be.schluss

Niko

Beitragvon Niko » 23.11.2006, 19:58

[b]be.
Zuletzt geändert von Niko am 15.11.2007, 23:50, insgesamt 4-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 25.11.2006, 21:32

Lieber Niko,

das Gedicht gefällt mir sehr. Schön finde ich vor allem, die halb philosophischen Stellungnahmen zwischendurch

(nichts ist, was nicht bekannt ist)


und

(alles ist, was bekannt ist)


die mich denken ließen (so gut das halt geht). Man (ich) fühlt sich versucht eine ähnlich Stellungnahme hinter das Wort "Zukunft" zu setzen. Schön ist auch, dass das, was ich sofort gefühlsmäßig für falsch hielt, dass das lyr. Ich versucht, Momente zu halten (das machen wir doch irgendwie alle), sich in der Schlussstrophe auch als falsch erweist - noch dazu mit einem philosophischen Paradoxon.

Hat mir richtig gut gefallen.

Liebe Grüße
max

Peter

Beitragvon Peter » 28.11.2006, 17:15

Lieber Niko,


hier und da schlag ich etwas von dir auf, und denke meist immer: Das geht mich an.

Eine bestimmte Art von Gedichten erkenne ich an deinen wieder,
Gedichte die nicht klingen wollen, und doch klingen.

Vielleicht kann man soetwas erfinden: den invertierten Klang, oder etwas ähnliches, welches dann heißt: Sag mir etwas, Wort, aber sag es nicht. Zerstreu es - zu größ'rer Summe!

Auch scheint mir manchmal: Deine Gedichte werden getragen von einem Du; aber das Du gibt es nicht mehr. Es gibt das Dunkle. Aber als Geist darin dann doch wieder das Du.

Vielleicht nur für heute, oder als ein Eindruck, der sich täuscht: Ich sehe Geisterschriften... Gespinste, in einem Uhrenkasten, der still steht, sie spinnen Worte.

Anders: wacher betrachtet: Ja, da ist vieles, was man aus deinem Gedicht, oben, nehmen kann. Und nimmt man eines, ist gleich nochmal eines da. Für mich: eine seltsame Mulde, ein Loch sogar, in einem Geister-Herbst-Garten; man verlief sich, man steht jetzt da, und entdeckt, versteckt, hinter Gezweig: eine Farbe.

Man geht näher, und links und rechts brechen die Worte. Sie brechen am Ohr; sind ganz trocken. Aber irgendwo im Weiteren ist eine Welle... Eine Welle... oder ein Tuch... Und bleibt ganz verwundert: Jemand versteckte in einem Loch? ein Tuch.

- Wie komm ich jetzt darauf?

Achso! Man kann dein Gedicht lesen.

Versponnene Grüße,
Peter

Max

Beitragvon Max » 28.11.2006, 21:00

Lieber Peter,

das muss doch

zwischendurch

einmal erwähnt werden. Deine Kommentare sind schon eine eigene Kunstform - ein echter Gewinn für den Salon.

Blaue Grüße
max

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leonie
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Beitragvon leonie » 28.11.2006, 21:11

Lieber Niko,

das ist ein beeindruckendes Gedicht, finde ich, wie Du es durchkomponierst und wendest. Und wieder diese Klammern, die sein müssen!!!
Einzig "erwachenen" macht mich stutzig. Muss es nicht "erwachenden" heißen?

Sehr gern gelesen!

Liebe Grüße
leonie

Herby

Beitragvon Herby » 28.11.2006, 21:17

Hallo Niko,

das sind nachdenkliche und nachdenkenswerte Verse, die mich sehr ansprechen und beschäftigen. Der zweite Vers mit der Personifizierung des Nichts nimmt dem Eröffnungsvers spür- bzw. lesbar von seiner „Last“ durch das allzu bekannte Bild der davon eilenden Zeit ( tempus fugit ). Besonders berührend finde ich die letzten beiden Strophen, wobei mich an den drei Schlussversen u. a. auch die tiefsinnige Anknüpfung an die erste Strophe beeindruckt.

Sehr gerne gelesen!

