noch lange nicht vorbei

Gast

Beitragvon Gast » 11.11.2006, 04:03

... und so jährt sich bald
der tag voll abschied / der tag
an dem dein schmerz zu ende
war / sein echo aber tief in mir
zur unerträglichkeit anschwoll

... und so berührt dein tod
noch immer meine dunklen
saiten / da helles leichtes stets
mit scham behaftet sich
dem lichten tag versagt

... und so beschwört mein fuß
der deinem so sehr ähnelt
fast täglich neu dein bild
das weder seidenmatt noch
hochglanz ich betrachten mag


(c) Beatrix Brockman, April 2006

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leonie
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Beitragvon leonie » 11.11.2006, 13:13

Liebe Beatrix,

ein sehr berührendes Gedicht!

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.11.2006, 14:34

Liebe Bea,

klasse und eindringlich geschrieben!
Saiten --> Seiten (da du hier ja kein Musikinstrument, auch nicht allegorisch, meinst)
Saludos
Gabriella

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leonie
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Beitragvon leonie » 11.11.2006, 16:44

Liebe Beatrix, liebe Gabriella,

ich bin für „Saiten“, gerade, weil mir scheint, hier soll ausgedrückt werden, dass etwas zum Klingen gebracht wird, mir gefällt gerade diese Passage besonders gut!

Liebe Grüße

leonie

Max

Beitragvon Max » 11.11.2006, 18:43

Liebe Bea,

ich möchte mich zunächst mal auf die Seite der Saiten schlagen **.

Dann finde ich Dein Gedicht sehr berührend, weil man Deine eigene Betoffenheit spürt. Andererseits habeich auch das Gefühl, dass sich an dem Gedicht auf der sprachlichen Seite noch arbeiten lässt.

sein echo aber tief in mir
zur unerträglichkeit anschwoll


finde ich beispielsweise nicht sonderlich glücklich - "unerträglich" ist zwar an und für sich ein starkes wort, aber sagt heutzutage trotzdem nicht mehr viel. Auch die zweite Strophe finde ich mit
da helles leichtes stets
mit scham behaftet sich
dem lichten tag versagt


noch nicht zu 100% gelungen. Dieser Teil bedient sich eines ganz anderen Sprachniveaus als der Rest des Gedichts.

Die dritte Strophe dagegen finde ich sehr gelungen.

Liebe Grüße
max

Gast

Beitragvon Gast » 13.11.2006, 02:15

Liebe Leonie, liebe Gabriella,

danke. und ja, die Saiten waren schon bewusst gesetzt.

Lieber Max,

diese Version ist nun schon eine Überarbeitung aus einem anderen Forum...

ursprünglich und daher auch die Saiten hieß es

... und so jährt sich bald
der tag voll abschied / der tag
an dem dein schmerz zu ende
war / an dem sein echo tief in mir
zur unerträglichen kadenz anschwoll


was meinst du dazu?

Hast du Vorschläge für die 2te von dir bemängelte Passage? Mir gefällt sie eigentlich und ich weiß nicht in welche Richtung du sie ändern würdest. Tät mich schon interessieren.

Danke fürs Auseinandersetzen mit meinem Text, Ihr drei

Alles Liebe

BEa

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tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 13.11.2006, 10:48

Liebe Bea,

auch wenn mir im Moment kein Vorschlag einfällt, aber könntest du noch ein wenig mehr bei diesem Bild der "Saiten" verweilen? Es noch durch eine Zeile erweitern - ich weiß, dann fällt alles andere aus dem Rahmen, aber dann stünden sie nicht so allein da, so unvermittelt, sondern wären eingebettet in ein stimmiges Bild. Sie verlangen danach.
Auch die "Scham" kann ich nicht so richtig zuordnen - warum schämt sich das Leichte aus der Dunkelheit ins Licht zu kommen? Was will da verborgen bleiben? Der Schmerz? Oder meinst du damit sagen zu wollen, dass das Ich den Tod nicht auf die leichte Schulter nehmen kann, immer noch nicht, selbst nach einem Jahr nicht?
Könntest du vielleicht alles in EIN Bild packen - lso zB bei der Musik bleiben, um zu sagen,w as du sagen willst?

Liebe Grüße
Angelika
"Ach, wissen Sie, in meinem Alter wird man bescheiden - man begnügt sich mit einem guten Anfang und macht dem Ende einen kurzen Prozess." AST

Max

Beitragvon Max » 13.11.2006, 12:25

Liebe Bea,

in Anlehnung an Angelika wollte ich zunächst die Saiute reißen lassen - nur wäre das ist Stophe 1, dann kann sie natürlich in Strophe 2 nicht mehr klingen. Die Kadenz, die man Dir andrsnorts gestrichen hat, finde ich gar nicht schlecht. Das Wort, was mir nicht ins Gedicht passen will, ist "unerträglich", weil es "zu breit" ist - es hat zu viele Bedeutungen, man muss das genauer sagen können.

Für einen Vorschlag für Strophe 2 müpsste ich eigentlich erstmal genau wissen, was Du denn da sagen willst ...

Liebe Grüße
max

Gast

Beitragvon Gast » 13.11.2006, 20:52

Danke, liebe Angelika und Max,

ich erklär dann einfach mal die Ursprungsintention:

Beatrix hat geschrieben:... und so jährt sich bald
der tag voll abschied / der tag
an dem dein schmerz zu ende
war / sein echo aber tief in mir
zur unerträglichkeit anschwoll


als sie starb, war ihr leiden beendet, das des lyrichs begann aber erst. trauerarbeit wie schmerz über den verlust sind einfach unerträglich

... und so berührt dein tod
noch immer meine dunklen
saiten / da helles leichtes stets
mit scham behaftet sich
dem lichten tag versagt


wenn man trauert, ist es schwer sich zu befreien, dann mag man sich nicht erlauben, fröhlich zu sein. dann ist die leichtigkeit, spaß haben, mit scham behaftet... wer trauert darf doch nicht lachen...

... und so beschwört mein fuß
der deinem so sehr ähnelt
fast täglich neu dein bild
das weder seidenmatt noch
hochglanz ich betrachten mag




self-explanatory...


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