Kompott und Bäumchen (Koch-KUNST)

Hier ist Raum für Werke, die das Zusammenspiel zwischen Literatur & anderen Künsten betonen, etwa Inspirationsfotos, fiktive Postkarten
Louisa

Beitragvon Louisa » 27.08.2006, 16:50

Liebe kunstinteressierten Mitleser!

Ich hatte Monsieur Zitrone (Moshe) ja verspochen sein Kochkunstwerk, namens Kirschkompott auszustellen...

Sie sehen nun auch meinen schwere Früchte tragenden :smile: Zitronenbaum...Es ist meine erste künstlerische Arbeit im Bereich der Fotografie und ich hoffe natürlich, dass es an die Großen Meister dieses Genres heranreicht (Helmut Newton und so...)-

Überdies habe ich mir erlaubt, das Kompott etwas zu vermenschlichen, damit sein freundlicher Charakter zu Tage tritt...

Ich bin gespannt auf eure Interpretationsansätze meiner Kunst :smile: und würde mich auch sehr über Gedichte bezüglich des Werkes freuen...

Danke für die Aufmerksamkeit!
louisa
Dateianhänge
Kompott 003.jpg
"Kompott und Bäumchen" (Preis: 5000 Euro)
Kompott 003.jpg (56.62 KiB) 4491 mal betrachtet

Louisa

Beitragvon Louisa » 27.08.2006, 16:58

Hallo....

es ist aus Versehen zwei Mal erschienen... ich hoffe das kann jemand ändern!

(ich kann es nämlich nicht)

Grüßlein, louisa

Nachtrag: Danke, Lichel :blumen: !

Nifl
Beiträge: 3884
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 27.08.2006, 17:23

So viele kleine Zitrönchen? Eine großartige Arbeit! Vermutlich von 1986? Direkt nach der Tschernobyl Katastrophe aufgenommen? Geb's zu! (selbst das Männchen strahlt!)
Die Ausbesserung am Ärmchen könnte mal viel wert werden ... ich würde es nicht für lumpige 5000 verkaufen!
Gruß
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Louisa

Beitragvon Louisa » 27.08.2006, 17:32

Nein!

Er hat doch wirklich jeden, kleinen (natürlich beabsichtigten) Schönheitsfehler gesehen!

Es entstand nicht nach Tschernobyl (Kennst Du das Plakat von betroffenen Müttern, auf dem stand: "UNSERE KINDER SOLLEN LÄCHELN, NICHT STRAHLEN!" :eek:)

Möchtest Du es vielleicht erwerben? (Ich mach Dir auch ´n super Angebot... :smile: )

Ich danke jedenfalls für Dein Lob. (Mein Talent haben sie das erste mal in der Neuen Nationalgallerie erkannt...)

-Zitronen dieser Art kann man doch mitlerweile in jedem Supermarkt kaufen...

Dank und Gruß!

louisa newton

Trixie

Beitragvon Trixie » 27.08.2006, 17:43

DAS ist albern. DAS ist...interessant. das ist irgendwie louisa....macht spaß, es zu betrachten!! glückwunsch zum mut, wünschte, ich würde mich das auch trauen!!

grüßchen

trixie

Louisa

Beitragvon Louisa » 27.08.2006, 17:58

Hallo Trixie

Ja, ich weiß :mrgreen: ... aber ich wollte diese ernste, aufkommende Herbstlaune ein bisschen stören...außerdem habe ich in letzter Zeit das Gefühl, dass das Erwachsensein nur negative Überraschungen mit sich bringt...

Aber das war ja noch keine Interpretation, verehrte Trixie :smile: ! Ein Gedicht habe ich auch noch nicht lesen dürfen...dabei kann man da doch soviel hinein schreiben...

