gedicht-bild-komposition

Hier ist Raum für Werke, die das Zusammenspiel zwischen Literatur & anderen Künsten betonen, etwa Inspirationsfotos, fiktive Postkarten
Trixie

Beitragvon Trixie » 25.03.2008, 12:57

Hallo ihr Lieben!
Ich dachte, da hier 1. Katzen gerade ein größeres Thema darstellen und 2. die Polyphonrubrik schon sehr reizvoll ist, dass ich mal ein älteres, aber jüngst überarbeitetes Bild-mit-Text einstelle.
Wenn ihr einen pointierten Titel habt, dann ruhig her mit den Ideen!
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amsel_katze.jpg (240.19 KiB) 1685 mal betrachtet

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 25.03.2008, 22:51

Liebe Trixie,

ich habe zwei Fragen:
Zum einen: Warum hast du das Photo so verfremdet? Ich habe nichts gegen solche Filter von Grafikprogrammen, aber manche sehen doch etwas in ihren Möglichkeiten beschränkt aus, auch wenn es so Absicht ist. Ich hab dann das Gefühl, du hast ihn hier eingesetzt, weil die Vorlage für die Amsel nicht gut/scharf genug war und du die Restqualität angleichst? Die Reduktion scheint mir nicht ganz ästhetisch begründet (das muss noch nicht mal der Fall sein, aber auf mich wirkt es so).
Zum anderen ist es für mich seltsam, im Text davon zu lesen, dass die Amsel auf einem Baum sitzt und in dem Bild dann auf einem Kratzbaum sitzt. Gerade weil Text und Bild so dicht beieinander liegen.

Den dritten Vers verstehe ich dann nicht ganz - die Realität kommt? Die Realität ist für mich auch schon vorher da...ich weiß schon, was du meinst, aber es klingt sprachlich/"philosophisch" für mich schräg (schon alleine, weil ja niemand träumt, du sprichst da ja nur in Form eines Vergleichs). Auch finde ich, dass Bild und text zu dicht beieinander liegen, so entkräften sie sich gegenseitig, weil sich keine Spannung aufbaut.

Gut gefällt mir, das grün belassene (bzw. abgesetzte) Auge der katze, ihre Haltung und dein elegantes Zeichen MSV. Bei anderen bin ich etwas (zu) kritisch.

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Trixie

Beitragvon Trixie » 25.03.2008, 23:32

Hi Lisa,

(zu) kritisch in dem Sinne, dass ich in sowas eigentlich recht ungeübt bin und es daher nichts ist, was ich annähernd "professionell" mache oder von dem ich wirklich Ahnung habe :-)!

Ach, warum das Foto verfremdet ist - ohje, da könnte ich dir jetzt viel drüber erzählen! Die einfachste Antwort wäre: Weils sonst doof aussah ;-)! Das Bild an sich war zu kurz, also musste ich noch ein Stück obendran setzen. Das sah dann natürlich unpassend zum restlichen Hintergrund aus. Ich wollte nicht die Katze und den Vogel ausschneiden und in ein "leeres" Bild setzen, also musste ich den Rest drinlassen. Habe ihn also unscharf gemacht, damit man sich auf das "Wesentliche" konzentriert - die Viecher. Muss ja nicht jeder meine Sofakissen oder so sehen *g. Die Amsel war genauso scharf wie die Katze (alle Fotos sind natürlich von mir, nix geklaut oder so!). Aber es sah einfach doof aus, wie ich oben schon sagte, hihi. Der Fokus ist eben auf der Amsel, die ich besonders durch das schwarze Gefieder und den gelben Schnabel hervorgehoben habe, und die Katze, die an den Ohren und den grünen Augen zu erkennen ist. Ich weiß nicht, wie Tiere "sehen" - aber es kam mir so vor wie "Urinstinkt": Feind=Katze, erkennst man den Ohren und Augen. Opfer=Amsel, erkennst du an der Größe, dem Schnabel, Gefieder etc.

Das Gedicht entstand unabhängig vom Bild, schien mir aber zu schwach, um alleine dazustehen. Also ist es eben hier metaphorisch mit dem Baum oder so...Ich fand es nicht so störend. Es sollte eben möglichst natürlich rüberkommen!

Die Realität kommt weil - vielleicht der Vogel in nächsten Augenblick wegfliegt und das Lauern in der Hoffnung auf Beute vergebens war? Denn die Realität für die Katze ist ja in dem Moment: Da ist Beute, die fange ich jetzt und verspeise sie. Ooooder für den Vogel, der ja keine Ahnung von dem Raubtier hat und sorglos rumpfeift - und im nächsten Augenblick ist er futsch! Das meinte ich mit Realität - das beide in ihrer Wahrnehmung vielleicht nicht ganz in der Realität sind.

Naja, dafür, dass das mein (bisher) einziger Versuch ist, sowas zu machen, fand ich es ganz gut gelungen, eigentlich. Ich hoffe, ich konnte deine Kritik verständlich beantworten! Danke, dass du es dir angesehen hast!

