und wird ein warten sein

Der Publicus ist die Präsentationsplattform des Salons. Hier können Texte eingestellt werden, bei denen es den Autoren nicht um Textarbeit geht. Entsprechend sind hier besonders Kommentare und Diskussionen erwünscht, die über bloßes Lob oder reine Ablehnungsbekundung hinausgehen. Das Schildern von Leseeindrücken, Aufzeigen von Interpretationsansätzen, kurz Kommentare mit Rezensionscharakter verleihen dem Publicus erst seinen Gehalt
claire.delalune

Beitragvon claire.delalune » 06.01.2008, 14:47

ich glaube
dass sich ein schweigen
aus der zeit wintert
wo in der weite
der nacht ein atmen
durch kälte streift
und halt macht
vor gesplitterten
träumen

in denen laub
sich hügelt
neben den wegen
und jeder schritt versinkt
in gedanken an morgen
und an dich

sehnsucht windet sich
durch zäune
sucht verwittertes
zu durchdringen
und lockt das auge
mit dem versprechen
satter farben jenseits
des wartens

etwas bleibt
hinter dem gewissen zurück
nur der blick auf den tag
der vor allem war
behält hoffnung in sich
einen beginn
der stets aufs neue
alles vorenthält



© k.m. (claire.delalune) 2007

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 10.01.2008, 22:43

Im verlorenen Gestern liegt die Hoffnung, welch Irrtum!

Oft versenken wir uns oder versinken gar in der Erinnerung, die uns schöner erscheint
als das Jetzt und Heute. Darüber vergeht die Zeit und die Möglichkeit, Neues zu sehen, zu schaffen.
Die Buddhisten sagen: 7x7 Tage sollst du trauern und dich dann aufs Neue in den Fluss des Lebens begeben. Das ist eine rechte gute Methode um nicht zu erstarren.

In Kathrins Gedicht Gedicht lese ich diese Erstarrung im Alten, gezeigt an winterlichen Landschaftsbildern. Aber es ist nicht nur Erstarrung des LI, es ist auch ein Hauch der Klarheit zu verspüren in "ich glaube". Eine Vermutung, dass es so nicht weitergehen kann, versunken in "gesplitterten Träumen" (sehr schön, dieses Bild!).
Dem LI wird auch deutlich, dass Sehnsucht und Warten wohl überholt ist, die Vorstellung, es gäbe ein Morgen mit dem LDu, sei sie noch so verlockend, nicht mehr wahr werden kann.

Das, was war, war vielleicht einmal schön, weil sich aber alles stetig verändert, muss das LI sich damit abfinden eines Tages, dass es vorbei ist.

Denn, und das finde ich sehr sehr gelungen, ein eventueller Beginn, ein Anknüpfen an das Gewesene, würde wiederum vorenthalten, worin die Sehnsucht liegt.

Ich lese das Gedicht gern, es hat einen wohltuenden Rhythmus, einen zartes Sprachduktus und tiefen Inhalt.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Maija

Beitragvon Maija » 12.01.2008, 19:26

Hallo,

Ja, der tiefe Inhalt fasziniert mich auch an diesen Bildern. Ich schließe mich Elsa an und es gibt nichts weiteres zu sagen. Große Klasse, wie die Bilder hier eingefangen wurden sind.

Gruß, Maija

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 16.01.2008, 21:05

Hallo!

Eigentlich stehe ich diesem Text sehr positiv gegenüber, weil er Vergangenheit überwindet und auf Zukunft zeigt.

Das wäre für mich nach der zweiten Strophe beendet.
Die ersten beiden Strophen sagen mir alles in einer wunderbaren Verwobenheit.

Die beiden folgenden Strophen halte ich für überflüßig, weil hier dann in nicht gelungener Weise das Vorherige einfach nochmal variert wird und an Aussage vom Kopf her etwas sucht, was schon da ist.

MlG

Moshe


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