Ich danke für Deine (mir-wieder-aus-dem-Herzen-sprechende) Antwort!

louisa

Kleine private Botschaft: Hallo schönster Dichter! Ich wollte Dir heute das wundervollste Gedicht der Welt schreiben, aber ich bin kläglich gescheitert..stattdessen musst Du Dir jetzt DAS ansehen... Ich hoffe, Du hast mich jetzt nicht als vollkommenes Kleinkind abgestempelt...ich wollte auch mal was Schwachsinniges tun... Weißt Du, am Anfang haben sie gesagt Du kommst nie mehr wieder und sie sagten es drei Mal (ich bin drei mal gestorben)...aber jetzt scheint es ja doch wieder besser zu sein. Natürlich träume ich Dich auch schon früher zu treffen oder von Dir zu lesen oder von Dir zu hören, aber das willst Du wohl nicht. Ich weiß nicht, ich bin nur noch durcheinander und weiß gar nicht, was ich noch hoffen soll, aber für mich ist es, als ob ich Dich erst gestern das letzte Mal gesehen hätte und als ob seit dem gar keine Stunde vergangen ist. Ich möchte nur immer in den Tag gehen, an dem wir uns wiedersehen und das es Dir gut geht! Das wäre schön. Vielleicht muntert Dich das Bild ja ein bisschen auf...ich weiß nicht, ob da schon Deine Schmerzgrenze erreicht ist (und hoffe nicht). Eine schöne Abendsonne und liebevolle Träume für Dich, s. D.!

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 27.08.2006, 20:17

Lieber nifl,

sollte die angesprochene Katasthrophe so ausfallen, daß wir nicht mehr strahlen können, ohne verstrahlt zu wirken?

Hm?

moshe.c

Louisa

Beitragvon Louisa » 27.08.2006, 20:34

(ich finde diese Früchte sehen sehr natürlich aus...und riecht ihr auch ihre Frische und schmeckt die angenehme Süße :smile: ?)

PS: Ich habe noch ein ähnliches Bild...also falls Interesse besteht....

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 27.08.2006, 21:56

Albern? Banausen!

Ich gebe zu, das Bild ist etwas hermetisch, mit ein bisschen Geduld erschließt es sich aber sehr schnell und bietet dann unerwartet viel Raum.

(Warnung: sie begeben sich ins Land der Zeitverschwendung!! Der folgende Text entstand spontan und wurde nicht mehr auf Verträglichkeit getestet!)

Zunächst betrachte man die Zitronen. Sie erscheinen grell und künstlich. Andererseits ist ihr Licht nicht scharf, sondern sogar beruhigend, fast sternengleich. Unser erster Anhaltspunkt: Sterne. Sieben Zitronen, und, kennen wir die Form nicht? In der Tat! Es ist der Große Wagen, verfremdet (siehe unten das Attachement). Die Künstlerin hat hierbei das Bild des Asterismus nicht, wie es bekannt ist, aus dem Sommer, sondern aus dem Winter gewählt und dieses dann gespiegelt (die Deichsel ist auf der richtigen Seite, aber unten statt oben) um dann die beiden letzten Deichselsterne/zitronen aus der eigentlichen Bahn herauszubrechen und in unmöglicher Stellung zu zeigen.

Wir haben es hier gleich mit mehreren Punkten zu tun.
1. Winter vs. Zitrusfrüchte, die mit Sommer assoziiert werden
2. das wieder "bekannt" machen eines Bildes (nämlich des Großen Wagens im Sommer) jedoch in leichter Variation, die sich als totale Entfremdung herausstellte (ich nenne es verdeckte Entfremdung)
3. die dreifache Ephemerisierung des Bildes eines Wagens: durch die Darstellung im Sternbild; durch die Darstellung der Sterne mit Zitronen; durch die Entstellung des eigentlichen Bildes ins Unmögliche (obwohl ja, ein Zusatzparadoxon, die Sterne in alle möglichen Richtungen verdreht werden könnten, nur unser Bild, das wir uns machen, wehrt sich dagegen, dass hier z.B. die Deichsel so verkrümmt wird).

