als ob

Gast

Beitragvon Gast » 20.04.2007, 13:37

Bei der Accountlöschung bat die Autorin darum, dass ihre Texte gelöscht werden. Dieser Bitte kommt die Administration nach.
Zuletzt geändert von Gast am 21.04.2007, 01:53, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.04.2007, 23:55

Liebe Gerda,

ich habe ein wenig Probleme mit der Linie in deinem Gedicht.
Habe mal Zahlen vor die Zeilen geschrieben, der Übersicht halber. Die ersten beiden Zeilen enthalten in sich einen Kontext und sind durch Bindestrich getrennt.
Zeile 3 und 4 brechen aus, einmal dadurch, dass sie zusammen einen Kontext bilden und du hier am Ende einen anderen Stil anwendest. Zeile 5: Wiederholung von "spüren". Zeile 6 setzt du Komma statt Bindestrich, dito die folgenden Zeilen. Den Bruch in Zeile 3 und 4 hast du in Zeile 7 und 8 nicht wiederholt (sonst hätte ich es als Stilmittel gedeutet) Zeile 8 scheint mir das Fazit zu sein, wobei das Wort "zeit" hier ausbricht. Sie wird oben ja nicht erwähnt. Hier müsste m.E. etwas von dem Nicht-Spüren rein. Also, wie gesagt, mir fehlt da die klare Linie.
Saludos
Mucki


1 reden - doch kein gespräch mehr führen
2 lieben einander - ohne zu spüren
3 als wenn es den magen zu füllen gilt
4 ohne dass wirklich der hunger gestillt

5 schweigen - nicht mal die stille spüren
6 tastende hände, die nicht verführen
7 leere, die gähnend macht sich breit
8 keine worte, keine stille, keine zeit

Gast

Beitragvon Gast » 21.04.2007, 01:51

Liebe Mucki,

entschuldige, da habe ich einen Fehler produziert.
Es muss in Z 2 heißen: ohne berühren.
Das berichtige ich, zu den anderen Dingen gebe ich dir im Laufe des Samstag Rückmeldung.

Gute Nacht
Gerda

Gast

Beitragvon Gast » 22.04.2007, 01:58

Liebe Mucki,

du meinst mit deiner Anmerkung über den Kontext höchtwahrscheinlich etwas anders als das Wort bedeutet.
Im thematischen Zusammenhang stehen alle Zeilen.
(Als Kontext (lateinisch con-textux) wird ein Zusammenhang oder Umfeld beispielsweise eines Wortes oder einer Handlung bezeichnet)
In Vers 1 gehen Z 3 + 4 ineinander über, was ich aber nicht als Bruch erkennen kann und auch nicht so beabsichtigt habe. Sie reflektieren Z 1 + 2

Zeile 5 knüpft noch einmal an die Nennung der Zustände in Z1 + 2 an.
Dann geht es weiter wie zuvor schon in Z 3, es wird reflektiert, eine Feststellung getroffen bei der sich die Resignation manifestiert.
Bei Zeile 6 habe ich wegen des Bindestrichs überlegt. es sollte eine kurze Zäsur sein, weniger als ein Bindestrich von Sprachgefühl her braucht,(Obwohl die Silbenanzahl Z1/Z5 und Z2/Z6 gleich ist, funktioniert es nicht) und dann der unvollst. Relativsatz.

Ich sehe das Benennen der Zeit am Ende, das du als nicht passend bemängelst, als folgerichtig an.
Hier wird das beim Namen genannt, was von Anbeginn an eine Rolle spielt bei diesem Text.
Es ist ein Text über das Fehlen der Kommunikation in unserer hastigen Gesellschaft und über die Abwesenheit von Zeit (füreinander).

Ich hoffe, liebe Mucki, du kannst mit meinen Ausführungen etwas anfangen.
Ich danke dir für deine Rückmeldung.

Liebe Nachtgrüße
Gerda

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.04.2007, 14:31

Liebe Gerda,

ich weiß schon, was Kontext bedeutet ;-) Als ich schrieb:

Die ersten beiden Zeilen enthalten in sich einen Kontext


meinte ich damit, dass innerhalb der Zeile ein direkter Zusammenhang besteht:
Beispiel:

reden - doch kein gespräch mehr führen
lieben einander - ohne berühren


also:

reden - gespräch
lieben - berühren (vorher spüren)

etc.

Klar kann ich mit deinen Ausführungen etwas anfangen,-)
Saludos
Mucki

Klara
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Beitragvon Klara » 22.04.2007, 14:48

Hallo Gerda,

lieben einander - ohne berühren

Dies stört mich etwas, weil es mir nicht möglich erscheint: Körperliche Berührung wäre ja gegeben (und das ist auch der erste Wortsinn von Berührung, so viel ich weiß - erst danach kommt der übertragene Sinn von Berührung.

Vielleicht eher:

Liebe machen ohne Liebe [oder: etwas - obwohl das gelogen wäre... [i]irgendetwas spüren zumindest die Körper immer...] zu spüren[/i]

? Wenn das gemeint ist? ("Lieben einander" klingt eh etwas ungelenk)

Auch in der zweiten Strophe klingt die Inversion im dritten Vers, die du wohl um des Reims willen wählst, ungeschickt:

leere, die gähnend macht sich breit

Auch die gähnende Leere empfinde ich als abgenutzt.

vielleicht eher
Leere steht wie ein Abgrund bereit

Den letzten Vers finde ich sehr schön:
keine worte, keine stille, keine zeit


Herzlich
Klara

Gast

Beitragvon Gast » 23.04.2007, 00:00

Liebe Mucki,

jetzt habe ich besser verstanden, was du meintest. So stringent, wie du es dir dachtest, war der Text von mir nicht durchkomponiert. ;-)
(ich weiß bei manchen reimlosen Kurzgedichten, ... an die du vielleicht denkst ... ) :pfeifen:

Liebe Klara,

ganz richtig, um der Reime willen habe ich hier u. a. gefeilt und gepresst.
2003 und 2004 entstanden viele Reimgedichte, die meisten habe ich als Übung abgelegt. :rolleyes:
Das Reimkorsett ist eng, und ich merke, dass ich nicht zur Reimdichterin tauge. (Aber ich glaube, dass es wichtig ist zu wissen wie es geht).

Hier finde ich es vertretbar, denn intendierter Inhalt und Reim halten sich eingermaßen die Waage.
Ich habe im Moment keine Lösung, weder für das eine noch das andere Problem. :confused:
Gerade die 2. Zeile war mir selbst ein Dorn im Auge, ich weiß nicht wie oft umgeschrieben... hier noch erst falsch gepostet.
Aber wie drücke ich es (mit Reim) aus, der auf üren auskommen soll: die Fassade aus "Liebe" - ohne dass innnerlich noch etwas anklingt? Kein Berühren mehr.
Klar die gähnende Leere ist Klischee, aber hier wollte ich sie haben, weil es genau meinen Nerv traf.

Mal sehen - ob mir noch etwas besseres einfällt, oder vielleicht jemand anderem.

Danke dir für deine Kritik.
Liebe Grüße
Gerda


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