„Dies Bildnis ist bezaubernd schön“

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 08.03.2008, 11:59

Mit gerecktem Hals schritt Daphne über den Schulhof, schwenkte energisch ihre rote Plastikhandtasche. Einer der Schüler riss sie ihr immer aus der Hand und rannte davon. Die anderen grölten „Mongo, Mongo!“
„Ich b…bin nicht aus M…Mongolien!“ Daphne stapfte hinterher. „Ich hau dir den Popo kaputt ...“ ihre Stimme erstickte in Tränen.
Vom anderen Ende des Hofs schleuderte der Junge die Tasche in ihre Richtung. Im Dreck blieb sie liegen.
Beim Bücken tropfte Daphne der Rotz aus der Nase. Sie öffnete den goldenen Klippverschluss und linste hinein, seufzte, weil nichts fehlte. Die Taschentücher nicht, die Schokobonbons nicht, das Bettelarmband und der rosa Lippenstift nicht.
Das Armband, ein Taufgeschenk, passte nicht mehr um ihr Handgelenk. Sie zählte die silbernen Anhänger. Katzen, Kleeblätter, Schlüssel und die Herzen, die sie jedes Jahr hinzubekam. „Eins, fünf, zehn, drei, acht ...“ Manchmal geriet sie durcheinander, bei „Zehn“ stopfte sie es zurück, roch am Lippenstift und leckte dran.
Dann lief sie weiter solange ums Viereck, bis die Glocke schrillte.

Ihr Vater wurde wütend, als er von ihrer Zeugung erfuhr.
„Das musst du wegmachen lassen“, sagte er zu Clara, „Du bist über vierzig, und ich bin verheiratet.“
Claras Bauch wuchs, Thomas wurde geschieden und zog ein.
„Thom, sieh nur die süße kleine Nase, wie ein Kätzchen und die schräg gestellten Augen!“, sagte sie entzückt, als Daphne geboren war.

Zwei Jahre später tapste die Kleine neben Clara durch den Supermarkt.
„Niedlich das Püppchen“, sagte die Kassiererin.
Eine Kundin, die nach Clara ihre Einkäufe auf das Laufband legte, meinte nach einem Blick auf Daphne: „Das wird nicht so bleiben ...“
Eine andere seufzte. „Down-Syndrom.“ Ihr Blick in die Runde heischte nach Lob.
Clara nahm Daphne auf den Arm. Beim Hinausgehen hörte sie: „Sowas ist eine Strafe Gottes.“
Clara fing an Daphne zu beobachten. Merkte man ihr das Gen zuviel so deutlich an? Sie konnte keinen Unterschied zu anderen Kindern feststellen.
Lange Jahre hatte sie sich ein Kind gewünscht und jetzt sollte sie aus Angst vor den Leuten nicht mehr auf die Straße? Clara schüttelte den Kopf darüber, umarmte Daphne. Sie war stolz.
Als sie Thomas an ihren Gedanken teilhaben ließ, zwischen Tür und Angel – er verbrachte die meiste Zeit mit arbeiten, sagte er: „Ich habe dich angefleht.“
Er zog sich noch mehr zurück. Schließlich fing er ein Verhältnis mit seiner geschiedenen Frau an, übernachtete auswärts. Clara stellte verblüfft fest, dass es ihr nichts ausmachte.
Sie schleppte Daphne überallhin mit. Äußerte jemand, wie bedauernswert ihr Schicksal sei, sagte sie: „Ich bin überglücklich mit meiner Tochter, sie hat einen starken Charakter.“
Daphnes sechsten Geburtstag feierten sie allein; Thomas hatte angerufen und gesagt, er würde bei seiner ersten Frau bleiben, aber natürlich Unterhalt für das Kind bezahlen.
„B...blablabla!“ Daphne lachte Clara an, die ihr die Karte und das Kuvert aus der Hand nahm und vorlas: „Liebe Daphne, Glück und Segen auf all deinen Wegen. Ich lade dich in die Oper ein zur Zauberflöte. Deine Mama.“
Daphne klatschte in die Hände und blies alle Kerzen auf der Schokoladetorte aus. Sie zerbiss das rosa Seidenband des zweiten Geschenkes. Die Puppe mit blonden Locken sah sie kurz an, ehe sie sie in die Ecke schmiss.

Zwei Tage später saß Daphne mucksmäuschenstill auf zwei Telefonbüchern. Mit aufgerissenem Mund verfolgte sie das Geschehen auf der Bühne. Clara lächelte. Als der letzte Vorhang fiel, hopste Daphne vom Stuhl, fasste nach der Hand ihrer Mutter und zog sie hinaus. Auf dem Heimweg summte sie eine Weile. Plötzlich sang sie: „Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht, zernichten Heuchler Macht.“
Clara trat auf die Bremse, drehte sich um. „Was hast du gesagt?“
Daphnes Augen glänzten. Sie wiederholte den Vers Sarastros aus der letzten Szene.

Clara tauschte die Puppe gegen einen Kassettenrekorder um und kaufte die Zauberflöte. Täglich hörte Daphne vor dem Schlafengehen ihre Lieblingsarien und sang sie begeistert und ganz ohne zu Stottern nach.