Punkt 2 und 3 führen uns also in die Erkenntnistheorie, da die Künstlerin das Entstehen von Bildern in unserem Kopf durch Erinnerung thematisiert und uns so fragen lässt: wie sehr sind wir von Erkenntnisschemata abhängig? (Wieso müssen wir überhaupt alles in menschliche Kategorien wie "Wagen" pressen? etc.)

Doch dies nur am Rande.

Wir sehen also, dass das "Kompottmännchen" die Deichsel des umgekippten, gespiegelten Wagens in der Hand hält. Verweilen wir zunächst bei den Sternen/Zitronen, und beschauen sie uns genauer. Es fällt auf, dass sie an einem Nicht-Zitronenbaum hängen, was noch einmal die Künstlichkeit/Entfremdung unterstreicht, andererseits ist gerade diese Pflanze, wie man an der Wand dahinter sieht, Schattenspender - über den Begriff der Sterne kommen wir zur Metapher der Nacht. Ein Blick auf die Pflanze zeigt einen weiteren Punkt: der Stamm ist durch das Kompottmännchen verdeckt, wodurch die optische Täuschung (!!) entsteht, die Pflanze stehe nicht im Topf, sondern schwebe in der Luft.

Die "Nacht" (=Blätter des Bäumchens), auf der sich die träumerische Täuschung des Zitronenwagens abspielt, ist also selbst freischwebend.
Dies dürfte die stärkste metaphorische Beschreibung des lyrischen Zustandes sein, die mir je untergekommen ist. Die Nacht/Pflanze verdeckt die rationale Tageshelle; sie ist die lyrische Stimmung, die uns erfasst, wenn wir die Welt mit Dichteraugen - also nicht mehr menschlich, nicht mehr in Kategorien, was sich eben in der Verdrehung des Sternbildes äußert - sehen. Genau aus/auf dieser Stimmung fließt die dichterische Vision, das Traumbild, die verdrehte Wirklichkeit, die je immer schon Interpretation der Welt ist (hier: die Sterne als Wagen interpretiert als Symbol für das analytische Denken; diese Sterne nun aber in der dichterischen Nachtpflanzen im organisch-schaffenden Dichtungsprozess umgewandelt zu dem Bild scheinbar zufälliger Zitronen).

Interessant hierbei noch die eigentlichen Schatten an der Wand dahinter, die wohl so etwas wie eine Kommentarebene darstellen - möglich, dass hier gerade über die Kunst des Fotografierens selbst reflektiert wird (denn normalerweise flirrt dieser Sonnenteppich an der Wand; wie stark und kalt ist da doch der Kontrast zu den geradezu eingravierten Schatten, doch wir schweifen ab).

Dies war also die obere Ebene, nennen wir es das Kunst-Kontinuum.

In dem lyrischen Schatten der Pflanze (in welcher die Idee des Kunstproduktes wie gesagt zitronengelb-wagengleich erstrahlt) steht das Kompottmännchen in Siegerpose und hält den äußersten Deichselpunkt triumphierend in der Hand. Dass das Kompottmännchen der Künstler selbst ist (natürlich als Ideal), ist selbstverständlich. Die Symbolik hier ist umwerfend. Die ganze Szenerie steht ja auf einem Topf Erde - Erde hier als die "wirkliche" Welt zu verstehen. Der Dichter sitzt zwar auf ihr, jedoch - und das ist wichtig! - ohne direkten Kontakt, sondern durch einen weißen Teller der Realität enthoben und gerade erst dadurch in die Möglichkeit versetzt, das Kunstwerk zu beherrschen.

