Gedenken

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 04.11.2006, 14:46

Gedenken

Gleich nassem Laub klebt Trauer mir an den Knochen
als ich novembern den Friedhof betrete
im Kopf letzte herbstliche Stürme mit Dir

wo mag dein Lachen jetzt tönen
auf abgeräumten Ästen hängt stumm der Nebel
als wolle er meine Sehnsucht verhüllen

zwischen den Steinen weicht Blühen den Winterdecken
vielleicht ruhst Du weicher als ich hoffen kann
und da ist winzig ein Licht es leuchtet wie Du

in mir


Erstfassung:

Gedenken

Gleich nassem Laub klebt Trauer mir an den Knochen
als ich novembern den Friedhof betrete
im Kopf letzte herbstliche Stürme mit Dir

wo mag dein Lachen jetzt tönen
auf abgeräumten Ästen hängt stummer Nebel
in dem ich nach meiner Sehnsucht grabe

zwischen den Steinen weicht Blühen den Winterdecken
vielleicht ruhst Du weicher als ich hoffen kann
und da ist winzig ein Licht es leuchtet wie Du

in mir
Zuletzt geändert von leonie am 05.11.2006, 21:01, insgesamt 1-mal geändert.

maxl

Beitragvon maxl » 04.11.2006, 22:46

Liebe Leonie,

Sehr schön und mit dramatischen Bildern geschrieben.

Worüber ich stolpere ist "novembern", hast du das erfunden?
Ich kenne das Wort so nicht.

lg
maxl

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 05.11.2006, 10:45

Lieber maxl,

danke für Deine Rückmeldung. Ich bin mir über diesen Text recht unsicher, weil er für mich ein Experiment ist. Und ja, das „novembern“ habe ich erfunden.

Liebe Grüße
leonie

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 05.11.2006, 13:22

Liebe leonie,

deine Unsicherheit ist ein sicherer Indikator für ein tolles Gedicht :daumen:

Ich mag es sehr, auch sieht die Form beindruckend aus!


in dem ich nach meiner Sehnsucht grabe


Die Zeile find ich noch schwächer als die anderen, weil das Bild nicht "leicht" entsteht...man entfernt sich vom lyr. Ich wie es über den Friedhof geht...muss es sich im Nebel grabend vorstellen...

Die Wendung am Ende ist gut so wie sie ist, angemessen. Ich weiß nicht, ob man es noch anders setzen könnte, damit es äußerlich weniger "effekt geladen aussieht". Vielleicht?:
zwischen den Steinen weicht Blühen den Winterdecken
vielleicht ruhst Du weicher als ich hoffen kann
und da ist winzig ein Licht es leuchtet wie Du - in mir


Liebe Grüße,
Lisa

PS: novembern find ich ganz toll!
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 05.11.2006, 21:00

Liebe Lisa,

danke für Dein Lob und Deine Kritik. Letztere leuchtet mir ein und ich habe einmal etwas anderes probiert. Den Schluss möchte ich aber doch erst mal so lassen, vielleicht äußern sich noch andere dazu...

Liebe Grüße
leonie


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 6 Gäste