Ein paar Jahre später tauchte Daphne spät abends im Nachthemd im Wohnzimmer auf. Clara hatte ein paar Freunde, die ihr treu geblieben waren, eingeladen.
„M...Mama G...Geb...burtstag.“
Jemand lachte, was ihm einen scharfen Blick Claras einbrachte.
„Daphne weiß Geschenk“, sagte Daphne und stellte sich vor dem Fenster in Pose. „Pa-Pa-Pa-Papagena!“, begann sie zu schmettern.
Um den Wechsel zwischen Papageno und Papagena spielen zu können, trieb Daphne ihren gedrungenen Körper unerbittlich in Claras Wohnzimmer von einem Ende zum anderen. „Pa-pa-pa-pa-geno“, sang sie beim Kamin und dann vom Fenster her: „Pa-pa-pa-pa-gena.“
Hochrot, mit leuchtenden Augen hinter den Brillengläsern verbeugte sie sich. Clara weinte vor Freude und alle klatschten.
Danach stopfte Daphne Schokoladekuchen in den Mund, die Gäste schauten weg.

„Wir müssen einen Büstenhalter für dich kaufen, Liebling, du wirst langsam erwachsen.“
Daphne patschte auf ihre Rundungen und hüpfte auf und ab.
In der Wäscheabteilung stürzte sie sich mit einem Schrei der Begeisterung auf einen roten Satin-BH.
Die Verkäuferin entwand ihn Daphnes Händen. „Ein Einzelstück. Falsche Größe.“
„Was hältst du von diesem da?“ Clara zeigte auf einen hellblauen.
„Nein. Den da!“ Mit einem Ausfallschritt riss Daphne das rote Teil wieder an sich und zog sich hinter einen der Drehständer zurück.
„Gib her, der passt nicht, sagt die Dame.“
Daphne schnaufte und zog eine wütende Grimasse. Als Clara auf sie zuging, wich sie aus und stieß eine Figurine im grünen Negligé um, schrie: „Will aber!“ Sie stürmte davon, Clara hinterher. „Hör auf damit, du machst doch alles kaputt!“
Aber Daphne kippte drei Drehständer mit Dessous um und tobte weiter. „Ich will rot haben, rot, rot!“
Erst als Clara mit hängenden Armen stehen blieb, hielt Daphne an und streckte den Verkäuferinnen die Zunge heraus. „Rot!“
Clara drückte einer der Damen einen großen Geldschein in die Hand und verließ mit Daphne und einem zu großen, roten Büstenhalter den Laden.

Eine Tante lud am kommenden Wochenende zu ihrem achtzigsten Geburtstag ein. Daphne präsentierte den roten BH, dann sang sie eine Arie aus dem Fliegenden Holländer. Die Familie saß dicht gedrängt um die Kaffeetafel, Clara und Daphne teilten sich einen Stuhl. Mitten in der angeregten Unterhaltung seufzte Daphne laut auf. Mit verklärtem Gesichtsausdruck rieb sie ihr Geschlecht an der Stuhlkante. Sie stöhnte auf dem Höhepunkt, zuckte und sank entspannt in sich zusammen.
„Gut“, sagte sie und griff nach einem Stück Torte.
Einige hüstelten. Clara sagte: „Wir müssen gehen, mein Engel.“

In der Beratungsstelle für Eltern mit behinderten Kinder sagte man Clara: „Menschen wie Daphne haben eine starke Libido, ohne zu begreifen ...“
Clara nahm es hin und verkehrte nur noch mit Verwandten und Freunden, die ihre Tochter akzeptierten, wie sie eben war.

Eines Tages war das Bettelarmband aus der Handtasche verschwunden, nachdem Daphne sie zurückerobert hatte. Der Junge, der trotz aller Ermahnungen nicht genug davon bekommen konnte, sie zu ärgern, schrie: „Mongo! Mongo!“
Als Daphne den Diebstahl bemerkte, warf sie sich auf den Asphalt, wälzte sich und brüllte wie am Spieß. Sie keuchte wie unter Schock bis sie schließlich das Bewusstsein verlor. Der Rettungswagen brachte sie in die Klinik.

Die Schulleitung entschied, dass Daphne besser in einer Sonderschule aufgehoben wäre.
Clara begann wieder zu arbeiten. Halbtags in einem Steuerberatungsbüro. Einer der Klienten machte ihr den Hof.
„M...M...Matthias“, sagte Daphne, als er bei ihnen einzog. Er unterstützte Clara, indem er ihre Tochter von der Schule abholte, wenn sie länger im Büro zu tun hatte.
„Ich kann mir meine Zeit als Selbständiger gut einteilen“, meinte Matthias. Er besaß Seminarräume, die er für esoterische Kurse vermietete.
Er war begeistert von Daphne und zeigte ihr, wie sie auch ohne Sesselkante Lusterfüllung bekommen konnte. Während sie auf dem Bett im Kinderzimmer die Beine spreizte und masturbierte, saß er auf dem Kinderschaukelstuhl und rieb sich. Daphne lachte.
„Springbrunnen“, sagte sie zu seinem ejakulierenden Glied.
Nachher fütterte er sie mit Schokoladekuchen, wischte ihr den Mund ab.
Eines Tages kam Clara früher von der Arbeit und hörte Matthias aus dem Kinderzimmer stöhnen. Sie riss ihn an den Haaren, schlug auf ihn ein.
„Hau ab oder ich zeige dich an“, sagte sie, bemüht, nicht zu schreien, um ihr Kind nicht zu erschrecken.
Matthias packte hastig ein paar Sachen und war innerhalb einer Stunde verschwunden.
Clara sah nach Daphne. Sie hockte auf dem Bett, die Kopfhörer auf und hörte die Zauberflöte.