Analysieren wir das Kompottmännchen (=Dichter/Künstler) weiter, fällt neben der geradezu antiken Pose vor allem wiederum die Trennung von tatsächlichem und scheinbaren/künstlichem auf. Das Männchen ist eigentlich ein Kompottglas, das alles Licht spiegelnd von sich weiß. Die Künstlerin weist selbst darauf hin, dass in dieser Form das Glas noch "vermenschlicht" werden muss - denn in der Reinheit dieses Spiegelglases liegt das schreckliche Geheimnis des Menschen an sich, welches notwendig immer das Geheimnis des schaffenden, künstlerischen Menschen sein muss. Dieses ist undurchdringlich, uneinsehbar (=Spiegelglas), im Namen (Kompott) nur ahnbar. Um erträglich zu sein, bedarf es einer Verkleidung, bedarf der "Vermenschlichung" gerade des Menschlichsten. Wieder also haben wir es mit einem Schein zu tun, einer künstlichen Veränderung. Oben jedoch geschah dies mit der "Wirklichkeit" wie sie kategorienhaft (also auch wieder verfälscht) vom Menschen erkannt wird. Die Sterne sind ja kein Wagen, und doch wird ihnen dies untergelegt. In der künstlerischen Ent-Stellung dieser "Scheinwirklichkeit" kommt das wahre Wesen der Sterne zitronenhaft zum Ausdruck.
Hier unten haben wir es mit einer anderen Art von Dichtung zu tun, denn hier wird das wahre Wesen verkleidet, um überhaupt schaubar zu werden. Und es ist gerade der triumphierende Künstler, der falsch wahrgenommen werden muss, um erkannt zu werden! (Ohne das künstliche "Männchen" könnte das Kompottglas nicht die Deichsel halten, könnte es kein Künstler sein). In der unteren Ebene geht es also um die Künstlerexistenz, während es oben um das Kunstschaffen geht.

Die Vergänglichkeit der "Beherrschung" des künstlerischen Objekts (=das Halten der Deichsel) wird gekonnt durch das nichtende Weiß um den rechten, haltenden Arm dargestellt. So siegesgewiß das Männchen auch schauen mag, immer schwebt über allem die Vergänglichkeit auch des Kunstereignisses (man erinnere sich an die Schattenwand) - und nun wird die Deutung zur Spekulation, denn die Augen sind ohne Ausdruck: flieht der Künstler (=das Männchen) vor dieser Vergänglichkeit, dem Nichts, gerade in die Kunst? Wendet er deshalb die Augen ab vom gleißenden Licht der Rationalität (Beleuchtung von rechts, Augen nach links?). Oder will die Künstlerin gerade damit auf die heilsame Wirkung der Kunst deuten, die uns immer wieder im Leben halten kann, uns wieder dazu verführen kann?
Dieses letzte Element der Bitterkeit ist überraschenderweise schon im Wesen der zentrale Metapher, also der Zitrone angelegt, welche an der Pflanze, die ja auch für das Leben steht, wächst. Der Kreis schließt sich.

Ein Meisterwerk!! Wo kann ich bieten?


:pfeifen:

l
Dateianhänge
800px-Ursa_Major.jpg
Der Große Wagen "normal" in einer Sommernacht
800px-Ursa_Major.jpg (21.88 KiB) 2576 mal betrachtet
800px-Ursa_Majorgedrehtgespiegelt.JPG
Gedreht (wie im Winter) und dann gespiegelt; in etwa der Winkel wie bei Louisa, man beachte die Deichselrichtung
800px-Ursa_Majorgedrehtgespiegelt.JPG (42 KiB) 2578 mal betrachtet

Louisa

Beitragvon Louisa » 27.08.2006, 22:23

Herr Lichel :mrgreen: !

Sie unglaubliches Wesen! Wie schaffen Sie es bloß so durchdringend in die Seele der "Künstlerin" zu blicken.

Ich möchte die Grundaussage an Hand von Zitaten untermauern:

(ich nenne es verdeckte Entfremdung)


-ich würde es doch eher "verschleierter Stilbruch" nennen -

(Wieso müssen wir überhaupt alles in menschliche Kategorien wie "Wagen" pressen? etc.)


-So ist es :mrgreen: !

Es fällt auf, dass sie an einem Nicht-Zitronenbaum hängen


-Ich bin schockiert! Es handelt sich hierbei um einen Zitronenbaum!

diese Sterne nun aber in der dichterischen Nachtpflanzen im organisch-schaffenden Dichtungsprozess umgewandelt zu dem Bild scheinbar zufälliger Zitronen).


