Eines der beeindruckendsten Bilder, die ich kenne:

Hier ist Raum für Werke, die das Zusammenspiel zwischen Literatur & anderen Künsten betonen, etwa Inspirationsfotos, fiktive Postkarten
Louisa

Beitragvon Louisa » 01.06.2006, 22:58

Liebe Kunstexperten,
wenden wir uns heute einem weiteren Meisterwerk zu: Es handelt sich um das Bild "Melancholia" vom polnischen Maler Jacek Malczewski.

Das Bild wurde 1894 gemalt. Man muss es sicherlich im historischen Hintergrund der verschiedenen polnischen Aufstände gegenüber der Besatzungsmacht Russland sehen (gibt es hier Historiker?), aber es ist auch sont ein unglaubliches Gemälde.

In der Melancholie-Ausstellung stand ich (nach stundenlanger melancholischer Wanderung) eine halbe Ewigkeit davor und der Kassettenmann erzählte mir etwas über das Bild, während eine aufbäumende Melodie zu hören war...

Die Menschen, voller Energie und Tatendrang wollen nach draußen. Sie entspringen dem bild des Künstlers links hinten, sie schweben über dem Boden (weil sie seine Einbildungen sind?) und altern interessanter Weise in Richtung Fenster. Auch der Künstler selbst (mit Pinseln in der Hand) wird vor diesem Fenster, dass eine grüne, idyllische Landschaft verspricht, zurückgehalten.

Sie bleiben alle vor der dunklen Melancholie stehen, die sie daran hindert nach draußen zu eilen.


Melancholiker stehen wohl gerne am Fenster O:) .

Das war meine lückenhafte Interpretation. Mich interessiert sehr, was ihr von diesem Werk denkt!

Ich freue mich auf eure Empfindungen und Eindrücke!

Staunende Grüße, louisa

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 02.06.2006, 11:15

Liebe Louisa,

für mich meiner Ankerpunkte, durch die ich das Bild verstehe:

Der Maler ist abgewandt...

Die unglaubliche Menge an menschentraube = unerhörte Anstregungen in sich selbst..die trotz der größten Stürme nichts vermögen...

Alle sind Männer (Jungen) , bis auf Melancholia...

es gibt eine Hierarchie in dem Pulk, wer es schafft dem Fenster am nächsten zu kommen, die mir nach Weisheit und Impulsivität gegliedert scheint

Das fenster ist einen Spalt offen...das sit schlimmer, als wenn es geschlossen wäre...


Melancholie nährt sich dadurch, dass sie Wünsche schafft, die nicht erfüllbar sind...daher der unglaublich große Aufwand.

Aus diesem Grund liebe ich Stifters "Nachsommer", der für mich (völlig unliteraturwissenschaftlich) nur von ihm selbst erzählt...die Welt des Romans ist ein einziger solcher Aufwand wie in dem Bild...

Louisa

Beitragvon Louisa » 02.06.2006, 14:34

Danke Lisa!

-Das hast Du schön und schlau erklärt. Ist man wirklich nur melancholisch, weil man sich eine Wirklichkeit ausmalt, die nicht erfüllbar ist?

-Andererseits könntest Du recht haben, weil (so der Kassettenmann) besonders kreative Menschen zur Melancholie und Depression neigen. Deshalb hieß die Austellung ja auch: "Melancholie - Genie und Wahnsinn in der Kunst".

Es gibt bestimmt viele Varianten, dieses Gefühl zu umschreiben. Einst übersetzte es jemand mit "Schwermut", was ja vielleicht auch etwas Positives ist (manchmal).

Was meinst Du?

Liebe Grüße, louisa


Nach langer Zeit wieder eine kleine private Botschaft an Monsieur Morgenrot: Gefällt Dir das Bild? Sicher hast Du Dir schon viele schlaue Gedanken in Deinem schönen Köpflein gewoben. Ist etwas Schlimmes passiert? Der "vertraute Fremde" lässt gar nichts mehr von sich hören. Ich weiß nicht wie ich das deuten soll, aber es macht mir Angst. Du darfst aber keine Angst haben. Der "greise Mann mit seinem weißen Schnurrbart" hat ganz bestimmt recht. Bald wird es wieder besser werden. Auch weil ich mir das so sehr wünsche...so ungerecht kann die Welt doch gar nicht sein. In meinem Kopf bist Du immer noch überall und es lässt sich nichts daran ändern. Wieso weiß ich auch nicht. Hast Du gestern Nacht auch den Nebel gesehen (das wäre ein Gedicht wert). Du musst immer weiter aus dem Hoffnungsbrunnen schöpfen! Er ist nie leer. Heute werde ich ins Kino mitgeschleift, aber ich werde auch dort immer bei Dir sein. Schau Dir die Wolken an und vergleiche sie mit anderen Dingen (das macht Spaß). Vielleicht höre ich Dein Klacken ja irgendwann wieder. Ich habe einen langen Geduldsfaden und bald tragen wir wieder die Sonnenkleider. Habe einen traumvollen, leichten Tag, m. s. D. !


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