Als sie mit vierzehn die Sonderschule beendet hatte und tagsüber eine Behindertenwerkstätte besuchte, rief Matthias immer noch an.
„Ich will nichts mehr besprechen mit dir, sei froh, dass du so davon gekommen bist, Matthias“, sagte Clara, wenn er sie anflehte, ihm zu vergeben.
„Ich kann so nicht leben, weiß ja nicht einmal, was in mich gefahren war ...“
„Pech“, sagte Clara und legte auf.
Daphne hatte alle paar Tage einen anderen Freund.
„Sch...schau!“ Sie zupfte das Bild des Favoriten aus der roten Plastikhandtasche, ging von Tisch zu Tisch und hielt es jedem unter die Nase.
„Gut“, sagten die Kollegen und unterbrachen ihre Arbeit, um es sich anzusehen.
Zuhause blätterte sie die Illustrierten durch, die Clara aus dem Wartezimmer des Steuerberaters mitnahm. Gefiel ihr ein Foto, riss Daphne es heraus, stammelte: „Sch...schön.“
Sie drückte das Blatt an ihre Brust, nahm es mit in die Werkstätte und wenn es abgewetzt und eingerissen war, suchte sie sich ein Neues aus.

„Ich bin verlobt“, stieß Daphne eines Tages hervor und klopfte aufgeregt mit dem Zeigefinger auf den Auserwählten der Woche. Clara setzte die Lesebrille auf. Schräg stehende Augen, ein liebevolles Lächeln strahlten sie an.
Diesmal riss Daphne die Seite nicht heraus, sie nahm eine Bastelschere. Die Zunge zwischen den Zähnen konzentrierte sie sich auf das Ausschneiden.
„Soll ich dir helfen, Daphne?“
„Nein! Allein machen!“
Clara ging in die Küche, um Abendbrot vorzubreiten. Vor Schreck ließ sie einen Teller fallen, als Daphne plötzlich wie ein Stier aufbrüllte.
Mit verzerrtem Gesicht trampelte Daphne auf der Zeitschrift herum. „Blöde Schere!“, heulte sie und warf sie nach ihrer Mutter, die zur Seite sprang. Beide fingen an zu weinen.
Clara breitete die Arme aus. „Komm her, mein Kind, komm zur Mama.“
Mit gesenktem Kopf trottete ihre Tochter auf sie zu.
Später saßen sie auf dem Sofa. Daphne knetete ihre Hände rot, den Kopf an Claras Schulter gelehnt. „Mein Verlobter ...“
„Gleich Morgen kaufen wir einen neuen Stern. Und dann machen wir es zusammen. Und du bekommst einen Bilderrahmen, damit du deinen Verlobten aufstellen kannst.“
Daphne Nase rieb an ihrer Schulter. „Ja, Mama“, sagte sie. Sie ließ sich ins Bett bringen, Clara schob sie an der zerfledderten Zeitschrift vorbei.

Daphne durfte die Seite festhalten und Clara führte die Schere. Sie klebte das Bild sorgfältig auf Karton, schob es in den Rahmen aus Plexiglas.

„Jetzt setz dich bitte hin und arbeite wie die anderen“, wurde Daphne ermahnt. Mit eingezogenem Kopf schlurfte sie zu ihrem Platz und schimpfte: „B...blöder Hund!“
Sie blinzelte trübe in den Saal, wetzte auf dem Stuhl herum, beobachtete ihre Tischnachbarin, die ein Lampenschirmdrahtgestell mit Bast umwickelte. Ihr eigenes Werkstück, das wie ein Klumpen Fäden aussah, flog quer durch den Saal.
Sie holte den Dalai Lama aus ihrer Tasche und weinte.
Georg, der Werkstättenleiter, bat Daphnes Mutter zu einem Gespräch.
„Sie ist eben keine Handarbeiterin, sie hat andere Talente“, sagte Clara.
„Das ist schon richtig. Aber die Plätze bei uns sind sehr gesucht und ich kann keinen hier behalten, der sich nicht bemüht.“
„Aber sie ist doch ... das tut sie doch!“, sagte Clara.
Daphne drückte ihre Nase an der Fensterausnehmung in der Tür platt. Sie klopfte an die Scheibe und hielt das Bild des Dalai Lama hoch. „Mein Verlobter will ich hier bin!“
Clara winkte ihr zu. „Ich habe eine Idee“, sagte sie, „meine Tochter singt wunderschön Opernarien. Können Sie sie nicht zur Stimmungsmacherin ernennen? Das geht die Arbeit leichter von der Hand.“
Georg schüttelte den Kopf, aber er willigte ein.

