Zwischen Leben und Tod

Maija

Beitragvon Maija » 05.09.2006, 19:32

Meine Stimmung war auf dem Nullpunkt und ich fühlte mich ausgelaugt und fertig. Ein bleierner Mantel umschlang meinen Hals und nahm mir die Luft zum atmen.
Immerzu graue Wolken und am Horizont eiserne Kälte.
Doch plötzlich änderte sich etwas, ich konnte es aber nicht genau definieren. Ein dumpfer Schmerz im unteren Bauch änderte meine Gefühlswelt auf einen Schlag. Ich spürte etwas und das überraschte mich stark.
Ich lebte also noch, denn wenn man etwas spürt, kann man nicht tot sein.
Tausend Gedanken gingen mir durch den Kopf. Jetzt nicht auffallen und den anderen Familienmitgliedern nichts von meinem Schmerz mitteilen. Es war mein Schmerz und keiner sollte daran Anteil nehmen.
Ich kroch ins Bett und teilte meiner Familie mit, dass es mir nicht gut gehe, aber sie sich keine Gedanken darüber machen sollten. Es würde schon vorüber gehen, nur eine kleine Magenverstimmung.
Plötzlich wurde ich in der Nacht wach, weil die Schmerzen immer stärker wurden und ich es kaum noch aushielt. Aber was war das? Es stank nach Verwesung und mir wurde so kalt. Mit leeren Augen und bleich vor Angst lag ich im Bett. Das muss der Tod sein, der da mich so angrinste. Auf einmal trat Ruhe in meinem Körper ein und ich spürte den Schmerz kaum noch. Was war mit mir geschehen?
Irgendwann schlief ich entkräftet ein und hatte einen gar seltsamen Traum.
Am Morgen wachte ich sehr früh auf und fühlte mich schlapp und müde. Die Schmerzen waren auch wieder da und den Alltag konnte ich nur mit großer Mühe bewältigen.
Ich rief meinen Mann und sagte zu ihm: Hol den Arzt, ich halte die Schmerzen nicht mehr aus.
Ein Arzt kam und der überwies mich in ein Krankenhaus. Dort stellte man dann etwas später eine akute Blinddarmentzündung fest.
Eine ganze Woche lang lag ich im Bett mit offener Wunde und sie spülten mehrmals am Tag meinen Bauch aus.
In dieser Zeit waren aber auch wieder wundersame Dinge geschehen, über die ich jetzt nicht schreiben möchte.
Zuletzt geändert von Maija am 07.09.2006, 18:56, insgesamt 1-mal geändert.

Louisa

Beitragvon Louisa » 05.09.2006, 23:33

Hallo Maija!

Da ist ja alles nochmal gut gegangen, aber ich weiß nicht: War diese Blinddarmreizung wirklich so lebensbedrohlich (ich weiß, dass sowas tödlich enden kann...aber hier-)? Kann man nicht schon am Anfang abschätzen, dass es im Krankenhaus enden wird?

Ich finde den Titel für solch eine Geschichte reichlich übertrieben. Ich sehe manchmal Menschen, bei denen man weiß, dass sie nur noch an Maschinen leben können und das nicht mehr lange...Da denke ich an die Worte Deiner Überschrift und kann über so eine Blinddarm-Geschichte mit diesen Bildern im Kopf eigentlich nur noch lächeln (Pardon.)-

Vielleicht könntest Du das Krankheitsbild auch näher beschreiben, denn für mich klingt das alles vergleichsweise gesehen "harmlos".

Es ist mir auch insgesamt viel zu alltäglich, da kommt nichts Dramatisches, nichts Originelles oder dergleichen auf mich zu. Außer der "grinsende Tod" und das man "wenn man etwas spürt" noch lebt...obwohl mir das auch etwas abgegriffen erscheint. Ich denke, dass müsste alles noch viel spezieller, genauer beschrieben werden.

Besonders dieser Satz am Ende ist nicht so gelungen, glaube ich:

In dieser Zeit waren aber auch wieder wundersame Dinge geschehen, über die ich jetzt nicht schreiben möchte.


