Küss mich

Der Anonymus bietet Mitgliedern die Möglichkeit, ein Werk sowohl anonym einzustellen, als auch anonym (auf die Rückmeldungen) zu antworten. Bitte lest euch die FAQs gut durch, bevor ihr etwas in diese Rubrik einstellt.)
Gast

Beitragvon Gast » 11.11.2007, 10:17

„Küss mich, als gäb’s kein Morgen!“
(Na, die haben vielleicht Sorgen.)

An seinen Lippen schmachtet sie,
flüstert: „Ach, vergiss mich nie.“
„Oh, nein, dein Kuss macht mich verrückt“,
wispert er verzückt zurück.

*

Der Morgen kommt, zwei Jahre drauf.
Sie murmelt mürrisch: „Hey, wach auf!“
Er grunzt: „Du gehst mir auf den Geist.“

Küssen am Anfang gar nichts heißt!

Gast

Beitragvon Gast » 11.11.2007, 11:07

"Welch neue Erkenntnis", könnte ich hier ausrufen, triefend vor Ironie ...

Dieser Text "bearbeitet" das Thema, erstes "Verliebt-Sein", und soll wohl ein wenig darüberhinaus aufmerksam machen, dass nach geraumer Zeit, die Küsse, die anfangs so viel versprachen wohl schal schmecken und die Verliebtheit der Gewohnheit des Alltags gewichen ist.

Eine Art "Moralgedicht", die man zur Genüge kennt.
(Und die Moral von der Geschicht: traue Anfangsküssen nicht)

Es wäre zu klären ob das "die" in Z.2 für , andere Menschen' steht, die nicht gerade küssen, dafür aber an die Zukunft denken, oder ob es eine Randbemerkung des Verfassers dieser Zeilen sein soll, der das Geschehen beobachtet und/oder eigener Erfahrung schreibt. Ich tendiere zum Zweitgenannten.

Ich empfinde hier keinen Witz. Mich langweilt die platte Feststellung, die überdiese noch belehrend wirkt,dass man aus dem "Küssen zu Beginn einer Beziehung" nicht ableiten kann, wie sich diese weiterentwickelt, was aber eh jeder weiß.
Hier soll es wohl witzig rüberkommen ... kommt aber bei mir nicht an.

Auch wurde meiner Ansicht nach das Versmaß in den Reim gezwungen, was die Sache nicht besser macht.

Langweilig ohne Frische zurechtgestutz wirkt dieser Text auf mich.

Klara
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Beitragvon Klara » 11.11.2007, 11:10

Ähnliches wie Gerda, wollte ich auch gerade schreiben.

Das blieb mir nun erspart ,-)

K.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 12.11.2007, 20:07

Hallo,
zum Stil wurde ja schon genügend Rückmeldung gegeben, da reihe ich mich ein.
Inhaltlich möchte ich ergänzen:das Thema wäre doch gerade unter "Küss mich, als gäb es ein morgen" mal etwas klüger bearbeitet. Liebesgedichte dieser Art scheinen mir in sich selbst gefangen, als müsste man bestimmte Wahrheiten schreiben, weil es die einzigen seien. Was wiederum die Realität verkrebst.


Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

aram
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Beitragvon aram » 13.11.2007, 04:26

na gut, inhaltlich bietet der text weder einen sinnlichen beitrag, noch einen zur geistigen bewältigung der welt, sehe ich auch so. ("die realität verkrebst" finde ich sehr schön und treffend bemerkt, lisa.)
versmaß, rhythmik und reimschema scheinen hingegen in ordnung zu sein. metarhythmisch stellt der asterix eine holzhammer-zäsur da. und im letzten vers geschieht die katastrophe: krude inversion der wortstellung, um den reim zu realisieren. ich weiß, viele finden so etwas akzeptabel, für mein empfinden zerstört es den text auch formal.

p.s.
Der Morgen kommt, zwei Jahre drauf.
Sie murmelt mürrisch: „Hey, wach auf!“
Er grunzt: „Du gehst mir auf den Geist.“

wahrscheinlich wollte er länger als zwei jahre schlafen.
mürrisch 'hey' zu murmeln finde ich auch grandios.
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

Max

Beitragvon Max » 13.11.2007, 09:26

Mir gefiele der Text gleich doppelt so gut ohne den letzten Satz. Der ist zum einen moralisierend und zum anderen poetisch schlecht, weil er mit einer (ziemlich unmöglichen) Inversion arbeitet ....

Liebe Grüße
Max

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 13.11.2007, 12:40

Der Text ist jedenfalls ironisch gemeint, die Klischees sicherlich gewollt.

Den letzten Satz würde ich streichen.

Lieben Gruß
Elsa
Schreiben ist atmen

Max

Beitragvon Max » 13.11.2007, 12:50

Liebe Elsa,

mit der Ironie würde ich Dir ja folgen, wenn da nicht der letzet Satz wäre - darauf fällt die Wirkugn in sich zusammen wie ein Souffle wenn man den Backofen zu früh aufreißt ...


Liebe Grüße
Max

Louisa

Beitragvon Louisa » 13.11.2007, 13:22

Ist der Mann ein Schwein?

(Er grunzt.)

aram
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Beitragvon aram » 13.11.2007, 13:22

psst elsa und max, änderungsvorschläge sind hier doch nicht erlaubt ,-) Kritik sollte auf keinen Fall aus Textarbeit bestehen. Also keine Verbesserungsvorschläge, keine Lektorierung, kein “Ich würde das aber so und so machen“.(...) Der Text wird als nicht mehr veränderbares, fertiges Kunstprodukt gelesen, analysiert und bewertet. - musste ich mir ja auch verkneifen, finde ich aber ganz richtig - schon deshalb, weil diese rubrik sonst jeden x-beliebigen schreiber einladen würde, sie als als anonynme textwerkstatt zu missbrauchen.

Louisa

Beitragvon Louisa » 13.11.2007, 13:24

Aram hat zur selben Zeit geklickt wie ich! Ein Zeichen!

PS: Nach meinem und diesem Text glaube ich fest daran, dass es sich hier um die Kategorie "Gedichte für Schweine" handelt.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 13.11.2007, 13:27

Natürlich, Aram, danke!

Manche Männer werden Schweine im Lauf der Zeit, Louisa ;-)

Schweinegrüße,
ELsa
Schreiben ist atmen

aram
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Beitragvon aram » 13.11.2007, 13:31

madame lou isa, sie hier um diese zeit? .-) selbstverständlich sind männer schweine, erst grunzen sie, dann hängen sie schlapp am haken - haben madame ihre lebenserfahrung noch gar nicht bis zum haken entwickelt? - grunz.

edit: madame elsa sieht es wie ich - einen sonnigen wintergruß in die reichs- und residenzhauptstadt!


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