Am nächsten Morgen, als Clara Daphne ablieferte, schlich sie mit schmalen Lippen zu ihrem Platz.
„Daphne, du musst das nicht mehr machen. Weißt du was?“, sagte Georg, während sie ihn anblinzelte, „Ab heute singst du für uns, damit wir mehr Spaß bei der Arbeit haben. Bist du einverstanden?“
Daphne stand langsam auf, sie lachte. Sie schritt durch den Raum an den Tischen vorbei und gab eine Arie nach der anderen zum Besten. Bei Applaus verbeugte sie sich, klatschte niemand, applaudierte sie sich selbst.

Matthias wartete eines Tages vor dem Haus, als Clara zur Arbeit ging.
„Ich möchte, dass du mir verzeihst. Bitte.“
Sofort hatte sie die Szene vor Augen. „Geh. Ich kann nichts tun für dich.“ Sie ließ ihn stehen.

Als Clara in den vorzeitigen Ruhestand ging – die Behindertenwertstätte hieß neuerdings Geschützte Werkstätte und Menschen mit Down-Syndrom wurden nicht mehr als mongoloid bezeichnet – bot sie ehrenamtliche Hilfe an, um ihrer Tochter nahe zu sein.
Georg war gern mit Clara zusammen. Sie half ihm fast täglich für ein paar Stunden in der Betreuung, teilte das Mittagessen aus.
Ihre Hände berührten sich bei einem der Teller. Clara blickte auf und lächelte Georg an. „Sagen musst schon du etwas als Mann.“
Er räusperte sich.
Sie drückte seine Hand. „Morgen Abend bei uns zum Essen?“

Daphne hatte ein ausgesprochen dramatisches Talent und Georg zerbrach sich den Kopf, ob man sie fördern könnte. Ihm gefiel, wie frei von allen Zwängen sie war, sich spontan engagierte, wenn jemand in der Gruppe bockte oder traurig war, er hatte sie gern.
Eines Abends lief im Fernsehen ein Beitrag über eine Opernschüleraufführung. Der Deutschlehrer sagte, sie hätten die Oper gekürzt, damit sie spielbar würde. In den nächsten Wochen suchten Clara und Georg im Wechsel Sponsoren, sprachen mit Banken, Kulturausschüssen der Parteien und karitativen Vereinigungen. Clara und Georg strichen die Zauberflöte zu einer einfachen Fassung zusammen und übten mit den Mitwirkenden die Rollen ein. Die Proben dauerten ein dreiviertel Jahr.

Mit roten Wangen starrte Daphne Georg an. Als er ihr das Zeichen gab, stapfte sie auf die Bühne.
Den Dalai Lama an die Brust gepresst, sang sie: „Zu Hilfe! Zu Hilfe! Sonst verloren, listige Schlange Opfer koren. Barmherzige Götter! Schon nahet sich; Ach rettet mich! Ach schützet mich!“

Die Presse lobte die Arbeit als beachtlich. Während eines Fernsehinterviews hielt Daphne das Foto in die Kamera und ihr Lachen war wie das des Dalai Lama. „M... Mein Verlobter. W... Wie gefällt dir m... mein Lippenstift?“, fragte sie und zeigte auf das Rosa. Die Journalistin drehte sich hilfesuchend um.
„Sag doch, wie gefällt er dir?“ Als Daphne keine Antwort bekam, winkte sie in die Kamera und ging aus dem Studio.

Bei der letzten Aufführung saß Matthias in der ersten Reihe.
„In heiligen Hallen kennt die Rache nicht, und ein Mensch gefallen, führt Liebe ihn zur Pflicht“, sang Daphne.
In diesem Augenblick erhob sich Matthias. In einen bodenlangen hellen Samtmantel gehüllt, nickte sie ihm zu, während sie weiter sang: „In heiligen Mauern, wo Mensch Menschen liebt, kann kein Verräter lauern, man dem Feind vergibt ...“
Sie beendete Sarastros Arie am Bühnenrand. „Wen solche Lehren nicht erfreu'n, verdienet nicht Mensch sein.“

Daphne aß kein Fleisch mehr, Clara und Georg beobachteten sie. Jedem blickte sie aufmerksam in die Augen. Sie machte keinen Unterschied, ob es ein Mensch war oder ein Tier.
„Als würde sie einem ins Herz hineinschauen“, sagten sie, ohne es besser beschreiben zu können.
Sie war Ende zwanzig, ihre Regel blieb aus. Noch immer sang sie Arien zur Unterhaltung in der Werkstätte, dazwischen ging sie hinaus in den Hof und setzte sich auf den Rasenfleck, legte das Foto neben sich ins Gras.
Wenn Georg zu ihnen nach Hause kam, nahm Daphne das ohne Einwand zur Kenntnis. Einmal beim Frühstück sagte sie: „Du kannst bleiben. Bist nett.“ Sie ging auf den Balkon hinaus und schaute in den Himmel.
Als Georg das nächste Mal kam, zog er ein Päckchen aus der Tasche des Sakkos. „Für dich, Daphne.“
Sie lachte ihn an, packte die Sonnenbrille aus und setzte sie auf. Sie legte sich der Länge nach auf den Boden des Balkons, verschränkte die Arme und starrte stundenlang in die Wolken.
Georg fragte Clara, ob sie seine Frau werden möchte.
„Ja“, sagte sie.
Georg war zehn Jahre jünger als sie, die auf die siebzig zuging. Er versprach ihr, sich eines Tages um Daphne zu kümmern.