Ja, die Nachtpflanzen scheinen nur, sie scheinen...

steht das Kompottmännchen in Siegerpose und hält den äußersten Deichselpunkt triumphierend in der Hand


-Das Männchen fasst also ein Stück Nacht an der Spitze. Aber nur mit der linken Hand!

Die Symbolik hier ist umwerfend. Die ganze Szenerie steht ja auf einem Topf Erde - Erde hier als die "wirkliche" Welt zu verstehen. Der Dichter sitzt zwar auf ihr, jedoch - und das ist wichtig! - ohne direkten Kontakt, sondern durch einen weißen Teller der Realität enthoben und gerade erst dadurch in die Möglichkeit versetzt, das Kunstwerk zu beherrschen.


-Der Dichter birgt des Weiteren abgekochtes Obst in sich...

Um erträglich zu sein, bedarf es einer Verkleidung, bedarf der "Vermenschlichung" gerade des Menschlichsten.


-Denn gerade der Mensch ist doch das Unmenschliche...

In der unteren Ebene geht es also um die Künstlerexistenz, während es oben um das Kunstschaffen geht.


- Das eine ist nicht denkbar ohne das andere -

Oder will die Künstlerin gerade damit auf die heilsame Wirkung der Kunst deuten, die uns immer wieder im Leben halten kann, uns wieder dazu verführen kann?


-Genau das wollte sie sagen! Lebt und schafft Kunst, ihr kleinen Kompottmännchen da draußen!

DOCH bedenkt: Die Zitrone steht ja eigentlich für die "Vergänglichkeit" und nicht für das "Leben"-

Auch der "große Wagen" ist sterblich.

Leicht besinnliche Grüße, louisa

(PS: Lichel, das ist einfach umwerfend komisch!)

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 27.08.2006, 22:41

:mrgreen:

Nun, die Künstlerin meldet sich zu Wort. Es wäre fatal, gerade bei diesem Anspruch, davon auszugehen, dass für sie die Erschaffung des Kunstwerkes abgeschlossen ist. Man beachte die folgenden Kommentare.

Ich bin schockiert! Es handelt sich hierbei um einen Zitronenbaum!


Das Männchen fasst also ein Stück Nacht an der Spitze. Aber nur mit der linken Hand!


Beide Sätze müssten eigentlich noch unter das Bild, da die meisten Betrachter sie wohl nicht aus diesem schon herauslesen können, dabei sind gerade die beiden essentiell.
Selbstverständlich ist es kein Zitronenbaum, den wir da oben sehen (vgl. auch: http://www.cs.uni.edu/~wallingf/blog-im ... a-pipe.jpg), dennoch besteht die Künstlerin auf der Aufrechterhaltung der künstlerischen Illusion. Anders als der Dilettant Magritte geht sie dabei jedoch viel weiter, in dem sie nicht einfach das Bild eines Alltagsgegenstandes beschreibt (das ist so 1928, pff), sondern vielmehr sich den selbstgeschaffenen Ausdruck von Bildlichkeit nimmt. Damit deutet sie auf die Absurdität des Abbildens gerade im Bild des Abbildens (des Baums der Kunst) selbst. Auf den rationalen Einwand des Analysten äußert sie sich in dionysischer Ekstase "Ich bin schockiert" - der Künstler muss Schauspieler bleiben, um über die Absurdität des Abbildens hinwegzukommen, so, wie das Kompottmännchen sich verkleiden muss, um als Künstler wahrnehmbar zu werden.

Auch der zweite Satz zeigt deutlich die himmelweiten Unterschiede der Lebenswelt von Analyst und Künstler: ist der rationale Betrachter in seiner Perspektive je gefangen und kann eine Ortung, ja, Richtungsbestimmung nur aus der Außer-bildlichkeit vornehmen, so besteht die Künstlerin fast zwanghaft auf der Perspektive des Werkes selber, da sie nur im Vollzug der Kunst sich der Sterblichkeit entziehen kann.