-Das kannst Du weglassen, denn bisher war da gar nichts "wundersames" für mich.

Also eigentlich kritisiere ich ja ungern so heftig, aber das hat mir in Verbindung mit dem Titel einfach nicht gefallen.

(Aber die anderen sehen das vielleicht ganz anders...und ich irre mich wieder ganz furchtbar in allem :smile: )

Liebe Grüße!

l.

aram
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Beitragvon aram » 05.09.2006, 23:33

hallo maja!

durch den schluss ist diese geschichte inhaltlich ausgezeichnet für mich.
ich finde den schlusssatz auch wunderschön.

liebe grüße,
aram

Louisa

Beitragvon Louisa » 05.09.2006, 23:44

Hallo aram!

Kannst Du das mal begründen?

kann mir generell mal jemand erklären, wo da die Grenze übertreten wird? Ist das wirklich so dramatisch? Wenn es das ist, sollte man es doch näher beschreiben oder?(Damit auch begriffsstutzige Leserinnen die Tragweite der Blinddarm-Geschichte verstehen!)

Wieso findest Du gerade diesen (ich finde sehr schleierhaften Satz) gerade am besten?

aram
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Beitragvon aram » 06.09.2006, 01:04

uh louisa -

da müsste ich jetzt wohl recht ausführlich und fundamental werden - weiß nicht ob ich es schaffe - vielleicht kann maija auch was dazu sagen.

übrigens schönen guten abend / schöne nacht.
an alle anderen menschen: nein, wir hatten das nicht abgesprochen mit den genau gegenteiligen kommentaren zur exakt selben minute! (ich war jedenfalls ziemlich verblüfft)

also es geht darum dass das erzähl-ich in seiner eigenen welt lebt (wie wir alle) und ...

(liebe lou isa, es geht gerade wirklich nicht. vielleicht sagt jemand anderer was dazu, ich kann zu diesem thema grade nicht und muss mich bei anderen 'erholen' - aber ich komm bis morgen nacht darauf zurück, falls noch offen.)

gut nacht, aram

Maija

Beitragvon Maija » 06.09.2006, 09:20

Liebe Louisa,

Alles was ich geschrieben habe ist wahr und ist mir vor zwei Jahren so passiert. Deine Kritik ehrt mich etwas, da ich dachte, dass diese Geschichte schon etwas zu 'deftig' ist.
Mich jetzt aber mit dieser Geschichte auseinander zu setzten, fällt mir zur Zeit sehr schwer. Hätte ich den Schmerz noch ein paar Stunden länger ausgehalten, wäre ich in einer anderen Welt. So ein kleiner unnützer Blinddarm kann gefährlich sein.
Als kleine Stütze, in dieser Zeit litt ich an starken Depressionen und Schizophrenie (wusste ich damals noch nicht) und fühlte mich stark zu Nietzsche gezogen.
Hätte ich weiter geschrieben, wäre dir das sicherlich besser aufgefallen, Lisa.

Danke aram für deine Worte.

Gruß Maija

Louisa

Beitragvon Louisa » 06.09.2006, 12:00

Hallo Maija!

Also ich bin zwar leider noch immer nicht Lisa :smile: ...aber mit diesem Hintergund wirkt die ganze Geschichte auch anders auf mich. Ich frage mich, weshalb sowas immer nicht einfach ausformuliert wird... Dann bekommt so eine Blinddarmentzündung einen ganz anderen Rahmen und ich denke auch nicht mehr, dass es harmlos ist.

Das mit der Schizophrenie behandlen wir gerade in der Schule (Woyzeck und so) und ich fände es sehr interessant, wenn Du etwas davon beschrieben hättest (aus heutiger Zeit)...denn das hat doch sicher auch viel mit "Grenzerfahrungen" zu tun. Wenn Du das nicht möchtest, ist es aber in Ordnung. Aber die Geschichte würde mich dann mehr faszinieren, glaube ich...

Also ich fände es schön, wenn Du alles noch deutlicher beschreibst (bis in die kleinsten äußeren und inneren Winkel :smile: )...aber mach es wie Du denkst!