Nach Claras Tod sorgte Georg dafür, dass Daphne eine Gewöhnungszeit blieb, sich auf ein Leben im Heim einzustellen. Als er selbst pflegebedürftig wurde, brachte er sie dorthin. Belegschaft und Bewohner versammelten sich zu ihrem Empfang im Gemeinschaftsraum. Sie hatten Papiergirlanden aufgehängt und es gab Schokoladekuchen.

Hoch in den Siebzigern legte sie sich ins Bett und stand nicht mehr auf. Einmal noch bekam sie einen Wutanfall. Die Krankenschwester hatte versehentlich das Bild ihres Verlobten vom Nachtkästchen gestoßen.
Eine anhaltende Lungenentzündung schwächte Daphne. Trotz Dekubitus begrüßte sie lächelnd jeden, der an ihr Bett trat, deutete mit zitternder Hand, dann nur mehr mit den Augen auf den Dalai Lama.

Die Werkstätte und das Heim sammelten für einen besonderen Grabstein, in dem ein Porträt von Dalai Lama eingelassen war. Darunter die Worte: „Wenn Leute lachen, sind sie fähig zu denken ...“

©ELsa Rieger
Schreiben ist atmen

Sam

Beitragvon Sam » 09.03.2008, 10:58

Hallo Ferdi,

mit deinen martialischen Vergleichen kann ich nichts anfangen. Sie sind platt und oberflächlich und irgendwie nicht mit dem feingeistigen Künstler in Übereinstimmung zu bringen, den ich hier in unzähligen Gedichten und Zeichnungen mit großer Bewunderung erlebe.

Hallo Gerda,

Aber ich muss deswegen nun nicht jedwede Art der Meinugsäußerung (jeden Furz) gut finden.

Nein.
In einer perfekten Welt (die es nicht gibt) und in einem perfekten Forum(das es nicht gibt) hätte jemand auf arams Kommentar wie folgt reagiert:
"Hallo aram. Da du es vorziehst den Text nicht zu ende zu lesen, habe ich das für dich gemacht..." Und dann würde eine Textbesprechung folgen, die nur eines zum Ziel hätte: zu zeigen, warum es sich lohnt diesen Text zu bis zum Ende zu lesen. Und wenn der Text wirklich lesenwert war, und der Kritiker es schlüssig begründet, dann verpufft arams Aussage im Nichts und er steht auf völlig verlorenem Posten da, vielleicht sogar ein wenig blamiert. Und das nächste Mal wird er es sich vielleicht genauer überlegen, ob er die Lektüre so frühzeitig abbricht. Das alles ohne Vorwürfe, sondern immer schön am Text.
Das wäre in einer perfekten Welt, in einem perfekten Forum die Art, auf solche Kommentare zu reagieren. Schade, dass es nur eine Wunschvorstellung ist.

Liebe Grüße

Sam

Gast

Beitragvon Gast » 09.03.2008, 11:15

Lieber Sam,

Sam hat geschrieben: In einer perfekten Welt ...


du vergisst, dass in einer perfekten Welt niemand schreiben würde, habe nach dem ersten Satz die Lust verloren weiterzulesen ...
Ich finde die Betrachtung recht einseitig, dass zwar die Reaktionen kritisiert werden, der Auslöser dafür jedoch "als in Ordnung" zur Kenntnis genommen wird.


Ansonsten hört sich das, was du zur perfekten Welt schreibst, schrecklich langweilig an ;-)
Gut, dass wir alle Menschen sind, die Fehler haben ...

Liebe Grüße
Gerda

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 09.03.2008, 11:36

Gerda hat geschrieben:Ich finde die Betrachtung recht einseitig, dass zwar die Reaktionen kritisiert werden, der Auslöser dafür jedoch "als in Ordnung" zur Kenntnis genommen wird.


Hallo Gerda, das ist das, was mich ja auch immer wundert: Die einen wollen mit Härte kommentieren dürfen, aber diese harte Kommentierweise selbst wiederum soll man nicht hart kommentieren dürfen. Die Harten beißen sich ständig in den Schwanz, wenn sie sich über die Weichheit beklagen, aber wiederum auf Kommentarkommentare wie Weicheier reagieren.


Hallo Aram,

ich persönlich habe nichts gegen Deinen Erstkommentar. Es ist reine literarische Neugier, wenn ich jetzt gerne lernen würde, warum Du auf den Begriff "energisch" so allergisch reagierst.


Salute

Pjotr

wonigo

Beitragvon wonigo » 09.03.2008, 11:38

Guten Morgen, ich möchte zurück zur vorliegenden Geschichte. Dieses Hick-Hack um "was darf ich, was darf ich nicht" nimmt m.E. zuviel Platz ein. Natürlich muss darüber gesprochen werden, aber irgendwann muss Schluss sein. Das da nicht jeder befriedigt herauskommt, ist klar.