"Denn gerade der Mensch ist doch das Unmenschliche... " Oh! Wer könnte diese Verachtung für das niedrige Fußvolk der Interpreten aufsaugen ohne zu ertrinken! Aus welchen Höhen der Verklärung kommen diese Worte, aus Höhen, in der das Wesen der Menschlichkeit ohne Augenzittern geschaut wird - alles sinkt davor in den Staub!

Interessant auch, wie die Künstlerin mit einem scheinbaren Neologismus ihren Kommentar einrahmt ("lichel" was von ferne an Sichel bzw. lächeln erinnert). Über die weiteren Kommentare nachzudenken und sie zu durchdringen ist ein Menschenleben wohl nicht ausreichend.

l

(es macht auch unheimlich Spaß :mrgreen: )
Zuletzt geändert von lichelzauch am 27.08.2006, 22:47, insgesamt 1-mal geändert.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 27.08.2006, 22:44

Madame!

Hier ist niemand komisch, weder Sie, noch ihr Kunstwerk, noch die Tiefgründigkeit, die hier zum Ausdruck gebracht wird.

Ich weise darauf hin, daß sogenannte alte Meister, und später dann, Meisterinen, immer erstmal etwas skeptisch betrachtet wurden, bevor man den Ernst der Sache erkannte und sich dann aber größte Erfolge, auch kommerzieller Art, einstellten.

Lichel hat diese Tatsache erkannt und vorgebaut, damit nicht wieder die gleichen geschichtlichen Irrtümer entstehen.

So verbleibe ich nicht nur zutiefst geehrt und gerührt, sondern auch voller Perspektive

Ihr

moshe.c

P.S: Ich habe so viele Ansätze vor Augen.

Louisa

Beitragvon Louisa » 27.08.2006, 22:58

Verehrter Herr Analyst...

nach diesen Äußerungen fühlt sich die Künstlerin gezwungen noch einmal zu später Stunde ihre Stimme zu erheben:

sondern vielmehr sich den selbstgeschaffenen Ausdruck von Bildlichkeit nimmt. Damit deutet sie auf die Absurdität des Abbildens gerade im Bild des Abbildens (des Baums der Kunst) selbst.


- Denn gerade das Abbild des Bildes ist doch ein Abbild unserer Wahrnehmung und lässt eine neue Wirklichkeit entstehen -

äußert sie sich in dionysischer Ekstase "Ich bin schockiert" - der Künstler muss Schauspieler bleiben, um über die Absurdität des Abbildens hinwegzukommen, so, wie das Kompottmännchen sich verkleiden muss, um als Künstler wahrnehmbar zu werden.


- Denn auch das Kompottmännchen steht in enger Verbindung zum Gott der Fruchtbarkeit...und ist es nicht die Verkleidung, die unsere wahre Nacktheit ans Licht bringt?
da sie nur im Vollzug der Kunst sich der Sterblichkeit entziehen kann.


-Und ist nicht alles, was der menschliche Körper vollbringt ein Akt (...) der KUNST?

Aus welchen Höhen der Verklärung kommen diese Worte, aus Höhen, in der das Wesen der Menschlichkeit ohne Augenzittern geschaut wird - alles sinkt davor in den Staub!


Es sind dieselben Höhen, die auch schon die sagenumwobene Hand des Kompottmännchens ertasten konnte.

Es wird der Tag kommen, da werden auch Sie, Herr Sichel-Lichel die Zitronendeichsel berühren!

-Des Dichters Deckel wurde abgeschraubt.

Grüße in die Zitronensterne!

l.

Louisa

Beitragvon Louisa » 27.08.2006, 23:01

Lieber Herr Zitrone,
der sie doch maßgeblich zu diesem Werk beigetragen haben....ich danke auch Ihnen!

Sie sind ja sozusagen der Vater des Kompottmännchens!

Grüßlein, louisa


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast