als ich in ihrem licht deinen mund küsste

Der Publicus ist die Präsentationsplattform des Salons. Hier können Texte eingestellt werden, bei denen es den Autoren nicht um Textarbeit geht. Entsprechend sind hier besonders Kommentare und Diskussionen erwünscht, die über bloßes Lob oder reine Ablehnungsbekundung hinausgehen. Das Schildern von Leseeindrücken, Aufzeigen von Interpretationsansätzen, kurz Kommentare mit Rezensionscharakter verleihen dem Publicus erst seinen Gehalt
Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 11.01.2008, 08:22

als ich in ihrem licht deinen mund küsste

und zugleich wusste
endlos ja endlos
ist die liebe nicht

so wurde es dunkel
im geschmack deiner zunge
um mich und das lachen
getrübt von bitternis
Schreiben ist atmen

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 11.01.2008, 12:16

Abhängigkeit

LI weiß, dass es vom Partner betrogen wird und erhält die Beziehung dennoch aufrecht. (Küsst den Partner)
Das Lachen des LI ist nicht mehr echt, sondern gekünstelt. Doch LI kann sich nicht trennen, ist abhängig vom Partner. So lese ich diese Zeilen.
Das "endlos ja endlos ist die liebe nicht" steckt m.E. voller verzweifeltem Sarkasmus.
LI erkennt, dass es verloren hat, an der anderen Gespielin gescheitert ist, macht dennoch weiter. Ein bitteres, trauriges Gedicht, das in wenigen Zeilen gekonnt eine ganze Geschichte erzählt.
Saludos
Mucki

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 11.01.2008, 12:32

Liebe elsa,

ja, ich finde das auch sehr gelungen! Die Bitterkeit kommt gut durch und den Titel finde ich einfach genial (ich verstehe das doch richtig, dass jier ein "Fremdgehen" angedeutet wird?).

Ich habe nur eine Anregung: Willst Du nicht schreiben:

"wurde es so dunkel um mich"

Das würde an den Anfang besser anschließen finde ich und verstärkt noch einmal die Dunkelheit.

Liebe Grüße

leonie

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 11.01.2008, 12:49

Liebe leonie,

da wir uns hier im Publicus befinden, wird Elsie dir leider keine Antwort geben können auf deine Frage und deinen Verbesserungsvorschlag (die wir hier nicht äußern sollen). Mich juckt es auch immer in den Fingern ,-) Insofern ist der Schlegel Herausforderung für den Autor aber auch für den Kommentar *g*
Saludos
Mucki

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 11.01.2008, 13:36

Oh, stimmt, danke, Mucki!. Ich hatte den Text übers Portal aufgerufen (wo die Rubrik nicht steht) und es dann nicht gesehen, dass es im Publicus ist.

schusselige Grüße

leonie

Maija

Beitragvon Maija » 12.01.2008, 19:01

Hallo,

Ich komme mit der Überschrift nicht ins Reine und schon von Anfang an, meine ich, dass eine "Lesbe" ihren Liebesbeweis hier bezeugen will.
Möglich aber auch, dass Li so beschrieben wird wie es Mucki bezeichnet. Bin etwas konfus, aber das die Liebe nicht für ewig ist, kann man schön heraus hören.

Gruß, Maija

Niko

Beitragvon Niko » 12.01.2008, 21:52

liebe, die im alltag irgendwann scheitert, ja ... - scheitern muss

....die bittere essenz dieses textes. für mich deutet "in ihrem licht" auf eine durch eine affaire getrübte liebe hin. jedoch verwirrt der titel anfangs sehr. meinst du das wirklich? ansonsten sind interpretationsfreiheit in einem gedicht wünschenswert, hier scheint es mir aber um den kern des ganzen zu gehen. "in ihrem licht" eingebaut in der ersten strophe (= weiter entfernt von der titelgebenden ersten zeile) hätte ich stärker empfunden. so lässt es mich noch etwas unsicher zurück.
stark das "dunkel im geschmack der zunge".
lieben gruß: Niko

scarlett

Beitragvon scarlett » 13.01.2008, 23:02

Irritation inbegriffen ...

Was mich an diesem Gedicht fasziniert, ist seine scheinbare Durchlässigkeit und Offenheit.
Es erschiene mir zu einfach gestrickt, wenn Elsa durch das "ihrem" einfach eine Affaire suggerieren würde, das Gedicht somit eine Dreieckskonstellation thematisieren wollte. Natürlich ist der Text auch so lesbar und ich denke, dass das auch die Absicht der Autorin war. Nur könnte es auch eine falsche Fährte sein, auf die der Leser bewußt geführt wird.

Ich bin eher geneigt, dieses Pronomen auf die Liebe selbst zu beziehen - "als ich im licht der liebe deinen mund küsste" - das würde dann bedeuten, dass sich das LI im Moment des größten Glücks dessen Vergänglichkeit und der Vergängichkeit der Liebe bewußt wird. Dieses Bewußtwerden, die Reflexion bewirkt, dass die Situation kippt, dass der Moment des Liebesglücks nicht mehr frei und rein genossen werden kann, die Ahnung des Kommenden greift schon ins Jetzt, verteilt bittere Tropfen.
(der bittere Nachgeschmack wird antizipiert).

Die Konzentration auf wenige Verszeilen, wenig Bildhaftes tut dem Gedicht sehr gut, läßt es doch den Leser frei und bindet ihn dennoch durch einige gekonnt gesetzte "Stolpersteine".

LG,
Monika


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 22 Gäste