Zum Text:
Mehrfach schon angeklungen, trotzdem nochmal: Die Zeitspanne für die Geschichte ist viel zu lang. Selbst TV würde aus dem vorgelegten Stoff mindestens einen Dreiteiler machen. Dadurch gleitet zwangsweise der Stil über weite Strecken in eine Art Berichterstattung ab.
Der Abschnitt "Als Clara in den vorzeitigen Ruhestand ..." z. B. enthält viele Informationen, die sicher interessant, für die Geschichte aber nicht relevant sind. Wenn man den Text unter diesem Aspekt durchgeht, findet man sofort zahlreiche Textstellen, in denen die Autorin vollständig sein will, nichts auslassen will. Der Leser will und braucht aber auch Pausen im Text, die er mit seinen eigenen Erfahrungen und Vorstellungen füllen kann, er will nicht alles vorgekaut bekommen.
Das ist auch einer meiner eigenen Fehler: Ich möchte, dass mich ja keiner missversteht, dass auch alle genau wissen ... Wenn man sich dieses Fehlers bewusst wird, ist schon einiges gewonnen.

Der Text enthält so herrliche dramatische Szenen, ohne auf die Tränendrüsen zu drücken, dass ich sie gerne extra stehen haben wollte. Da wird nicht beschrieben, sondern da passiert etwas, was mich anrührt.
Überlegung: Vielleicht könnte man solche Szenen zusammenfassen und die informationsgeladenen Abschnitte entfernen oder auf ein Minimum beschränken. Klugscheißer ich! Habe selbst Schwierigkeiten damit. Alle sollen genau begreifen, was ich meine.

Ohne größere Überarbeitung bekommt dieser Text von mir keinen Punkt in der Monatsbilanz, obwohl er die Substanz dazu hat.

Kleine Entschuldigung: In meiner ersten Stellungnahme habe ich die Namen Elsa und Lisa verwechselt, aber wirklich nur die Namen! Habs berichtigt.

Und nun hört auf, mit Dreck zu schmeißen! Es gibt nicht nur eine Ansicht! Heute ist Sonntag, macht was draus!

Wolfgang

Niko

Beitragvon Niko » 09.03.2008, 11:38

man könnte auch einfach versuchen, jeden kommentar als das zu nehmen, was er letztendlich ist: ein auseinandersetzen mit dem text. - in welcher form auch immer. ich zb habe - warum auch immer - stress mit texten, wo gleich im ersten satz der name des prot vorkommt. jeder hat halt seine ganz speziellen kriterien, die man nicht immer rational begründen kann und auch nicht begründen muss.

sicherlich ist arams kommentar grenzwertig. wenn man ihm aber eines nicht vorwerfen kann, ist es unaufrichtigkeit.
mit einer solchen kritik habe ich grundsätzlich weniger probleme, als mit kritike(r)n, die im grunde nur kritisieren, um zu glänzen, die kritisieren, um dem autor des kritikers stil aufzudrängen, die vor besserwisserei fast platzen und nicht eimal merken, dass sie völlig daneben hauen, weil es ihnen nicht wirklich um form und inhalt geht. ich mag auch nicht kritiken, die schönreden. aus persönlicher sympathie, oder weil es schick ist, eigenwilliges oder "außergewöhnliches" gut zu finden. man stellt sich doch dann so ... aufgeschlossen dar.
und dennoch: es macht keinen sinn, zu spekulieren, wer was warum wie kritisiert.
im grunde genommen ist jeder kommentar, der sich mit dem ausgangstext beschäftigt, ein kompliment: jemandem war mein text wert genug, ihn zu kommentieren. und ich bin sicher, das elsa dies genau so sieht. auch und gerade die wirklich ehrliche und offene kritik ist es, die einen wirklich nach vorne bringt. nicht die weichspülkommentare, die vielleicht versteckte, zarte andeutungen machen.
nur zum besseren verständnis:
ich fühle mich auch oft genug auf den nicht vorhandenen schlips getreten von kritike(r)n. schließlich ist ein verfasstes werk eine art "eigenes kind". und da lässt man keine schläge zu. man kehrt unter umständen das innerste nach außen und fühlt sich manchmal schlicht unverstanden. aber unterm strich waren es genau diese deftigen komms, die mich verbessert haben. auch wenn sie mir in der speziellen situation nicht gefallen.

lieben gru? Niko

Sam

Beitragvon Sam » 09.03.2008, 11:41

Hallo Gerda,

du vergisst, dass in einer perfekten Welt niemand schreiben würde, habe nach dem ersten Satz die Lust verloren weiterzulesen ...

Mit diesem Argument habe ich gerechnet. In meiner perfekten Forenwelt, dürfte so ein Satz allerdings durchaus vorkommen.

Ansonsten hört sich das, was du zur perfekten Welt schreibst, schrecklich langweilig an

Auch das sehe ich anders. Langweilig sind die immer gleichen Vorwürfe, die erhoben werden, wenn jemand ganz direkt seine Meinung sagt. Das von mir beschriebene Szenario, vor allem die Textbesprechung, die arams Kommentar widerlegen würde, wäre bestimmt nicht langweilig.

Gut, dass wir alle Menschen sind, die Fehler haben ...

