verhallen seiner Schritte wurde nur durch das immergleiche Rauschen vorüber fahrender Autos und dem Aufspritzen von halb gefrorenen Matsch aus den Rinnsälen abgelöst, dann wieder, mit jedem Schritt, sein Klacken in den dunklen Tälern zwischen den Wohnblocks.
´Erstmal besaufen´, sagte sich Robert und sogleich kam ihr der Gedanke, jetzt ein Glas Schnaps an seinen Mund zu führen, wie eine Karikatur seiner selbst vor.
Die Unerträglichkeit seines Unverständnisses für sie ebbte durch seine Gedanken, wie die Regentropfen von seinen nassen Haaren in sein Genick. Sein Kopf fühlte sich matschig an.
´Robert, tu dies´, ´Robert, tu das´, sagten sie, und ´Robert, du bist schlecht´, ´Robert, du bist nichts wert´, sagten sie, doch es war ihm egal. Sein wöchentlicher Stammtisch hatte ihn ausgeschlossen und eine regelrechte Hetzkampagne in der Nachbarschaft los getreten, weil er ihnen am Stammtischabend den Spiegel vorgesetzt hatte. Jetzt hasste er die selbstgefälligen Stammtischproleten mit ihren immergleichen abgedroschenen Phrasen, die sie selbst erheben sollen, doch nur die Unzulänglichkeit ausdrücken, mit der sie sich längst abgefunden hatten.
Worte machten es nie besser. Und er, er soll der Messias sein, der ihr Leid mindert – es war ihm egal. Sie sagte ´Ich hasse dich, Robert!´, und er wusste, dass er ihr nicht egal war.
Das permanente Nieseln aus dem Dunkel des Nachthimmels wuchs schlagartig zu einem Platzregen an. Ein entferntes Grollen tönte dumpf über der Stadt. Robert lief schneller. Das stakkatoartige Klackern seiner Schuhe auf dem Bordstein konnte dem laut plätschernden Regen nicht lange standhalten und verstummte, als er endlich Schutz unter dem Arkadengang eines Kaufhaus gefunden hatte.
Er erinnerte sich, als er nicht mal ihren Namen kannte, wie ihre Hand, sanft im Versehen, über seine Strich. Wie elektrisiert blickten sich beide an – zu lange, um flüchtig zu sein; zu sehr, um je vergessen zu können.
Wäre es nur dabei geblieben, könnte die Liebe nie wahrer sein, als in diesem Moment; er hätte sie nie mehr und nie weniger geliebt. Doch jetzt, nach all den falschen Spielen, nach all dem Gerede, wo Schweigen besser wäre, dem Ungesagten, den enttäuschten Erwartungen und den Provokation, jetzt, wo ihn der undurchdringliche Regen um den Arkaden vom Rest trennte, war es nur eine Berührung, an die er sich erinnern wollte. Woran sich die Menschen erinnern, war ihm egal. Sie erinnerten sich nie an das Gute. Die Geschichte jedes Menschen ist immer eine Geschichte, die den Erzähler verbessert. Er fror.
Mit dem Rücken zur Wand rutschte er weiter zum Boden, zog die Knie an seine Brust und schlug den Mantel darüber, ohne die Hände aus den Taschen zu nehmen. Der Regen hallte in Facetten seines Echos, wie ein Geräusch der Stille, dem er lauschte.
Er lehnte seinen Kopf nach vorn und beobachtete das unvorhersehbare Spiel der Wassertropfen auf dem Asphalt, bis ihn ein hereinbrechender Wasserschwall, der fast seine Schuhspitzen ertränkte, aufblicken ließ.
Da stand sie. Ihre blonden Haare liefen, wie ein goldener Wasserfall glänzend vom Kopf herunter, während sie sich über ihn beugte. Wie hatte sie ihn nur gefunden, fragte er sich.
„Hast Du denn keinen Schirm mitgenommen, Schatz?“, sagte er.
„Komm nachhause, Robert.“

Hoedur

Beitragvon Hoedur » 27.12.2007, 15:40

Hallo Gast,

was ist das?
Bei solchen Sätzen wird mir ganz schwindelig:

Durchdringend fühlte sich die Kälte des regennassen Gehwegs durch seinen Mantel in sein Innerstes.

Es hätte längst schneien müssen zu dieser Jahreszeit, doch was vom Winter blieb, war Matsch...

´Erstmal besaufen´, sagte sich Robert und sogleich kam ihr der Gedanke, jetzt ein Glas Schnaps an seinen Mund zu führen, wie eine Karikatur seiner selbst vor.

Das zieht sich durch den ganzen Text.
Ich denke Du solltest den Text nochmal eingehend überarbeiten.

--H


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