bis in den stein

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Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 03.01.2011, 11:25

diese abende die einfach nicht das zeug haben
zu nächten zu werden
eine art wachstumsstörung
hormonelle dysfunktion
und im schweigen liegen die lieder verborgen
geduldig bis einer sie enthüllt
und dann steht da du hast das leben verloren
an leere worte und gesten
an deinen verstand
und keiner hat dir die kirschen erklärt
bis in den stein

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 03.01.2011, 11:39

Thematisch: sehr spannend, der Beginn: super.

Ich stolpere dann aber mächtig über die Wachstumsstörung/ hormonelle Dysfunktion.

5. Zeile finde ich wieder gut - bis zum geduldig. Ich gehöre zwar nicht zu denen, die hier des öfteren meinen kann ja nicht ..., aber dieses "geduldig" mag ich für die Lieder hier nicht, empfinde es als aufgesetzt und eben nicht passend.
Bis Verstand finde ichs dann wieder gut, mit den letzten beiden Zeilen tu' ich mich sehr schwer.

Fazit: Für mich "patchworkt" es ein bisschen zu sehr, ich empfinde den Text nicht als die Einheit, die er vermutlich sein will (im anderen Fall würde ich mir um einiges mehr Facettenreichtum, auch sprachlich, wünschen).

Niko

Beitragvon Niko » 26.11.2011, 11:00

würden die von amanita genannten beiden "medizinischen" zeilen wegfallen, wäre es für mich ein wunderbares gedicht. diese zeilen hier: "im schweigen liegen die lieder verborgen" "keiner hat dir die kirschen erklärt" sind hervorragend.

liebe grüße: niko

Gerda

Beitragvon Gerda » 28.11.2011, 13:53

"Erklar mir Liebe"

Hier glaube ich, die Dichterin anhand des Fachterminus zu erkennen. Diese Erkenntnis führt allerdings nicht zwangsläufig zum Lob ;-) . Es ist genau dieser Begriff , der das Gesamtbild und meinen Eindruck, einen guten Text zu lesen, empfindlich (zer)stört.
Es ist schlicht zu viel nach der Wachstumsstörung auch noch von hormoneller Dysfunktion zu schreiben, zu erklärend.
Gute Lyrik sollte sich aber meiner Ansicht nach, selbst erklären lassen und nicht einen Blick in den Pschyrembel - auch online verfügbar - notwendig machen.

Meiner Ansicht kann der Begriff schlicht entfallen. Der Text ist stark genug.
Die Autorin sollte sich entscheiden, ;-) ob sie im wissenschaftlichen Bereich erklärend unterwegs sein möchte, oder auf die ihr eigenen außergewöhnlichen Metaphern zurückkgreifen will, wie das hier ohne die Dysfunc. zu lesen ist. Der Text geht mit einem wunderbaren Satz zu Ende, von dem ich nicht sagen kann ob er mir tatsächlich bekannt ist oder nur so vorkommt.
Er erinnert thematisch stark an an Bachmanns "Erklär mir Liebe" .

Herzlich
Gerda

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 28.11.2011, 15:25

Der Text geht mit einem wunderbaren Satz zu Ende, von dem ich nicht sagen kann ob er mir tatsächlich bekannt ist oder nur so vorkommt.
Kommt mir auch bekannt vor. :pfeifen:
Schau mal in unseren Wettbewerb Blaues Blatt 2010, Gerda.
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Gerda

Beitragvon Gerda » 28.11.2011, 15:53

Stimmt, dankeschön, Flora, :-) ... müssten die Textzeilen dann nicht aber als Zitat ausgewiesen sein ?
Hm ...

Liebe Grüße
Gerda

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 29.11.2011, 12:17

müssten die Textzeilen dann nicht aber als Zitat ausgewiesen sein ?
Zumindest wäre ein Hinweis oder Link entweder zu meinem Text, oder zum Wettbewerb sicher kein Fehler gewesen. So hat es für mich einen etwas seltsamen Beigeschmack, auch wenn es leicht verändert ist. Vielleicht dachte der anonyme Autor einfach, dass das noch so präsent ist, dass es keinen Hinweis braucht?
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