Kommt aber scheinbar darauf an, welche Fehler... ;-)

Liebe Grüße

Sam

Sam

Beitragvon Sam » 09.03.2008, 12:56

Die flache Lebenslinie

Zunächst die wichtigste Frage: Lohnt es sich diesen Text bis zum Ende zu lesen? Ich würde sagen: Auf alle Fälle. Zumindest, wenn man andere Elsageschichten schon gelesen hat.
Warum? Weil Elsa, trotz der offensichtlichen Schwächen, die der Text sprachlich und z.T. inhaltlich noch hat, etwas gelingt, dass ihr in anderen Texten oftmals nicht so geglückt ist. Und auch hier wurde es schon mehrfach bemängelt: Die Klischees.
Ist der Text voller Klischees? Ja, das ist er. Hier kommt jetzt allerdings ein großes ABER: Elsa lässt sämtliche Klischees in ihrem Text völlig wirkungslos verpuffen. Sie degradiert sie zum Allgemeingut der Geschichte, die ja eigentlich keine Geschichte ist, sondern die Skizze eines Lebenslaufes, indem viele Ereignisse gleichwertig nebeneinander stehen. Es fehlt völlig an Schlüsselerlebnissen. Selbst das Opernsingen und die Aufführung ändern nichts am gleichmäßigen Dahinfließen des Lebens. Da ist keine Erfahrung, kein Erlebnis von einer solchen Bedeutung, dass sie den Lebenslauf entscheidend verändert. Und damit entlarvt Elsa in der Geschichte sämtlichen Klischees, in dem sie ihnen den Rang des Alltäglichen zuweist.
Ja Daphne ist behindert und wird gehänselt – das Leben geht weiter
Ja, sie hat eine starke Libido und wird sexuell missbraucht – das Leben geht weiter
Sie kann gut singen – das Leben geht weiter
Die Mutter heiratet wieder – das Leben geht weiter
Die Mutter stirbt – das leben geht
Am Ende stirbt sie selber.

Einzig der Ex der Mutter, jener Matthias, durchbricht dieses gleichmäßigen Lauf. Als wolle die Erzählerin den Leser immer wieder mit der Nase auf ihn stoßen. Gab es da doch etwas, was sich in Daphnes Leben tiefer eingraben hat? Handelte es sich tatsächlich um sexuellen Missbrauch. Ich persönliche finde gerade diese Sequenz mit Daphne und Matthias einer der stärksten im Text. Weil hier völlig wertfrei eine gewisse Grenzsituation beschrieben wird. Es ist schwer die Situation genau einzuschätzen und auch die Autorin enthält sich jeder Wertung. Auffallend nur, die fortwährende Präsenz von Matthias in der Geschichte und ihr Zusammentreffen während der Aufführung. Hier wird das Skizzenhafte für einen Moment durch etwas dickere Striche verstärkt, die die Autorin, mutig wie ich finde, an einer ganz sensiblen Stelle ansetzt. Hier scheint der einzige wirkliche Bruch im Leben von Daphne zu sein.

Ich kenne mich mit Trisomie 21 nicht so gut aus. Aber ich kann mir vorstellen, dass eine gewisse emotionale Gleichförmigkeit zum Krankheitsbild gehört. Jedem Ereignis wird die gleiche Wichtigkeit zugeordnet, wie bei Kindern springt die Aufmerksamkeit von einem Ding zum nächsten. (Was ja auch der ständige Wechsel der „Verlobten“ zeigt.) Wenn dem so ist, dann hat Elsa das im Aufbau ihrer Geschichte sehr gut eingefangen. Eine, trotz aller Ereignisse, stetig flache Lebenslinie. Beklemmend.

Sam

Beitragvon Sam » 09.03.2008, 14:21

Hallo liebe Streithähne und Zickenhühner (wie Wolfgang das so schön nannte - ich schließe mich da natürlich mit ein :-) ),

wenn wir so engagiert und kontrovers über das richtige Kommentierverhalten diskutieren können, dann ist vielleicht auch eine völlig andere Diksussion möglich. Eine, die etwas heikler ist und bei der eine Stellungnahme durchaus Mut erfordert, vor allem den Mut zum Irrtum.

Meine Frage Elsas Text betreffend:

Wird in Elsas Text wirklich ein sexueller Missbrauch geschildert? Ich selber bin da unschlüssig. Einerseits gebraucht Matthias natürlich Daphnes Freizügigkeit und Unbefangenheit um sich selbst zu befriedigen. Anderseits berührt er sie offenbar nicht, sondern zeigt ihr nur, wie sie ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse befriedigen kann. In erweitertem Sinn, könnte man von gegenseitigem Einverständnis reden. Und so wie Elsa die Geschichte weitergesponnen hat, verspührt Daphne ja keine negativen Gefühle Matthias gegenüber. Eher das Gegenteil.
Müsste ich mich für eines entscheiden, würde ich sagen, es ist kein sexueller Missbrauch.
(Ich nehme die Reaktion von Clara als Mutter da natürlich heraus, die ist nur zu verständlich)

Also, was denkt ihr?

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 09.03.2008, 14:22

Hallo Sam!