Grüßlein zurück!
Trixie

ps: danke für das "elegante zeichen". das genutze ich schon seit einiger zeit (jahre?), wegen copyright und so...man weiß ja nie.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 26.03.2008, 16:43

Liebe Trix,

ja, es sollte dich auch nicht entmutigen, ist immer schwierig, das richtige Maß zu finden. Vielleicht nützt es was zu sagen, dass ich genauso wenig (auch nur annähernd) professionelle Erfahrung mit sowas habe. An deinen Photos merkt man, dass du einen guten Blick für Bilder und Bildaufteilung hast - das ist doch das wichtigste.

Dein erster Absatz zeigt für mich aber, dass der Eindruck hier nicht täuscht: Dass du den Filter angewandt hast, weil sonst bestimmte Dinge nicht kombiniert werden konnten.
Soweit mir überhaupt Tipps zustehen: Ich würde Filter nie aus solchen Gründen verwenden. Ich würde immer aus dem Material, was ich real habe, versuchen das zu machen, was genau damit möglich ist und nicht versuchen, dass Material zu "dehnen" - ich glaube, ein aufmerksames und an ästhetischen Konzepten interessierte Auge befremdet das immer ein wenig.
Gleiches gilt für Collagen - wenn nicht das nötige Material zur Verfügung steht, lieber mit weniger arbeiten, als mit kuriosen Gegenständen, die die Suggestionen brechen.

Du kennst vielleicht dieses berühmte Gemälde:

Bild




Und nun kommt Courbet und schleicht sich mit einem genialen Gemälde in die Salons, die ihm sonst verschlossen blieben:

Bild

Den Leuten ist gar nicht aufgefallen, dass er mit seinem Gemälde alle Klischees aufbricht, welchen das obere Bild gehorcht. Die Illusion der schönen in der Natur sich räkelnden Venus wird durch (nicht sofort zu bemerkende) Requisiten (besonders schön der im Schatten (Gemälde im Original viel dunkler) stehende Papageienständer (Hinweis auf Künstlichkeit des Arrangements), aber auch der Vorhang und Hinweise auf zweideutige Dienste der Dame, wenn ich mich recht erinnere) gebrochen und der Lüge überführt.

Ich finde das wahrscheinlich spannender als du :mrgreen: , aber das hat mich an den Effekt erinnert, den ich habe, wenn ich sehe, dass im Text steht, die Amsel sitzt im Baum und dann sitzt sie im Bild auf einem Kratzbaum, das bricht für mich das Erlebnis, was du suggerieren willst.
Ich wäre glaube ich nur mit Amsel und Katze (oder Amsel sitzt auf ihrer Strophe?) zufriedenener, wenn du sie eh abstrahierst. So hat das etwas ((leicht) unfreiwillig Komisches.


Zum "Wendespruch": Die letzten Zeilen könnte ich mir dann nach Erklärung deiner Intention etwas geschmeidiger/gewiefter vorstellen. Ich weiß nicht mal, ob: kommt schneller als man denkt, so Sinn macht. Ich würde eher in die Richtung gehen, dass eben nicht klar ist, was geschehen wird (das in Form eines lyrischen Verses ausdrücken, ich mach da jetzt keinen Vorschlag, kann ich auch gar nicht)

Entschuldige die Ausführlichkeit, das ist nicht, weil ich das Bild furchtbar finde (dann hätte ich nichts dazu geschrieben), sondern weil es mich einfach sehr interessiert und ich dachte, vielleicht kann man sehen, was ich meine...

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Trixie

Beitragvon Trixie » 26.03.2008, 20:16

Liebste Lisa,

deine Ausführlichkeit sei dir entschuldigt :-) , im Gegenteil - es zeigt mir ja, dass das Thema dich so weit interessiert, dass du was dazu sagt. Ich möchte ja schließlich auch lernen, was es ausmacht, sowas "besser" hinzubekommen. Manchmal dachte ich mir schon bei Orits Fotos zum Beispiel: Das ist doch nichts besonderes, sowas krieg ich auch hin. Und dann kamen noch die Texte hinzu und das war dann irgendwie richtig toll und ich dachte immernoch: Hm, joah, das kriegste auch hin. Aber im Nachhinein muss ich zugeben, dass es schwerer ist, als man sich anfangs vorstellt, weil man selber ja ein klares Bild vor Augen hat, auch Aspekte im Bild nicht mehr sieht, die ein anderer sieht und umgekehrt - man Dinge im Kopf hervorhebt, die der andere nicht wahrnimmt. Von daher hilft mir ja nur Feedback, das vielleicht irgendwann mal gescheit hinzukriegen, denn ich bearbeite einerseits supergerne Bilder und andererseits gibt es oft Texte, die ich mir so bildlich vorstelle, dass das doch zu vereinen sein muss.