Alles Liebe und Gute!

louisa

Louisa

Beitragvon Louisa » 06.09.2006, 12:07

PS: Aram, Du findest diesen Schlusssatz schön, weil "es darum geht, dass jeder in seiner eigenen kleinen Welt lebt"...

-Das ist für mich wieder keine richtige Begründung und für mich geht es in diesem Satz eigentlich um nichts. Das ist genauso wie wenn ich schreibe: "Ach, was gibt es nicht alles Geheimnisvolles zu schreiben, ich bin ja ganz voll von Geheimnissen...aber die verrate ich euch nicht!"

-Was soll das denn bringen? Ich habe ja nichts gegen Andeutungen, die auf den tragischen/dramatischen/komischen/spannenden (...) Verlauf einer Geschichte hindeuten, aber das ist mir zu einfach. "Viel Wundersames" kann doch fast alles sein!

(Entschuldige Maija...es gibt einfach Stellen im Text die mir viel besser gefallen, das muss ich so auf der einen herumhacken...man kann aber auch daraus noch etwas Spannendes machen, glaube ich!)

ALso Aram, vielleicht fühlst Du Dich ja heute in der Verfassung Deine Begeisterung zu erklären (gemein, ich weiß...)-

Liebe Grüße, l.

Maija

Beitragvon Maija » 06.09.2006, 22:05

In dieser Zeit waren aber auch wieder wundersame Dinge geschehen, über die ich jetzt nicht schreiben möchte.


Liebe Lisa,

Dies war mein erster Schritt überhaupt darüber zu schreiben, also mein Anfang. Betrachte ich dies heute nach meinen Erkenntnissen, sehe ich schon gewisse Züge einer Schizophrenie. ( s. Schmerzverarbeitung und Geruch) Leider kenne ich keine Vergleiche, da wir dies nicht in der Schule so behandelt haben.

Gruß Maija

Maija

Beitragvon Maija » 06.09.2006, 22:17

"Viel Wundersames" kann doch fast alles sein!


Darüber zu schreiben würde mir sehr schwer fallen, da ich dies noch nicht für mich verarbeitet habe. Dieses "Wundersame" könnte ich auch als "Verrückt" umwandeln und dies hat sehr viel mit Grenzerfahrung zu tun, das stimmt. ;-)
Ich wollte halt damit nur mitteilen, dass die Geschichte noch weiter geht und viele wundersame Dinge passiert sind, die ich heute nicht mehr so massiv deuten kann.

Gruß Maija

Louisa

Beitragvon Louisa » 07.09.2006, 15:25

Danke Maija!

ich verstehe, was Du meinst...aber es ging mir ja auch gar nicht um Dich als Person oder um Deine Vergangenheit, sondern um den Text als Kunstprodukt...

(unter diesem Aspekt habe ich auch versucht den letzten Satz zu sehen und dachte mir, man könnte sicherlich noch viel aus der Geschichte machen...aber es ist vollkommen in Ordnung, wenn Du nichts weiter darüber schreiben möchtest... Wobei man ja auch verfremden kann, dann ist es nicht mehr so nah an den eigenen Gefühlen...)

ALso ich wünsche Dir wieder alles Gute! (und nur noch erfreuliche wundersame Erlebnisse!)

Liebe Grüße, immer noch nicht Lisa :smile:

Maija

Beitragvon Maija » 07.09.2006, 18:51

Danke für die lieben Grüße und Danke für deine Auseinandersetzung und Mühen mit meinem Text.

Wobei man ja auch verfremden kann, dann ist es nicht mehr so nah an den eigenen Gefühlen...)

Eine wirklich interessanze Idee! ;-)

Liebe Grüße, immer noch nicht Lisa

Gönnen wir Lisa etwas Luft zum atmen . :058:

Gruß Maija

Maija

Beitragvon Maija » 10.09.2006, 10:10

Na Lisa und Louisa kann man schnell verwechseln, meinen Fehler sah ich jetzt erst. :mrgreen:

Louisa

Beitragvon Louisa » 10.09.2006, 10:44

Macht ja nichts :blumen: .

L (ou) isa


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