Na gut, dann jenseits aller "martialischen Vergleiche":

Du empfindest Direktheit als "interessant". Andere, viele andere empfinden sie als verletzend. Und wenn ich die Wahl habe, dir interessante Direktheit vorenthalten zu müssen oder jemand anderem eine Verletzung ersparen zu können, tja, dann ist die Entscheidung einfach: Du wirst ohne die von dir gewünschte Direktheit auskommen müssen. Und wenn das nun auch weder platt noch oberflächlich noch feingeistig ist (sondern, meiner Meinung nach, ganz einfach eine Selbstverständlichkeit) - so zeugt es doch vom Willen, das Befinden anderer neben dem eigenen gelten zu lassen, eine Dimension, die mir in deinen Beiträgen zum Thema (irritierenderweise, denn ich denke schon, dass es sie gibt) völlig zu fehlen scheint.

Hallo Aram!

Um zum Abschluss noch kurz & konkret auf deinen Fall einzugehen (der ja Auslöser der ganzen Geschichte war): Ich hätte es schon besser gefunden, du hättest dich bei der entspannenden Zubereitung eines guten Tees (oder einer anderen Methode, einen ausgeglichenen Geisteszustand zu erlangen) auf deinen "Kommentar" vorbereitet - oder, ganz, ganz einfach, die Finger von der Tastatur gelassen. Warum rechtfertigt deine schlechte Laune, dass Elsa so eine Kröte schlucken muss? Das will mir beim besten Willen nicht einleuchten.

So, damit seid ihr mich in diesem Thread (endlich!) los :-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.03.2008, 14:31

Müsste ich mich für eines entscheiden, würde ich sagen, es ist kein sexueller Missbrauch.
(Ich nehme die Reaktion von Clara als Mutter da natürlich heraus, die ist nur zu verständlich)

Also, was denkt ihr?

Ich sehe diese Szene nicht als sexuellen Missbrauch an, finde aber alle Sätze, die mit Matthias zu tun haben, als überflüssig in der Geschichte (wie ich ja oben schon schrieb).
Saludos
Mucki

Trixie

Beitragvon Trixie » 09.03.2008, 14:33

hallo,

ich sah es von anfang an nicht als sexuellen missbrauch. sagen wir so: ich habe einen größeren erfahrungswert was behinderte menschen angeht als viele andere, die ich kenne und einen kleineren als die, die täglich mit ihnen zusammen sind. und meiner erfahrung nach ist es 1. kein klischee, dass menschen - nicht nur männer - sich zu behinderten menschen hingezogen fühlen und sich an ihrer andersartigkeit aufgeilen. einer meiner freunde, der mit offenem rücken geboren wurde und im rollstuhl sitzt, sagt spaßeshalber immer, er fände es pervers, dass seine freundin mit einem behinderten schläft. gut, es gibt sicherlich, was das einverständnis angeht, nochmal unterschiede zwischen geistiger und körperlicher behinderung. aber in diesem falle sehe ich es - und überhaupt die ganze rolle des matthias!!! - als beinahe beispielhafte norm an. wäre das alles nicht so wie in dieser geschichte, hätte man sie nicht erzählen müssen, denke ich. die besonderen ereignisse sind meiner erfahrung nach durchaus realitätsnah und glaubhaft. jedenfalls, ups, ich schweife ab, sehe ich es als einfache geilheit an des matthias, als gelegenheit und nicht als böswillige absicht oder sonst irgendwas. es lag wohl weder ein psychischer noch physicher missbrauch vor, denn sie hat das ja gerne getan und es hat sie nicht gestört, dass er ihr dabei zusah und sich selbst auch befriedigt hat. klar, dass die mutter so reagiert - verständlich. aber alles in allem stimme ich dir zu, sam.

gruß
trixie

Sam

Beitragvon Sam » 09.03.2008, 14:47

Ich sehe diese Szene nicht als sexuellen Missbrauch an, finde aber alle Sätze, die mit Matthias zu tun haben, als überflüssig in der Geschichte (wie ich ja oben schon schrieb).
Saludos

Ja, deine Bemerkung ist mir aufgefallen Mucki. Das war auch ein Grund, warum ich mir diesen Matthias in der Geschichte genauer angesehen habe. Wenn dann aber hier kein sexueller Missbrauch vorliegt, sondern vielleicht sogar eine gewisse Art von "Beziehung" zwischen Daphne und Matthias, dann wäre sein ständiges Auftauchen doch irgendwo gerechtfertigt, oder?

Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.03.2008, 15:00

Die Figur Matthias nimmt mir zu viel Raum ein, bzw. Raum weg von der Geschichte Daphnes. Zudem finde ich, dass die Passagen um Matthias die Story nicht wirklich voranbringen, eher das Gegenteil geschieht. Ich würde da lieber mehr einzelne Details von Daphnes Verhalten selbst lesen.

Nachtrag: Wenn die Figur Matthias drin bleibt, dann würde ich nur die Anfänge behalten, bis Clara ihn rauswirft, ihn dann aber nicht wieder hineinbringen in die Story.

Sam

Beitragvon Sam » 09.03.2008, 15:10

Hi Trixie,

danke für deine Meinung!

sehe ich es als einfache geilheit an des matthias, als gelegenheit und nicht als böswillige absicht oder sonst irgendwas.

Das Böswillige fehlt mir hier auch völlig. Wobei ich mich frage, ob da mehr war, wie nur einfache Geilheit. Man hat ja nur das, was der Text einem bietet. Daphne nennt Matthias übrigens mit Namen, als er einzieht. Später bei Georg tut sie das nicht.


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