Wäre eine Möglichkeit, den Text nicht so sehr am Bild zu haben? Also, zum Beispiel, wenn dieses Bild jetzt von jemanden eingestellt worden wäre und ich dazu dieses Gedicht eingestellt hätte, hätte es dann besser gepasst? Wie du sagst - es hängt sehr eng zusammen und widerspricht, nein, schließt sich gegenseitig ein bisschen aus und das passt nicht so ganz. (Siehst du: Das meine ich mit "Sachen nicht mehr sehen" :rolleyes:).

Du schreibst, dass du nicht aus Gründen der besseren Kombination Filter verwenden würdest. Aus welchen denn, wenn ich fragen darf? Es ist ja quasi ein Hilfsmittel, ein Filter, der etwas ausfiltert und in dem Fall ist es der Hintergrund und die "störenden" Aspekte Muster, Farben, etc.

Das mit den beiden Gemälden ist sehr interessant - wobei ich dein Erlebnis zwar nachvollziehen kann, aber nicht wirklich begreifen kann, denn ich finde das Bild mit den "nicht-natürlichen" Gegenständen in der Natur umgekehrt ziemlich faszinierend und es holt für mich noch viel in das Bild als das "bloße" auf dem Wasser mit Engelchen sein. Es spiegelt den "zivilisierten" Aspekt wider und der findet sich ja dann auch in meinem Bild, nämlich dass es keine "Wildkatze" ist sondern eine Wohnungskatze, die nur die Chance hat, ein Vögelchen zu fangen, wenn es zufällig überhaupt ins Zimmer kommt. Da das nicht passieren wird - bleibt nur die Vorstellung, das "sich schonmal vorbereiten" oder eben auch nicht, eher das gerettet-sein vor den Feiden, weil die ja hinter Glas sind und gar nicht an mich(Vogel) rankommen, haha! Von daher bringst du mich darauf, dass die Realität kommt schneller als man denkt, für mich noch weniger "falsch" ist, hihi. Ich könnte auch sagen: "Die Realität stört unverhofft bei der eigenen Wahrnehmung." Ich kann leider nichts mehr an den Zeilen ändern, weil ich ziemlich un-lyrisch sein muss, um meine akademischen Arbeiten zu machen :rolleyes: .
Wenn ich allerdings da wieder raus bin, würde es mich freuen, daran noch zu arbeiten oder an etwas anderem.

Wenn du noch weiter darüber reden willst - gerne! Ich hoffe, ich habe jetzt alles berücksichtigt, was du geschrieben hast!!

Danke nochmal!!
Grüße
Trixie

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 27.03.2008, 00:09

Hallo Trixie!

Eine schöne Kombination :-) (Bei "Calvin & Hobbes" sagt Hobbes einmal, ein Bild mit einem Tiger drauf sei automtiasch große Kunst - hier bestätigt es sich ;-))

Im Bild wirkt für mich die Amsel etwas wie ein Fremdkörper, wie "auf den Kratzbaum geklebt" (falls das irgendwie verständlich ist ;-)).

Im Text stört mich auch die "Realität" etwas - einmal, weil der Ausdruck an sich komisch klingt, und zum anderen, weil ich hinter der Verwendung des Fremdwortes anstelle des gleichwertigen "Wirklichkeit" einen Grund vermute, aber keinen finden kann.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Trixie

Beitragvon Trixie » 27.03.2008, 19:15

Hallo Ferdi,

danke für deine Stellungnahme (hatte ja schon heimlich darauf gehofft)! Ich glaube, ich hab einen ziemlich betriebsblinden Blick bei diesem Bild, ich weiß auch nicht...Ich hätte nicht gedacht, dass es so "schwer" wäre, was dazu zu sagen oder so "uninteressant". Hmm, du empfindest das mit dem Kratzbaum also auch so.

Ich könnnnte theoretisch auch einfach die Katze ausschneiden und das Originalamselbild einkleben. Was ich aber als viel unnatürlicher empfinden würde als umgekehrt. Also: Die Katze, die in dem unnatürlichen Lebensraum "Wohnzimmer" viel gewohnter anzusehen ist zusammen mit dem Vogel, der ungewohnt hier anzuschauen ist ist für mich besser als die Katze in eine "natürliche" Umgebung zu pflanzen. Nur: Wie kriegt man anders Wohnungskatze und Amsel unter einen Hut? Denn es geschieht oft genug, dass, vor allem bei der Kleinen, draußen auf dem Baum gegenüber eine Amsel zwitscher und das Katzentier lauert und schnattert, weil sie das in der Ferne so klein wirkende Vogelviech fangen möchte.

Also - ich verstehe schon, ja, aber ich selbst empfinde es eben nicht so.

Zum Text: Ich finde, Wirklichkeit und Realität sind zwei verschiedene Wörter. Ich benutze eigentlich immer Realität. Ich habe gar nicht darüber nachgedacht, dass es als Fremdwort ankommt, ups!
Ich hätte auch einfach "unverhofft kommt oft" schreiben können statt der letzten beiden Zeilen, hihi.

Naja, es war ein Versuch. Vielleicht wage ich ja irgendwann wieder einen. Danke für die "schöne Kombination" und das Feedback!!

Lieben Gruß
Trixie


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