LG Herby

PS: setze in der dritten Strophe noch ein –d: erwachenden

Niko

Beitragvon Niko » 29.11.2006, 00:09

hallo !
ja, max, du hast recht: peters gedanken sind in der tat eine eigene kunstform.


mir bleibt nichts weiter, als mich bei euch zu bedanken. den fehler, herby (dank dir für den hinweis!!!) hab ich korrigiert. aber es muss nicht "erwachenden" sondern "erwachsenen" heißen. nu..falsch ist falsch, gell?

liebe grüße euch allen: Niko

Gast

Beitragvon Gast » 29.11.2006, 00:37

Lieber Niko,

ich habe dein Gedicht be.schluss, sehr gern gelesen und finde es bis auf die letzten 3 Zeilen durchkomponiert, das heißt ich sage ja, so kann man es sehen das Leben.
Der Schluss ist mir dann zu banal, dieses alles/nichts.
Natürlich kannst du das so sagen wenn du es so fühlst, nur frage ich mich, geht es auch anders?
Muss überhaupt etwas Derartiges da noch stehen?
alles= bekannt , wie vorher erklärt
nichts= unbekannt, hieße dieses doch im Endeffekt, dass alles Bekannte = unbekannt ist...
Oder ziehst du hier den Schluß aus der puren Wortbedeutung alles/nichts? :confused:
Nach meinem Dafürhalten, könnte das Gedicht ohne diese Schlussfolgerung stehen.

Liebe Grüße
Gerda

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.11.2006, 00:41

aber es muss nicht "erwachenden" sondern "erwachsenen" heißen


Hallo Niko,

ich wollte genau das schon einwerfen, ob du nicht "erwachsenen" meinst, nur hab ich mich nicht getraut ... :icon_redface:
Saludos
Magic

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leonie
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Beitragvon leonie » 30.11.2006, 14:07

Lieber Niko,

ja, natürlich, kein "d", ein "s" fehlte, es ist wirklich ein starkes Gedicht, einer meiner Favoriten in diesem Monat. Deine Art, Klammern zu setzen, begeistert mich fast.

Liebe Grüße

leonie

eldora

Beitragvon eldora » 30.11.2006, 16:17

Hallo NJKahlen,

ich hab Dein Gedicht jetzt mehrfach gelesen, mit Auslassung der Klammern, nur die Klammern.... Mein Eindruck von Deinem Werk 'ist' ;-), dass entweder das LI sich als 'Nichts' sieht oder aber es hierin nicht um Leben und Tod geht als Gegensatz, sondern nach dem Motto 'Death is Life' - wer sang das noch? (Emerson,Lake and Palmer in Pictures of an Exhibition?)
Was mir nicht gefällt, ist das 'ich weiß doch' und das anschließende 'so'. Fast würde ich auch raten wollen, momente ... licht in einer Zeile zu belassen, und das 'um mich' wegzukürzen. Die 3 letzten Zeilen, ja, hhhmm, die sind schon entbehrlich irgendwie, weil der Leser ja auch denken soll (und - hope so - auch will!), denn das ist ja das was das Gedicht aussagt.
Was mir gefällt, sind die (an-)brechenden Stunden, die sich auflösen sozusagen, 'zersetzen', wie Du schreibst. Also ist es so wohl wirklich gemeint, wie ich oben schreibe, und außerdem ist es eine Frage danach, wie 'schlüssig' der Begriff 'Zeit' eigentlich ist - nämlich wohl gar nicht. Ich weiß nicht, ob Du das intendiert hast, aber der Gedanke kommt mir: Zeit ist ein Konstrukt.
Was ja auch stimmt. Was sind Stunden schon? Eine Einheit, auf die sich geeinigt wurde, sie könnte schließlich genausogut 50, 40 oder 70-80 Minuten - was sind Minuten *lach* - haben.
Das finde ich äußerst interessant, diese Frage nach dem Sein und Nichtsein.
Kleiner Wehmutstropfen noch abschließend, soll aber deshalb nicht schwergewichtig nachwirken:
Ich las gerade noch 2/3 mal und finde: auch die Klammerinhalte (nichts ist, was nicht bekannt ist) könnten kürzer sein, denn in einem eh so kurzen Gedicht sollte nur Essenz stehen (meine Meinung), so z.B. hier: nichts ist bekannt, und weiter unten, 2. Klammer: alles ist bekannt).
So - das war's von mir :-)))
Abschließend:
Ich finde das Thema total interessant, es ist philosophisch.
Lieben Gruß
U.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 30.11.2006, 19:20

Hallo Niko,

eine Eigenreflexion des Ich, zerrissen, gespalten, fragend, was ist Zukunft, was ist Zeit, der Wille bzw. der Versuch, festzuhalten.
Mir gefällt dein Gedicht sehr, weil es mich selbst zum Nachdenken anregt. Es bewegt den Leser.

Ich würde jedoch diese letzten Zeilen

doch am ende
ist alles
nichts


weglassen, also kein Fazit ziehen, sondern das Ende der Gedanken offen lassen. Das fände ich interessanter, nicht so "dichtgemacht" Was meinst du?
Saludos
Magic


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